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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Materialien zur ostdeutschen Frage

er römisch-katholisch ist, einfach "polemisiert". In Ostgalizien ist der Pole mit
43,9 Prozent Privatbesitz dem Rutheuen, der 46 Prozent hat, unterlegen, und
trotzdem scheint ihm dort recht, was ihm bei so viel günstigeren Zahlen für den
Deutschen in Posen nicht billig scheint.

Ja, die Sache geht noch weiter! In Ostgalizien hat nämlich der Pole vom
bäuerlichen Kleinbisitz nur 219 Prozent. In der Provinz Posen aber ist der
Kleinbesitz, der doch dem Lande wesentlich stärker den Charakter gibt, als der
Großgrundbesitz, überwiegend in deutscher Hand. 53,8 Prozent sind deutsches,
nur 46,2 Prozent polnisches Bauernland. '


Die 5labt Posen

Die Provinzialhauptstadt Posen zählte nach der Volkszählung von 1910
156 691 Einwohner. Davon waren 65 319 deutsch. 89 351 polnisch, 1333 zwei¬
sprachig. 688 fremdsprachig. Verteilt man die zweisprachigen je zur Hälfte auf
die Deutschen und Polen, so waren 65 985 deutsch und 90 018 polnisch, oder
42 1 Prozent deutsch, 57,4 Prozent polnisch. Das Verhältnis der deutschen zur
polnischen Bevölkerung ist wie 3:4. Seiner Einwohnerzahl nach ist also die
Stadt Posen anscheinend polnisch. Der nationale Charakter wird aber nicht allein
dnrch die rohe Kopfzahl der Nationalitäten, sondern in höherem Grade durch die
Kulturverhältnisse, das wirtschaftliche Leben und den Besitzstand bestimmt. Posen
ist aber in seiner Kultur und seinen wirtschaftlichen Verhältnissennach rein deutsch.
Seit Wochen, d. h, nach dem Beginn des polnischen Aufstandes ist die Stadt mit
einem gewissen polnischen Firnis überzogen durch die Entfernung der
deutschen Hoheitszeichen, der preußischen und deutschen Adler und der deutschen
Aufschriften und-ihre Ersetzung durch polnische, Posen ist als deutsche Stadt im
Jahre 1253 von Deutschen aus Guben nach Magdeburgischen Rechte gegründet
worden und hat den Charakter als deutsche Stadt bis zum heutigen Tage bewahrt.
1793 wurde es preußische Stadt und zählte damals 12 599 Einwohner. Handel
und Gewerbe hat stets in deutschen Händen gelegen. Die alteingesessene, boden-
ständige Bürgerschaft ist stets deutsch gewesen und ist es noch heute. Die polnische
Warschauer Zeitung schrieb 1862 aus Posen: "Das polnische Publikum wendet
seit länger als einem Jahrzehnt seine ganze Kundschaft nach Möglichkeit nur den
Kaufleuten. Gewerbsmeistern und Handwerkern seiner eigenen Nationalität zu,
um das fremde Element nicht zu bereichern. Unglücklicherweise ist jene Möglich¬
keit noch sehr unvollständig und beschränkt, weil es viele der alltäglichsten, nn-
umgänglichsten Lebensbedürfnisse gibt, für deren Befriedigung keine polnischen
Handwerker und Gewerksleute vorhanden sind. Man findet in der Stadt Posen
auch keinen einzigen polnischen Namen, keinen einzigen Polen unter den Gerbern,
Schleifern, Kammachern, Kürschnern, Mechanikern, Möbelhändlern, Mützenmachern,
Nattern, Posamentierern, Seilern. Tuchmachern und Uhrmachern; nnr 1 Seifen¬
sieder, 1 Handschuhmacher, 1 Glaser. 1 Färber und 1 Gelbgießer polnischer Na¬
tionalität ist zu finden, von solchen Gewerbsanstalten, welche für die Befriedigung
des Bedarfs und Geschmacks des reicheren und anspruchsvolleren Publikums
arbeiten, wie z. B. von photographischen Anstalten, Spiegel- und Pianoforto-
fabriken und -Niederlagen und Galantcriewarenhgndlungen zu geschweige!!-

Die Vermögensverhältnisse waren damals so ungleich, daß Einkommensteuer
nur 89 Polen, dagegen 537 Deutsche zahlten. Posen hatte im Jahre 1861
51253 Einwohner. Nach der amtlichen Bevölkerungsaufnahuie waren 34 580
Deutsche und 16 673 Polen; beider Landessprachen waren 22 390. bloß des
Deutschen 21 108, bloß des Polnischen 7755 mächtig. 1390 waren 49 Prozent
deutsch und 50 Prozent polnisch, der Nest andere. 1900 waren 44 Prozent deutsch
und 55.8 Prozent polnisch.

