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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr.

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Elektrische Kraftübertragungen aus der Schweiz

kann und deshalb diesen lässig und zum Teil widerstrebend der eigenen Sicherheit
gegenübersteht. Eine Ablehnung der obengenannten Forderungen aus sittlichen
Beweggründen ist ungerechtfertigt, denn wir waren zufrieden mit den alten
Grenzen und mit, der Möglichkeit das, was wir nicht selbst besaßen, ehrlich kaufen
zu können. Man nenne doch ein anderes Volk der Erde, welches bei gleichem
Wachstum und Kulturaufstieg ebenso bedingungslos trotz der längst viel zu engen
Grenzen nicht nur vor fremdem Eigentum, .sondern auch vor fremden Ansprüchen,
die oft keinerlei sittliche Berechtigung aufwiesen, zurückgetreten ist. Denken wir doch
zurück an die Augusttage von 1914, da in uns allen die Gewißheit loderte, einen
heiligen Krieg zu führen! Was hat uns seelisch so zermürbt, daß es uns un-
yeilig scheint, in Erkenntnis unseres Lebensrechtes zu unserer Lebenssicherheit das
behalten zu wollen, was wir mit dem Blute unserer Besten in grimmigster Not¬
wehr tausendfach überzahlt haben? Ist es das Mitleid mit denen, die im
Trommelfeuer stehen? -- Die standen und sielen und stehen noch heute und siegen
morgen, -- ohne unser Mitleid zu begehren. Aber unsere Treue fordern sie und
einen verschwindend kleinen Bruchteil ihrer eigenen Festigkeit. Nur das kann
ihnen den Beweis liefern, daß ihr Opfermut nicht Narrheit war. Oder ist's das
Mitleid mit all' denen, die darben müssen? Die einen darben, die anderen
bluten und wieder andere sterben. Das ist Volkes Not! Und über all' dem
Grausen muß stehen ein heiliger Opferwille und unverbrüchliches Pflichtbewußt¬
sein. Das ist Christentum und höchste Sittlichkeit der Tat. Keinem der tod¬
bereiten Männer, die in siegreicher Abwehr Feindesland betraten und die dortigen
Zustände schauten, hat das Gefühl gefehlt, daß deutsche Art berufen ist. der Welt
Aufstieg zu bringen. Weisen wir diese Berufung von uns, dann sind wir der
hohen Ausgabe auch nicht wert; dann sitzt der Wurm in uns trotz unserer Kraft.
Haben neunzehnhundert Jahre im Wechsel von deutscher Herrlichkeit und Not noch
nicht vermocht den Fluch seit Arnims Tagen, den todwürdigen Segestesgeist, zu
bannen, dann sind die Helden gefallen für eine Nation von Memmen und Schuften.




Elektrische Araftübertragungen aus der Schweiz
K. Moritz von

in 12. Bericht des Schweizerischen Elektrizitäts-Vereins wird in
einem französisch geschriebenen Artikel unter dem Titel: "Keponse
aux artioles parus äans Is presse Suisse an sujet ete 1'iniIuenLe
allöMÄncte ctans 1'inäustris elöLtroteLluuque Luisss" vom Ver¬
waltungsrat der Schweizer Bank für Eisenbahnen, Herrn Dr. MI.
E. Tissot in Basel, eine Zusammenstellung der in der Schweiz vor¬
handenen Kraftübertragungsanlagen sowie der Maschinen- und chemischen Fabriken
gegeben, in denen angeblich deutsches Kapital dominieren soll. Diese Behauptungen


Elektrische Kraftübertragungen aus der Schweiz

kann und deshalb diesen lässig und zum Teil widerstrebend der eigenen Sicherheit
gegenübersteht. Eine Ablehnung der obengenannten Forderungen aus sittlichen
Beweggründen ist ungerechtfertigt, denn wir waren zufrieden mit den alten
Grenzen und mit, der Möglichkeit das, was wir nicht selbst besaßen, ehrlich kaufen
zu können. Man nenne doch ein anderes Volk der Erde, welches bei gleichem
Wachstum und Kulturaufstieg ebenso bedingungslos trotz der längst viel zu engen
Grenzen nicht nur vor fremdem Eigentum, .sondern auch vor fremden Ansprüchen,
die oft keinerlei sittliche Berechtigung aufwiesen, zurückgetreten ist. Denken wir doch
zurück an die Augusttage von 1914, da in uns allen die Gewißheit loderte, einen
heiligen Krieg zu führen! Was hat uns seelisch so zermürbt, daß es uns un-
yeilig scheint, in Erkenntnis unseres Lebensrechtes zu unserer Lebenssicherheit das
behalten zu wollen, was wir mit dem Blute unserer Besten in grimmigster Not¬
wehr tausendfach überzahlt haben? Ist es das Mitleid mit denen, die im
Trommelfeuer stehen? — Die standen und sielen und stehen noch heute und siegen
morgen, — ohne unser Mitleid zu begehren. Aber unsere Treue fordern sie und
einen verschwindend kleinen Bruchteil ihrer eigenen Festigkeit. Nur das kann
ihnen den Beweis liefern, daß ihr Opfermut nicht Narrheit war. Oder ist's das
Mitleid mit all' denen, die darben müssen? Die einen darben, die anderen
bluten und wieder andere sterben. Das ist Volkes Not! Und über all' dem
Grausen muß stehen ein heiliger Opferwille und unverbrüchliches Pflichtbewußt¬
sein. Das ist Christentum und höchste Sittlichkeit der Tat. Keinem der tod¬
bereiten Männer, die in siegreicher Abwehr Feindesland betraten und die dortigen
Zustände schauten, hat das Gefühl gefehlt, daß deutsche Art berufen ist. der Welt
Aufstieg zu bringen. Weisen wir diese Berufung von uns, dann sind wir der
hohen Ausgabe auch nicht wert; dann sitzt der Wurm in uns trotz unserer Kraft.
Haben neunzehnhundert Jahre im Wechsel von deutscher Herrlichkeit und Not noch
nicht vermocht den Fluch seit Arnims Tagen, den todwürdigen Segestesgeist, zu
bannen, dann sind die Helden gefallen für eine Nation von Memmen und Schuften.




