Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Drittes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches die Englands ist, darüber herrscht in der ganzen Welt kein Zweifel. Und der So ist der uns aufgezwungene Krieg nicht bloß eine nationale Kraftprobe, Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] Politik [Spaltenumbruch]
Druckseiten stary in die Hände, das durch seine Der Verfasser, ein alter Liberaler, der Ein prophetisches Buch. Der Zufall Maßgebliches und Unmaßgebliches die Englands ist, darüber herrscht in der ganzen Welt kein Zweifel. Und der So ist der uns aufgezwungene Krieg nicht bloß eine nationale Kraftprobe, Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] Politik [Spaltenumbruch]
Druckseiten stary in die Hände, das durch seine Der Verfasser, ein alter Liberaler, der Ein prophetisches Buch. Der Zufall <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0397" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/324370"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_1189" prev="#ID_1188"> die Englands ist, darüber herrscht in der ganzen Welt kein Zweifel. Und der<lb/> deutsche Militarismus? Das ist der im Volkscharakter als seinem Substrat<lb/> praktisch gewordene kategorische Imperativ, der das wunderbare, anspruchslose<lb/> und unpersönliche Heldentum der Treue, der Selbstsucht, des Gehorsams, der<lb/> Opferwilligkeit und Wahrheit erzeugt hat. Aber mit der unbedingten Gehor-<lb/> samung gegenüber dem ehernen „Du sollst" der Pflicht verbindet sich wesens-<lb/> eins die Fähigkeit zur höchsten inneren Erhebung, die oben als Musik der Seele<lb/> bezeichnet ward. In dieser Vereinigung liegt die welterobernde Kraft des<lb/> deutschen Volkes. Von unseren Feinden hat das am verständnisvollsten der<lb/> französische Tondichter Saint-Saöns erfaßt, wenn er sich in seinen maßlosen<lb/> Schmähungen gegen den seit dreißig Jahren toten Richard Wagner wendet, dessen<lb/> Bild, wie er sagt, die Deutschen neben dem ihres Kaisers aufstellten, der sich<lb/> die Seelen anderer Völker durch seine Kunst erobere, wie dieser ihr Land mit<lb/> dem Schwerte es wolle. In dem überraschend sicheren Herausgreifen dieser<lb/> beiden Persönlichkeiten offenbart sich, trotz der falschen und böswilligen Unter¬<lb/> stellung, die ganze Hellsicht des Hasses, die gerade in diesen die Verkörperung<lb/> des Deutschtums in seiner ganzen überragenden Gewalt und -Größe erkennen<lb/> und — fürchten muß. Was in dem Gesamtkunstwerk des großen Baureuther<lb/> Meisters eingebettet liegt, das ist das Deutschtum schlechthin, das Deutschtum<lb/> mit seiner verklärenden Gemütstiefe, seinem unzerstörbaren Idealismus, seiner<lb/> ewigen, in dem Bereich des Übersinnlichen und Außerweltlichen langenden Sehn¬<lb/> sucht. In der Person aber unseres Kaisers stellt sich der Militarismus dar als<lb/> höchstes sittliches Prinzip, das ist als der von dem sittlichen Imperativ getragene<lb/> heilige und unteilbare Wille eines kraftvollen, schwertgerüsteten Volkes, fein<lb/> Recht in der Weltgeschichte zur Geltung zu bringen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1190" next="#ID_1191"> So ist der uns aufgezwungene Krieg nicht bloß eine nationale Kraftprobe,<lb/> sondern zugleich eine ethische: die Auseinandersetzung zwischen Egoismus und<lb/> Idealismus über die Frage der Weltherrschaft. Wem der Sieg zufallen wird?<lb/> Nun, die Urkunden des Menschengeschlechts haben bis zur Stunde bewiesen, daß<lb/> der von wahrhaft sittlichen Ideen getragene Wille zur Macht immer der Stärkere<lb/> gewesen ist.