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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Pressestimmen

[Beginn Spaltensatz]

Währte Politiker des Revolutionsjahres 1843
es getan hat. Zwischen Preußen und Polen
muß nicht nur eine Verständigung herbeige¬
führt werden, sondern ein Bündnis ge¬
schlossen werden. Um dieses zu ermöglichen,
muß zunächst die Provinz Posen eine selbst¬
ständige Republik werden. An wen sich
dieselbe anschließen will, kann ihrem Selbst¬
bestimmungsrecht vorbehalten bleiben, denn
es würde voreilig sein, zu glauben, daß
man sich für Kongreßpolen entscheiden wird.
Auch sollte letzterem ein Zugang zum Meere
ermöglicht werden. Wie das geschehen könnte,
bedarf in diesem Augenblick keiner weiteren
Erörterung. Selbstverständliche Voraussetzung
wäre, daß auch Kongreßpolen und Galizien
autonome Republiken würden. Dasselbe
müßte der Fall sein mit Litauen und dem
Baltikum. Wenn die sämtlichen genannten
Länder untereinander und mit Deutschland
durch ein Bündnis verbunden wären, so
würde das nicht nur für die Verhältnisse
dieser Länder, sondern für das gesamte
Europa glückverheißend sein."

3. polnische Presse

Zu den deutschen Protestkundgebungen
äußert sich der Bromberger "Dziennik Byd-
gosky" vom 20. Februar auf folgende Weise:

"Up ewig ungedeckt." Der deutsche
Volksrat in Bromberg hat nach Weimar, an
die Waffenstillstandskommission in Spaa und
an Scheidemann ein Telegramm gesandt, in
welchem er zwar seine Freude darüber zum
Ausdruck bringt, daß infolge der Durch¬
führung der Demarkationslinie Bromberg
beim "Mutterlande" verbleibt, aber trotzdem
gegen die Trennung mit den übrigen Deut¬
schen im Posenschen protestiert und seine
Solidarität mit denselben erklärt. Das
Deutschtum in Bromberg stellt für die
Friedensverhandlungen die Richtschnur auf,
daß es für ewig mit dem Rest der Deutschen
in der Posener Provinz vereinigt bleiben will:
"Up ewig ungedeckt".

Ruhig, ruhig, ihr Herren Hakatisten. Ihr
werdet bestimmt "ungedeckt" sein, aber -- in
Polen. Wenn es euch nicht gefallen sollte, so
könnt ihr euch wo anders euren Sitz wählen
und dort "up ewig ungedeckt" summen.

[Spaltenumbruch]

Wilem (Spottwort gegen Kaiser Wilhelm)
wird euch helfen.

Der Posener "DziennikPoznanski" schreibt
in Ur. 45 vom 23, Februar 1Se9:

Anträge von Dmowski. "L'JndePendance
Polonaise" bringt den Wortlaut der Anklage,
welche den Schluß des Exposö von Dmowski
vor den Vertretern der Entente bildeten.
Diese Anträge lauteten:

1. Die Frage der deutschen Gefahr: Es
ist unerläßlich, daß man die Deutschen mit
ihrem Vorwärtsdrängen nach dem Osten auf¬
hält, was man durch eine einfache Forderung
der Verbündeten erzielen könnte. Es ist
auch nötig, in dem Waffenstillstand, der er¬
neuert werden soll, diejenigen Bedingungen
festzulegen, welche der Polnischen Bevölkerung
die Garantie geben, daß sie nicht verfolgt
werden wird und in Ruhe den Beschluß der
Friedenskonferenz erwarten kann.

2. Es ist unbedingt notwendig, daß man
den Weg über Danzig für den Transport
von Munition, Waffen und Lebensmitteln
eröffnet. Der Artikel des Waffenstillstands¬
vertrags, welcher den Verbündeten freie
Durchfahrt von Danzig nach Thorn gestattet,
muß auch erfüllt werden. Dies kann man
erreichen, wenn die Bahnstrecke von Entente¬
militär okkupiert wird, oder wenn eine
Garantie gegeben wird, daß die Polen freie
Durchfahrt bekommen, während welcher sie
nicht belästigt werden. Es ist dies unbedingt
notwendig, damit die Armee des Generals
Hnller, welcher so ungeduldig im Lande er¬
wartet wird, abgeschickt werden kann. Die
Polen fordern gleichfalls, daß man ihnen
Kleidung, Waffen und Munition für die in
der Bildung begriffene Armee schickt. Menschen¬
material ist genug da, es fehlt jedoch das,
was zu ihrer Eqmpierung nötig ist.

3. Die Lage in Ostgalizien muß gleich¬
falls geregelt werden. Lemberg wird dort
fortwährend von den Ukrainern angegriffen,
die Polen könnten sich wehren und Ordnung
im Lande einführen, wenn sie die notwendigen
Kleidungs-, Munitions- und Waffenvorräte
für die polnische Armee hätten.

