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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

Allesina usw. im Jahre 1910 in der vor¬
genannten Zeitschrift abgedruckt und bestreitet
eine jüdische Herkunft durchaus.

5. von Passavant.

Der "Semigotha"
(S. 476) läßt dieses Geschlecht "aus dem
Stamme Zebulon" und "aus Burgund im
achtzehnten Jahrhundert getauft nach Frank¬
furt gekommen" sein. Kiefer stellt fest, daß
sie seit 1694 schon in Basel ansässig sind
und von da nach Hanau und Frankfurt
kamen. Sie würden dem Burgundischen
Uradel zugezählt. Im "Gothaischen Genea¬
logischen Taschenbuch der Briefadeligen
Häuser" (Jahrg. 1908, S. 749) geht die
Stammreihe bis auf Louis de Passavant,
1528, zurück, dessen Sohn Nicolas im Jahre
1569 in Burgund geboren ist, so daß
eine jüdische Abstammung ausgeschlossen er¬
scheint.

Eine etwas eingehendere Behandlung er¬
fordert nun noch das Geschlecht Mester zu
Frankfurt a. M. Der "Semigotha" behandelt
allerdings dieses Geschlecht als solches nicht,
denn er weiß nicht, daß jüngst in Preußen
Adelsverleihungen an Mitglieder des Ge¬
schlechtes erfolgten. Diese stammen sämtlich
von Johann Friedrich Metzler, geboren 1780
zu Frankfurt n. M. Aber mittelbar dichtet
der "Semigotha" um so deutlicher den? Ge¬
schlechte Metzler eine jüdische Herkunft an,
nämlich in dem Artikel "Bethmann" auf
Seite 277. Es heißt dort: "Joh. Jakob
Bethmann, österr. Konsul zu Bordeaux, wurde
1776 nebst seinem Eidam Peter Heinr. Beth¬
mann von der Kaiserin Mar. Theresia (Wien
15. Januar 1776) geadelt -- ahnungslos, daß
beide noch mosaischen Glaubens waren, was
verborgen blieb, da beide im Auslande waren."
Nun: besagter Eidam des Johann Jakob
Bethmann war ein Mitglied des Geschlechtes
Metzler. Er hieß Peter Heinrich und nannte
sich seit seiner Vermählung: "Bethmnnn-
Metzler". Es liegt also hier eine den: Namen
"Bethmann-Hollweg" völlig gleichartige Na-
mensbildung vor. Daß die Bethmann, und
mit ihnen Johann Jakob Bethmann zu Bor¬
deaux, keine Judenabkömmlinge waren, habe
ich ausreichend dargetan. Wie aber steht es
mit den Metzler? Sind da die "Gelehrten"
des "Semigotha" vielleicht im Rechte?

[Spaltenumbruch]

Der älteste, bekannte Ahnherr der Metzler
ist: Valentin Metzler, Pfarrer zu schickten,
gestorben 1608. Dessen Sohn war: Samuel,
Pfarrer zu Schlettau, gestorben 1633. Dieses
Samuel Sohn hieß wiederum Samuel und
starb 1681 als Pfarrer zu Cranzcchl. Vom
letztgenannten stammte Benjamin, geboren
1660 zu Cranzcchl, der Frankfurter Bürger
Wurde, dort ein Bankgeschäft begründet hat
und 1686 daselbst auch gestorben ist. Ben¬
jamins Sohn war Johann Jeremias, ge¬
storben 1743; des Johann Jeremias Sohn
War Wilhelm Peter, der 1762 zu Bordeaux
gestorben ist, und des Wilhelm Peter Sohn
endlich war der vorerwähnte Peter Heinrich,
der zu Bordeaux im Jahre 1744 zur Welt
kam. Er ist der Ahnherr des heutigen Ge¬
schlechtes "de Bethmann" zu Bordeaux, Man
sieht also ohne weiteres, daß von einer jü¬
dischen Herkunft des Geschlechtes Metzler gar
nicht die Rede sein kann.

