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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr.

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[Beginn Spaltensatz]

von der radikalen Linken bis weit ins
"bürgerliche" Lager in den Schmutz gezogen
wird, wie das Vermächtnis einer großen
lcistungsreichen und würdigen Epoche der
deutschen Geschichte. Die Sammlung reicht
von der Hosordnung Joachims II. von Branden¬
burg bis zum Ende des 18. Jahrhunderts.
Deutlicher als Apologien jeder Art sprechen
diese Originaldokumente für die Tiefe des
Verantwortlichkcitsgefühls und die Weite des
Blicks, mit denen das unvergleichlich begabte
Herrschergeschlecht in wenigen Jahrhunderten
unter den denkbar ungünstigsten Bedingungen
ein Staatsgebilde geschaffen hat, dessen Vor¬
bildlichkeit Europa am unverkennbarsten in
seiner Furcht und seinein .Haß anerkannt hat.

Albert von Hofmann, Das deutsche Land
und die deutsche Geschichte. Deutsche Ver¬
lagsanstalt Stuttgart und Berlin 1920.

Albert von Hofmann "nacht in diesem
Buche den interessanten Versuch, die deutsche
Geschichte aus den topographischen Verhält¬
nissen der Landschaft zu erklären. Er gelangt
dabei zu dem Begriffe der historischen, besser
vielleicht geschichtsbsdingenden Landschaft. Die
chronologische Stosfanordnung wird auf¬
gegeben und durch eine topographische er¬
setzt.' Neben der politischen, insbesondere
kriegsgeschichtlichcn findet laues die kunst¬
historische Entwicklung breiteste Berücksichti¬
gung. Die Methode wird nicht beanspruchen,
die übliche chronologische Gcschichtsbchandlung
zu verdrängen und zu ersetzen. Als an¬
regende Ergänzung ist der geistreiche Versuch
entschieden zu begrüßen, der zur Erweckung
historischen Heimatsinnes und zur Vertiefung
geographischer Kenntnisse von unbestreitbarem
Wert ist.

Elfe Nimm, Die Industriestadt als Boden
neuer Kulturentwicklung. (Schriften zur
Soziologie der Kultur. Band IV.) Eugen
Diederichs Verlag, Jena 1919.

Diese bereits vor dein Krieg entstandene
Schrift verfolgt die Entwicklung der öffent¬
lichen Kunstpflege durch das höfische, bürger¬
liche und kommunale Stadium. Sodann
werden die psychologischen Wege heraus-
gefordert, auf denen die verschiedenen Be¬
völkerungsschichten den Weg zum künstlerischen

[Spaltenumbruch]

Erlebnis finden. Nicht sowohl zu neuen Ziel¬
setzungen, als zur Klärung der kommunal¬
politischen Kulturfragen erweist sich die
soziologische Methode dabei als fruchtbares
Erkenntnismittel.

Arthur Luther, Alt - Dorpat und das
russische Geistesleben. (Baltische Bücherei
Band 32.) Verlag von Fritz Würtz, Berlin,
Riga, Leipzig 1920.

Die engen Beziehungen der Universität
Dorpat zum reichsdeutschen Geistesleben sind
allbekannt. Um so verdienstlicher ist der
Versuch, die Mittlerstelle dieses vorgeschobenen
Postens deutscher Wissenschaft darzustellen.
Was dem Verfasser dieser kleinen Schrift
überzeugend gelingt.

Edda. Zweiter Baus. Göttcrdichtnng und
Spruchdichtung. Übertragen von Felix
Gcnzmer. Mit Einleitung und Anmerkungen
von Andreas Heusler. (Thule. Band II.)
Eugen Diederichs Verlag. Jena 1920. Geh.
M. 7.50, geb, M. 11.--.

In der überaus verdienstlichen Sammlung
Thule, die uns das mythische Erbe des Nordens
erschließt, erscheint in diesem Barth der
mythologisch wichtigste Teil der älteren Edda.
Das Verständnis wird durch Anmerkungen
und Einleitungen zu den einzelnen Stücken
erleichtert, die aus der Feder des sachkundigen
Herausgebers stammen.

Lenore Kühn, Das Buch Eros. Studien
zur Liebesgeschichte von Seele, Welt, Gott.
Eugen Diederichs Verlag, Jena 1920.
Geh. M. 4.50, geb. M. 8.--.

Allwaltender Eros als metaphysische Ur-
substanz des Lebens ist der Gegenstand dieses
stillen und feinen Büchleins. Studien nennt
es sich und ist doch eine Art metaphysischen
Gedichts in Prosa, Versuch, an vielen einzelnen
Punkten einen zarten Schleier zu lüften, blitz¬
artig Sichten zu öffnen auf diesen Urgrund,
der alles Leben hält und trägt. Es ist eine
Schrift, die von der Seele kündet und die
selber seelenhaft ist. Deshalb wird man sich
nicht mit ihr auseinandersetzen wollen, sondern
hinhorchen müssen, ob sie einem etwas zu
sagen hat. Und sie hat etwas zu sagen.