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <cb type="start"/> <div n="2"> <head> Politik</head> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_1191" prev="#ID_1190"> Druckseiten stary in die Hände, das durch seine<lb/> sachkundige Behandlung eines Teils der<lb/> großen Fragen, die gegenwärtig die Welt<lb/> bewegen, geradezu prophetische Bedeutunghatte.</p> <p xml:id="ID_1192"> Der Verfasser, ein alter Liberaler, der<lb/> in den siebziger Jahren Mitarbeiter der<lb/> „Grenzboten" war, sieht in dem russischen</p> <cb type="end"/><lb/> <p xml:id="ID_1193" next="#ID_1194"> Ein prophetisches Buch. Der Zufall<lb/> spielte mir das Buch des fast vergessenen<lb/> Politikers Dr. Edward Kattner „Preußens<lb/> Beruf im Osten" (Berlin, Verlag von<lb/> R> Heidemann u. Co., 1863 erschienen, 217</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0397]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
die Englands ist, darüber herrscht in der ganzen Welt kein Zweifel. Und der
deutsche Militarismus? Das ist der im Volkscharakter als seinem Substrat
praktisch gewordene kategorische Imperativ, der das wunderbare, anspruchslose
und unpersönliche Heldentum der Treue, der Selbstsucht, des Gehorsams, der
Opferwilligkeit und Wahrheit erzeugt hat. Aber mit der unbedingten Gehor-
samung gegenüber dem ehernen „Du sollst" der Pflicht verbindet sich wesens-
eins die Fähigkeit zur höchsten inneren Erhebung, die oben als Musik der Seele
bezeichnet ward. In dieser Vereinigung liegt die welterobernde Kraft des
deutschen Volkes. Von unseren Feinden hat das am verständnisvollsten der
französische Tondichter Saint-Saöns erfaßt, wenn er sich in seinen maßlosen
Schmähungen gegen den seit dreißig Jahren toten Richard Wagner wendet, dessen
Bild, wie er sagt, die Deutschen neben dem ihres Kaisers aufstellten, der sich
die Seelen anderer Völker durch seine Kunst erobere, wie dieser ihr Land mit
dem Schwerte es wolle. In dem überraschend sicheren Herausgreifen dieser
beiden Persönlichkeiten offenbart sich, trotz der falschen und böswilligen Unter¬
stellung, die ganze Hellsicht des Hasses, die gerade in diesen die Verkörperung
des Deutschtums in seiner ganzen überragenden Gewalt und -Größe erkennen
und — fürchten muß. Was in dem Gesamtkunstwerk des großen Baureuther
Meisters eingebettet liegt, das ist das Deutschtum schlechthin, das Deutschtum
mit seiner verklärenden Gemütstiefe, seinem unzerstörbaren Idealismus, seiner
ewigen, in dem Bereich des Übersinnlichen und Außerweltlichen langenden Sehn¬
sucht. In der Person aber unseres Kaisers stellt sich der Militarismus dar als
höchstes sittliches Prinzip, das ist als der von dem sittlichen Imperativ getragene
heilige und unteilbare Wille eines kraftvollen, schwertgerüsteten Volkes, fein
Recht in der Weltgeschichte zur Geltung zu bringen.
So ist der uns aufgezwungene Krieg nicht bloß eine nationale Kraftprobe,
sondern zugleich eine ethische: die Auseinandersetzung zwischen Egoismus und
Idealismus über die Frage der Weltherrschaft. Wem der Sieg zufallen wird?
Nun, die Urkunden des Menschengeschlechts haben bis zur Stunde bewiesen, daß
der von wahrhaft sittlichen Ideen getragene Wille zur Macht immer der Stärkere
gewesen ist.
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Politik
Druckseiten stary in die Hände, das durch seine
sachkundige Behandlung eines Teils der
großen Fragen, die gegenwärtig die Welt
bewegen, geradezu prophetische Bedeutunghatte.
Der Verfasser, ein alter Liberaler, der
in den siebziger Jahren Mitarbeiter der
„Grenzboten" war, sieht in dem russischen
Ein prophetisches Buch. Der Zufall
spielte mir das Buch des fast vergessenen
Politikers Dr. Edward Kattner „Preußens
Beruf im Osten" (Berlin, Verlag von
R> Heidemann u. Co., 1863 erschienen, 217
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