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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr.

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Die Grundgedanken des Wirtschaftskrieges

Wahlversammlung sagte --, zu dessen Beseitigung er die wildesten An¬
strengungen machte, das "Monstre", das den Sozialisten nicht weniger
quälte wie den Bourgeois.

So bleibt die Revanche ebensosehr als Instinkt wie als Idee, beides in
gleichem Maße, in die französische Seele hineingebohrt und gewinnt gerade
in den führenden Köpfen, einem Poincarö, DelcaM, Maurice Barros, Richepin,
Comte de Mur, durch die Verbindung beider diese scharfe und rücksichtslose
Kraft, die wir zu gleicher Zeit bewundern und bedauern möchten.




Die Grundgedanken des Wirtschaftskrieges
von Dr. Otto Pfeffer

u der militärischen und politischen Generaloffensive des Vier-
verbandes ist die wirtschaftliche getreten. Seit der Pariser Kon¬
ferenz begegnen wir überall den äußersten Anstrengungen Englands,
die Herrschaft der vieroerbändischen Wirtschaftsallianz durchzuführen
und zur Tatsache zu machen. Ganz klipp und klar ist der Weltkrieg
damit auf der Stufe angelangt, die eine Fortsetzung auf ökonomischem Gebiet
bedeutet. Dies ist die wichtigste Feststellung: das Mitteleuropa des Vierbundes
steht wirklich und wahrhaftig einem wirtschaftlichen Ententeblock gegenüber. Die
Neutralen, deren wirtschaftliche Unabhängigkeit sicherstellen zu wollen, die Pariser
Beschlüsse so wunderschön verkündeten, sind damit zwischen die Mühlsteine geraten.
Mögen sie sich einzeln noch so sehr sträuben mit Vorbehalten und Protesten
gegen die Londoner Regierung, so wird diese sich doch nicht abhalten lassen,
ihre Kraftprobe weiter zu versuchen. Solange die Vereinigten Staaten von
Amerika nicht die Rolle des Führers der neutralen Staaten übernehmen,
solange wird jeglicher Zusammenschluß und jegliches gemeinsame Vorgehen ein
Schlag ins Wasser bleiben. England hat die Neutralen bis auf ganz wenige
Ausnahmen samt und sonders unter seine harte Hand gezwungen und sie damit,
sei es gewollt oder ungewollt, mittelbar oder unmittelbar, zu einer Stellung ver¬
anlaßt, die für uns Deutsche heute feindselig ist. Man hat wahrhaftig Mühe,
einen Neutralen zu finden, der noch nicht vergewaltigt ist. Neben Griechenland
sind besonders in der letzten Zeit die nordischen Staaten und die Schweiz die
Opfer der englischen Willkür geworden. An die Einzelheiten zu erinnern, ist
in diesem Zusammenhang nicht nötig; sie dürften überdies in frischer Erinnerung
sein. Wir haben hier nur als einen ersten Punkt festzuhalten, daß wir, solange
der Krieg dauert, von den Neutralen nichts zu erhoffen haben, daß all ihre


Die Grundgedanken des Wirtschaftskrieges

Wahlversammlung sagte —, zu dessen Beseitigung er die wildesten An¬
strengungen machte, das „Monstre", das den Sozialisten nicht weniger
quälte wie den Bourgeois.

So bleibt die Revanche ebensosehr als Instinkt wie als Idee, beides in
gleichem Maße, in die französische Seele hineingebohrt und gewinnt gerade
in den führenden Köpfen, einem Poincarö, DelcaM, Maurice Barros, Richepin,
Comte de Mur, durch die Verbindung beider diese scharfe und rücksichtslose
Kraft, die wir zu gleicher Zeit bewundern und bedauern möchten.




