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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr.

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erneuern zu wollen. -- Bestellungen
nimmt jede Buchhandlung und jede
Postanstalt entgeaen. Preis 6 M.Verlag der
G?en2boten
G. in. b. S.
Berlin 3V/n.

Die allgemeine Dienstpflicht
von Professor Wittschewsky

i ol8 pa,Lein, para bellum! Das alte lateinische Wort, daß wer
den Frieden haben wolle, für seine Kriegsvereitschaft sorgen solle,
entspricht nur in erweiterter Auslegung unseren gegenwärtigen
ZeitverhMnissen. Dem deutschen Volke lag der Gedanke an den
nahenden Weltenbrand vor dem Kriege so fern, daß die hin und
wieder auftretenden literarischen Kriegspropheten als unverbesserliche Schwarz¬
seher gescholten wurden. Wir wollten den Frieden und glaubten daher an seine
Aufrechterhaltung, obgleich manche bedrohliche Wetterwolke über den politischen
Himmel dahinzog. An der Kriegsbereitschaft haben wir es trotzdem nicht fehlen
lassen. Der Mahnung des alten Lateiners sind wir eingedenk gewesen. Bereit
sein ist alles! Und in der Stunde, da die aufgespeicherten Leidenschaften der
Feinde mit elementarer Wut losbrachen, standen wir wohlgerüstet alsbald zur
Abwehr und zum Angriff auf dem Plan. Was militärisches Können, opfer-
mutiges Wollen und von sittlicher Energie beseeltes Handeln zu leisten ver¬
mögen, haben die hinter uns liegenden bald zweiundeinhalb Jahre hundert¬
fältig bewiesen. Unsäglich Schweres haben wir in dieser Zeit gelitten und über¬
wunden, am ersehnten Ende sind wir aber noch nicht angelangt. Wir wissen
nicht, welche Bitternisse im Trübsalkelch des Krieges Noch enthalten sind und
welche Hindernisberge wir noch werden übersteigen müssen.

Während wir also noch in den Niederungen eines unbekannten Schicksals mutig
vorwärtsschreiten, werden auf den Höhen doch die verheißungsvoller Anzeichen eines
uns beglückenden Frühroth wahrnehmbar. Im Kräfteaufwand unserer Gegner zeigt
sich häufiger eine erfreuliche Erschlaffung und ihre wirtschaftlichen Nöte wachsen
stetig an. Noch ist aber bei den Drahtziehern der feindlichen Mächte der Glaube
nicht geschwunden, daß durch zähes Ausharren eine Wendung im Kriegsglück zu
ihren Gunsten sich werde herbeiführen lassen. Ihre Zukunftshoffnung ist doppel-


Grenzboten IV 191K 23


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i ol8 pa,Lein, para bellum! Das alte lateinische Wort, daß wer
den Frieden haben wolle, für seine Kriegsvereitschaft sorgen solle,
entspricht nur in erweiterter Auslegung unseren gegenwärtigen
ZeitverhMnissen. Dem deutschen Volke lag der Gedanke an den
nahenden Weltenbrand vor dem Kriege so fern, daß die hin und
wieder auftretenden literarischen Kriegspropheten als unverbesserliche Schwarz¬
seher gescholten wurden. Wir wollten den Frieden und glaubten daher an seine
Aufrechterhaltung, obgleich manche bedrohliche Wetterwolke über den politischen
Himmel dahinzog. An der Kriegsbereitschaft haben wir es trotzdem nicht fehlen
lassen. Der Mahnung des alten Lateiners sind wir eingedenk gewesen. Bereit
sein ist alles! Und in der Stunde, da die aufgespeicherten Leidenschaften der
Feinde mit elementarer Wut losbrachen, standen wir wohlgerüstet alsbald zur
Abwehr und zum Angriff auf dem Plan. Was militärisches Können, opfer-
mutiges Wollen und von sittlicher Energie beseeltes Handeln zu leisten ver¬
mögen, haben die hinter uns liegenden bald zweiundeinhalb Jahre hundert¬
fältig bewiesen. Unsäglich Schweres haben wir in dieser Zeit gelitten und über¬
wunden, am ersehnten Ende sind wir aber noch nicht angelangt. Wir wissen
nicht, welche Bitternisse im Trübsalkelch des Krieges Noch enthalten sind und
welche Hindernisberge wir noch werden übersteigen müssen.

Während wir also noch in den Niederungen eines unbekannten Schicksals mutig
vorwärtsschreiten, werden auf den Höhen doch die verheißungsvoller Anzeichen eines
uns beglückenden Frühroth wahrnehmbar. Im Kräfteaufwand unserer Gegner zeigt
sich häufiger eine erfreuliche Erschlaffung und ihre wirtschaftlichen Nöte wachsen
stetig an. Noch ist aber bei den Drahtziehern der feindlichen Mächte der Glaube
nicht geschwunden, daß durch zähes Ausharren eine Wendung im Kriegsglück zu
ihren Gunsten sich werde herbeiführen lassen. Ihre Zukunftshoffnung ist doppel-


Grenzboten IV 191K 23
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330971/365>, abgerufen am 27.04.2024.