Die vorstehenden Daten sind, von Valentin
bis auf Benjamin Metzler einschließlich, von
Karl Kiefer im "Deutschen Herold" des
Jahres 1909 veröffentlicht. Die Zwischen¬
glieder bis auf Peter Heinrich hat er mir
inzwischen persönlich nachgewiesen.

Die christliche Herkunft der Metzler ist
nun endlich auch für die Zusammensetzung
der Ahnentafel des Reichskanzlers Dr. Thco-
vald von Bcthmlmn-Hollwcg wichtig, denn
auch er hat einen Tropfen Metzlerschen Blutes
in seinen Adern. Dieser Tropfen kommt, um
es ganz kurz auszudrücken, daher, daß des
Reichskanzlers Urgroßvater: Johann Jakvv
Hollweg, gestorben 1808, seinerseits eine
Christine Barbara Metzler, gestorben 1742,
zur mütterlichen Großmutter hatte. Und diese
Christine Barbara Metzler war ihrerseits eine
Tochter des oben erwähnten Benjamin Metzler,
des Begründers des gleichnamigen Bank¬
hauses. Ich erwähne diese Tatsache nicht
etwa in dem Gedanken, damit etwas neues
beizubringen, sondern im Gegenteil, um auch
hiermit zu beweisen, daß die Ahncnschaft des
Reichskanzlers bereits in einer Weise unter¬
sucht worden ist, wie vielleicht keine andere
eines unserer Zeitgenossen, naturgemäß mit
Ausnahme regierender Herren I Dr. Stephan Rekulc von Strcrdonitz

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Allesina usw. im Jahre 1910 in der vor¬
genannten Zeitschrift abgedruckt und bestreitet
eine jüdische Herkunft durchaus.

5. von Passavant.

Der „Semigotha"
(S. 476) läßt dieses Geschlecht „aus dem
Stamme Zebulon" und „aus Burgund im
achtzehnten Jahrhundert getauft nach Frank¬
furt gekommen" sein. Kiefer stellt fest, daß
sie seit 1694 schon in Basel ansässig sind
und von da nach Hanau und Frankfurt
kamen. Sie würden dem Burgundischen
Uradel zugezählt. Im „Gothaischen Genea¬
logischen Taschenbuch der Briefadeligen
Häuser" (Jahrg. 1908, S. 749) geht die
Stammreihe bis auf Louis de Passavant,
1528, zurück, dessen Sohn Nicolas im Jahre
1569 in Burgund geboren ist, so daß
eine jüdische Abstammung ausgeschlossen er¬
scheint.

Eine etwas eingehendere Behandlung er¬
fordert nun noch das Geschlecht Mester zu
Frankfurt a. M. Der „Semigotha" behandelt
allerdings dieses Geschlecht als solches nicht,
denn er weiß nicht, daß jüngst in Preußen
Adelsverleihungen an Mitglieder des Ge¬
schlechtes erfolgten. Diese stammen sämtlich
von Johann Friedrich Metzler, geboren 1780
zu Frankfurt n. M. Aber mittelbar dichtet
der „Semigotha" um so deutlicher den? Ge¬
schlechte Metzler eine jüdische Herkunft an,
nämlich in dem Artikel „Bethmann" auf
Seite 277. Es heißt dort: „Joh. Jakob
Bethmann, österr. Konsul zu Bordeaux, wurde
1776 nebst seinem Eidam Peter Heinr. Beth¬
mann von der Kaiserin Mar. Theresia (Wien
15. Januar 1776) geadelt — ahnungslos, daß
beide noch mosaischen Glaubens waren, was
verborgen blieb, da beide im Auslande waren."
Nun: besagter Eidam des Johann Jakob
Bethmann war ein Mitglied des Geschlechtes
Metzler. Er hieß Peter Heinrich und nannte
sich seit seiner Vermählung: „Bethmnnn-
Metzler". Es liegt also hier eine den: Namen
„Bethmann-Hollweg" völlig gleichartige Na-
mensbildung vor. Daß die Bethmann, und
mit ihnen Johann Jakob Bethmann zu Bor¬
deaux, keine Judenabkömmlinge waren, habe
ich ausreichend dargetan. Wie aber steht es
mit den Metzler? Sind da die „Gelehrten"
des „Semigotha" vielleicht im Rechte?