Die Grundgedanken des Wirtschaftskrieges
von Dr. Otto Pfeffer

u der militärischen und politischen Generaloffensive des Vier-
verbandes ist die wirtschaftliche getreten. Seit der Pariser Kon¬
ferenz begegnen wir überall den äußersten Anstrengungen Englands,
die Herrschaft der vieroerbändischen Wirtschaftsallianz durchzuführen
und zur Tatsache zu machen. Ganz klipp und klar ist der Weltkrieg
damit auf der Stufe angelangt, die eine Fortsetzung auf ökonomischem Gebiet
bedeutet. Dies ist die wichtigste Feststellung: das Mitteleuropa des Vierbundes
steht wirklich und wahrhaftig einem wirtschaftlichen Ententeblock gegenüber. Die
Neutralen, deren wirtschaftliche Unabhängigkeit sicherstellen zu wollen, die Pariser
Beschlüsse so wunderschön verkündeten, sind damit zwischen die Mühlsteine geraten.
Mögen sie sich einzeln noch so sehr sträuben mit Vorbehalten und Protesten
gegen die Londoner Regierung, so wird diese sich doch nicht abhalten lassen,
ihre Kraftprobe weiter zu versuchen. Solange die Vereinigten Staaten von
Amerika nicht die Rolle des Führers der neutralen Staaten übernehmen,
solange wird jeglicher Zusammenschluß und jegliches gemeinsame Vorgehen ein
Schlag ins Wasser bleiben. England hat die Neutralen bis auf ganz wenige
Ausnahmen samt und sonders unter seine harte Hand gezwungen und sie damit,
sei es gewollt oder ungewollt, mittelbar oder unmittelbar, zu einer Stellung ver¬
anlaßt, die für uns Deutsche heute feindselig ist. Man hat wahrhaftig Mühe,
einen Neutralen zu finden, der noch nicht vergewaltigt ist. Neben Griechenland
sind besonders in der letzten Zeit die nordischen Staaten und die Schweiz die
Opfer der englischen Willkür geworden. An die Einzelheiten zu erinnern, ist
in diesem Zusammenhang nicht nötig; sie dürften überdies in frischer Erinnerung
sein. Wir haben hier nur als einen ersten Punkt festzuhalten, daß wir, solange
der Krieg dauert, von den Neutralen nichts zu erhoffen haben, daß all ihre


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[0086] Die Grundgedanken des Wirtschaftskrieges Wahlversammlung sagte —, zu dessen Beseitigung er die wildesten An¬ strengungen machte, das „Monstre", das den Sozialisten nicht weniger quälte wie den Bourgeois. So bleibt die Revanche ebensosehr als Instinkt wie als Idee, beides in gleichem Maße, in die französische Seele hineingebohrt und gewinnt gerade in den führenden Köpfen, einem Poincarö, DelcaM, Maurice Barros, Richepin, Comte de Mur, durch die Verbindung beider diese scharfe und rücksichtslose Kraft, die wir zu gleicher Zeit bewundern und bedauern möchten. Die Grundgedanken des Wirtschaftskrieges von Dr. Otto Pfeffer u der militärischen und politischen Generaloffensive des Vier- verbandes ist die wirtschaftliche getreten. Seit der Pariser Kon¬ ferenz begegnen wir überall den äußersten Anstrengungen Englands, die Herrschaft der vieroerbändischen Wirtschaftsallianz durchzuführen und zur Tatsache zu machen. Ganz klipp und klar ist der Weltkrieg damit auf der Stufe angelangt, die eine Fortsetzung auf ökonomischem Gebiet bedeutet. Dies ist die wichtigste Feststellung: das Mitteleuropa des Vierbundes steht wirklich und wahrhaftig einem wirtschaftlichen Ententeblock gegenüber. Die Neutralen, deren wirtschaftliche Unabhängigkeit sicherstellen zu wollen, die Pariser Beschlüsse so wunderschön verkündeten, sind damit zwischen die Mühlsteine geraten. Mögen sie sich einzeln noch so sehr sträuben mit Vorbehalten und Protesten gegen die Londoner Regierung, so wird diese sich doch nicht abhalten lassen, ihre Kraftprobe weiter zu versuchen. Solange die Vereinigten Staaten von Amerika nicht die Rolle des Führers der neutralen Staaten übernehmen, solange wird jeglicher Zusammenschluß und jegliches gemeinsame Vorgehen ein Schlag ins Wasser bleiben. England hat die Neutralen bis auf ganz wenige Ausnahmen samt und sonders unter seine harte Hand gezwungen und sie damit, sei es gewollt oder ungewollt, mittelbar oder unmittelbar, zu einer Stellung ver¬ anlaßt, die für uns Deutsche heute feindselig ist. Man hat wahrhaftig Mühe, einen Neutralen zu finden, der noch nicht vergewaltigt ist. Neben Griechenland sind besonders in der letzten Zeit die nordischen Staaten und die Schweiz die Opfer der englischen Willkür geworden. An die Einzelheiten zu erinnern, ist in diesem Zusammenhang nicht nötig; sie dürften überdies in frischer Erinnerung sein. Wir haben hier nur als einen ersten Punkt festzuhalten, daß wir, solange der Krieg dauert, von den Neutralen nichts zu erhoffen haben, daß all ihre

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330971/86>, abgerufen am 28.04.2024.