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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Ver sozicildemokratische Parteitag

Der sozialdemokratische Parteitag
Dr. Rarl Buchheim von

or zwanzig Jahren knüpften sich an den Namen Eduard Bernsteins
mancherlei Hoffnungen auf eine Mauserung der Sozialdemokratie.
Denn er war der Vorkämpfer des sogenannten Revisionismus, einer
Richtung, die über Auslegung und Fortbildung der Lehre von Karl
Marx und über das Erfurter Programm etwas anderer Ansicht
war, als die von Kautsku geführte Parteiorthodoxie. Die Revisio¬
nisten wollten stärker die Mitarbeit der Partei am Ausbau des Gegenwarls-
staates betonen, sie glaubten nicht mehr an die Nevvlutiovsromantik und die
schier chiliastischen Hoffnungen auf die zukünftige soziale Republik. Vielleicht
glaubten sie überhaupt nicht mehr, daß diese Republik in Deutschland je kommen
würde. In dieser Beziehung haben sie unrecht behalten, aber von romantischem
Glanz zeigt die Republik keine Spur, und die Sozialdemokratie brauchte heute
weite Arbeiterkreise weniger zu enttäuschen, wenn sie ihre Anhänger schon früher
mehr an Gegenwartspolitik im Sinne der Revisionisten gewöhnt Hütte. Aber
damals auf dem Dresdener Parteitag wurden die Nevisionistei,i "an die Wand
gedrückt", ein Mann wie Bernstein wurde in der Folgezeit in der Partei mannig¬
fach schikaniert; man machte ihm sogar seinen Broterwerb als Schriftsteller nach
Kräften sauer, Heute haben sich die Zeiten gründlich gewandelt: die Sozial¬
demokratie muß praktische Gegenwartsarveit in der schwersten politischen Lage
unseres Reiches leisten, sie muß regieren, darf nicht mehr schimpfen und vertrösten.
Heute sitzen die Führer der Partei in den maßgebenden Reichsstellen', die Not
der Zeit schreibt thuen Gesetze vor, um das Programm können sie sich nicht viel
kümmern. Heute kann auf dem Weimarer Parteitag der Sprecher des Partei¬
vorstandes selber, Otto Wels, ohne Widerspruch zu finden, erklären, man stände
zwar noch auf dem Boden des Erfurter Programms, aber man verschließe sich
der Reformbedürftigst dieses Programms nicht. Dafür eine Eduard Bernstein
als Anwalt einer auswärtigen Politik auf, die mit beiden Füßen in Wolken¬
kuckucksheim steht, und die der Parteitag nicht nur als unpraktisch, sondern geradezu
als rcichs- und volksschädlich ablehnen muß.

In der Tat bedeutet der Parteitag einen weiteren Schritt auf dem Wege
zur positiven aufbauenden Arbeit in der politischen Gegenwart, auf dein sich die
Sozialdemokratie seit dem 4, August 1914 befindet. Was die wohlerwogenen
Giünde der Revisionisten nickt vermochten, das brachte damals die Überzeugungs¬
kraft der Tatsache des Weltkrieges zuwege: die Bekehrung der Partei van der
Revolution5predigt zur politischen Arbeit, Freilich läßt sich eine fünfzigjährige
Vergangenheit nicht ohne weiteres verleugnen: die "Unabhängigen" machten die
Bekehrung nicht rin und spalteten sich ab. Doch ließ sich Scheidemann von der
verbleibenden Parteimehrheit auf dem Würzburger Parteitag die Politik des
4. August ausdrücklich bestätigen. Aber nun kam die Revolution und die Be¬
rufung zur Regierung. J.tzt muß die Sozialdemokratie die Polizei handhaben,
muß Altsstände militärisch niederwerfen, muß nationale Töne anschlagen und
sogar auf Aibcitgeberinteressen Rücksicht nehmen. Das sind die Genossen im
Volke nicht gewöhn". Die paradiesischen Zustände des Zukunstsstaatcs, wo der
Urbilder ein freier Herr ist, wollen nicht kommen. Die eben erst zur Partei
gelaufenen Landproletarier verstehen nicht, weshalb in den Besitzverhältnissen auf
dem Lande einstweilen alles beim alten bleibt. Die Volksschullehrer, die ihre
Angelegenheiten gern für besonders wichtig halten, sind entrüstet, wenn nicht alles
gleich nach ihrem Kopfe geht. Es besteht Gefahr, daß alle diese Anhänger zu
den Radikalen der äußersten Linken überlaufen. .Darum fühlt sich die Partei in
ihrer verantwortlichen Rolle gar nicht recht wohl. Es sammelt sich Zündstoff an
Kegen die Parteiführer in den Regicrungssesscln. Man kritisiert, nur um die
Vergangenheit nicht zu verleugnen, man macht bange vor der Gegenrevolution,


