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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.

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Garantien für die deutschen Schulen in Polen

läßt, was jenseits der Prosna polnische Erde ist. Nur wenn dies geschieht,
wich das selbständige Königreich Polen, dessen Neugründung ich seit lange
für möglich und notwendig gehalten habe, dem deutschen Volke und Staate
zum Gedeihen, nicht zum Verderben gegründet sein. Der Deutsche hofft gern.
Wir dürfen, meine ich. trotz allem solch eine ersprießliche Lösung der mit der
polnischen Frage unnötigerweise verquickten litauischen post tot äiscrimirm
rerum erhoffen.




Garantien für die deutschen Schulen in Polen
von V

or kurzem ist in Lodz, dem Mittelpunkte des Deutschtums in
Polen, die Gründung einer deutschen Schulgemeinde Lodz be¬
schlossen worden, nachdem bereits zweihundert ähnliche Ver¬
einigungen im ganzen Lande entstanden waren. Sie alle wollen
sich nun zu einem deutschen Landesschulverband für Polen zu¬
sammenschließen. Dabei handelt es sich nicht so sehr um die Gründung neuer
Schulen als darum, den bereits seit langer Zeit bestehenden ihren deutschen
Charakter zu erhalten. Denn das deutsche Schulwesen in Polen wäre in seinem
Bestände gefährdet, wenn die Polen nach dem Kriege Herren im eigenen Lande
würden, ohne vorher bindende Garantien für den Schutz der deutschen
Minderheit gegeben zu haben. Aus diesem Grunde haben seinerzeit die
Deutschen in Polen die Ankündigung des zukünftigen Königreichs Polen nicht
ohne starke Besorgnis aufgenommen, zugleich aber ihre Hoffnung darauf gesetzt,
daß die jetzige deutsche Verwaltung nicht aus dem Lande gehen werde, ohne
daß wirksame Maßnahmen zum Schutze der deutschen Minderheit getroffen
wären.

Es stehen beträchtliche nationale Werte in Frage. Die Deutschen machen
Ut Polen ungefähr 5,5 Prozent der Gesamtbevölkerung aus, sie zählen rund
sechshunderttausend Seelen. Diese find nicht gleichmäßig über das Land verteilt,
sondern erreichen in einigen Kreisen, und zwar in Kolonistendörfcrn oder
Städten, ein Fünftel bis ein Drittel der gesamten Volkszahl; dagegen kommt
>n anderen Teilen des Landes, namentlich im Süden und Nordosten, der


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Garantien für die deutschen Schulen in Polen

läßt, was jenseits der Prosna polnische Erde ist. Nur wenn dies geschieht,
wich das selbständige Königreich Polen, dessen Neugründung ich seit lange
für möglich und notwendig gehalten habe, dem deutschen Volke und Staate
zum Gedeihen, nicht zum Verderben gegründet sein. Der Deutsche hofft gern.
Wir dürfen, meine ich. trotz allem solch eine ersprießliche Lösung der mit der
polnischen Frage unnötigerweise verquickten litauischen post tot äiscrimirm
rerum erhoffen.




Garantien für die deutschen Schulen in Polen
von V

or kurzem ist in Lodz, dem Mittelpunkte des Deutschtums in
Polen, die Gründung einer deutschen Schulgemeinde Lodz be¬
schlossen worden, nachdem bereits zweihundert ähnliche Ver¬
einigungen im ganzen Lande entstanden waren. Sie alle wollen
sich nun zu einem deutschen Landesschulverband für Polen zu¬
sammenschließen. Dabei handelt es sich nicht so sehr um die Gründung neuer
Schulen als darum, den bereits seit langer Zeit bestehenden ihren deutschen
Charakter zu erhalten. Denn das deutsche Schulwesen in Polen wäre in seinem
Bestände gefährdet, wenn die Polen nach dem Kriege Herren im eigenen Lande
würden, ohne vorher bindende Garantien für den Schutz der deutschen
Minderheit gegeben zu haben. Aus diesem Grunde haben seinerzeit die
Deutschen in Polen die Ankündigung des zukünftigen Königreichs Polen nicht
ohne starke Besorgnis aufgenommen, zugleich aber ihre Hoffnung darauf gesetzt,
daß die jetzige deutsche Verwaltung nicht aus dem Lande gehen werde, ohne
daß wirksame Maßnahmen zum Schutze der deutschen Minderheit getroffen
wären.

Es stehen beträchtliche nationale Werte in Frage. Die Deutschen machen
Ut Polen ungefähr 5,5 Prozent der Gesamtbevölkerung aus, sie zählen rund
sechshunderttausend Seelen. Diese find nicht gleichmäßig über das Land verteilt,
sondern erreichen in einigen Kreisen, und zwar in Kolonistendörfcrn oder
Städten, ein Fünftel bis ein Drittel der gesamten Volkszahl; dagegen kommt
>n anderen Teilen des Landes, namentlich im Süden und Nordosten, der


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[0159] Garantien für die deutschen Schulen in Polen läßt, was jenseits der Prosna polnische Erde ist. Nur wenn dies geschieht, wich das selbständige Königreich Polen, dessen Neugründung ich seit lange für möglich und notwendig gehalten habe, dem deutschen Volke und Staate zum Gedeihen, nicht zum Verderben gegründet sein. Der Deutsche hofft gern. Wir dürfen, meine ich. trotz allem solch eine ersprießliche Lösung der mit der polnischen Frage unnötigerweise verquickten litauischen post tot äiscrimirm rerum erhoffen. Garantien für die deutschen Schulen in Polen von V or kurzem ist in Lodz, dem Mittelpunkte des Deutschtums in Polen, die Gründung einer deutschen Schulgemeinde Lodz be¬ schlossen worden, nachdem bereits zweihundert ähnliche Ver¬ einigungen im ganzen Lande entstanden waren. Sie alle wollen sich nun zu einem deutschen Landesschulverband für Polen zu¬ sammenschließen. Dabei handelt es sich nicht so sehr um die Gründung neuer Schulen als darum, den bereits seit langer Zeit bestehenden ihren deutschen Charakter zu erhalten. Denn das deutsche Schulwesen in Polen wäre in seinem Bestände gefährdet, wenn die Polen nach dem Kriege Herren im eigenen Lande würden, ohne vorher bindende Garantien für den Schutz der deutschen Minderheit gegeben zu haben. Aus diesem Grunde haben seinerzeit die Deutschen in Polen die Ankündigung des zukünftigen Königreichs Polen nicht ohne starke Besorgnis aufgenommen, zugleich aber ihre Hoffnung darauf gesetzt, daß die jetzige deutsche Verwaltung nicht aus dem Lande gehen werde, ohne daß wirksame Maßnahmen zum Schutze der deutschen Minderheit getroffen wären. Es stehen beträchtliche nationale Werte in Frage. Die Deutschen machen Ut Polen ungefähr 5,5 Prozent der Gesamtbevölkerung aus, sie zählen rund sechshunderttausend Seelen. Diese find nicht gleichmäßig über das Land verteilt, sondern erreichen in einigen Kreisen, und zwar in Kolonistendörfcrn oder Städten, ein Fünftel bis ein Drittel der gesamten Volkszahl; dagegen kommt >n anderen Teilen des Landes, namentlich im Süden und Nordosten, der 10«

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332278/159>, abgerufen am 04.05.2024.