Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Drittes Vierteljahr.Englands Rampf gegen den "Militarismus" Dr. L. Haendcke von erade in dem Zeitraum, da England neue gewaltige Stützen seiner Die Gründung des Deutschen Reichs bedeutete den Wendepunkt in der Grenzbotsn III 1915 1
Englands Rampf gegen den „Militarismus" Dr. L. Haendcke von erade in dem Zeitraum, da England neue gewaltige Stützen seiner Die Gründung des Deutschen Reichs bedeutete den Wendepunkt in der Grenzbotsn III 1915 1
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0013" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/323986"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341901_323972/figures/grenzboten_341901_323972_323986_000.jpg"/><lb/> </div> </div> </div> <div n="1"> <head> Englands Rampf gegen den „Militarismus"<lb/><note type="byline"> Dr. L. Haendcke</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_3"> erade in dem Zeitraum, da England neue gewaltige Stützen seiner<lb/> Macht in Ägypten, Südafrika erwarb, veränderte sich das politische<lb/> Antlitz der Welt völlig, vor allem in Europa und in Ostasien.<lb/> Das Zeitalter der Weltpolitik war heraufgezogen: Europa war<lb/> endlich über seine kontinentalen Interessen hinausgewachsen.</p><lb/> <p xml:id="ID_4" next="#ID_5"> Die Gründung des Deutschen Reichs bedeutete den Wendepunkt in der<lb/> weltgeschichtlichen Entwicklung zu Ende des neunzehnten Jahrhunderts. An die Stelle<lb/> eines durch gegenseitige Rivalitäten gehemmten, nur lose zusammenhängenden<lb/> Staatenbundes war ein einheitlicher, festgefügter und national geschlossener<lb/> Bundesstaat getreten. Der Wink, den das Schicksal selbst damit gab, daß die<lb/> hervorragendsten Männer, die diesen Bau aufführen halfen, noch die beiden<lb/> ersten Jahrzehnte erleben durften, wurde von Bismmck verstanden, der mit<lb/> überlegener Weisheit dem neuen Reiche jede kriegerische Verwicklung ersparie,<lb/> ihm Zeit gab, seine innere Entwicklung mit allen Mitteln zu fördern. Trotz<lb/> dieser Mäßigung mußte allein schon das Dasein dieser neuen groß.n Macht auf<lb/> die Fragen der großen Politik eine mächtige Rückwirkung ausüben, die um so<lb/> stärker sich äußern mußte, als eben Bismarck zwanzig Jahre lang seine Politik<lb/> in einer durch nichts unierbrochenen Stetigkeit lenkte. Dadurch wurde es dem<lb/> deutschen Volle möglich, in unermüdlicher Arbeit die festen Grundlagen zu<lb/> gewinnen für eine gewaltige volkswirtschaftliche Entwicklung. Diese wurde auch<lb/> fernerhin in jeder Weise gssördert auch durch die neuen Männer, die seit 1388<lb/> beziehungsweise 1890 das Steuer des Reiches lenkten. Das Deutsche Reich hatte sich<lb/> aus seinen kleinen Anfängen zu einer weltwirtschaftlichen Großmacht ersten Ranges<lb/> emporgearbeitet, als Wilhelm der Zweite sein fünsundzwanzigjähriges Regiernngs-<lb/> jubiläum feiern konnte. Diese überragende Stellung erhielt ihre volle Bedeutung<lb/> erst dadurch, daß es die Tradition seiner Ahnen aufgenommen und die Wehr-<lb/> haftigkeit zum Eckpfeiler seines Staates gemacht hatte: das eigene Sein, das<lb/> Vaterland mit dessen Einsetzung zu verteidigen, wurde wieder zur ersten Ehren-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzbotsn III 1915 1</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0013]
[Abbildung]
Englands Rampf gegen den „Militarismus"
Dr. L. Haendcke von
erade in dem Zeitraum, da England neue gewaltige Stützen seiner
Macht in Ägypten, Südafrika erwarb, veränderte sich das politische
Antlitz der Welt völlig, vor allem in Europa und in Ostasien.
Das Zeitalter der Weltpolitik war heraufgezogen: Europa war
endlich über seine kontinentalen Interessen hinausgewachsen.
Die Gründung des Deutschen Reichs bedeutete den Wendepunkt in der
weltgeschichtlichen Entwicklung zu Ende des neunzehnten Jahrhunderts. An die Stelle
eines durch gegenseitige Rivalitäten gehemmten, nur lose zusammenhängenden
Staatenbundes war ein einheitlicher, festgefügter und national geschlossener
Bundesstaat getreten. Der Wink, den das Schicksal selbst damit gab, daß die
hervorragendsten Männer, die diesen Bau aufführen halfen, noch die beiden
ersten Jahrzehnte erleben durften, wurde von Bismmck verstanden, der mit
überlegener Weisheit dem neuen Reiche jede kriegerische Verwicklung ersparie,
ihm Zeit gab, seine innere Entwicklung mit allen Mitteln zu fördern. Trotz
dieser Mäßigung mußte allein schon das Dasein dieser neuen groß.n Macht auf
die Fragen der großen Politik eine mächtige Rückwirkung ausüben, die um so
stärker sich äußern mußte, als eben Bismarck zwanzig Jahre lang seine Politik
in einer durch nichts unierbrochenen Stetigkeit lenkte. Dadurch wurde es dem
deutschen Volle möglich, in unermüdlicher Arbeit die festen Grundlagen zu
gewinnen für eine gewaltige volkswirtschaftliche Entwicklung. Diese wurde auch
fernerhin in jeder Weise gssördert auch durch die neuen Männer, die seit 1388
beziehungsweise 1890 das Steuer des Reiches lenkten. Das Deutsche Reich hatte sich
aus seinen kleinen Anfängen zu einer weltwirtschaftlichen Großmacht ersten Ranges
emporgearbeitet, als Wilhelm der Zweite sein fünsundzwanzigjähriges Regiernngs-
jubiläum feiern konnte. Diese überragende Stellung erhielt ihre volle Bedeutung
erst dadurch, daß es die Tradition seiner Ahnen aufgenommen und die Wehr-
haftigkeit zum Eckpfeiler seines Staates gemacht hatte: das eigene Sein, das
Vaterland mit dessen Einsetzung zu verteidigen, wurde wieder zur ersten Ehren-
Grenzbotsn III 1915 1
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |