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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Inhalt: Materialien zur ostdeutschen Frage: Zur kaschubischen Frage. Eine französische
Denkschrift über die Ansprüche der Polen -- Pressestimmen.


Materialien zur ostdeutschen Frage



Zur kaschubischen Frage

Wohnsitz der Kaschuben. Die Kaschuben wohnen im nordwestlichen Teile
der Provinz Westpreußen, den Kreisen Putzig, Neustadt, Karthaus, der nordwest¬
lichen Ecke des Kreises'Danziger Höhe, dem westlichen Teile des Kreises Bereut,
dem nördlichen Teile des .Kreises Konitz und dem nordöstlichen Teile des Kreises
Schlochau, sowie als versprengte Reste in den Kreisen Bülow, Lauenburg und
Stolp der Provinz Pommern. > In den Kreisen Bereut und Konitz grenzen sie
an polnische Stämme, und zwar im Kreise Bereut an die sogenannten Kociewiaken,
im Kreise Konitz an die Borowiakeu, sonst sind sie von Deutschen umschlossen, die
auch vielfach mit ihnen im Gemenge wohnen.

Sprache. Die Sprache der Kaschuben, die am reinsten in den nördlichen
Gegenden erhalten ist, weist auf eine Zugehörigkeit zu den sonst ausgestorbenen
Ostseewenden, deren östlichsten Zweig sie bilden. Nach Süden geht die Sprache
allmählich in den borowiakischen Dialekt des Polnischen über, vom kociewiakischen
bleibt sie scharf geschieden. Die links der Weichsel in Westpreußen gesprochene
Dialekte waren den kaschubischen früher weit ähnlicher als jetzt. Wir haben es
also, in, diesen Gegenden mit polonisierten Kaschuben zu tun. Das Kaschnbische,
das Ostseewendische und das Polnische bilden zusammen die westslawische Sprach¬
familie des Lechlschen, wobei nach den neuesten Forschungen im Gegensatz zu der
von polnischen Gelehrten vielfach behaupteten Ansicht, das Kaschubische sei ledig¬
lich ein polnischer Dialekt, die sprachliche Selbständigkeit des Ostseewendisch-
Kaschubischen gegenüber dem Polnischen einwandfrei festgestellt ist.

Geschichte der Kaschubei. Die Geschichte, der Kaschubei, die zeitweise
auch als Ostpommern oder Pommerellen bezeichnet wurde und gegen¬
wärtig im wesentlichen zur preußischen Provinz Mestpreußen gehört, gliedert sich
>n folgende große Zeitabschnitte:

l- Vor g e s es i es t e (b i s, e t w a 950).

Die Pommern (Kaschuben) wohnen zwischen Ostsee, Weichsel und Netze
und grenzen hier an die Polen.


it. Versu es ePolen s, d i e S ce k ü se e z u gewinnen (etwa 950 bis 1310).

Etwa um die Wende des Jahres 1000 beginnt für Ostpommern oder die
Kaschubei die geschichtliche Zeit. 997 wird zum ersten Male Danzig genannt.


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Inhalt: Materialien zur ostdeutschen Frage: Zur kaschubischen Frage. Eine französische
Denkschrift über die Ansprüche der Polen — Pressestimmen.


Materialien zur ostdeutschen Frage



Zur kaschubischen Frage

Wohnsitz der Kaschuben. Die Kaschuben wohnen im nordwestlichen Teile
der Provinz Westpreußen, den Kreisen Putzig, Neustadt, Karthaus, der nordwest¬
lichen Ecke des Kreises'Danziger Höhe, dem westlichen Teile des Kreises Bereut,
dem nördlichen Teile des .Kreises Konitz und dem nordöstlichen Teile des Kreises
Schlochau, sowie als versprengte Reste in den Kreisen Bülow, Lauenburg und
Stolp der Provinz Pommern. > In den Kreisen Bereut und Konitz grenzen sie
an polnische Stämme, und zwar im Kreise Bereut an die sogenannten Kociewiaken,
im Kreise Konitz an die Borowiakeu, sonst sind sie von Deutschen umschlossen, die
auch vielfach mit ihnen im Gemenge wohnen.

Sprache. Die Sprache der Kaschuben, die am reinsten in den nördlichen
Gegenden erhalten ist, weist auf eine Zugehörigkeit zu den sonst ausgestorbenen
Ostseewenden, deren östlichsten Zweig sie bilden. Nach Süden geht die Sprache
allmählich in den borowiakischen Dialekt des Polnischen über, vom kociewiakischen
bleibt sie scharf geschieden. Die links der Weichsel in Westpreußen gesprochene
Dialekte waren den kaschubischen früher weit ähnlicher als jetzt. Wir haben es
also, in, diesen Gegenden mit polonisierten Kaschuben zu tun. Das Kaschnbische,
das Ostseewendische und das Polnische bilden zusammen die westslawische Sprach¬
familie des Lechlschen, wobei nach den neuesten Forschungen im Gegensatz zu der
von polnischen Gelehrten vielfach behaupteten Ansicht, das Kaschubische sei ledig¬
lich ein polnischer Dialekt, die sprachliche Selbständigkeit des Ostseewendisch-
Kaschubischen gegenüber dem Polnischen einwandfrei festgestellt ist.

