Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Drei Könige

Vereinigten Staaten an, zumal fortan die Reise von New Jork dorthin kürzer
sein wird als von Deutschland oder England. Auch werden sich die Staats¬
männer von Washington durch einen so viel lebendiger gestalteten Verkehr
amerikanischer Schiffe im Auslande genötigt sehen, vielen Ländern eine politische
Aufmerksamkeit zuzuwenden, um die sie sich bisher kaum gekümmert haben.
Welche Folgen das haben wird, kann heute noch niemand ahnen.
Man kann aber sagen: der Schwerpunkt des Seewesens, der bisher in
England und in zweiter Linie in Deutschland lag, wird fortan stark nach den
Vereinigten Staaten abgelenkt werden. (Wir trauen indessen unsern großen
Schiffahrtsgesellschaften zu, daß sie befähigt sind, dem neuen Problem in einer
Die Schriftltg.) die deutsche Seemacht fördernden Weise beizukommen.




Drei Aönige
Or. Willy Andreas von Privatdozent

Zum "Briefwechsel zwischen König Johann von Sachsen und den
Königen Friedrich Wilhelm dem Vierten und Wilhelm dem Ersten von
Preußen". Herausgegeben von Johann Georg, Herzog von Sachsen.
Unter Mitwirkung von Hubert Ermisch. Quelle u. Meyer, Leipzig,
1911. S14 Seiten.

er Briefwechsel König Johanns von Sachsen mit den Königen
Friedrich Wilhelm dem Vierten und Wilhelm dem Ersten von
Preußen, der uns von kundiger Hand und in musterhafter Aus¬
gabe geschenkt worden ist, führt uns durch alle Epochen, die für
die Geschichte der deutschen Einigung im neunzehnten Jahrhundert
bedeutsam geworden sind. Er spiegelt ihre einzelnen Stadien im Geiste dreier
Fürsten, die völlig abgeschlossene Individualitäten waren. Sie standen sich
persönlich nahe und verkörperten doch die Überlieferungen ihres Hauses, ihres
Staates; sie hatten deren Jahrhunderte alten Gegensatz durchzufechten, bis man
in einer höheren Einheit den versöhnenden Ausgleich fand. Ein außerordentlich
reizvolles, ein schimmerndes Spiel persönlichster Beziehungen, geistiger Gemeinschaft,
politischer Wandlungen, menschlichster und staatlicher Konflikte enthüllen die
zahlreichen Briefe der drei Monarchen.

Friedrich Wilhelmi und Johann hatten die bayerischen Zwillingsschwestern
geheiratet. Es waren an die zwölf Jahre nach dem Wiener Kongreß verstrichen,
als beide miteinander die Korrespondenz anknüpften. Etwas früher schon


Drei Könige

Vereinigten Staaten an, zumal fortan die Reise von New Jork dorthin kürzer
sein wird als von Deutschland oder England. Auch werden sich die Staats¬
männer von Washington durch einen so viel lebendiger gestalteten Verkehr
amerikanischer Schiffe im Auslande genötigt sehen, vielen Ländern eine politische
Aufmerksamkeit zuzuwenden, um die sie sich bisher kaum gekümmert haben.
Welche Folgen das haben wird, kann heute noch niemand ahnen.
Man kann aber sagen: der Schwerpunkt des Seewesens, der bisher in
England und in zweiter Linie in Deutschland lag, wird fortan stark nach den
Vereinigten Staaten abgelenkt werden. (Wir trauen indessen unsern großen
Schiffahrtsgesellschaften zu, daß sie befähigt sind, dem neuen Problem in einer
Die Schriftltg.) die deutsche Seemacht fördernden Weise beizukommen.




Drei Aönige
Or. Willy Andreas von Privatdozent

Zum „Briefwechsel zwischen König Johann von Sachsen und den
Königen Friedrich Wilhelm dem Vierten und Wilhelm dem Ersten von
Preußen". Herausgegeben von Johann Georg, Herzog von Sachsen.
Unter Mitwirkung von Hubert Ermisch. Quelle u. Meyer, Leipzig,
1911. S14 Seiten.

er Briefwechsel König Johanns von Sachsen mit den Königen
Friedrich Wilhelm dem Vierten und Wilhelm dem Ersten von
Preußen, der uns von kundiger Hand und in musterhafter Aus¬
gabe geschenkt worden ist, führt uns durch alle Epochen, die für
die Geschichte der deutschen Einigung im neunzehnten Jahrhundert
bedeutsam geworden sind. Er spiegelt ihre einzelnen Stadien im Geiste dreier
Fürsten, die völlig abgeschlossene Individualitäten waren. Sie standen sich
persönlich nahe und verkörperten doch die Überlieferungen ihres Hauses, ihres
Staates; sie hatten deren Jahrhunderte alten Gegensatz durchzufechten, bis man
in einer höheren Einheit den versöhnenden Ausgleich fand. Ein außerordentlich
reizvolles, ein schimmerndes Spiel persönlichster Beziehungen, geistiger Gemeinschaft,
politischer Wandlungen, menschlichster und staatlicher Konflikte enthüllen die
zahlreichen Briefe der drei Monarchen.