So ist Posen seiner Entstehung und Geschichte nach eine deutsche Stadt.
In der Geschichte und der Nationalität der Einwohnerzahl wurzelt auch die Kultur-


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er römisch-katholisch ist, einfach „polemisiert". In Ostgalizien ist der Pole mit
43,9 Prozent Privatbesitz dem Rutheuen, der 46 Prozent hat, unterlegen, und
trotzdem scheint ihm dort recht, was ihm bei so viel günstigeren Zahlen für den
Deutschen in Posen nicht billig scheint.

Ja, die Sache geht noch weiter! In Ostgalizien hat nämlich der Pole vom
bäuerlichen Kleinbisitz nur 219 Prozent. In der Provinz Posen aber ist der
Kleinbesitz, der doch dem Lande wesentlich stärker den Charakter gibt, als der
Großgrundbesitz, überwiegend in deutscher Hand. 53,8 Prozent sind deutsches,
nur 46,2 Prozent polnisches Bauernland. '


Die 5labt Posen

Die Provinzialhauptstadt Posen zählte nach der Volkszählung von 1910
156 691 Einwohner. Davon waren 65 319 deutsch. 89 351 polnisch, 1333 zwei¬
sprachig. 688 fremdsprachig. Verteilt man die zweisprachigen je zur Hälfte auf
die Deutschen und Polen, so waren 65 985 deutsch und 90 018 polnisch, oder
42 1 Prozent deutsch, 57,4 Prozent polnisch. Das Verhältnis der deutschen zur
polnischen Bevölkerung ist wie 3:4. Seiner Einwohnerzahl nach ist also die
Stadt Posen anscheinend polnisch. Der nationale Charakter wird aber nicht allein
dnrch die rohe Kopfzahl der Nationalitäten, sondern in höherem Grade durch die
Kulturverhältnisse, das wirtschaftliche Leben und den Besitzstand bestimmt. Posen
ist aber in seiner Kultur und seinen wirtschaftlichen Verhältnissennach rein deutsch.
Seit Wochen, d. h, nach dem Beginn des polnischen Aufstandes ist die Stadt mit
einem gewissen polnischen Firnis überzogen durch die Entfernung der
deutschen Hoheitszeichen, der preußischen und deutschen Adler und der deutschen
Aufschriften und-ihre Ersetzung durch polnische, Posen ist als deutsche Stadt im
Jahre 1253 von Deutschen aus Guben nach Magdeburgischen Rechte gegründet
worden und hat den Charakter als deutsche Stadt bis zum heutigen Tage bewahrt.
1793 wurde es preußische Stadt und zählte damals 12 599 Einwohner. Handel
und Gewerbe hat stets in deutschen Händen gelegen. Die alteingesessene, boden-
ständige Bürgerschaft ist stets deutsch gewesen und ist es noch heute. Die polnische
Warschauer Zeitung schrieb 1862 aus Posen: „Das polnische Publikum wendet
seit länger als einem Jahrzehnt seine ganze Kundschaft nach Möglichkeit nur den
Kaufleuten. Gewerbsmeistern und Handwerkern seiner eigenen Nationalität zu,
um das fremde Element nicht zu bereichern. Unglücklicherweise ist jene Möglich¬
keit noch sehr unvollständig und beschränkt, weil es viele der alltäglichsten, nn-
umgänglichsten Lebensbedürfnisse gibt, für deren Befriedigung keine polnischen
Handwerker und Gewerksleute vorhanden sind. Man findet in der Stadt Posen
auch keinen einzigen polnischen Namen, keinen einzigen Polen unter den Gerbern,
Schleifern, Kammachern, Kürschnern, Mechanikern, Möbelhändlern, Mützenmachern,
Nattern, Posamentierern, Seilern. Tuchmachern und Uhrmachern; nnr 1 Seifen¬
sieder, 1 Handschuhmacher, 1 Glaser. 1 Färber und 1 Gelbgießer polnischer Na¬
tionalität ist zu finden, von solchen Gewerbsanstalten, welche für die Befriedigung
des Bedarfs und Geschmacks des reicheren und anspruchsvolleren Publikums
arbeiten, wie z. B. von photographischen Anstalten, Spiegel- und Pianoforto-
fabriken und -Niederlagen und Galantcriewarenhgndlungen zu geschweige!!-

Die Vermögensverhältnisse waren damals so ungleich, daß Einkommensteuer
nur 89 Polen, dagegen 537 Deutsche zahlten. Posen hatte im Jahre 1861
51253 Einwohner. Nach der amtlichen Bevölkerungsaufnahuie waren 34 580
Deutsche und 16 673 Polen; beider Landessprachen waren 22 390. bloß des
Deutschen 21 108, bloß des Polnischen 7755 mächtig. 1390 waren 49 Prozent
deutsch und 50 Prozent polnisch, der Nest andere. 1900 waren 44 Prozent deutsch
und 55.8 Prozent polnisch.

