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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr.

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Friedrich Oskar v. schwarze
Zu seinem hundertsten Geburtstag
Dr. Rarl-Ludwig Schimmelbusch Von Gcrichtsassessor

n unserer rastlosen Entwicklung verdämmern allgemach selbst Er¬
scheinungen gewaltiger Menschengestalten. Darum wird es erlaubt
sein, auch in unserer sturmdurchtobten Zeit, in der rascher als je
Geschichte geschieht, ein paar Augenblicke halt zu machen und
zurückzuschauen nach einem Großen, der vor einem Jahr¬
hundert seinen Erdenlauf begann, der gewaltig ragte im Strom seiner Zeit,
und dessen Wirksamkeit noch machtvoll lebt in unseren Tagen: Es ist Friedrich
Oskar v. Schwarze, der erlauchte Mitschöpfer der geltenden Reichsjustizgesetze.

Im Jahrgang 1885 unserer Zeitschrift finden wir auf Seite 193 bis 199
unter der Überschrift "Odium cum cklZniwte" aus Anlaß des Scheidens
Friedrich Oskar v. Schwarzes aus dem Staatsdienst eine Würdigung seines
Lebens und Arbeitens. Als dort am Schlüsse der Wunsch ausgesprochen wurde,
saß ihm noch viele Jahre stillen und segensreichen Wirkens beschieden sein
möchten, hat man wohl noch nicht geahnt, daß schon des Todes Schatten den
Gefeierten umrauschten. Wehmütig berührt es heute, dort zu lesen: "Der¬
jenige, um deswillen durch die folgenden Zeilen unser Marsch auf wenige
Augenblicke unterbrochen werden soll, weilt noch unter uns, und die Zeit, wo
ein Biograph über ihn in erschöpfender Weise Rede zu stehen haben wird, liegt
hoffentlich noch fern. Hier handelt sich's nur erst, mit Hilfe einiger von be¬
freundeter Hand herrührender Notizen, um ein warmes Wort des Dankes und
der Anerkennung, das auch in diesen Blättern einer höchst angespannten, in
ungewöhnlichem Grade verdienstvoll und segensreich gewesenen Tätigkeit gezollt
werden soll, nachdem schwere Krankheit den rastlosen Arbeiter genötigt hat, seine
Hand vom Pfluge zurückzuziehen. Fügen wir gleich hinzu, daß sein Geist nichts
von seiner Frische und Spannkraft eingebüßt hat, und daß also seine Feder,
die so manche wissenschaftliche Tat fördern half, noch nicht in Pension ge¬
gangen ist."

Schwarze war einer jener seltenen, denen das Glück beschieden ist, schon
in der Blüte der Jahre die reifen Früchte der Lebensarbeit zu ernten und bis
in des Endes Nähe auf der Höhe der Kraft verharrend die ganze Fülle des
Erfolges zu schöpfen.

Am 30. September 1816 als Sohn des Bezirksarztes Dr. Schwarze,
dessen Verwandtschaft mit Carl Gottlieb Svarez. dem gefeierten Schöpfer des




Friedrich Oskar v. schwarze
Zu seinem hundertsten Geburtstag
Dr. Rarl-Ludwig Schimmelbusch Von Gcrichtsassessor

n unserer rastlosen Entwicklung verdämmern allgemach selbst Er¬
scheinungen gewaltiger Menschengestalten. Darum wird es erlaubt
sein, auch in unserer sturmdurchtobten Zeit, in der rascher als je
Geschichte geschieht, ein paar Augenblicke halt zu machen und
zurückzuschauen nach einem Großen, der vor einem Jahr¬
hundert seinen Erdenlauf begann, der gewaltig ragte im Strom seiner Zeit,
und dessen Wirksamkeit noch machtvoll lebt in unseren Tagen: Es ist Friedrich
Oskar v. Schwarze, der erlauchte Mitschöpfer der geltenden Reichsjustizgesetze.