Friedrich Wilhelmi und Johann hatten die bayerischen Zwillingsschwestern
geheiratet. Es waren an die zwölf Jahre nach dem Wiener Kongreß verstrichen,
als beide miteinander die Korrespondenz anknüpften. Etwas früher schon


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0608" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/323010"/>
          <fw type="header" place="top"> Drei Könige</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_3005" prev="#ID_3004"> Vereinigten Staaten an, zumal fortan die Reise von New Jork dorthin kürzer<lb/>
sein wird als von Deutschland oder England. Auch werden sich die Staats¬<lb/>
männer von Washington durch einen so viel lebendiger gestalteten Verkehr<lb/>
amerikanischer Schiffe im Auslande genötigt sehen, vielen Ländern eine politische<lb/>
Aufmerksamkeit zuzuwenden, um die sie sich bisher kaum gekümmert haben.<lb/>
Welche Folgen das haben wird, kann heute noch niemand ahnen.<lb/>
Man kann aber sagen: der Schwerpunkt des Seewesens, der bisher in<lb/>
England und in zweiter Linie in Deutschland lag, wird fortan stark nach den<lb/>
Vereinigten Staaten abgelenkt werden. (Wir trauen indessen unsern großen<lb/>
Schiffahrtsgesellschaften zu, daß sie befähigt sind, dem neuen Problem in einer<lb/><note type="byline"> Die Schriftltg.)</note> die deutsche Seemacht fördernden Weise beizukommen. </p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Drei Aönige<lb/><note type="byline"> Or. Willy Andreas</note> von Privatdozent</head><lb/>
          <p xml:id="ID_3006"> Zum &#x201E;Briefwechsel zwischen König Johann von Sachsen und den<lb/>
Königen Friedrich Wilhelm dem Vierten und Wilhelm dem Ersten von<lb/>
Preußen". Herausgegeben von Johann Georg, Herzog von Sachsen.<lb/>
Unter Mitwirkung von Hubert Ermisch. Quelle u. Meyer, Leipzig,<lb/>
1911.  S14 Seiten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3007"> er Briefwechsel König Johanns von Sachsen mit den Königen<lb/>
Friedrich Wilhelm dem Vierten und Wilhelm dem Ersten von<lb/>
Preußen, der uns von kundiger Hand und in musterhafter Aus¬<lb/>
gabe geschenkt worden ist, führt uns durch alle Epochen, die für<lb/>
die Geschichte der deutschen Einigung im neunzehnten Jahrhundert<lb/>
bedeutsam geworden sind. Er spiegelt ihre einzelnen Stadien im Geiste dreier<lb/>
Fürsten, die völlig abgeschlossene Individualitäten waren. Sie standen sich<lb/>
persönlich nahe und verkörperten doch die Überlieferungen ihres Hauses, ihres<lb/>
Staates; sie hatten deren Jahrhunderte alten Gegensatz durchzufechten, bis man<lb/>
in einer höheren Einheit den versöhnenden Ausgleich fand. Ein außerordentlich<lb/>
reizvolles, ein schimmerndes Spiel persönlichster Beziehungen, geistiger Gemeinschaft,<lb/>
politischer Wandlungen, menschlichster und staatlicher Konflikte enthüllen die<lb/>
zahlreichen Briefe der drei Monarchen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3008" next="#ID_3009"> Friedrich Wilhelmi und Johann hatten die bayerischen Zwillingsschwestern<lb/>
geheiratet. Es waren an die zwölf Jahre nach dem Wiener Kongreß verstrichen,<lb/>
als beide miteinander die Korrespondenz anknüpften.  Etwas früher schon</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0608] Drei Könige Vereinigten Staaten an, zumal fortan die Reise von New Jork dorthin kürzer sein wird als von Deutschland oder England. Auch werden sich die Staats¬ männer von Washington durch einen so viel lebendiger gestalteten Verkehr amerikanischer Schiffe im Auslande genötigt sehen, vielen Ländern eine politische Aufmerksamkeit zuzuwenden, um die sie sich bisher kaum gekümmert haben. Welche Folgen das haben wird, kann heute noch niemand ahnen. Man kann aber sagen: der Schwerpunkt des Seewesens, der bisher in England und in zweiter Linie in Deutschland lag, wird fortan stark nach den Vereinigten Staaten abgelenkt werden. (Wir trauen indessen unsern großen Schiffahrtsgesellschaften zu, daß sie befähigt sind, dem neuen Problem in einer Die Schriftltg.) die deutsche Seemacht fördernden Weise beizukommen. Drei Aönige Or. Willy Andreas von Privatdozent Zum „Briefwechsel zwischen König Johann von Sachsen und den Königen Friedrich Wilhelm dem Vierten und Wilhelm dem Ersten von Preußen". Herausgegeben von Johann Georg, Herzog von Sachsen. Unter Mitwirkung von Hubert Ermisch. Quelle u. Meyer, Leipzig, 1911. S14 Seiten. er Briefwechsel König Johanns von Sachsen mit den Königen Friedrich Wilhelm dem Vierten und Wilhelm dem Ersten von Preußen, der uns von kundiger Hand und in musterhafter Aus¬ gabe geschenkt worden ist, führt uns durch alle Epochen, die für die Geschichte der deutschen Einigung im neunzehnten Jahrhundert bedeutsam geworden sind. Er spiegelt ihre einzelnen Stadien im Geiste dreier Fürsten, die völlig abgeschlossene Individualitäten waren. Sie standen sich persönlich nahe und verkörperten doch die Überlieferungen ihres Hauses, ihres Staates; sie hatten deren Jahrhunderte alten Gegensatz durchzufechten, bis man in einer höheren Einheit den versöhnenden Ausgleich fand. Ein außerordentlich reizvolles, ein schimmerndes Spiel persönlichster Beziehungen, geistiger Gemeinschaft, politischer Wandlungen, menschlichster und staatlicher Konflikte enthüllen die zahlreichen Briefe der drei Monarchen. Friedrich Wilhelmi und Johann hatten die bayerischen Zwillingsschwestern geheiratet. Es waren an die zwölf Jahre nach dem Wiener Kongreß verstrichen, als beide miteinander die Korrespondenz anknüpften. Etwas früher schon

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_322400
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_322400/608
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_322400/608>, abgerufen am 08.05.2024.