Der "Dziennik Bydgosky" Ur. 46 vom
23. November 1919 schreibt:

Die Entente wird Polen das ganze deutsche
Teilungsgebiet zusammen mit Oberschlesien

[Ende Spaltensatz]
Pressestimmen

[Beginn Spaltensatz]

Währte Politiker des Revolutionsjahres 1843
es getan hat. Zwischen Preußen und Polen
muß nicht nur eine Verständigung herbeige¬
führt werden, sondern ein Bündnis ge¬
schlossen werden. Um dieses zu ermöglichen,
muß zunächst die Provinz Posen eine selbst¬
ständige Republik werden. An wen sich
dieselbe anschließen will, kann ihrem Selbst¬
bestimmungsrecht vorbehalten bleiben, denn
es würde voreilig sein, zu glauben, daß
man sich für Kongreßpolen entscheiden wird.
Auch sollte letzterem ein Zugang zum Meere
ermöglicht werden. Wie das geschehen könnte,
bedarf in diesem Augenblick keiner weiteren
Erörterung. Selbstverständliche Voraussetzung
wäre, daß auch Kongreßpolen und Galizien
autonome Republiken würden. Dasselbe
müßte der Fall sein mit Litauen und dem
Baltikum. Wenn die sämtlichen genannten
Länder untereinander und mit Deutschland
durch ein Bündnis verbunden wären, so
würde das nicht nur für die Verhältnisse
dieser Länder, sondern für das gesamte
Europa glückverheißend sein."

3. polnische Presse

Zu den deutschen Protestkundgebungen
äußert sich der Bromberger „Dziennik Byd-
gosky" vom 20. Februar auf folgende Weise:

„Up ewig ungedeckt." Der deutsche
Volksrat in Bromberg hat nach Weimar, an
die Waffenstillstandskommission in Spaa und
an Scheidemann ein Telegramm gesandt, in
welchem er zwar seine Freude darüber zum
Ausdruck bringt, daß infolge der Durch¬
führung der Demarkationslinie Bromberg
beim „Mutterlande" verbleibt, aber trotzdem
gegen die Trennung mit den übrigen Deut¬
schen im Posenschen protestiert und seine
Solidarität mit denselben erklärt. Das
Deutschtum in Bromberg stellt für die
Friedensverhandlungen die Richtschnur auf,
daß es für ewig mit dem Rest der Deutschen
in der Posener Provinz vereinigt bleiben will:
„Up ewig ungedeckt".

Ruhig, ruhig, ihr Herren Hakatisten. Ihr
werdet bestimmt „ungedeckt" sein, aber — in
Polen. Wenn es euch nicht gefallen sollte, so
könnt ihr euch wo anders euren Sitz wählen
und dort „up ewig ungedeckt" summen.

[Spaltenumbruch]

Wilem (Spottwort gegen Kaiser Wilhelm)
wird euch helfen.

Der Posener „DziennikPoznanski" schreibt
in Ur. 45 vom 23, Februar 1Se9:

Anträge von Dmowski. „L'JndePendance
Polonaise" bringt den Wortlaut der Anklage,
welche den Schluß des Exposö von Dmowski
vor den Vertretern der Entente bildeten.
Diese Anträge lauteten:

1. Die Frage der deutschen Gefahr: Es
ist unerläßlich, daß man die Deutschen mit
ihrem Vorwärtsdrängen nach dem Osten auf¬
hält, was man durch eine einfache Forderung
der Verbündeten erzielen könnte. Es ist
auch nötig, in dem Waffenstillstand, der er¬
neuert werden soll, diejenigen Bedingungen
festzulegen, welche der Polnischen Bevölkerung
die Garantie geben, daß sie nicht verfolgt
werden wird und in Ruhe den Beschluß der
Friedenskonferenz erwarten kann.

2. Es ist unbedingt notwendig, daß man
den Weg über Danzig für den Transport
von Munition, Waffen und Lebensmitteln
eröffnet. Der Artikel des Waffenstillstands¬
vertrags, welcher den Verbündeten freie
Durchfahrt von Danzig nach Thorn gestattet,
muß auch erfüllt werden. Dies kann man
erreichen, wenn die Bahnstrecke von Entente¬
militär okkupiert wird, oder wenn eine
Garantie gegeben wird, daß die Polen freie
Durchfahrt bekommen, während welcher sie
nicht belästigt werden. Es ist dies unbedingt
notwendig, damit die Armee des Generals
Hnller, welcher so ungeduldig im Lande er¬
wartet wird, abgeschickt werden kann. Die
Polen fordern gleichfalls, daß man ihnen
Kleidung, Waffen und Munition für die in
der Bildung begriffene Armee schickt. Menschen¬
material ist genug da, es fehlt jedoch das,
was zu ihrer Eqmpierung nötig ist.

3. Die Lage in Ostgalizien muß gleich¬
falls geregelt werden. Lemberg wird dort
fortwährend von den Ukrainern angegriffen,
die Polen könnten sich wehren und Ordnung
im Lande einführen, wenn sie die notwendigen
Kleidungs-, Munitions- und Waffenvorräte
für die polnische Armee hätten.

