Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Drittes Vierteljahr.Zentrums - Aolonialpolitik unter Vismarck v Maximilian von Hagen on in me im Vergleich zu den anderen Parteien ganz besondere Stellung *) Vgl. meinen Artikel über "Bismarcks Stellung zur äußeren Mission" in Heft öl der Grenzboten von 1912. **) Vgl, die köstliche Karikatur bei Hüsgen, Ludwig Windthorst. Dritte Auflage. Köln
1911. Seite 331. Zentrums - Aolonialpolitik unter Vismarck v Maximilian von Hagen on in me im Vergleich zu den anderen Parteien ganz besondere Stellung *) Vgl. meinen Artikel über „Bismarcks Stellung zur äußeren Mission" in Heft öl der Grenzboten von 1912. **) Vgl, die köstliche Karikatur bei Hüsgen, Ludwig Windthorst. Dritte Auflage. Köln
1911. Seite 331. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0274" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/326444"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341897_326169/figures/grenzboten_341897_326169_326444_000.jpg"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Zentrums - Aolonialpolitik unter Vismarck<lb/> v<note type="byline"> Maximilian von Hagen </note> on in</head><lb/> <p xml:id="ID_1260" next="#ID_1261"> me im Vergleich zu den anderen Parteien ganz besondere Stellung<lb/> zu den Anfängen unserer Kolonialpolitik nahm das Zentrum ein.<lb/> Anfangs reserviert, wenn auch aus Rücksicht auf die missions¬<lb/> freundlichen Kreise des katholischen Deutschland keineswegs prin¬<lb/> zipiell dagegen, machte es seine Konzessionen wie in allen staat¬<lb/> lichen Fragen von den kirchenpolitischen Dingen abhängig*). Es stimmte<lb/> dementsprechend je nach Lage des Kulturkampfes, den es immer wieder drohend<lb/> ausspielte, für oder wider die neue Politik, freilich niemals ohne Einschränkungen<lb/> und Hintertüren. Sobald humanitäre Fragen hineinspielten, wie die Sklaven-<lb/> und Missionsfrage, die den Idealen des Katholizismus förderlich erschienen,<lb/> näherte es sich dem Standpunkt der Regierung. Im Frühjahr 1885 erklärte<lb/> es sich sogar „voll und ganz dabei, wenn es sich darum handle, eine gesunde,<lb/> nicht abenteuerliche Kolonialpolitik ins Werk zu setzen. . . und die Ehre des<lb/> Deutschen Reiches zu wahren". Der kirchliche Charakter der Partei zwang aber<lb/> dieselbe immer wieder, auch eine so außerhalb aller Parteipolitik stehende<lb/> nationale Frage wie die Kolonialpolitik mit internationalen Maßen zu messen.<lb/> Schon bei der Beratung des Freundschaftsvertrages mit Samoa im Sommer<lb/> 1879 klagte das Zentrum, daß die Erwerbung des den Samoanern gewährten<lb/> Bürgerrechtes deutschen Katholiken freiere Religionsübung gewähren würde, als<lb/> sie preußischen Staatsbürgern erreichbar seil!**) Als dann in der Herbstsesston<lb/> 1885 die Jnterpellation Reichensperger über die Zulassung der Jesuitenorden<lb/> in den Kolonien von Bismarck abschlägig beantwortet wurde, was eine lebhafte<lb/> Debatte zwischen dem Kanzler einerseits und Reichensperger, Rintelen und Windthorst<lb/> andrerseits zur Folge hatte, da drohte der Kulturkampf, wie wir früher gesehen<lb/> haben, von neuem auszubrechen und auch die Kolonialpolitik zu gefährden.</p><lb/> <note xml:id="FID_110" place="foot"> *) Vgl. meinen Artikel über „Bismarcks Stellung zur äußeren Mission" in Heft öl der<lb/> Grenzboten von 1912.</note><lb/> <note xml:id="FID_111" place="foot"> **) Vgl, die köstliche Karikatur bei Hüsgen, Ludwig Windthorst. Dritte Auflage. Köln<lb/> 1911. Seite 331.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0274]
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Zentrums - Aolonialpolitik unter Vismarck
v Maximilian von Hagen on in
me im Vergleich zu den anderen Parteien ganz besondere Stellung
zu den Anfängen unserer Kolonialpolitik nahm das Zentrum ein.
Anfangs reserviert, wenn auch aus Rücksicht auf die missions¬
freundlichen Kreise des katholischen Deutschland keineswegs prin¬
zipiell dagegen, machte es seine Konzessionen wie in allen staat¬
lichen Fragen von den kirchenpolitischen Dingen abhängig*). Es stimmte
dementsprechend je nach Lage des Kulturkampfes, den es immer wieder drohend
ausspielte, für oder wider die neue Politik, freilich niemals ohne Einschränkungen
und Hintertüren. Sobald humanitäre Fragen hineinspielten, wie die Sklaven-
und Missionsfrage, die den Idealen des Katholizismus förderlich erschienen,
näherte es sich dem Standpunkt der Regierung. Im Frühjahr 1885 erklärte
es sich sogar „voll und ganz dabei, wenn es sich darum handle, eine gesunde,
nicht abenteuerliche Kolonialpolitik ins Werk zu setzen. . . und die Ehre des
Deutschen Reiches zu wahren". Der kirchliche Charakter der Partei zwang aber
dieselbe immer wieder, auch eine so außerhalb aller Parteipolitik stehende
nationale Frage wie die Kolonialpolitik mit internationalen Maßen zu messen.
Schon bei der Beratung des Freundschaftsvertrages mit Samoa im Sommer
1879 klagte das Zentrum, daß die Erwerbung des den Samoanern gewährten
Bürgerrechtes deutschen Katholiken freiere Religionsübung gewähren würde, als
sie preußischen Staatsbürgern erreichbar seil!**) Als dann in der Herbstsesston
1885 die Jnterpellation Reichensperger über die Zulassung der Jesuitenorden
in den Kolonien von Bismarck abschlägig beantwortet wurde, was eine lebhafte
Debatte zwischen dem Kanzler einerseits und Reichensperger, Rintelen und Windthorst
andrerseits zur Folge hatte, da drohte der Kulturkampf, wie wir früher gesehen
haben, von neuem auszubrechen und auch die Kolonialpolitik zu gefährden.
*) Vgl. meinen Artikel über „Bismarcks Stellung zur äußeren Mission" in Heft öl der
Grenzboten von 1912.
**) Vgl, die köstliche Karikatur bei Hüsgen, Ludwig Windthorst. Dritte Auflage. Köln
1911. Seite 331.
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