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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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I. G. Fichtes Werke in sechs Bänden (Aus¬
wahl) sind im Verlage von Felix Meiner,
Leipzig (kompt. brosch. 36 Mark, in Halbfranz
45 Mark) erschienen. Der gleiche Verlag
hat auch Einzelansgaben verschiedener Werke
veranstaltet, die geeignet sind, die Kenntnis
Fichtescher Ideen in weite Kreise zu tragen,
u, c>, die "Reden an die deutsche Nation",
(brosch. 2 Mark), "Fichte und Forberg, Die
philosophischen Schriften zum Atheismusstreit"
(brosch. 2 Mark), "Die Anweisung zum seligen
Leben" (brosch. 2,50 Mary, "Das System
der Sittenlehre nach den Prinzipien der
Wissenschaftslehre" (brosch. 3,S0 Mail) und
"Die Bestimmung des Menschen" (brosch.
1,S0 Mark). Die Herausgabe hat Fritz
Medicus besorgt, auch hat er mehrere Bände
eingeleitet.

Jugendpflege

Die Pfadfmderbcwe-pag i" d,r Schweiz.
Die vor eiwa vier Jahren in England durch
General Baden-Powell in das Leben ge¬
rufene großartige Jugendbewegung der Pfad¬
finder hat auch bald auf dem Kontinent in
den verschiedensten Ländern festen Fuß gefaßt.
JmJnni deSJahres 1912 ist auch ein Schweizer
Pfadfinderbund gegründet worden, der schon
mehrere tausend Knaben und Mädchen um¬
faßt. Gerade in der Schweiz mußte sich diese
Art erzieherischer Jugendfürsorge unter schwie¬
rigen Verhältnissen durchsetzen, denn dort
wirken schon seit vielen Jahren die verschiedensten
Einrichtungen im Dienste einer körperlichen
Ertüchtigung der heranwachsenden Jugend.
Die Turm- und Schützenvereine, der mili¬
tärische Vorunterricht und die Kadettenlorps
sind alle tätig im Sinne einer militärischen
Vorbereitung zur erhöhten Feldtüchtigkeit und
eines inneren Ausbaues des eidgenössischen
BottsheereS. Sie nehmen aus diesem Grunde
auch alle in ihrer vaterländischen Wirksamkeit
Rücksicht auf die Bedürfnisse des militärischen
Lebens und auf die Hinweise der hervor¬
ragenden soldatischen Führer. Der schwei¬
zerische Pfadfinderbund lehnt im Gegensatz zu
allen anderen Organisationen ähnlicher Art
streng und deutlich eine Betonung des mili¬
tärischen Standpunktes ab und stellt den
großen Gedanken des Schöpfers dieser Er¬

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ziehungsform, die Heranbildung und Stärkung
eines bewußten und edlen Charakters, als
allererste Aufgabe obenan. Inmitten der über¬
reichen Herrlichkeiten des schweizerischen Ge-
birgslandes wollen die Führer ihre Knaben
in zielbewußtem, planvollen und ernstem
Schaffen zu einer Arbeitsgemeinschaft zu¬
sammenschweißen und so die Interessen des
einzelnen hinter diejenigen der Gesamtheit
zurückstellen.

In der Schweiz hatte diese Bewegung
ihren impulsiver Ursprung innerhalb der Reihen
der Christlichen Vereine junger Männer in
der Südschweiz genommen. Auch in anderen
Landesteilen bildeten sich unter der eifrigen
und hingebenden Leitung von Männern, die
den großen erzieherischen Wert der Pfadfmder-
bewegung erkannt hatten, einzelne Gruppen.
Durch die nationale Selbständigkeit der Kan¬
tone hatten die Abteilungen im Anfang ein
recht verschiedenes Gepräge. Die Bewegung
konnte erst erstarken, als es einem Zentral¬
komitee gelang, die bestehenden Gründungen
unter allgemein anerkannten Grundsätzen zu
einer höheren Einheit zu sammeln. Den
schon bestehenden Gruppen durfte von ihrem
durch die Entwicklung gerechtfertigten Cha¬
rakter nichts genommen werden; aber doch
war eine Zusammenfassung, um ein Zer¬
splittern zu verhindern, eine große Not¬
wendigkeit.