Der „Dziennik Bydgosky" Ur. 46 vom
23. November 1919 schreibt:

Die Entente wird Polen das ganze deutsche
Teilungsgebiet zusammen mit Oberschlesien

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[0356] Pressestimmen Währte Politiker des Revolutionsjahres 1843 es getan hat. Zwischen Preußen und Polen muß nicht nur eine Verständigung herbeige¬ führt werden, sondern ein Bündnis ge¬ schlossen werden. Um dieses zu ermöglichen, muß zunächst die Provinz Posen eine selbst¬ ständige Republik werden. An wen sich dieselbe anschließen will, kann ihrem Selbst¬ bestimmungsrecht vorbehalten bleiben, denn es würde voreilig sein, zu glauben, daß man sich für Kongreßpolen entscheiden wird. Auch sollte letzterem ein Zugang zum Meere ermöglicht werden. Wie das geschehen könnte, bedarf in diesem Augenblick keiner weiteren Erörterung. Selbstverständliche Voraussetzung wäre, daß auch Kongreßpolen und Galizien autonome Republiken würden. Dasselbe müßte der Fall sein mit Litauen und dem Baltikum. Wenn die sämtlichen genannten Länder untereinander und mit Deutschland durch ein Bündnis verbunden wären, so würde das nicht nur für die Verhältnisse dieser Länder, sondern für das gesamte Europa glückverheißend sein." 3. polnische Presse Zu den deutschen Protestkundgebungen äußert sich der Bromberger „Dziennik Byd- gosky" vom 20. Februar auf folgende Weise: „Up ewig ungedeckt." Der deutsche Volksrat in Bromberg hat nach Weimar, an die Waffenstillstandskommission in Spaa und an Scheidemann ein Telegramm gesandt, in welchem er zwar seine Freude darüber zum Ausdruck bringt, daß infolge der Durch¬ führung der Demarkationslinie Bromberg beim „Mutterlande" verbleibt, aber trotzdem gegen die Trennung mit den übrigen Deut¬ schen im Posenschen protestiert und seine Solidarität mit denselben erklärt. Das Deutschtum in Bromberg stellt für die Friedensverhandlungen die Richtschnur auf, daß es für ewig mit dem Rest der Deutschen in der Posener Provinz vereinigt bleiben will: „Up ewig ungedeckt". Ruhig, ruhig, ihr Herren Hakatisten. Ihr werdet bestimmt „ungedeckt" sein, aber — in Polen. Wenn es euch nicht gefallen sollte, so könnt ihr euch wo anders euren Sitz wählen und dort „up ewig ungedeckt" summen. Wilem (Spottwort gegen Kaiser Wilhelm) wird euch helfen. Der Posener „DziennikPoznanski" schreibt in Ur. 45 vom 23, Februar 1Se9: Anträge von Dmowski. „L'JndePendance Polonaise" bringt den Wortlaut der Anklage, welche den Schluß des Exposö von Dmowski vor den Vertretern der Entente bildeten. Diese Anträge lauteten: 1. Die Frage der deutschen Gefahr: Es ist unerläßlich, daß man die Deutschen mit ihrem Vorwärtsdrängen nach dem Osten auf¬ hält, was man durch eine einfache Forderung der Verbündeten erzielen könnte. Es ist auch nötig, in dem Waffenstillstand, der er¬ neuert werden soll, diejenigen Bedingungen festzulegen, welche der Polnischen Bevölkerung die Garantie geben, daß sie nicht verfolgt werden wird und in Ruhe den Beschluß der Friedenskonferenz erwarten kann. 2. Es ist unbedingt notwendig, daß man den Weg über Danzig für den Transport von Munition, Waffen und Lebensmitteln eröffnet. Der Artikel des Waffenstillstands¬ vertrags, welcher den Verbündeten freie Durchfahrt von Danzig nach Thorn gestattet, muß auch erfüllt werden. Dies kann man erreichen, wenn die Bahnstrecke von Entente¬ militär okkupiert wird, oder wenn eine Garantie gegeben wird, daß die Polen freie Durchfahrt bekommen, während welcher sie nicht belästigt werden. Es ist dies unbedingt notwendig, damit die Armee des Generals Hnller, welcher so ungeduldig im Lande er¬ wartet wird, abgeschickt werden kann. Die Polen fordern gleichfalls, daß man ihnen Kleidung, Waffen und Munition für die in der Bildung begriffene Armee schickt. Menschen¬ material ist genug da, es fehlt jedoch das, was zu ihrer Eqmpierung nötig ist. 3. Die Lage in Ostgalizien muß gleich¬ falls geregelt werden. Lemberg wird dort fortwährend von den Ukrainern angegriffen, die Polen könnten sich wehren und Ordnung im Lande einführen, wenn sie die notwendigen Kleidungs-, Munitions- und Waffenvorräte für die polnische Armee hätten. Der „Dziennik Bydgosky" Ur. 46 vom 23. November 1919 schreibt: Die Entente wird Polen das ganze deutsche Teilungsgebiet zusammen mit Oberschlesien

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/356>, abgerufen am 29.04.2024.