[Spaltenumbruch]

Der älteste, bekannte Ahnherr der Metzler
ist: Valentin Metzler, Pfarrer zu schickten,
gestorben 1608. Dessen Sohn war: Samuel,
Pfarrer zu Schlettau, gestorben 1633. Dieses
Samuel Sohn hieß wiederum Samuel und
starb 1681 als Pfarrer zu Cranzcchl. Vom
letztgenannten stammte Benjamin, geboren
1660 zu Cranzcchl, der Frankfurter Bürger
Wurde, dort ein Bankgeschäft begründet hat
und 1686 daselbst auch gestorben ist. Ben¬
jamins Sohn war Johann Jeremias, ge¬
storben 1743; des Johann Jeremias Sohn
War Wilhelm Peter, der 1762 zu Bordeaux
gestorben ist, und des Wilhelm Peter Sohn
endlich war der vorerwähnte Peter Heinrich,
der zu Bordeaux im Jahre 1744 zur Welt
kam. Er ist der Ahnherr des heutigen Ge¬
schlechtes „de Bethmann" zu Bordeaux, Man
sieht also ohne weiteres, daß von einer jü¬
dischen Herkunft des Geschlechtes Metzler gar
nicht die Rede sein kann.

Die vorstehenden Daten sind, von Valentin
bis auf Benjamin Metzler einschließlich, von
Karl Kiefer im „Deutschen Herold" des
Jahres 1909 veröffentlicht. Die Zwischen¬
glieder bis auf Peter Heinrich hat er mir
inzwischen persönlich nachgewiesen.

Die christliche Herkunft der Metzler ist
nun endlich auch für die Zusammensetzung
der Ahnentafel des Reichskanzlers Dr. Thco-
vald von Bcthmlmn-Hollwcg wichtig, denn
auch er hat einen Tropfen Metzlerschen Blutes
in seinen Adern. Dieser Tropfen kommt, um
es ganz kurz auszudrücken, daher, daß des
Reichskanzlers Urgroßvater: Johann Jakvv
Hollweg, gestorben 1808, seinerseits eine
Christine Barbara Metzler, gestorben 1742,
zur mütterlichen Großmutter hatte. Und diese
Christine Barbara Metzler war ihrerseits eine
Tochter des oben erwähnten Benjamin Metzler,
des Begründers des gleichnamigen Bank¬
hauses. Ich erwähne diese Tatsache nicht
etwa in dem Gedanken, damit etwas neues
beizubringen, sondern im Gegenteil, um auch
hiermit zu beweisen, daß die Ahncnschaft des
Reichskanzlers bereits in einer Weise unter¬
sucht worden ist, wie vielleicht keine andere
eines unserer Zeitgenossen, naturgemäß mit
Ausnahme regierender Herren I Dr. Stephan Rekulc von Strcrdonitz

