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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Amerika am Scheidewege

Amerika am Scheidewege

ilson hat bekanntlich in seiner großen Rede in der Metropvlitan
WAW^HM>M Opera behauptet, die überwiegende Mehrheit des amerikanischen
WA ? Volkes hinter sich zu haben. Aber jeder Massenpsychose weisz,
^A^^ derlei Versicherungen, mögen sie noch so sehr von ehrlicher
Überzeugung getragen sein, immer sehr gewagt sind. Läßt man
^^d^I^is Zeitungsäußerungen als Dokumente sür die öffentliche Meinung oder
den Ausdruck des Volkswillens gelten, so scheint es mit der Behauptung des
Präsidenten bedenklich zu stehen. Wenigstens ergab eine Umfrage der "Morning
Post" bei 1377 amerikanischen Zeitungen 718 Stimmen für, 478 bedingungsweise
für, 181 gegen den Völkerbund. Als Kontrolle kann eine Umfrage des
"Literary Digest" dienen, die bei republikanischen Zeitungen 114 Stimmen für,
306 bedingungsweise, 107 gegen, bei demokratischen 379 für, 18 bedingungs-
weise sür, 47 gegen, bei der unabhängigen Presse 16 für, 51 bedingungsweise
für, 8 gegen, also ein Verhältnis von 509:375:162 ergab. Danach erscheint
die hinter Wilson stehende Mehrheit keineswegs so überwältigend und offenbar
kommt alles darauf an, waS man unter "bedingungsweise" zu verstehen hat.
Verschiedenen dieser Bedingungen hat Wilson allerdings inzwischen durch Bestehen
auf der Monroe-Doktrin und durch Ausschluß der Gleichberechtigung der gelben
Nasse Rechnung zu tragen versucht, andererseits scheint jedoch die Opposition der
Republikaner und des Senats im Wachsen zu sein. Und selbst wenn man zugibt,
daß Zeitungsäußerungen nicht unbedingt den Volkswillen repräsentieren, ja von
ihm beeinflußt werden können, so ist doch gerade dieser Volkswille selbst so leicht
beeinflußbar und, wie gerade von genauen Kennern Amerikas immer wieder mit
Nachdruck versichert wird, so schwer bestimmbar, daß, nach ihrer Versicherung,
Vorhersagen darüber, ob Amerika für oder gegen den.Völkerbund sein wird,
keinerlei wirkliche Bedeutung zugesprochen werden kann.

Daraus ergibt sich also mit Sicherheit nur das eine, daß die öffentliche
Meinung Amerikas von Grund aus gespalten ist und schwankt, daß seine
Politik an einem Kreuzwege angelangt ist. Es muß sich entscheiden zwischen
amerikanischer und Weltpolittk. Amerikanische Politik, das heißt Beschränkung auf
Amerika unter Sicherung nach außen und Saturierung im inneren. Wellpolitik
heißt Wettbewerb in erster Linie mit England (samt seinen Dominions), aber auch
mit Nußland, Japan, und Europa überhaupt. Beide Wege sind gangbar und
denkbar, Die wirtschaftliche und politische Durchdringung Mexikos, Südamerikas
und Canadas scheint die natürliche Verwirklichung des in der Monroedoklrin aus¬
gesprochenen Ideals zu bilden und würde den gesamten Kräften der Vereinigten
Staaten aller Voraussicht nach noch für mindestens ein Jahrhundert reichliche
und genügende Betätigung erlauben. Aber die sehr wirkliche wirtschaftliche
Entwicklung des amerikanischen Volkes folgte schon vor dem Kriege keineswegs
diesendurch die Theorieklarvorgezeichneten Bahnen, sondern realistischen und praktischen
Gesetzen. Industrieller Export läßt sich in seiner Richtung bekanntlich nicht
willkürlich bestimmen, sondern greift automatisch dahin über, wo sich ihm bei
möglichst gesteigerter Gedeihungsmöglichkeit der geringste äußere Widerstand ent¬
gegenstellt. Ersterer ist zum Beispiel in Mexiko bei der Unsicherheit der dort
herrschenden politischen Lage, seiner mangelhaften Zivilisation und der infolge des
amerikanischen Widerstrebens gegen Militärdienst sich ergebenden Unmöglichkeit,
Mexiko tatkräftig zu einer nordamerikanischen Kolonie zu machen, nicht gegeben.
Kanada konkurrierte durch seine enge Verbindung mit England selbst zu stark, um
eine wirtschaftliche Durchdringung von feiten der Union als nutzbringend erscheinen
zu lassen, und zu einer kräftigeren Erfassung Südamerikas, der sich überdies
immer Mexiko als Riegel vorschob, fehlte es an einer ausreichenden Handelsflotte.
Die Folge war, daß sich der Export gestützt auf eine natürliche Wohlfeilheit der
Rohprodukte, Lebensmittel und eine aus deu Verhältnissen sich ergebende besondere
Art der Produktion (Maschinenl) Absatzgebiete in Übersee, Europa und Asien


Amerika am Scheidewege

Amerika am Scheidewege

ilson hat bekanntlich in seiner großen Rede in der Metropvlitan
WAW^HM>M Opera behauptet, die überwiegende Mehrheit des amerikanischen
WA ? Volkes hinter sich zu haben. Aber jeder Massenpsychose weisz,
^A^^ derlei Versicherungen, mögen sie noch so sehr von ehrlicher
Überzeugung getragen sein, immer sehr gewagt sind. Läßt man
^^d^I^is Zeitungsäußerungen als Dokumente sür die öffentliche Meinung oder
den Ausdruck des Volkswillens gelten, so scheint es mit der Behauptung des
Präsidenten bedenklich zu stehen. Wenigstens ergab eine Umfrage der „Morning
Post" bei 1377 amerikanischen Zeitungen 718 Stimmen für, 478 bedingungsweise
für, 181 gegen den Völkerbund. Als Kontrolle kann eine Umfrage des
„Literary Digest" dienen, die bei republikanischen Zeitungen 114 Stimmen für,
306 bedingungsweise, 107 gegen, bei demokratischen 379 für, 18 bedingungs-
weise sür, 47 gegen, bei der unabhängigen Presse 16 für, 51 bedingungsweise
für, 8 gegen, also ein Verhältnis von 509:375:162 ergab. Danach erscheint
die hinter Wilson stehende Mehrheit keineswegs so überwältigend und offenbar
kommt alles darauf an, waS man unter „bedingungsweise" zu verstehen hat.
Verschiedenen dieser Bedingungen hat Wilson allerdings inzwischen durch Bestehen
auf der Monroe-Doktrin und durch Ausschluß der Gleichberechtigung der gelben
Nasse Rechnung zu tragen versucht, andererseits scheint jedoch die Opposition der
Republikaner und des Senats im Wachsen zu sein. Und selbst wenn man zugibt,
daß Zeitungsäußerungen nicht unbedingt den Volkswillen repräsentieren, ja von
ihm beeinflußt werden können, so ist doch gerade dieser Volkswille selbst so leicht
beeinflußbar und, wie gerade von genauen Kennern Amerikas immer wieder mit
Nachdruck versichert wird, so schwer bestimmbar, daß, nach ihrer Versicherung,
Vorhersagen darüber, ob Amerika für oder gegen den.Völkerbund sein wird,
keinerlei wirkliche Bedeutung zugesprochen werden kann.

Daraus ergibt sich also mit Sicherheit nur das eine, daß die öffentliche
Meinung Amerikas von Grund aus gespalten ist und schwankt, daß seine
Politik an einem Kreuzwege angelangt ist. Es muß sich entscheiden zwischen
amerikanischer und Weltpolittk. Amerikanische Politik, das heißt Beschränkung auf
Amerika unter Sicherung nach außen und Saturierung im inneren. Wellpolitik
heißt Wettbewerb in erster Linie mit England (samt seinen Dominions), aber auch
mit Nußland, Japan, und Europa überhaupt. Beide Wege sind gangbar und
denkbar, Die wirtschaftliche und politische Durchdringung Mexikos, Südamerikas
und Canadas scheint die natürliche Verwirklichung des in der Monroedoklrin aus¬
gesprochenen Ideals zu bilden und würde den gesamten Kräften der Vereinigten
Staaten aller Voraussicht nach noch für mindestens ein Jahrhundert reichliche
und genügende Betätigung erlauben. Aber die sehr wirkliche wirtschaftliche
Entwicklung des amerikanischen Volkes folgte schon vor dem Kriege keineswegs
diesendurch die Theorieklarvorgezeichneten Bahnen, sondern realistischen und praktischen
Gesetzen. Industrieller Export läßt sich in seiner Richtung bekanntlich nicht
willkürlich bestimmen, sondern greift automatisch dahin über, wo sich ihm bei
möglichst gesteigerter Gedeihungsmöglichkeit der geringste äußere Widerstand ent¬
gegenstellt. Ersterer ist zum Beispiel in Mexiko bei der Unsicherheit der dort
herrschenden politischen Lage, seiner mangelhaften Zivilisation und der infolge des
amerikanischen Widerstrebens gegen Militärdienst sich ergebenden Unmöglichkeit,
Mexiko tatkräftig zu einer nordamerikanischen Kolonie zu machen, nicht gegeben.
Kanada konkurrierte durch seine enge Verbindung mit England selbst zu stark, um
eine wirtschaftliche Durchdringung von feiten der Union als nutzbringend erscheinen
zu lassen, und zu einer kräftigeren Erfassung Südamerikas, der sich überdies
immer Mexiko als Riegel vorschob, fehlte es an einer ausreichenden Handelsflotte.
Die Folge war, daß sich der Export gestützt auf eine natürliche Wohlfeilheit der
Rohprodukte, Lebensmittel und eine aus deu Verhältnissen sich ergebende besondere
Art der Produktion (Maschinenl) Absatzgebiete in Übersee, Europa und Asien


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[0300] Amerika am Scheidewege Amerika am Scheidewege ilson hat bekanntlich in seiner großen Rede in der Metropvlitan WAW^HM>M Opera behauptet, die überwiegende Mehrheit des amerikanischen WA ? Volkes hinter sich zu haben. Aber jeder Massenpsychose weisz, ^A^^ derlei Versicherungen, mögen sie noch so sehr von ehrlicher Überzeugung getragen sein, immer sehr gewagt sind. Läßt man ^^d^I^is Zeitungsäußerungen als Dokumente sür die öffentliche Meinung oder den Ausdruck des Volkswillens gelten, so scheint es mit der Behauptung des Präsidenten bedenklich zu stehen. Wenigstens ergab eine Umfrage der „Morning Post" bei 1377 amerikanischen Zeitungen 718 Stimmen für, 478 bedingungsweise für, 181 gegen den Völkerbund. Als Kontrolle kann eine Umfrage des „Literary Digest" dienen, die bei republikanischen Zeitungen 114 Stimmen für, 306 bedingungsweise, 107 gegen, bei demokratischen 379 für, 18 bedingungs- weise sür, 47 gegen, bei der unabhängigen Presse 16 für, 51 bedingungsweise für, 8 gegen, also ein Verhältnis von 509:375:162 ergab. Danach erscheint die hinter Wilson stehende Mehrheit keineswegs so überwältigend und offenbar kommt alles darauf an, waS man unter „bedingungsweise" zu verstehen hat. Verschiedenen dieser Bedingungen hat Wilson allerdings inzwischen durch Bestehen auf der Monroe-Doktrin und durch Ausschluß der Gleichberechtigung der gelben Nasse Rechnung zu tragen versucht, andererseits scheint jedoch die Opposition der Republikaner und des Senats im Wachsen zu sein. Und selbst wenn man zugibt, daß Zeitungsäußerungen nicht unbedingt den Volkswillen repräsentieren, ja von ihm beeinflußt werden können, so ist doch gerade dieser Volkswille selbst so leicht beeinflußbar und, wie gerade von genauen Kennern Amerikas immer wieder mit Nachdruck versichert wird, so schwer bestimmbar, daß, nach ihrer Versicherung, Vorhersagen darüber, ob Amerika für oder gegen den.Völkerbund sein wird, keinerlei wirkliche Bedeutung zugesprochen werden kann. Daraus ergibt sich also mit Sicherheit nur das eine, daß die öffentliche Meinung Amerikas von Grund aus gespalten ist und schwankt, daß seine Politik an einem Kreuzwege angelangt ist. Es muß sich entscheiden zwischen amerikanischer und Weltpolittk. Amerikanische Politik, das heißt Beschränkung auf Amerika unter Sicherung nach außen und Saturierung im inneren. Wellpolitik heißt Wettbewerb in erster Linie mit England (samt seinen Dominions), aber auch mit Nußland, Japan, und Europa überhaupt. Beide Wege sind gangbar und denkbar, Die wirtschaftliche und politische Durchdringung Mexikos, Südamerikas und Canadas scheint die natürliche Verwirklichung des in der Monroedoklrin aus¬ gesprochenen Ideals zu bilden und würde den gesamten Kräften der Vereinigten Staaten aller Voraussicht nach noch für mindestens ein Jahrhundert reichliche und genügende Betätigung erlauben. Aber die sehr wirkliche wirtschaftliche Entwicklung des amerikanischen Volkes folgte schon vor dem Kriege keineswegs diesendurch die Theorieklarvorgezeichneten Bahnen, sondern realistischen und praktischen Gesetzen. Industrieller Export läßt sich in seiner Richtung bekanntlich nicht willkürlich bestimmen, sondern greift automatisch dahin über, wo sich ihm bei möglichst gesteigerter Gedeihungsmöglichkeit der geringste äußere Widerstand ent¬ gegenstellt. Ersterer ist zum Beispiel in Mexiko bei der Unsicherheit der dort herrschenden politischen Lage, seiner mangelhaften Zivilisation und der infolge des amerikanischen Widerstrebens gegen Militärdienst sich ergebenden Unmöglichkeit, Mexiko tatkräftig zu einer nordamerikanischen Kolonie zu machen, nicht gegeben. Kanada konkurrierte durch seine enge Verbindung mit England selbst zu stark, um eine wirtschaftliche Durchdringung von feiten der Union als nutzbringend erscheinen zu lassen, und zu einer kräftigeren Erfassung Südamerikas, der sich überdies immer Mexiko als Riegel vorschob, fehlte es an einer ausreichenden Handelsflotte. Die Folge war, daß sich der Export gestützt auf eine natürliche Wohlfeilheit der Rohprodukte, Lebensmittel und eine aus deu Verhältnissen sich ergebende besondere Art der Produktion (Maschinenl) Absatzgebiete in Übersee, Europa und Asien

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/300>, abgerufen am 29.04.2024.