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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr.

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Großbayerische Nationalhymne -- Drinnen und draußen

Ungefähr gleichzeitig stellte die "Prawda" ("Wahrheit") die phantasievollen
Mcrschwänglichkeiten des Rote Fahnen-Dichters dahin richtig, daß sich "bei der
Untersuchung der Anfangs- und Mittelschulen in Moskau diese in einem Zu¬
stand vollkommener Desorganisation befunden hätten. Die Schulen würden
in Wirklichkeit nur vom vierten Teil der Schüler besucht. Die Ernährung
der Schüler sei höchst mangelhaft. Die Speiseanstalten, die angeblich
angegliedert sind, existierten in Wirklichkeit fast gar nicht Ebenso
.
Mulay Hassan mangelte es den Kindern an Schuhwerk."




Großbayerische Nationalhymne
Mit Frankreich eine Allianz,
Mit Preußen einen Kontertanz,
Mein Bayern, süß wie Honigseim,
Mußt größer werden (doch geheim!) Der Heim führt England selbst am Schwanz,
Den Balkan nimmt er halb, nicht ganz,
Denn er ist raffiniert, der Heim,
Sein Willen zäh wie Schneckenleim. Auf dich, arms Deutschland, gibt's koan Reim,
Verzag drum nicht, geh' hin zum Heim
Und sprich: Kann ich auch bayrisch werden?
Es gibt halt nur van Heim auf Erden. Ball brav bist, wirst dann annektiert,
Doch heimlich, daß Paris nix spürt,
,Car le Voelkerbound, sagt Monsieur Dard
Zu Herrn v. Kasr, prssere l'Jsar/ Drum leise, leise, fromme Weise!
Noch säuft Berlin die schale Weiße,
Den Whisky Lloyd, Lenin den Kwas,
Doch Münchner schäumt im WeltenglaS!

Zibo


Drinnen und draußen

[Beginn Spaltensatz]

l.'Ane delxv. Von reichsdeutscher Seite
schreibt man uns aus Brüssel folgende Be-
trachtungen: Nur unter Deutschen ist es
denkbar, daß ein Teil der Nation zu einer
selbständigen kleinen Großmacht wird, welche
ihre Politik hauptsächlich darauf einstellt, den
größeren Teil der Nation als Schergen

[Spaltenumbruch]

knechten zu helfen. Holland und die flämische
Mehrheit Belgiens sind Teile der deutschen
Nation. Es ist freilich nicht Schuld dieser
Teile allein, sondern Schuld der ganzen
Nation, daß sie zu eigenen Staaten und auf
Kosten Gesamtdeutschlands zu glücklichen,
reichen und selbstbewußten neuen Nationen


[Ende Spaltensatz]
Großbayerische Nationalhymne — Drinnen und draußen

Ungefähr gleichzeitig stellte die „Prawda" („Wahrheit") die phantasievollen
Mcrschwänglichkeiten des Rote Fahnen-Dichters dahin richtig, daß sich „bei der
Untersuchung der Anfangs- und Mittelschulen in Moskau diese in einem Zu¬
stand vollkommener Desorganisation befunden hätten. Die Schulen würden
in Wirklichkeit nur vom vierten Teil der Schüler besucht. Die Ernährung
der Schüler sei höchst mangelhaft. Die Speiseanstalten, die angeblich
angegliedert sind, existierten in Wirklichkeit fast gar nicht Ebenso
.
Mulay Hassan mangelte es den Kindern an Schuhwerk."




