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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr.

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Der Kaiserin Josephine Aufstieg

Reval (im ganzen 300 Werst), eine russische Aktiengesellschaft, in der aber
viel deutsches Kapital steckt. Die beiden andern, Wall--Stockmannshof (197 Werst)
und Libau--Hasenpoth (46 Werst), sind rein deutsche Aktiengesellschaften. Für
eine vierte, Hasenpoth--Goldingen, ist das Kapital, und zwar auch von
Deutschen, aufgebracht worden. Der Bau ist dank der Weisheit einer wohl¬
wollenden russischen Regierung, obgleich die Linie schon traciert ist, verhindert
worden.

Schon nach diesen Beispielen wird man geneigt sein, der Behauptung,
daß im Baltikum das mobile Kapital zum größten Teil in
deutschen Händen ist, Glauben zu schenken. Nach ihm kommt das jüdische
Kapital: der riesenhafte Holzhandel, vor allem Rigas, wird zum Beispiel fast
ganz von den Juden, die es aber, wie gesagt, mit den Deutschen halten, beherrscht.
Russisches und vor allem lettisches und chemisches Kapital spielen nur eine unter¬
geordnete Rolle. (Schluß folgt.)




9er Kaiserin Josephine Aufstieg
Professor Dr. Willi Müller von

Hu manchen Religionen treten die Gottheiten paarweise auf, neben
einem Gotte eine Göttin. Wie nun Napoleon der Erste von
der großen Schar seiner Bewunderer für einen Halbgott oder
doch wenigstens für einen Übermenschen angesehen zu werden
pflegt, so gilt ihnen als die Ergänzung des Gewaltigen in ge¬
wissen! Sinne seine Gattin Josephine. Viele Bücher, die sich mit dieser beschäftigen,
zeigen uns die Lebensgefährtin des großen Mannes allerdings romantisch drapiert,
und wir müssen das phantastische Gewand, das sie umhüllt, erst entfernen und
neben der strahlenden Aureole auch den bunten Anekdotenkranz lockern, den
die Legende so dicht um das dunkle Haupthaar der graziösen Kreolin gefügt
hat. wenn wir erkennen wollen/ wer sie wirklich war. Aber diese Mühe ist
lohnend; und so mög es uns gestattet sein, auf ein paar Seiten von dem¬
jenigen Zeitraume' ihrs Lebens, der sie dessen Höhepunkt entgegenführte, ein
wahrheitsgl treues Bild zu entwerfen; was dabei unseren Pinsel führen soll,
wird nicht nur ein wissenschaftliches, sondern auch das rein menschliche Interesse
sein, das die merkwürdige Frau verdient.

Der Ehebund, den die siebzehnjährige, auf der Insel Martinique geborene
Josephine Tascher de la Pagerie mit dem Vicomte Alexander de Beauharnais


Der Kaiserin Josephine Aufstieg

Reval (im ganzen 300 Werst), eine russische Aktiengesellschaft, in der aber
viel deutsches Kapital steckt. Die beiden andern, Wall—Stockmannshof (197 Werst)
und Libau—Hasenpoth (46 Werst), sind rein deutsche Aktiengesellschaften. Für
eine vierte, Hasenpoth—Goldingen, ist das Kapital, und zwar auch von
Deutschen, aufgebracht worden. Der Bau ist dank der Weisheit einer wohl¬
wollenden russischen Regierung, obgleich die Linie schon traciert ist, verhindert
worden.

Schon nach diesen Beispielen wird man geneigt sein, der Behauptung,
daß im Baltikum das mobile Kapital zum größten Teil in
deutschen Händen ist, Glauben zu schenken. Nach ihm kommt das jüdische
Kapital: der riesenhafte Holzhandel, vor allem Rigas, wird zum Beispiel fast
ganz von den Juden, die es aber, wie gesagt, mit den Deutschen halten, beherrscht.
Russisches und vor allem lettisches und chemisches Kapital spielen nur eine unter¬
geordnete Rolle. (Schluß folgt.)