Ver sozicildemokratische Parteitag

Der sozialdemokratische Parteitag
Dr. Rarl Buchheim von

or zwanzig Jahren knüpften sich an den Namen Eduard Bernsteins
mancherlei Hoffnungen auf eine Mauserung der Sozialdemokratie.
Denn er war der Vorkämpfer des sogenannten Revisionismus, einer
Richtung, die über Auslegung und Fortbildung der Lehre von Karl
Marx und über das Erfurter Programm etwas anderer Ansicht
war, als die von Kautsku geführte Parteiorthodoxie. Die Revisio¬
nisten wollten stärker die Mitarbeit der Partei am Ausbau des Gegenwarls-
staates betonen, sie glaubten nicht mehr an die Nevvlutiovsromantik und die
schier chiliastischen Hoffnungen auf die zukünftige soziale Republik. Vielleicht
glaubten sie überhaupt nicht mehr, daß diese Republik in Deutschland je kommen
würde. In dieser Beziehung haben sie unrecht behalten, aber von romantischem
Glanz zeigt die Republik keine Spur, und die Sozialdemokratie brauchte heute
weite Arbeiterkreise weniger zu enttäuschen, wenn sie ihre Anhänger schon früher
mehr an Gegenwartspolitik im Sinne der Revisionisten gewöhnt Hütte. Aber
damals auf dem Dresdener Parteitag wurden die Nevisionistei,i „an die Wand
gedrückt", ein Mann wie Bernstein wurde in der Folgezeit in der Partei mannig¬
fach schikaniert; man machte ihm sogar seinen Broterwerb als Schriftsteller nach
Kräften sauer, Heute haben sich die Zeiten gründlich gewandelt: die Sozial¬
demokratie muß praktische Gegenwartsarveit in der schwersten politischen Lage
unseres Reiches leisten, sie muß regieren, darf nicht mehr schimpfen und vertrösten.
Heute sitzen die Führer der Partei in den maßgebenden Reichsstellen', die Not
der Zeit schreibt thuen Gesetze vor, um das Programm können sie sich nicht viel
kümmern. Heute kann auf dem Weimarer Parteitag der Sprecher des Partei¬
vorstandes selber, Otto Wels, ohne Widerspruch zu finden, erklären, man stände
zwar noch auf dem Boden des Erfurter Programms, aber man verschließe sich
der Reformbedürftigst dieses Programms nicht. Dafür eine Eduard Bernstein
als Anwalt einer auswärtigen Politik auf, die mit beiden Füßen in Wolken¬
kuckucksheim steht, und die der Parteitag nicht nur als unpraktisch, sondern geradezu
als rcichs- und volksschädlich ablehnen muß.

In der Tat bedeutet der Parteitag einen weiteren Schritt auf dem Wege
zur positiven aufbauenden Arbeit in der politischen Gegenwart, auf dein sich die
Sozialdemokratie seit dem 4, August 1914 befindet. Was die wohlerwogenen
Giünde der Revisionisten nickt vermochten, das brachte damals die Überzeugungs¬
kraft der Tatsache des Weltkrieges zuwege: die Bekehrung der Partei van der
Revolution5predigt zur politischen Arbeit, Freilich läßt sich eine fünfzigjährige
Vergangenheit nicht ohne weiteres verleugnen: die „Unabhängigen" machten die
Bekehrung nicht rin und spalteten sich ab. Doch ließ sich Scheidemann von der
verbleibenden Parteimehrheit auf dem Würzburger Parteitag die Politik des
4. August ausdrücklich bestätigen. Aber nun kam die Revolution und die Be¬
rufung zur Regierung. J.tzt muß die Sozialdemokratie die Polizei handhaben,
muß Altsstände militärisch niederwerfen, muß nationale Töne anschlagen und
sogar auf Aibcitgeberinteressen Rücksicht nehmen. Das sind die Genossen im
Volke nicht gewöhn». Die paradiesischen Zustände des Zukunstsstaatcs, wo der
Urbilder ein freier Herr ist, wollen nicht kommen. Die eben erst zur Partei
gelaufenen Landproletarier verstehen nicht, weshalb in den Besitzverhältnissen auf
dem Lande einstweilen alles beim alten bleibt. Die Volksschullehrer, die ihre
Angelegenheiten gern für besonders wichtig halten, sind entrüstet, wenn nicht alles
gleich nach ihrem Kopfe geht. Es besteht Gefahr, daß alle diese Anhänger zu
den Radikalen der äußersten Linken überlaufen. .Darum fühlt sich die Partei in
ihrer verantwortlichen Rolle gar nicht recht wohl. Es sammelt sich Zündstoff an
Kegen die Parteiführer in den Regicrungssesscln. Man kritisiert, nur um die
Vergangenheit nicht zu verleugnen, man macht bange vor der Gegenrevolution,