Großbayerische Nationalhymne
Mit Frankreich eine Allianz,
Mit Preußen einen Kontertanz,
Mein Bayern, süß wie Honigseim,
Mußt größer werden (doch geheim!) Der Heim führt England selbst am Schwanz,
Den Balkan nimmt er halb, nicht ganz,
Denn er ist raffiniert, der Heim,
Sein Willen zäh wie Schneckenleim. Auf dich, arms Deutschland, gibt's koan Reim,
Verzag drum nicht, geh' hin zum Heim
Und sprich: Kann ich auch bayrisch werden?
Es gibt halt nur van Heim auf Erden. Ball brav bist, wirst dann annektiert,
Doch heimlich, daß Paris nix spürt,
,Car le Voelkerbound, sagt Monsieur Dard
Zu Herrn v. Kasr, prssere l'Jsar/ Drum leise, leise, fromme Weise!
Noch säuft Berlin die schale Weiße,
Den Whisky Lloyd, Lenin den Kwas,
Doch Münchner schäumt im WeltenglaS!

Zibo


Drinnen und draußen

[Beginn Spaltensatz]

l.'Ane delxv. Von reichsdeutscher Seite
schreibt man uns aus Brüssel folgende Be-
trachtungen: Nur unter Deutschen ist es
denkbar, daß ein Teil der Nation zu einer
selbständigen kleinen Großmacht wird, welche
ihre Politik hauptsächlich darauf einstellt, den
größeren Teil der Nation als Schergen

[Spaltenumbruch]

knechten zu helfen. Holland und die flämische
Mehrheit Belgiens sind Teile der deutschen
Nation. Es ist freilich nicht Schuld dieser
Teile allein, sondern Schuld der ganzen
Nation, daß sie zu eigenen Staaten und auf
Kosten Gesamtdeutschlands zu glücklichen,
reichen und selbstbewußten neuen Nationen


[Ende Spaltensatz]
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[0117] Großbayerische Nationalhymne — Drinnen und draußen Ungefähr gleichzeitig stellte die „Prawda" („Wahrheit") die phantasievollen Mcrschwänglichkeiten des Rote Fahnen-Dichters dahin richtig, daß sich „bei der Untersuchung der Anfangs- und Mittelschulen in Moskau diese in einem Zu¬ stand vollkommener Desorganisation befunden hätten. Die Schulen würden in Wirklichkeit nur vom vierten Teil der Schüler besucht. Die Ernährung der Schüler sei höchst mangelhaft. Die Speiseanstalten, die angeblich angegliedert sind, existierten in Wirklichkeit fast gar nicht Ebenso . Mulay Hassan mangelte es den Kindern an Schuhwerk." Großbayerische Nationalhymne Mit Frankreich eine Allianz, Mit Preußen einen Kontertanz, Mein Bayern, süß wie Honigseim, Mußt größer werden (doch geheim!) Der Heim führt England selbst am Schwanz, Den Balkan nimmt er halb, nicht ganz, Denn er ist raffiniert, der Heim, Sein Willen zäh wie Schneckenleim. Auf dich, arms Deutschland, gibt's koan Reim, Verzag drum nicht, geh' hin zum Heim Und sprich: Kann ich auch bayrisch werden? Es gibt halt nur van Heim auf Erden. Ball brav bist, wirst dann annektiert, Doch heimlich, daß Paris nix spürt, ,Car le Voelkerbound, sagt Monsieur Dard Zu Herrn v. Kasr, prssere l'Jsar/ Drum leise, leise, fromme Weise! Noch säuft Berlin die schale Weiße, Den Whisky Lloyd, Lenin den Kwas, Doch Münchner schäumt im WeltenglaS! Zibo Drinnen und draußen l.'Ane delxv. Von reichsdeutscher Seite schreibt man uns aus Brüssel folgende Be- trachtungen: Nur unter Deutschen ist es denkbar, daß ein Teil der Nation zu einer selbständigen kleinen Großmacht wird, welche ihre Politik hauptsächlich darauf einstellt, den größeren Teil der Nation als Schergen knechten zu helfen. Holland und die flämische Mehrheit Belgiens sind Teile der deutschen Nation. Es ist freilich nicht Schuld dieser Teile allein, sondern Schuld der ganzen Nation, daß sie zu eigenen Staaten und auf Kosten Gesamtdeutschlands zu glücklichen, reichen und selbstbewußten neuen Nationen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337640/117>, abgerufen am 05.05.2024.