9er Kaiserin Josephine Aufstieg
Professor Dr. Willi Müller von

Hu manchen Religionen treten die Gottheiten paarweise auf, neben
einem Gotte eine Göttin. Wie nun Napoleon der Erste von
der großen Schar seiner Bewunderer für einen Halbgott oder
doch wenigstens für einen Übermenschen angesehen zu werden
pflegt, so gilt ihnen als die Ergänzung des Gewaltigen in ge¬
wissen! Sinne seine Gattin Josephine. Viele Bücher, die sich mit dieser beschäftigen,
zeigen uns die Lebensgefährtin des großen Mannes allerdings romantisch drapiert,
und wir müssen das phantastische Gewand, das sie umhüllt, erst entfernen und
neben der strahlenden Aureole auch den bunten Anekdotenkranz lockern, den
die Legende so dicht um das dunkle Haupthaar der graziösen Kreolin gefügt
hat. wenn wir erkennen wollen/ wer sie wirklich war. Aber diese Mühe ist
lohnend; und so mög es uns gestattet sein, auf ein paar Seiten von dem¬
jenigen Zeitraume' ihrs Lebens, der sie dessen Höhepunkt entgegenführte, ein
wahrheitsgl treues Bild zu entwerfen; was dabei unseren Pinsel führen soll,
wird nicht nur ein wissenschaftliches, sondern auch das rein menschliche Interesse
sein, das die merkwürdige Frau verdient.

Der Ehebund, den die siebzehnjährige, auf der Insel Martinique geborene
Josephine Tascher de la Pagerie mit dem Vicomte Alexander de Beauharnais


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[0286] Der Kaiserin Josephine Aufstieg Reval (im ganzen 300 Werst), eine russische Aktiengesellschaft, in der aber viel deutsches Kapital steckt. Die beiden andern, Wall—Stockmannshof (197 Werst) und Libau—Hasenpoth (46 Werst), sind rein deutsche Aktiengesellschaften. Für eine vierte, Hasenpoth—Goldingen, ist das Kapital, und zwar auch von Deutschen, aufgebracht worden. Der Bau ist dank der Weisheit einer wohl¬ wollenden russischen Regierung, obgleich die Linie schon traciert ist, verhindert worden. Schon nach diesen Beispielen wird man geneigt sein, der Behauptung, daß im Baltikum das mobile Kapital zum größten Teil in deutschen Händen ist, Glauben zu schenken. Nach ihm kommt das jüdische Kapital: der riesenhafte Holzhandel, vor allem Rigas, wird zum Beispiel fast ganz von den Juden, die es aber, wie gesagt, mit den Deutschen halten, beherrscht. Russisches und vor allem lettisches und chemisches Kapital spielen nur eine unter¬ geordnete Rolle. (Schluß folgt.) 9er Kaiserin Josephine Aufstieg Professor Dr. Willi Müller von Hu manchen Religionen treten die Gottheiten paarweise auf, neben einem Gotte eine Göttin. Wie nun Napoleon der Erste von der großen Schar seiner Bewunderer für einen Halbgott oder doch wenigstens für einen Übermenschen angesehen zu werden pflegt, so gilt ihnen als die Ergänzung des Gewaltigen in ge¬ wissen! Sinne seine Gattin Josephine. Viele Bücher, die sich mit dieser beschäftigen, zeigen uns die Lebensgefährtin des großen Mannes allerdings romantisch drapiert, und wir müssen das phantastische Gewand, das sie umhüllt, erst entfernen und neben der strahlenden Aureole auch den bunten Anekdotenkranz lockern, den die Legende so dicht um das dunkle Haupthaar der graziösen Kreolin gefügt hat. wenn wir erkennen wollen/ wer sie wirklich war. Aber diese Mühe ist lohnend; und so mög es uns gestattet sein, auf ein paar Seiten von dem¬ jenigen Zeitraume' ihrs Lebens, der sie dessen Höhepunkt entgegenführte, ein wahrheitsgl treues Bild zu entwerfen; was dabei unseren Pinsel führen soll, wird nicht nur ein wissenschaftliches, sondern auch das rein menschliche Interesse sein, das die merkwürdige Frau verdient. Der Ehebund, den die siebzehnjährige, auf der Insel Martinique geborene Josephine Tascher de la Pagerie mit dem Vicomte Alexander de Beauharnais

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_324408/286>, abgerufen am 05.05.2024.