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[0317] Ver sozicildemokratische Parteitag Der sozialdemokratische Parteitag Dr. Rarl Buchheim von or zwanzig Jahren knüpften sich an den Namen Eduard Bernsteins mancherlei Hoffnungen auf eine Mauserung der Sozialdemokratie. Denn er war der Vorkämpfer des sogenannten Revisionismus, einer Richtung, die über Auslegung und Fortbildung der Lehre von Karl Marx und über das Erfurter Programm etwas anderer Ansicht war, als die von Kautsku geführte Parteiorthodoxie. Die Revisio¬ nisten wollten stärker die Mitarbeit der Partei am Ausbau des Gegenwarls- staates betonen, sie glaubten nicht mehr an die Nevvlutiovsromantik und die schier chiliastischen Hoffnungen auf die zukünftige soziale Republik. Vielleicht glaubten sie überhaupt nicht mehr, daß diese Republik in Deutschland je kommen würde. In dieser Beziehung haben sie unrecht behalten, aber von romantischem Glanz zeigt die Republik keine Spur, und die Sozialdemokratie brauchte heute weite Arbeiterkreise weniger zu enttäuschen, wenn sie ihre Anhänger schon früher mehr an Gegenwartspolitik im Sinne der Revisionisten gewöhnt Hütte. Aber damals auf dem Dresdener Parteitag wurden die Nevisionistei,i „an die Wand gedrückt", ein Mann wie Bernstein wurde in der Folgezeit in der Partei mannig¬ fach schikaniert; man machte ihm sogar seinen Broterwerb als Schriftsteller nach Kräften sauer, Heute haben sich die Zeiten gründlich gewandelt: die Sozial¬ demokratie muß praktische Gegenwartsarveit in der schwersten politischen Lage unseres Reiches leisten, sie muß regieren, darf nicht mehr schimpfen und vertrösten. Heute sitzen die Führer der Partei in den maßgebenden Reichsstellen', die Not der Zeit schreibt thuen Gesetze vor, um das Programm können sie sich nicht viel kümmern. Heute kann auf dem Weimarer Parteitag der Sprecher des Partei¬ vorstandes selber, Otto Wels, ohne Widerspruch zu finden, erklären, man stände zwar noch auf dem Boden des Erfurter Programms, aber man verschließe sich der Reformbedürftigst dieses Programms nicht. Dafür eine Eduard Bernstein als Anwalt einer auswärtigen Politik auf, die mit beiden Füßen in Wolken¬ kuckucksheim steht, und die der Parteitag nicht nur als unpraktisch, sondern geradezu als rcichs- und volksschädlich ablehnen muß. In der Tat bedeutet der Parteitag einen weiteren Schritt auf dem Wege zur positiven aufbauenden Arbeit in der politischen Gegenwart, auf dein sich die Sozialdemokratie seit dem 4, August 1914 befindet. Was die wohlerwogenen Giünde der Revisionisten nickt vermochten, das brachte damals die Überzeugungs¬ kraft der Tatsache des Weltkrieges zuwege: die Bekehrung der Partei van der Revolution5predigt zur politischen Arbeit, Freilich läßt sich eine fünfzigjährige Vergangenheit nicht ohne weiteres verleugnen: die „Unabhängigen" machten die Bekehrung nicht rin und spalteten sich ab. Doch ließ sich Scheidemann von der verbleibenden Parteimehrheit auf dem Würzburger Parteitag die Politik des 4. August ausdrücklich bestätigen. Aber nun kam die Revolution und die Be¬ rufung zur Regierung. J.tzt muß die Sozialdemokratie die Polizei handhaben, muß Altsstände militärisch niederwerfen, muß nationale Töne anschlagen und sogar auf Aibcitgeberinteressen Rücksicht nehmen. Das sind die Genossen im Volke nicht gewöhn». Die paradiesischen Zustände des Zukunstsstaatcs, wo der Urbilder ein freier Herr ist, wollen nicht kommen. Die eben erst zur Partei gelaufenen Landproletarier verstehen nicht, weshalb in den Besitzverhältnissen auf dem Lande einstweilen alles beim alten bleibt. Die Volksschullehrer, die ihre Angelegenheiten gern für besonders wichtig halten, sind entrüstet, wenn nicht alles gleich nach ihrem Kopfe geht. Es besteht Gefahr, daß alle diese Anhänger zu den Radikalen der äußersten Linken überlaufen. .Darum fühlt sich die Partei in ihrer verantwortlichen Rolle gar nicht recht wohl. Es sammelt sich Zündstoff an Kegen die Parteiführer in den Regicrungssesscln. Man kritisiert, nur um die Vergangenheit nicht zu verleugnen, man macht bange vor der Gegenrevolution,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/317>, abgerufen am 29.04.2024.