Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr.Herkunft und Bedeutung des Wortes "home" Professor Dr. Rießmann von inmer noch finden sich in Tageszeitungen irrtümliche Ausführungen Man wird sich erinnern, daß kurz nach dem Ausbruch des Krieges "hocke" Auch mich hat das kurze, mit einem Schlage allgemein bekannte Wort zu Herkunft und Bedeutung des Wortes „home" Professor Dr. Rießmann von inmer noch finden sich in Tageszeitungen irrtümliche Ausführungen Man wird sich erinnern, daß kurz nach dem Ausbruch des Krieges „hocke" Auch mich hat das kurze, mit einem Schlage allgemein bekannte Wort zu <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0228" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/330766"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341903_330533/figures/grenzboten_341903_330533_330766_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Herkunft und Bedeutung des Wortes „home"<lb/><note type="byline"> Professor Dr. Rießmann</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_760"> inmer noch finden sich in Tageszeitungen irrtümliche Ausführungen<lb/> über Ursprung und Sinn des ominösen Wortes „bonne", so noch<lb/> in dem Artikel „/».IbocKe-ItalbocKe" in der „Unterhaltungsbeilage<lb/> der Täglichen Rundschau" (17. Mai 1916). So mögen folgende<lb/> Darlegungen nicht ohne allgemeines Interesse sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_761"> Man wird sich erinnern, daß kurz nach dem Ausbruch des Krieges „hocke"<lb/> als übliche Bezeichnung der Deutschen von den Franzosen gebraucht wurde.<lb/> Selbst gründliche Kenner der französischen Sprache kannten das Wort nicht,<lb/> hatten es nie gelesen oder gehört und wußten es infolgedessen seiner Herkunft<lb/> und Bedeutung nach nicht zu deuten. Nicht nur die Philologen, sondern —<lb/> leider — auch die Laien gingen der Etymologie nach, und in einer stattlichen<lb/> Anzahl von Zeitungsartikeln suchte man die ersten Spuren des Wortes auf¬<lb/> zudecken. Es liegt auf der Hand, daß die meisten dieser hastig ausgestellten<lb/> Deutungen ein bedenkliches Maß von Unwissenschaftlichkeit und Dilettantismus<lb/> verraten mußten. Natürlich werde ich mich hüten, alle diese zum Teil geradezu<lb/> grotesken Deutungsversuche hier der Reihe nach anzuführen, die leider immer<lb/> noch Gläubige finden sollen; findet sich doch im „Belgischen Kurier" (Ur. 109,<lb/> 1916) noch einmal die Herleitung von „home" aus dem deutschen „Bursch"!</p><lb/> <p xml:id="ID_762" next="#ID_763"> Auch mich hat das kurze, mit einem Schlage allgemein bekannte Wort zu<lb/> eigenen Nachforschungen angeregt, die ich erweitern und vertiefen zu müssen<lb/> glaubte, als ich in dem bekannten, in Dessau zur Aburteilung gelangenden<lb/> „Bocheprozeß" als Sachverständiger geladen war und über Herkunft und Be¬<lb/> deutung von „bonne" Auskunft geben sollte. Selbstverständlich mußte ich<lb/> meine Darlegungen soweit als irgend möglich einwandfrei zu beweisen<lb/> suchen, sie durch unanfechtbare Belegstellen stützen, mit einem Wort ich<lb/> mußte wissenschaftlich und methodisch vorgehen. Die Sache war gar nicht so<lb/> einfach. Die erste Frage mußte lauten: hat es das Wort „home" bereits<lb/> vor dem Kriege in der französischen Sprache gegeben? Weiter: wann, wo<lb/> und in welchem Sinne ist es zu belegen? Ferner: haben wir in diesem (vor<lb/> dem Kriege gebrauchten) Wort „boLko" die ländliche und begriffliche Grund¬<lb/> lage des Schimpfwortes zu sehen, das mit Bezug auf uns Deutsche jetzt all¬<lb/> gemein von Franzosen angewandt wird? Wann ist erstmalig „bocks" (oder<lb/> ,.do8er" vgl. u.) als übertragen auf die Deutschen einwandfrei nachzuweisen?</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0228]
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Herkunft und Bedeutung des Wortes „home"
Professor Dr. Rießmann von
inmer noch finden sich in Tageszeitungen irrtümliche Ausführungen
über Ursprung und Sinn des ominösen Wortes „bonne", so noch
in dem Artikel „/».IbocKe-ItalbocKe" in der „Unterhaltungsbeilage
der Täglichen Rundschau" (17. Mai 1916). So mögen folgende
Darlegungen nicht ohne allgemeines Interesse sein.
Man wird sich erinnern, daß kurz nach dem Ausbruch des Krieges „hocke"
als übliche Bezeichnung der Deutschen von den Franzosen gebraucht wurde.
Selbst gründliche Kenner der französischen Sprache kannten das Wort nicht,
hatten es nie gelesen oder gehört und wußten es infolgedessen seiner Herkunft
und Bedeutung nach nicht zu deuten. Nicht nur die Philologen, sondern —
leider — auch die Laien gingen der Etymologie nach, und in einer stattlichen
Anzahl von Zeitungsartikeln suchte man die ersten Spuren des Wortes auf¬
zudecken. Es liegt auf der Hand, daß die meisten dieser hastig ausgestellten
Deutungen ein bedenkliches Maß von Unwissenschaftlichkeit und Dilettantismus
verraten mußten. Natürlich werde ich mich hüten, alle diese zum Teil geradezu
grotesken Deutungsversuche hier der Reihe nach anzuführen, die leider immer
noch Gläubige finden sollen; findet sich doch im „Belgischen Kurier" (Ur. 109,
1916) noch einmal die Herleitung von „home" aus dem deutschen „Bursch"!
Auch mich hat das kurze, mit einem Schlage allgemein bekannte Wort zu
eigenen Nachforschungen angeregt, die ich erweitern und vertiefen zu müssen
glaubte, als ich in dem bekannten, in Dessau zur Aburteilung gelangenden
„Bocheprozeß" als Sachverständiger geladen war und über Herkunft und Be¬
deutung von „bonne" Auskunft geben sollte. Selbstverständlich mußte ich
meine Darlegungen soweit als irgend möglich einwandfrei zu beweisen
suchen, sie durch unanfechtbare Belegstellen stützen, mit einem Wort ich
mußte wissenschaftlich und methodisch vorgehen. Die Sache war gar nicht so
einfach. Die erste Frage mußte lauten: hat es das Wort „home" bereits
vor dem Kriege in der französischen Sprache gegeben? Weiter: wann, wo
und in welchem Sinne ist es zu belegen? Ferner: haben wir in diesem (vor
dem Kriege gebrauchten) Wort „boLko" die ländliche und begriffliche Grund¬
lage des Schimpfwortes zu sehen, das mit Bezug auf uns Deutsche jetzt all¬
gemein von Franzosen angewandt wird? Wann ist erstmalig „bocks" (oder
,.do8er" vgl. u.) als übertragen auf die Deutschen einwandfrei nachzuweisen?
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