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[0587] Maßgebliches und Unmaßgebliches Allesina usw. im Jahre 1910 in der vor¬ genannten Zeitschrift abgedruckt und bestreitet eine jüdische Herkunft durchaus. 5. von Passavant. Der „Semigotha" (S. 476) läßt dieses Geschlecht „aus dem Stamme Zebulon" und „aus Burgund im achtzehnten Jahrhundert getauft nach Frank¬ furt gekommen" sein. Kiefer stellt fest, daß sie seit 1694 schon in Basel ansässig sind und von da nach Hanau und Frankfurt kamen. Sie würden dem Burgundischen Uradel zugezählt. Im „Gothaischen Genea¬ logischen Taschenbuch der Briefadeligen Häuser" (Jahrg. 1908, S. 749) geht die Stammreihe bis auf Louis de Passavant, 1528, zurück, dessen Sohn Nicolas im Jahre 1569 in Burgund geboren ist, so daß eine jüdische Abstammung ausgeschlossen er¬ scheint. Eine etwas eingehendere Behandlung er¬ fordert nun noch das Geschlecht Mester zu Frankfurt a. M. Der „Semigotha" behandelt allerdings dieses Geschlecht als solches nicht, denn er weiß nicht, daß jüngst in Preußen Adelsverleihungen an Mitglieder des Ge¬ schlechtes erfolgten. Diese stammen sämtlich von Johann Friedrich Metzler, geboren 1780 zu Frankfurt n. M. Aber mittelbar dichtet der „Semigotha" um so deutlicher den? Ge¬ schlechte Metzler eine jüdische Herkunft an, nämlich in dem Artikel „Bethmann" auf Seite 277. Es heißt dort: „Joh. Jakob Bethmann, österr. Konsul zu Bordeaux, wurde 1776 nebst seinem Eidam Peter Heinr. Beth¬ mann von der Kaiserin Mar. Theresia (Wien 15. Januar 1776) geadelt — ahnungslos, daß beide noch mosaischen Glaubens waren, was verborgen blieb, da beide im Auslande waren." Nun: besagter Eidam des Johann Jakob Bethmann war ein Mitglied des Geschlechtes Metzler. Er hieß Peter Heinrich und nannte sich seit seiner Vermählung: „Bethmnnn- Metzler". Es liegt also hier eine den: Namen „Bethmann-Hollweg" völlig gleichartige Na- mensbildung vor. Daß die Bethmann, und mit ihnen Johann Jakob Bethmann zu Bor¬ deaux, keine Judenabkömmlinge waren, habe ich ausreichend dargetan. Wie aber steht es mit den Metzler? Sind da die „Gelehrten" des „Semigotha" vielleicht im Rechte? Der älteste, bekannte Ahnherr der Metzler ist: Valentin Metzler, Pfarrer zu schickten, gestorben 1608. Dessen Sohn war: Samuel, Pfarrer zu Schlettau, gestorben 1633. Dieses Samuel Sohn hieß wiederum Samuel und starb 1681 als Pfarrer zu Cranzcchl. Vom letztgenannten stammte Benjamin, geboren 1660 zu Cranzcchl, der Frankfurter Bürger Wurde, dort ein Bankgeschäft begründet hat und 1686 daselbst auch gestorben ist. Ben¬ jamins Sohn war Johann Jeremias, ge¬ storben 1743; des Johann Jeremias Sohn War Wilhelm Peter, der 1762 zu Bordeaux gestorben ist, und des Wilhelm Peter Sohn endlich war der vorerwähnte Peter Heinrich, der zu Bordeaux im Jahre 1744 zur Welt kam. Er ist der Ahnherr des heutigen Ge¬ schlechtes „de Bethmann" zu Bordeaux, Man sieht also ohne weiteres, daß von einer jü¬ dischen Herkunft des Geschlechtes Metzler gar nicht die Rede sein kann. Die vorstehenden Daten sind, von Valentin bis auf Benjamin Metzler einschließlich, von Karl Kiefer im „Deutschen Herold" des Jahres 1909 veröffentlicht. Die Zwischen¬ glieder bis auf Peter Heinrich hat er mir inzwischen persönlich nachgewiesen. Die christliche Herkunft der Metzler ist nun endlich auch für die Zusammensetzung der Ahnentafel des Reichskanzlers Dr. Thco- vald von Bcthmlmn-Hollwcg wichtig, denn auch er hat einen Tropfen Metzlerschen Blutes in seinen Adern. Dieser Tropfen kommt, um es ganz kurz auszudrücken, daher, daß des Reichskanzlers Urgroßvater: Johann Jakvv Hollweg, gestorben 1808, seinerseits eine Christine Barbara Metzler, gestorben 1742, zur mütterlichen Großmutter hatte. Und diese Christine Barbara Metzler war ihrerseits eine Tochter des oben erwähnten Benjamin Metzler, des Begründers des gleichnamigen Bank¬ hauses. Ich erwähne diese Tatsache nicht etwa in dem Gedanken, damit etwas neues beizubringen, sondern im Gegenteil, um auch hiermit zu beweisen, daß die Ahncnschaft des Reichskanzlers bereits in einer Weise unter¬ sucht worden ist, wie vielleicht keine andere eines unserer Zeitgenossen, naturgemäß mit Ausnahme regierender Herren I Dr. Stephan Rekulc von Strcrdonitz

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321746/587>, abgerufen am 24.05.2024.