Jede Pfadfinderbewegung besteht aus einer
oder mehreren "Patrouillen" von jeweils acht
Jungen. Die ganze Abteilung wird von einem
"Jnstruktor" (Oberfeldmeister) geführt, der
seinerseits aus der Zahl der Leute für jede
Patrouille einenPatrouillenführer(Feldmeister>
bestimmt. DiePatrouille ist eine für immer fest-
gefügteUntereinheit, deren Mitglieder nichtohne
weiteres in eine andere Patrouille übertreten
können. Eine solche Änderung darf nur mit
Willen des Jnstrultors geschehen. Der Ein¬
tritt der Jungen in den Kreis der Pfadfinder
kann erst nach bestandenen Aspiranteneramen
erfolgen, in dessen Verlauf er über den tieferen
Sinn und den Inhalt der Pfadfindergesetze
Auskunft erteilen muß. Gleichzeitig soll ein
dem Jnstruktor vorgelegter selbstgefertigier
Gegenstand Zeugnis ablegen von einem ge¬
wissen Grade gewöhnlicher Handfertigkeit.
Dann erst wird der Knabe mit feierlichem

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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I. G. Fichtes Werke in sechs Bänden (Aus¬
wahl) sind im Verlage von Felix Meiner,
Leipzig (kompt. brosch. 36 Mark, in Halbfranz
45 Mark) erschienen. Der gleiche Verlag
hat auch Einzelansgaben verschiedener Werke
veranstaltet, die geeignet sind, die Kenntnis
Fichtescher Ideen in weite Kreise zu tragen,
u, c>, die „Reden an die deutsche Nation",
(brosch. 2 Mark), „Fichte und Forberg, Die
philosophischen Schriften zum Atheismusstreit"
(brosch. 2 Mark), „Die Anweisung zum seligen
Leben" (brosch. 2,50 Mary, „Das System
der Sittenlehre nach den Prinzipien der
Wissenschaftslehre" (brosch. 3,S0 Mail) und
„Die Bestimmung des Menschen" (brosch.
1,S0 Mark). Die Herausgabe hat Fritz
Medicus besorgt, auch hat er mehrere Bände
eingeleitet.

Jugendpflege

Die Pfadfmderbcwe-pag i« d,r Schweiz.
Die vor eiwa vier Jahren in England durch
General Baden-Powell in das Leben ge¬
rufene großartige Jugendbewegung der Pfad¬
finder hat auch bald auf dem Kontinent in
den verschiedensten Ländern festen Fuß gefaßt.
JmJnni deSJahres 1912 ist auch ein Schweizer
Pfadfinderbund gegründet worden, der schon
mehrere tausend Knaben und Mädchen um¬
faßt. Gerade in der Schweiz mußte sich diese
Art erzieherischer Jugendfürsorge unter schwie¬
rigen Verhältnissen durchsetzen, denn dort
wirken schon seit vielen Jahren die verschiedensten
Einrichtungen im Dienste einer körperlichen
Ertüchtigung der heranwachsenden Jugend.
Die Turm- und Schützenvereine, der mili¬
tärische Vorunterricht und die Kadettenlorps
sind alle tätig im Sinne einer militärischen
Vorbereitung zur erhöhten Feldtüchtigkeit und
eines inneren Ausbaues des eidgenössischen
BottsheereS. Sie nehmen aus diesem Grunde
auch alle in ihrer vaterländischen Wirksamkeit
Rücksicht auf die Bedürfnisse des militärischen
Lebens und auf die Hinweise der hervor¬
ragenden soldatischen Führer. Der schwei¬
zerische Pfadfinderbund lehnt im Gegensatz zu
allen anderen Organisationen ähnlicher Art
streng und deutlich eine Betonung des mili¬
tärischen Standpunktes ab und stellt den
großen Gedanken des Schöpfers dieser Er¬

[Spaltenumbruch]

ziehungsform, die Heranbildung und Stärkung
eines bewußten und edlen Charakters, als
allererste Aufgabe obenan. Inmitten der über¬
reichen Herrlichkeiten des schweizerischen Ge-
birgslandes wollen die Führer ihre Knaben
in zielbewußtem, planvollen und ernstem
Schaffen zu einer Arbeitsgemeinschaft zu¬
sammenschweißen und so die Interessen des
einzelnen hinter diejenigen der Gesamtheit
zurückstellen.

