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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Erstes Vierteljahr.

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Deutschland und die Schweiz
Jan Lyssen von

er historische Materialist mag den Kampf um die Seele der
Neutralen so auslegen, als ob es sich um einen Streit um den
besten Platz am neutralen Futtertrog handle, um die vor völker¬
psychologischen Reizbarkeiten sichergestellte Aufnahme der Export¬
ware wenigstens für die Dauer des Krieges. Nur hieße das die
pathologische Triebkraft des dämonischen Verleumdungsfeldzuges unserer Gegner
verkennen. Denn in ihm offenbart sich eine Zerstörungswut, die selbst den
Preis des Unterganges der abendländischen Kultur zahlen würde, gelänge es
nur, um Gabriel Hanotoux Worte zu gebrauchen, den germanischen Koloß zu
zertrümmern. Nichts anderes bedeuten die Versuche, neutrale Staaten in den
Krieg hineinzuziehen, da jede Erweiterung des Kriegschauplatzes keinen anderen
Erfolg hätte, als die europäische Vorherrschaft zum Vorteil der rivalisierenden
Kontinente für unabsehbare Zeit zu zerbrechen.

Es ist zuzugeben, daß man in der Schweiz die Pflicht zur Neutralität in
dem ideologischen Sinne aufgefaßt hat, die Brückenpfeiler zur Verständigung
einzuräumen, zu sorgen, daß nicht alles von dem Wirbelwind der Zerstörung
erfaßt werde. Indessen: es bleibt ein Erdenrest, zu tragen peinlich. Wir
haben erlebt, daß die romanische Schweiz ihre Teilnahme in starkem Maße
Frankreich zuwandte. Nicht nur in Worten, sondern auch in Werken. Im
Gegensatz dazu hüllte die deutsche sich in den korrekten Faltenwurf der Neu¬
tralität, peinlich bemüht, auf keine Schale mehr oder weniger zu legen. Das
rassenmäßg bestimmte Gemeinschaftsgefühl dringt in der deutschen Schweiz nicht
durch. Nun wäre es ein Fehlschluß, die Stimme des Blutes ganz wegzu¬
leugnen, da sie sich doch in der romanischen Schweiz mit heftigen Pulsschlägen
meldet. Auf der einen wie auf der anderen Seite wirken hier Imponderabilien,
politischer, psychologischer und historischer Natur, ohne deren eindringende


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Deutschland und die Schweiz
Jan Lyssen von

er historische Materialist mag den Kampf um die Seele der
Neutralen so auslegen, als ob es sich um einen Streit um den
besten Platz am neutralen Futtertrog handle, um die vor völker¬
psychologischen Reizbarkeiten sichergestellte Aufnahme der Export¬
ware wenigstens für die Dauer des Krieges. Nur hieße das die
pathologische Triebkraft des dämonischen Verleumdungsfeldzuges unserer Gegner
verkennen. Denn in ihm offenbart sich eine Zerstörungswut, die selbst den
Preis des Unterganges der abendländischen Kultur zahlen würde, gelänge es
nur, um Gabriel Hanotoux Worte zu gebrauchen, den germanischen Koloß zu
zertrümmern. Nichts anderes bedeuten die Versuche, neutrale Staaten in den
Krieg hineinzuziehen, da jede Erweiterung des Kriegschauplatzes keinen anderen
Erfolg hätte, als die europäische Vorherrschaft zum Vorteil der rivalisierenden
Kontinente für unabsehbare Zeit zu zerbrechen.

Es ist zuzugeben, daß man in der Schweiz die Pflicht zur Neutralität in
dem ideologischen Sinne aufgefaßt hat, die Brückenpfeiler zur Verständigung
einzuräumen, zu sorgen, daß nicht alles von dem Wirbelwind der Zerstörung
erfaßt werde. Indessen: es bleibt ein Erdenrest, zu tragen peinlich. Wir
haben erlebt, daß die romanische Schweiz ihre Teilnahme in starkem Maße
Frankreich zuwandte. Nicht nur in Worten, sondern auch in Werken. Im
Gegensatz dazu hüllte die deutsche sich in den korrekten Faltenwurf der Neu¬
tralität, peinlich bemüht, auf keine Schale mehr oder weniger zu legen. Das
rassenmäßg bestimmte Gemeinschaftsgefühl dringt in der deutschen Schweiz nicht
durch. Nun wäre es ein Fehlschluß, die Stimme des Blutes ganz wegzu¬
leugnen, da sie sich doch in der romanischen Schweiz mit heftigen Pulsschlägen
meldet. Auf der einen wie auf der anderen Seite wirken hier Imponderabilien,
politischer, psychologischer und historischer Natur, ohne deren eindringende


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323097/333>, abgerufen am 28.04.2024.