Geschichte der Kaschubei. Die Geschichte, der Kaschubei, die zeitweise
auch als Ostpommern oder Pommerellen bezeichnet wurde und gegen¬
wärtig im wesentlichen zur preußischen Provinz Mestpreußen gehört, gliedert sich
>n folgende große Zeitabschnitte:

l- Vor g e s es i es t e (b i s, e t w a 950).

Die Pommern (Kaschuben) wohnen zwischen Ostsee, Weichsel und Netze
und grenzen hier an die Polen.


it. Versu es ePolen s, d i e S ce k ü se e z u gewinnen (etwa 950 bis 1310).

Etwa um die Wende des Jahres 1000 beginnt für Ostpommern oder die
Kaschubei die geschichtliche Zeit. 997 wird zum ersten Male Danzig genannt.


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[0361] Apo HM v^it- ^/^Wi/^^V^- ^ ^ »^s Mltteüungen Ma MlK?M NMn« Mi! Mpll iMN ^ZUltItM^ ^KZj^UI UM ^O^ßiptrUjL^WÄ Ur. ^Verantwortlich: Dr. Max Hildsvort Bochen Schriftleitung: Bromberg, Weltzienplatz Fernruf Ur. 32126. März 1919 Inhalt: Materialien zur ostdeutschen Frage: Zur kaschubischen Frage. Eine französische Denkschrift über die Ansprüche der Polen — Pressestimmen. Materialien zur ostdeutschen Frage Zur kaschubischen Frage Wohnsitz der Kaschuben. Die Kaschuben wohnen im nordwestlichen Teile der Provinz Westpreußen, den Kreisen Putzig, Neustadt, Karthaus, der nordwest¬ lichen Ecke des Kreises'Danziger Höhe, dem westlichen Teile des Kreises Bereut, dem nördlichen Teile des .Kreises Konitz und dem nordöstlichen Teile des Kreises Schlochau, sowie als versprengte Reste in den Kreisen Bülow, Lauenburg und Stolp der Provinz Pommern. > In den Kreisen Bereut und Konitz grenzen sie an polnische Stämme, und zwar im Kreise Bereut an die sogenannten Kociewiaken, im Kreise Konitz an die Borowiakeu, sonst sind sie von Deutschen umschlossen, die auch vielfach mit ihnen im Gemenge wohnen. Sprache. Die Sprache der Kaschuben, die am reinsten in den nördlichen Gegenden erhalten ist, weist auf eine Zugehörigkeit zu den sonst ausgestorbenen Ostseewenden, deren östlichsten Zweig sie bilden. Nach Süden geht die Sprache allmählich in den borowiakischen Dialekt des Polnischen über, vom kociewiakischen bleibt sie scharf geschieden. Die links der Weichsel in Westpreußen gesprochene Dialekte waren den kaschubischen früher weit ähnlicher als jetzt. Wir haben es also, in, diesen Gegenden mit polonisierten Kaschuben zu tun. Das Kaschnbische, das Ostseewendische und das Polnische bilden zusammen die westslawische Sprach¬ familie des Lechlschen, wobei nach den neuesten Forschungen im Gegensatz zu der von polnischen Gelehrten vielfach behaupteten Ansicht, das Kaschubische sei ledig¬ lich ein polnischer Dialekt, die sprachliche Selbständigkeit des Ostseewendisch- Kaschubischen gegenüber dem Polnischen einwandfrei festgestellt ist. Geschichte der Kaschubei. Die Geschichte, der Kaschubei, die zeitweise auch als Ostpommern oder Pommerellen bezeichnet wurde und gegen¬ wärtig im wesentlichen zur preußischen Provinz Mestpreußen gehört, gliedert sich >n folgende große Zeitabschnitte: l- Vor g e s es i es t e (b i s, e t w a 950). Die Pommern (Kaschuben) wohnen zwischen Ostsee, Weichsel und Netze und grenzen hier an die Polen. it. Versu es ePolen s, d i e S ce k ü se e z u gewinnen (etwa 950 bis 1310). Etwa um die Wende des Jahres 1000 beginnt für Ostpommern oder die Kaschubei die geschichtliche Zeit. 997 wird zum ersten Male Danzig genannt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/361>, abgerufen am 29.04.2024.