So ist Posen seiner Entstehung und Geschichte nach eine deutsche Stadt.
In der Geschichte und der Nationalität der Einwohnerzahl wurzelt auch die Kultur-


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[0406] Materialien zur ostdeutschen Frage er römisch-katholisch ist, einfach „polemisiert". In Ostgalizien ist der Pole mit 43,9 Prozent Privatbesitz dem Rutheuen, der 46 Prozent hat, unterlegen, und trotzdem scheint ihm dort recht, was ihm bei so viel günstigeren Zahlen für den Deutschen in Posen nicht billig scheint. Ja, die Sache geht noch weiter! In Ostgalizien hat nämlich der Pole vom bäuerlichen Kleinbisitz nur 219 Prozent. In der Provinz Posen aber ist der Kleinbesitz, der doch dem Lande wesentlich stärker den Charakter gibt, als der Großgrundbesitz, überwiegend in deutscher Hand. 53,8 Prozent sind deutsches, nur 46,2 Prozent polnisches Bauernland. ' Die 5labt Posen Die Provinzialhauptstadt Posen zählte nach der Volkszählung von 1910 156 691 Einwohner. Davon waren 65 319 deutsch. 89 351 polnisch, 1333 zwei¬ sprachig. 688 fremdsprachig. Verteilt man die zweisprachigen je zur Hälfte auf die Deutschen und Polen, so waren 65 985 deutsch und 90 018 polnisch, oder 42 1 Prozent deutsch, 57,4 Prozent polnisch. Das Verhältnis der deutschen zur polnischen Bevölkerung ist wie 3:4. Seiner Einwohnerzahl nach ist also die Stadt Posen anscheinend polnisch. Der nationale Charakter wird aber nicht allein dnrch die rohe Kopfzahl der Nationalitäten, sondern in höherem Grade durch die Kulturverhältnisse, das wirtschaftliche Leben und den Besitzstand bestimmt. Posen ist aber in seiner Kultur und seinen wirtschaftlichen Verhältnissennach rein deutsch. Seit Wochen, d. h, nach dem Beginn des polnischen Aufstandes ist die Stadt mit einem gewissen polnischen Firnis überzogen durch die Entfernung der deutschen Hoheitszeichen, der preußischen und deutschen Adler und der deutschen Aufschriften und-ihre Ersetzung durch polnische, Posen ist als deutsche Stadt im Jahre 1253 von Deutschen aus Guben nach Magdeburgischen Rechte gegründet worden und hat den Charakter als deutsche Stadt bis zum heutigen Tage bewahrt. 1793 wurde es preußische Stadt und zählte damals 12 599 Einwohner. Handel und Gewerbe hat stets in deutschen Händen gelegen. Die alteingesessene, boden- ständige Bürgerschaft ist stets deutsch gewesen und ist es noch heute. Die polnische Warschauer Zeitung schrieb 1862 aus Posen: „Das polnische Publikum wendet seit länger als einem Jahrzehnt seine ganze Kundschaft nach Möglichkeit nur den Kaufleuten. Gewerbsmeistern und Handwerkern seiner eigenen Nationalität zu, um das fremde Element nicht zu bereichern. Unglücklicherweise ist jene Möglich¬ keit noch sehr unvollständig und beschränkt, weil es viele der alltäglichsten, nn- umgänglichsten Lebensbedürfnisse gibt, für deren Befriedigung keine polnischen Handwerker und Gewerksleute vorhanden sind. Man findet in der Stadt Posen auch keinen einzigen polnischen Namen, keinen einzigen Polen unter den Gerbern, Schleifern, Kammachern, Kürschnern, Mechanikern, Möbelhändlern, Mützenmachern, Nattern, Posamentierern, Seilern. Tuchmachern und Uhrmachern; nnr 1 Seifen¬ sieder, 1 Handschuhmacher, 1 Glaser. 1 Färber und 1 Gelbgießer polnischer Na¬ tionalität ist zu finden, von solchen Gewerbsanstalten, welche für die Befriedigung des Bedarfs und Geschmacks des reicheren und anspruchsvolleren Publikums arbeiten, wie z. B. von photographischen Anstalten, Spiegel- und Pianoforto- fabriken und -Niederlagen und Galantcriewarenhgndlungen zu geschweige!!- Die Vermögensverhältnisse waren damals so ungleich, daß Einkommensteuer nur 89 Polen, dagegen 537 Deutsche zahlten. Posen hatte im Jahre 1861 51253 Einwohner. Nach der amtlichen Bevölkerungsaufnahuie waren 34 580 Deutsche und 16 673 Polen; beider Landessprachen waren 22 390. bloß des Deutschen 21 108, bloß des Polnischen 7755 mächtig. 1390 waren 49 Prozent deutsch und 50 Prozent polnisch, der Nest andere. 1900 waren 44 Prozent deutsch und 55.8 Prozent polnisch. So ist Posen seiner Entstehung und Geschichte nach eine deutsche Stadt. In der Geschichte und der Nationalität der Einwohnerzahl wurzelt auch die Kultur-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/406>, abgerufen am 29.04.2024.