Im Jahrgang 1885 unserer Zeitschrift finden wir auf Seite 193 bis 199
unter der Überschrift „Odium cum cklZniwte" aus Anlaß des Scheidens
Friedrich Oskar v. Schwarzes aus dem Staatsdienst eine Würdigung seines
Lebens und Arbeitens. Als dort am Schlüsse der Wunsch ausgesprochen wurde,
saß ihm noch viele Jahre stillen und segensreichen Wirkens beschieden sein
möchten, hat man wohl noch nicht geahnt, daß schon des Todes Schatten den
Gefeierten umrauschten. Wehmütig berührt es heute, dort zu lesen: „Der¬
jenige, um deswillen durch die folgenden Zeilen unser Marsch auf wenige
Augenblicke unterbrochen werden soll, weilt noch unter uns, und die Zeit, wo
ein Biograph über ihn in erschöpfender Weise Rede zu stehen haben wird, liegt
hoffentlich noch fern. Hier handelt sich's nur erst, mit Hilfe einiger von be¬
freundeter Hand herrührender Notizen, um ein warmes Wort des Dankes und
der Anerkennung, das auch in diesen Blättern einer höchst angespannten, in
ungewöhnlichem Grade verdienstvoll und segensreich gewesenen Tätigkeit gezollt
werden soll, nachdem schwere Krankheit den rastlosen Arbeiter genötigt hat, seine
Hand vom Pfluge zurückzuziehen. Fügen wir gleich hinzu, daß sein Geist nichts
von seiner Frische und Spannkraft eingebüßt hat, und daß also seine Feder,
die so manche wissenschaftliche Tat fördern half, noch nicht in Pension ge¬
gangen ist."

Schwarze war einer jener seltenen, denen das Glück beschieden ist, schon
in der Blüte der Jahre die reifen Früchte der Lebensarbeit zu ernten und bis
in des Endes Nähe auf der Höhe der Kraft verharrend die ganze Fülle des
Erfolges zu schöpfen.

Am 30. September 1816 als Sohn des Bezirksarztes Dr. Schwarze,
dessen Verwandtschaft mit Carl Gottlieb Svarez. dem gefeierten Schöpfer des


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[0423] [Abbildung] Friedrich Oskar v. schwarze Zu seinem hundertsten Geburtstag Dr. Rarl-Ludwig Schimmelbusch Von Gcrichtsassessor n unserer rastlosen Entwicklung verdämmern allgemach selbst Er¬ scheinungen gewaltiger Menschengestalten. Darum wird es erlaubt sein, auch in unserer sturmdurchtobten Zeit, in der rascher als je Geschichte geschieht, ein paar Augenblicke halt zu machen und zurückzuschauen nach einem Großen, der vor einem Jahr¬ hundert seinen Erdenlauf begann, der gewaltig ragte im Strom seiner Zeit, und dessen Wirksamkeit noch machtvoll lebt in unseren Tagen: Es ist Friedrich Oskar v. Schwarze, der erlauchte Mitschöpfer der geltenden Reichsjustizgesetze. Im Jahrgang 1885 unserer Zeitschrift finden wir auf Seite 193 bis 199 unter der Überschrift „Odium cum cklZniwte" aus Anlaß des Scheidens Friedrich Oskar v. Schwarzes aus dem Staatsdienst eine Würdigung seines Lebens und Arbeitens. Als dort am Schlüsse der Wunsch ausgesprochen wurde, saß ihm noch viele Jahre stillen und segensreichen Wirkens beschieden sein möchten, hat man wohl noch nicht geahnt, daß schon des Todes Schatten den Gefeierten umrauschten. Wehmütig berührt es heute, dort zu lesen: „Der¬ jenige, um deswillen durch die folgenden Zeilen unser Marsch auf wenige Augenblicke unterbrochen werden soll, weilt noch unter uns, und die Zeit, wo ein Biograph über ihn in erschöpfender Weise Rede zu stehen haben wird, liegt hoffentlich noch fern. Hier handelt sich's nur erst, mit Hilfe einiger von be¬ freundeter Hand herrührender Notizen, um ein warmes Wort des Dankes und der Anerkennung, das auch in diesen Blättern einer höchst angespannten, in ungewöhnlichem Grade verdienstvoll und segensreich gewesenen Tätigkeit gezollt werden soll, nachdem schwere Krankheit den rastlosen Arbeiter genötigt hat, seine Hand vom Pfluge zurückzuziehen. Fügen wir gleich hinzu, daß sein Geist nichts von seiner Frische und Spannkraft eingebüßt hat, und daß also seine Feder, die so manche wissenschaftliche Tat fördern half, noch nicht in Pension ge¬ gangen ist." Schwarze war einer jener seltenen, denen das Glück beschieden ist, schon in der Blüte der Jahre die reifen Früchte der Lebensarbeit zu ernten und bis in des Endes Nähe auf der Höhe der Kraft verharrend die ganze Fülle des Erfolges zu schöpfen. Am 30. September 1816 als Sohn des Bezirksarztes Dr. Schwarze, dessen Verwandtschaft mit Carl Gottlieb Svarez. dem gefeierten Schöpfer des

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330533/423>, abgerufen am 06.05.2024.