--hin. [Ende Spaltensatz]
Biichorschau

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von der radikalen Linken bis weit ins
„bürgerliche" Lager in den Schmutz gezogen
wird, wie das Vermächtnis einer großen
lcistungsreichen und würdigen Epoche der
deutschen Geschichte. Die Sammlung reicht
von der Hosordnung Joachims II. von Branden¬
burg bis zum Ende des 18. Jahrhunderts.
Deutlicher als Apologien jeder Art sprechen
diese Originaldokumente für die Tiefe des
Verantwortlichkcitsgefühls und die Weite des
Blicks, mit denen das unvergleichlich begabte
Herrschergeschlecht in wenigen Jahrhunderten
unter den denkbar ungünstigsten Bedingungen
ein Staatsgebilde geschaffen hat, dessen Vor¬
bildlichkeit Europa am unverkennbarsten in
seiner Furcht und seinein .Haß anerkannt hat.

Albert von Hofmann, Das deutsche Land
und die deutsche Geschichte. Deutsche Ver¬
lagsanstalt Stuttgart und Berlin 1920.

Albert von Hofmann »nacht in diesem
Buche den interessanten Versuch, die deutsche
Geschichte aus den topographischen Verhält¬
nissen der Landschaft zu erklären. Er gelangt
dabei zu dem Begriffe der historischen, besser
vielleicht geschichtsbsdingenden Landschaft. Die
chronologische Stosfanordnung wird auf¬
gegeben und durch eine topographische er¬
setzt.' Neben der politischen, insbesondere
kriegsgeschichtlichcn findet laues die kunst¬
historische Entwicklung breiteste Berücksichti¬
gung. Die Methode wird nicht beanspruchen,
die übliche chronologische Gcschichtsbchandlung
zu verdrängen und zu ersetzen. Als an¬
regende Ergänzung ist der geistreiche Versuch
entschieden zu begrüßen, der zur Erweckung
historischen Heimatsinnes und zur Vertiefung
geographischer Kenntnisse von unbestreitbarem
Wert ist.

Elfe Nimm, Die Industriestadt als Boden
neuer Kulturentwicklung. (Schriften zur
Soziologie der Kultur. Band IV.) Eugen
Diederichs Verlag, Jena 1919.

Diese bereits vor dein Krieg entstandene
Schrift verfolgt die Entwicklung der öffent¬
lichen Kunstpflege durch das höfische, bürger¬
liche und kommunale Stadium. Sodann
werden die psychologischen Wege heraus-
gefordert, auf denen die verschiedenen Be¬
völkerungsschichten den Weg zum künstlerischen

[Spaltenumbruch]

Erlebnis finden. Nicht sowohl zu neuen Ziel¬
setzungen, als zur Klärung der kommunal¬
politischen Kulturfragen erweist sich die
soziologische Methode dabei als fruchtbares
Erkenntnismittel.

Arthur Luther, Alt - Dorpat und das
russische Geistesleben. (Baltische Bücherei
Band 32.) Verlag von Fritz Würtz, Berlin,
Riga, Leipzig 1920.

Die engen Beziehungen der Universität
Dorpat zum reichsdeutschen Geistesleben sind
allbekannt. Um so verdienstlicher ist der
Versuch, die Mittlerstelle dieses vorgeschobenen
Postens deutscher Wissenschaft darzustellen.
Was dem Verfasser dieser kleinen Schrift
überzeugend gelingt.

Edda. Zweiter Baus. Göttcrdichtnng und
Spruchdichtung. Übertragen von Felix
Gcnzmer. Mit Einleitung und Anmerkungen
von Andreas Heusler. (Thule. Band II.)
Eugen Diederichs Verlag. Jena 1920. Geh.
M. 7.50, geb, M. 11.—.

In der überaus verdienstlichen Sammlung
Thule, die uns das mythische Erbe des Nordens
erschließt, erscheint in diesem Barth der
mythologisch wichtigste Teil der älteren Edda.
Das Verständnis wird durch Anmerkungen
und Einleitungen zu den einzelnen Stücken
erleichtert, die aus der Feder des sachkundigen
Herausgebers stammen.

Lenore Kühn, Das Buch Eros. Studien
zur Liebesgeschichte von Seele, Welt, Gott.
Eugen Diederichs Verlag, Jena 1920.
Geh. M. 4.50, geb. M. 8.—.

Allwaltender Eros als metaphysische Ur-
substanz des Lebens ist der Gegenstand dieses
stillen und feinen Büchleins. Studien nennt
es sich und ist doch eine Art metaphysischen
Gedichts in Prosa, Versuch, an vielen einzelnen
Punkten einen zarten Schleier zu lüften, blitz¬
artig Sichten zu öffnen auf diesen Urgrund,
der alles Leben hält und trägt. Es ist eine
Schrift, die von der Seele kündet und die
selber seelenhaft ist. Deshalb wird man sich
nicht mit ihr auseinandersetzen wollen, sondern
hinhorchen müssen, ob sie einem etwas zu
sagen hat. Und sie hat etwas zu sagen.