In der Schweiz hatte diese Bewegung
ihren impulsiver Ursprung innerhalb der Reihen
der Christlichen Vereine junger Männer in
der Südschweiz genommen. Auch in anderen
Landesteilen bildeten sich unter der eifrigen
und hingebenden Leitung von Männern, die
den großen erzieherischen Wert der Pfadfmder-
bewegung erkannt hatten, einzelne Gruppen.
Durch die nationale Selbständigkeit der Kan¬
tone hatten die Abteilungen im Anfang ein
recht verschiedenes Gepräge. Die Bewegung
konnte erst erstarken, als es einem Zentral¬
komitee gelang, die bestehenden Gründungen
unter allgemein anerkannten Grundsätzen zu
einer höheren Einheit zu sammeln. Den
schon bestehenden Gruppen durfte von ihrem
durch die Entwicklung gerechtfertigten Cha¬
rakter nichts genommen werden; aber doch
war eine Zusammenfassung, um ein Zer¬
splittern zu verhindern, eine große Not¬
wendigkeit.

Jede Pfadfinderbewegung besteht aus einer
oder mehreren „Patrouillen" von jeweils acht
Jungen. Die ganze Abteilung wird von einem
„Jnstruktor" (Oberfeldmeister) geführt, der
seinerseits aus der Zahl der Leute für jede
Patrouille einenPatrouillenführer(Feldmeister>
bestimmt. DiePatrouille ist eine für immer fest-
gefügteUntereinheit, deren Mitglieder nichtohne
weiteres in eine andere Patrouille übertreten
können. Eine solche Änderung darf nur mit
Willen des Jnstrultors geschehen. Der Ein¬
tritt der Jungen in den Kreis der Pfadfinder
kann erst nach bestandenen Aspiranteneramen
erfolgen, in dessen Verlauf er über den tieferen
Sinn und den Inhalt der Pfadfindergesetze
Auskunft erteilen muß. Gleichzeitig soll ein
dem Jnstruktor vorgelegter selbstgefertigier
Gegenstand Zeugnis ablegen von einem ge¬
wissen Grade gewöhnlicher Handfertigkeit.
Dann erst wird der Knabe mit feierlichem

