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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Vergessenheit. Nun zeigt uns wieder einer der ersten jetzt lebenden Historiker
Schwedens, Rudolf Kjellen, Professor an der Universität Upscila, sein Land in
ähnlicher Betrachtung, und es stammen Schlaglichter ans, die uns um den ältere"
deutschen Meister erinnern."

Bei der Stoffordnung zu dieser "politischen Monographie war Kjellen
sein eigenes Muster. Hat er doch in seinem kurz vorher erschienenen Buche -
"Der Staat als Lebensform" ausführlich die diesbezüglichen Grundsätze entwickelt
(vgl. über sie Grenzboten 1V17, Heft 4"). Jedes der Hauptkapitel könnte als
besondere Monographie gelten. Zuerst wird das schwedische Reich als solches --
äußere Orientierung, Individualität, Territorium und Domiuiuni, worunter die
Hilfsquellen des staatlichen Lebens im Lande verstanden sind -- geschildert. So¬
dann die Entwicklung des NeichShaushaltcs, d. h. die Verwertung der natürlichen
Hilfsquellen selber. Die Trennung dieser beiden Abschnitte ergibt nicht immer
eine Abrundung des Stoffs und führt zu unvermeidlichen Wiederholungen und
Hinweisen. Gerade hier "scheint die unüberbrückte Lücke zwischen der Geschichte
und Geographie in der Methode Kjellens am deutlichsten. Es folgen die großen
Abschnitte über das "Volk" Entwicklung, Nationalitälsproblem, Volkskörper,
Volksseele -, die "Gesellschaft" und das "Staatsregiment", die hier eben nur ge¬
nannt werden können. Vieles darin greift uns Deutschen aus Herz. Der männliche,
urgermanische Charakter des Volkes, seine Abkehr von abstrakten und schematischen
Linien zu reinem persönlichen und vertieften Individualismus, der religiöse Sinn,
der aus der Natur des Landes seine Nahrung zieht, die ritterlichen Tugenden,
die den Schweden mehr zum Helden als zum Händler machen, das stolze Be¬
wußtsein, nie unter der Votmäßigkeit eines anderen Volkes gestanden zu haben,
und das unbestrittene Recht, das älteste Kulturvolk Europas hinsichtlich der staat¬
lichen Einheit zu sein, das alles läßt uns nicht ohne stillen Neid, mit Bewunderung
und Wünschen auf uusern nördlichen Nachbar blicken. Klar in der knappen Fassung
seiner Sätze, unbeirrt durch anderer Meinung, die wohl in manchen Einzelheiten
durchaus Geltung haben könnte, setzt Kjellen auseinander, wie Ausbildung und
Verwaltung des'schwedischen Staates leine Schöpfung von Doktrinen, keine Nach¬
ahmung fremder Muster, sondern aus eigenen nationalen Wurzeln emporgewachsen
ist, wie in dem Kampfe zwischen König und Reichstag zugunsten des letzteren
entschieden wurde, und wie die Rechte desselben in Gesetz und Praxis be¬
Mr. gründet sind.


Geschichte der Polnischen Literatur von Professor Komischle. -- Priebatschs
Verlagsbuchhandlung. Breslau 191l>.

Die deutsche gebildete Welt kennt von polnischen Dichtern zumeist nur
einen: Sientiewiez, und' diese Bekanntschaft ist dem national deutsch Empfindenden
nicht ganz sympathisch. Dennoch, meine ich, sollten wir gerade in diesem Augen
blick Antipathien überwinden und energisch uns vertiefen in die Psyche des Polen.
Hätten wir es früher getan, vieles -- alles Ware anders. Valoren ist um freilich
verloren. Nachtrauern hat keinen Zweck. Im Blick auf die Zukunft aber tut
es not, sich vor Allgen zu halten, daß Polen und wir nolens volens aufeinander
angewiesen sind, freilich die ersteren stärker auf uns als wir auf sie. Es ist
unbedingt nötig, daß nicht nur die leitenden Stellen, sondern die Öffentlichkeit
im weitesten Maße sich besser infoimicrt über unsere östlichen Nachbarn
als bisher, nicht allein volkswirtschaftlich, sondern vor allem völkerpsychologisch.
Die Politik hat allgemein den psychischen Faktor viel zu wenig berücksichtigt. Nun
kann nicht jeder an Or4 und Stelle seine Studien machen. Er muß sich beraten
lassen von Sachkundigen. Die Grenzboten sind seit langem vornehmlich bezüglich
Polens eifrige und wohlinformierte Berater. Wer aber selbst sich llrleilsgrnnd
lagen bilden will, bleibt angewiesen auf die polnische Literatur und Geschichte.
Wir besitzen in H. Brückners Geschichte der polnischen Literatur (Leipzig. 19l)!)) eine
liefschiirfer.de Arbeit, die des Polentums intimste Wesenszüge darzutun weiß.
Für weitere Kreise, für die hastige, zeitknappe Gegenwart ist solches Werk freilich


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Vergessenheit. Nun zeigt uns wieder einer der ersten jetzt lebenden Historiker
Schwedens, Rudolf Kjellen, Professor an der Universität Upscila, sein Land in
ähnlicher Betrachtung, und es stammen Schlaglichter ans, die uns um den ältere»
deutschen Meister erinnern."