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[0168] Biichorschau von der radikalen Linken bis weit ins „bürgerliche" Lager in den Schmutz gezogen wird, wie das Vermächtnis einer großen lcistungsreichen und würdigen Epoche der deutschen Geschichte. Die Sammlung reicht von der Hosordnung Joachims II. von Branden¬ burg bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Deutlicher als Apologien jeder Art sprechen diese Originaldokumente für die Tiefe des Verantwortlichkcitsgefühls und die Weite des Blicks, mit denen das unvergleichlich begabte Herrschergeschlecht in wenigen Jahrhunderten unter den denkbar ungünstigsten Bedingungen ein Staatsgebilde geschaffen hat, dessen Vor¬ bildlichkeit Europa am unverkennbarsten in seiner Furcht und seinein .Haß anerkannt hat. Albert von Hofmann, Das deutsche Land und die deutsche Geschichte. Deutsche Ver¬ lagsanstalt Stuttgart und Berlin 1920. Albert von Hofmann »nacht in diesem Buche den interessanten Versuch, die deutsche Geschichte aus den topographischen Verhält¬ nissen der Landschaft zu erklären. Er gelangt dabei zu dem Begriffe der historischen, besser vielleicht geschichtsbsdingenden Landschaft. Die chronologische Stosfanordnung wird auf¬ gegeben und durch eine topographische er¬ setzt.' Neben der politischen, insbesondere kriegsgeschichtlichcn findet laues die kunst¬ historische Entwicklung breiteste Berücksichti¬ gung. Die Methode wird nicht beanspruchen, die übliche chronologische Gcschichtsbchandlung zu verdrängen und zu ersetzen. Als an¬ regende Ergänzung ist der geistreiche Versuch entschieden zu begrüßen, der zur Erweckung historischen Heimatsinnes und zur Vertiefung geographischer Kenntnisse von unbestreitbarem Wert ist. Elfe Nimm, Die Industriestadt als Boden neuer Kulturentwicklung. (Schriften zur Soziologie der Kultur. Band IV.) Eugen Diederichs Verlag, Jena 1919. Diese bereits vor dein Krieg entstandene Schrift verfolgt die Entwicklung der öffent¬ lichen Kunstpflege durch das höfische, bürger¬ liche und kommunale Stadium. Sodann werden die psychologischen Wege heraus- gefordert, auf denen die verschiedenen Be¬ völkerungsschichten den Weg zum künstlerischen Erlebnis finden. Nicht sowohl zu neuen Ziel¬ setzungen, als zur Klärung der kommunal¬ politischen Kulturfragen erweist sich die soziologische Methode dabei als fruchtbares Erkenntnismittel. Arthur Luther, Alt - Dorpat und das russische Geistesleben. (Baltische Bücherei Band 32.) Verlag von Fritz Würtz, Berlin, Riga, Leipzig 1920. Die engen Beziehungen der Universität Dorpat zum reichsdeutschen Geistesleben sind allbekannt. Um so verdienstlicher ist der Versuch, die Mittlerstelle dieses vorgeschobenen Postens deutscher Wissenschaft darzustellen. Was dem Verfasser dieser kleinen Schrift überzeugend gelingt. Edda. Zweiter Baus. Göttcrdichtnng und Spruchdichtung. Übertragen von Felix Gcnzmer. Mit Einleitung und Anmerkungen von Andreas Heusler. (Thule. Band II.) Eugen Diederichs Verlag. Jena 1920. Geh. M. 7.50, geb, M. 11.—. In der überaus verdienstlichen Sammlung Thule, die uns das mythische Erbe des Nordens erschließt, erscheint in diesem Barth der mythologisch wichtigste Teil der älteren Edda. Das Verständnis wird durch Anmerkungen und Einleitungen zu den einzelnen Stücken erleichtert, die aus der Feder des sachkundigen Herausgebers stammen. Lenore Kühn, Das Buch Eros. Studien zur Liebesgeschichte von Seele, Welt, Gott. Eugen Diederichs Verlag, Jena 1920. Geh. M. 4.50, geb. M. 8.—. Allwaltender Eros als metaphysische Ur- substanz des Lebens ist der Gegenstand dieses stillen und feinen Büchleins. Studien nennt es sich und ist doch eine Art metaphysischen Gedichts in Prosa, Versuch, an vielen einzelnen Punkten einen zarten Schleier zu lüften, blitz¬ artig Sichten zu öffnen auf diesen Urgrund, der alles Leben hält und trägt. Es ist eine Schrift, die von der Seele kündet und die selber seelenhaft ist. Deshalb wird man sich nicht mit ihr auseinandersetzen wollen, sondern hinhorchen müssen, ob sie einem etwas zu sagen hat. Und sie hat etwas zu sagen. —hin.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337640/168>, abgerufen am 05.05.2024.