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[0152] Maßgebliches und Unmaßgebliches I. G. Fichtes Werke in sechs Bänden (Aus¬ wahl) sind im Verlage von Felix Meiner, Leipzig (kompt. brosch. 36 Mark, in Halbfranz 45 Mark) erschienen. Der gleiche Verlag hat auch Einzelansgaben verschiedener Werke veranstaltet, die geeignet sind, die Kenntnis Fichtescher Ideen in weite Kreise zu tragen, u, c>, die „Reden an die deutsche Nation", (brosch. 2 Mark), „Fichte und Forberg, Die philosophischen Schriften zum Atheismusstreit" (brosch. 2 Mark), „Die Anweisung zum seligen Leben" (brosch. 2,50 Mary, „Das System der Sittenlehre nach den Prinzipien der Wissenschaftslehre" (brosch. 3,S0 Mail) und „Die Bestimmung des Menschen" (brosch. 1,S0 Mark). Die Herausgabe hat Fritz Medicus besorgt, auch hat er mehrere Bände eingeleitet. Jugendpflege Die Pfadfmderbcwe-pag i« d,r Schweiz. Die vor eiwa vier Jahren in England durch General Baden-Powell in das Leben ge¬ rufene großartige Jugendbewegung der Pfad¬ finder hat auch bald auf dem Kontinent in den verschiedensten Ländern festen Fuß gefaßt. JmJnni deSJahres 1912 ist auch ein Schweizer Pfadfinderbund gegründet worden, der schon mehrere tausend Knaben und Mädchen um¬ faßt. Gerade in der Schweiz mußte sich diese Art erzieherischer Jugendfürsorge unter schwie¬ rigen Verhältnissen durchsetzen, denn dort wirken schon seit vielen Jahren die verschiedensten Einrichtungen im Dienste einer körperlichen Ertüchtigung der heranwachsenden Jugend. Die Turm- und Schützenvereine, der mili¬ tärische Vorunterricht und die Kadettenlorps sind alle tätig im Sinne einer militärischen Vorbereitung zur erhöhten Feldtüchtigkeit und eines inneren Ausbaues des eidgenössischen BottsheereS. Sie nehmen aus diesem Grunde auch alle in ihrer vaterländischen Wirksamkeit Rücksicht auf die Bedürfnisse des militärischen Lebens und auf die Hinweise der hervor¬ ragenden soldatischen Führer. Der schwei¬ zerische Pfadfinderbund lehnt im Gegensatz zu allen anderen Organisationen ähnlicher Art streng und deutlich eine Betonung des mili¬ tärischen Standpunktes ab und stellt den großen Gedanken des Schöpfers dieser Er¬ ziehungsform, die Heranbildung und Stärkung eines bewußten und edlen Charakters, als allererste Aufgabe obenan. Inmitten der über¬ reichen Herrlichkeiten des schweizerischen Ge- birgslandes wollen die Führer ihre Knaben in zielbewußtem, planvollen und ernstem Schaffen zu einer Arbeitsgemeinschaft zu¬ sammenschweißen und so die Interessen des einzelnen hinter diejenigen der Gesamtheit zurückstellen. In der Schweiz hatte diese Bewegung ihren impulsiver Ursprung innerhalb der Reihen der Christlichen Vereine junger Männer in der Südschweiz genommen. Auch in anderen Landesteilen bildeten sich unter der eifrigen und hingebenden Leitung von Männern, die den großen erzieherischen Wert der Pfadfmder- bewegung erkannt hatten, einzelne Gruppen. Durch die nationale Selbständigkeit der Kan¬ tone hatten die Abteilungen im Anfang ein recht verschiedenes Gepräge. Die Bewegung konnte erst erstarken, als es einem Zentral¬ komitee gelang, die bestehenden Gründungen unter allgemein anerkannten Grundsätzen zu einer höheren Einheit zu sammeln. Den schon bestehenden Gruppen durfte von ihrem durch die Entwicklung gerechtfertigten Cha¬ rakter nichts genommen werden; aber doch war eine Zusammenfassung, um ein Zer¬ splittern zu verhindern, eine große Not¬ wendigkeit. Jede Pfadfinderbewegung besteht aus einer oder mehreren „Patrouillen" von jeweils acht Jungen. Die ganze Abteilung wird von einem „Jnstruktor" (Oberfeldmeister) geführt, der seinerseits aus der Zahl der Leute für jede Patrouille einenPatrouillenführer(Feldmeister> bestimmt. DiePatrouille ist eine für immer fest- gefügteUntereinheit, deren Mitglieder nichtohne weiteres in eine andere Patrouille übertreten können. Eine solche Änderung darf nur mit Willen des Jnstrultors geschehen. Der Ein¬ tritt der Jungen in den Kreis der Pfadfinder kann erst nach bestandenen Aspiranteneramen erfolgen, in dessen Verlauf er über den tieferen Sinn und den Inhalt der Pfadfindergesetze Auskunft erteilen muß. Gleichzeitig soll ein dem Jnstruktor vorgelegter selbstgefertigier Gegenstand Zeugnis ablegen von einem ge¬ wissen Grade gewöhnlicher Handfertigkeit. Dann erst wird der Knabe mit feierlichem

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_327465/152>, abgerufen am 08.05.2024.