Bei der Stoffordnung zu dieser „politischen Monographie war Kjellen
sein eigenes Muster. Hat er doch in seinem kurz vorher erschienenen Buche -
„Der Staat als Lebensform" ausführlich die diesbezüglichen Grundsätze entwickelt
(vgl. über sie Grenzboten 1V17, Heft 4«). Jedes der Hauptkapitel könnte als
besondere Monographie gelten. Zuerst wird das schwedische Reich als solches —
äußere Orientierung, Individualität, Territorium und Domiuiuni, worunter die
Hilfsquellen des staatlichen Lebens im Lande verstanden sind — geschildert. So¬
dann die Entwicklung des NeichShaushaltcs, d. h. die Verwertung der natürlichen
Hilfsquellen selber. Die Trennung dieser beiden Abschnitte ergibt nicht immer
eine Abrundung des Stoffs und führt zu unvermeidlichen Wiederholungen und
Hinweisen. Gerade hier «scheint die unüberbrückte Lücke zwischen der Geschichte
und Geographie in der Methode Kjellens am deutlichsten. Es folgen die großen
Abschnitte über das „Volk" Entwicklung, Nationalitälsproblem, Volkskörper,
Volksseele -, die „Gesellschaft" und das „Staatsregiment", die hier eben nur ge¬
nannt werden können. Vieles darin greift uns Deutschen aus Herz. Der männliche,
urgermanische Charakter des Volkes, seine Abkehr von abstrakten und schematischen
Linien zu reinem persönlichen und vertieften Individualismus, der religiöse Sinn,
der aus der Natur des Landes seine Nahrung zieht, die ritterlichen Tugenden,
die den Schweden mehr zum Helden als zum Händler machen, das stolze Be¬
wußtsein, nie unter der Votmäßigkeit eines anderen Volkes gestanden zu haben,
und das unbestrittene Recht, das älteste Kulturvolk Europas hinsichtlich der staat¬
lichen Einheit zu sein, das alles läßt uns nicht ohne stillen Neid, mit Bewunderung
und Wünschen auf uusern nördlichen Nachbar blicken. Klar in der knappen Fassung
seiner Sätze, unbeirrt durch anderer Meinung, die wohl in manchen Einzelheiten
durchaus Geltung haben könnte, setzt Kjellen auseinander, wie Ausbildung und
Verwaltung des'schwedischen Staates leine Schöpfung von Doktrinen, keine Nach¬
ahmung fremder Muster, sondern aus eigenen nationalen Wurzeln emporgewachsen
ist, wie in dem Kampfe zwischen König und Reichstag zugunsten des letzteren
entschieden wurde, und wie die Rechte desselben in Gesetz und Praxis be¬
Mr. gründet sind.


Geschichte der Polnischen Literatur von Professor Komischle. — Priebatschs
Verlagsbuchhandlung. Breslau 191l>.

Die deutsche gebildete Welt kennt von polnischen Dichtern zumeist nur
einen: Sientiewiez, und' diese Bekanntschaft ist dem national deutsch Empfindenden
nicht ganz sympathisch. Dennoch, meine ich, sollten wir gerade in diesem Augen
blick Antipathien überwinden und energisch uns vertiefen in die Psyche des Polen.
Hätten wir es früher getan, vieles — alles Ware anders. Valoren ist um freilich
verloren. Nachtrauern hat keinen Zweck. Im Blick auf die Zukunft aber tut
es not, sich vor Allgen zu halten, daß Polen und wir nolens volens aufeinander
angewiesen sind, freilich die ersteren stärker auf uns als wir auf sie. Es ist
unbedingt nötig, daß nicht nur die leitenden Stellen, sondern die Öffentlichkeit
im weitesten Maße sich besser infoimicrt über unsere östlichen Nachbarn
als bisher, nicht allein volkswirtschaftlich, sondern vor allem völkerpsychologisch.
Die Politik hat allgemein den psychischen Faktor viel zu wenig berücksichtigt. Nun
kann nicht jeder an Or4 und Stelle seine Studien machen. Er muß sich beraten
lassen von Sachkundigen. Die Grenzboten sind seit langem vornehmlich bezüglich
Polens eifrige und wohlinformierte Berater. Wer aber selbst sich llrleilsgrnnd
lagen bilden will, bleibt angewiesen auf die polnische Literatur und Geschichte.
Wir besitzen in H. Brückners Geschichte der polnischen Literatur (Leipzig. 19l)!)) eine
liefschiirfer.de Arbeit, die des Polentums intimste Wesenszüge darzutun weiß.
Für weitere Kreise, für die hastige, zeitknappe Gegenwart ist solches Werk freilich


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/203>, abgerufen am 29.04.2024.