Elektrische Araftübertragungen aus der Schweiz
K. Moritz von

in 12. Bericht des Schweizerischen Elektrizitäts-Vereins wird in
einem französisch geschriebenen Artikel unter dem Titel: „Keponse
aux artioles parus äans Is presse Suisse an sujet ete 1'iniIuenLe
allöMÄncte ctans 1'inäustris elöLtroteLluuque Luisss" vom Ver¬
waltungsrat der Schweizer Bank für Eisenbahnen, Herrn Dr. MI.
E. Tissot in Basel, eine Zusammenstellung der in der Schweiz vor¬
handenen Kraftübertragungsanlagen sowie der Maschinen- und chemischen Fabriken
gegeben, in denen angeblich deutsches Kapital dominieren soll. Diese Behauptungen


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[0198] Elektrische Kraftübertragungen aus der Schweiz kann und deshalb diesen lässig und zum Teil widerstrebend der eigenen Sicherheit gegenübersteht. Eine Ablehnung der obengenannten Forderungen aus sittlichen Beweggründen ist ungerechtfertigt, denn wir waren zufrieden mit den alten Grenzen und mit, der Möglichkeit das, was wir nicht selbst besaßen, ehrlich kaufen zu können. Man nenne doch ein anderes Volk der Erde, welches bei gleichem Wachstum und Kulturaufstieg ebenso bedingungslos trotz der längst viel zu engen Grenzen nicht nur vor fremdem Eigentum, .sondern auch vor fremden Ansprüchen, die oft keinerlei sittliche Berechtigung aufwiesen, zurückgetreten ist. Denken wir doch zurück an die Augusttage von 1914, da in uns allen die Gewißheit loderte, einen heiligen Krieg zu führen! Was hat uns seelisch so zermürbt, daß es uns un- yeilig scheint, in Erkenntnis unseres Lebensrechtes zu unserer Lebenssicherheit das behalten zu wollen, was wir mit dem Blute unserer Besten in grimmigster Not¬ wehr tausendfach überzahlt haben? Ist es das Mitleid mit denen, die im Trommelfeuer stehen? — Die standen und sielen und stehen noch heute und siegen morgen, — ohne unser Mitleid zu begehren. Aber unsere Treue fordern sie und einen verschwindend kleinen Bruchteil ihrer eigenen Festigkeit. Nur das kann ihnen den Beweis liefern, daß ihr Opfermut nicht Narrheit war. Oder ist's das Mitleid mit all' denen, die darben müssen? Die einen darben, die anderen bluten und wieder andere sterben. Das ist Volkes Not! Und über all' dem Grausen muß stehen ein heiliger Opferwille und unverbrüchliches Pflichtbewußt¬ sein. Das ist Christentum und höchste Sittlichkeit der Tat. Keinem der tod¬ bereiten Männer, die in siegreicher Abwehr Feindesland betraten und die dortigen Zustände schauten, hat das Gefühl gefehlt, daß deutsche Art berufen ist. der Welt Aufstieg zu bringen. Weisen wir diese Berufung von uns, dann sind wir der hohen Ausgabe auch nicht wert; dann sitzt der Wurm in uns trotz unserer Kraft. Haben neunzehnhundert Jahre im Wechsel von deutscher Herrlichkeit und Not noch nicht vermocht den Fluch seit Arnims Tagen, den todwürdigen Segestesgeist, zu bannen, dann sind die Helden gefallen für eine Nation von Memmen und Schuften. Elektrische Araftübertragungen aus der Schweiz K. Moritz von in 12. Bericht des Schweizerischen Elektrizitäts-Vereins wird in einem französisch geschriebenen Artikel unter dem Titel: „Keponse aux artioles parus äans Is presse Suisse an sujet ete 1'iniIuenLe allöMÄncte ctans 1'inäustris elöLtroteLluuque Luisss" vom Ver¬ waltungsrat der Schweizer Bank für Eisenbahnen, Herrn Dr. MI. E. Tissot in Basel, eine Zusammenstellung der in der Schweiz vor¬ handenen Kraftübertragungsanlagen sowie der Maschinen- und chemischen Fabriken gegeben, in denen angeblich deutsches Kapital dominieren soll. Diese Behauptungen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333095/198>, abgerufen am 05.05.2024.