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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr.

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Lüch^rschan

[Beginn Spaltensatz]
Vismarck im eigene" Urteil. Psychologische
Studien von Karl GrooS. Verlag der
I. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger
in Stuttgart und Berlin. Geheftet
M. 12.--, in Halbleinen gebunden M. SV.--.

Ein Fachpsychologe zergliedert den größten
Mann der vaterländischen Geschichte. Im
ersten Augenblick widerstrebt ein künstlerisch
schamhaftes Gefühl dein Beginnen. Bald
aber gewahrt man, daß echte Seelcnttmst und
ein erfreulicher Instinkt für deutsche Mannes¬
größe am Werke sind und Vismarck hier
Vismarck bleibt, nicht verzerrt wird wie bei so
manchen zudringlichen Essaisten der letzten Zeit.

Die Politischen Berichte des Fürsten
Bismarck aus Petcrslinrg und Paris
(1859--1862). Mit 8 Bildtafeln in
Kunstticfdruck herausgegeben vonL.Raschdau,
Gesandter a. D. 2 Bände, pro Band
M. 23.--. Verlag von Reimar Hobbing
in Berlin LV/ 48.

lind nun lesen wir "neuen" Vismarck
selber. Leider entspricht der Wert der Ver¬
öffentlichung nicht dem kostbaren Inhalt. Es
ist nicht recht zu verstehen, weshalb sich Herr
Naschdau dieser vcrlcgcrischen Spekulation
zur Verfügung gestellt hat. Die Ausgabe ist
unvollständig und ohne ausreichenden
Kommentar. Ein berufener Herausgeber, der
wirklich über das gesamte Material verfügt,
dürfte in absehbarer Zeit die wissenschaftlich
allein zureichende Veröffentlichung der Peters¬
burger Berichte bringen. Wer über genügende
Spezialkenntnissc der Jahre 18!>9--18<>2
verfügt, wird freilich auch schon aus diesen:
unerfreulichen Bruchstück Schätze heben.
Bismarck, in der Vollkraft des Lebens, noch
unberühmt, aber sozusagen auf dein Sprung
zum Erfolg. Allerdings kein Bismarck, der
den Zauber seiner Persönlichkeit ungezwungen
ausstrahlt, sondern der Diplomat, der sich
beherrscht, seine Kraft und Kunst der Menschen¬
kenntnis und Menschenbehandlung in wohl-
abgewogene Berichte hineinlegt, die selber ein
K. Stück Politik sind.

or. Hermann Meyer, Das Politische
Schriftwesen im Deutschen Auswärtigen
Dienst. Verlag I. C. B. Mohr (Paul
Siebeck). Tübingen 1920.
[Spaltenumbruch]

Die Schrift bietet eine kurzgefaßte Techno¬
logie des deutschen auswärtigen Dienstes.
Sie behandelt dessen innere und äußere
Organisation, die Grundbegriffe des politischen
und diplomatischen Dienstes, die Formen des
Schriftverkehrs, die Beteiligung des Staats¬
oberhauptes und den Kurierdienst. Indem
uns so die Arbeit eilten Blick hinter die
Kulissen dieser wichtigen Zentralbehörde er¬
möglicht, leistet sie der breiten Öffentlichkeit/
an die sie sich wendet, in der Tat einen
wichtigen Dienst für das Verständnis des
diplomatischen Betriebes.

Pleugc, Die Znkmist Deutschlands und die
Zukunft der Staatswissenschaft. G. D.
Baedeker, 1919.

Der rührige Nationalökonom, der an der
Universität Münster tätig ist, entwickelt in
dieser kleinen Schrift seine beachtlicher Ge¬
danken über eine Reform der Vorbildung des
staatswissenschaftlicher Nachwuchses.

Engen Diederichs, Politik des Geistes.
Eugen Diederichs Verlag, Jena 1920.

Das Verdienst, das sich der rührige
Jenenser Verleger um die Erschließung wert¬
vollster Kulturgüter für die deutsche Öffent¬
lichkeit erworben hat, ist so unbestreitbar, der
ernste kulturelle Wille darin so unverkennbar,
daß es manchen reizen mag, sich ein Bild
davon zu machen, wie sich die Welt dieser
Kulturgehalte im "wpfe des Organisators
widerspiegelt. Diederichs hat im vorliegenden
Werk eine Reihe von Aufsätzen gesammelt,
die seit 1914 in der von ihm herausgegebenen
"Tat" erschienen sind. Diese Auffatzreihc ist
darüber hinaus eine Art Chronik der kultur¬
politischen Zeitprobleme, die damit gleichzeitig
aus zeitgeschichtliches Interesse Anspruch er¬
heben darf.

G. Kimhel n. M. Haß, Das politische
Testament der Hohenzollern. (Qüellen-
sammlung zur deutschen Geschichte.) 2 Bände.
B. G. Teubner Verlag, Leipzig und Berlin,
2. Auflage 1919.

Diese Sammlung des politischen Testa¬
ments der Hohenzollern wirkt in unserer Zeit,
wo der monarchische Gedanke von ressentiment-
geladencn Literaten und haßerfüllten Demagogen

[Ende Spaltensatz]
Lüch^rschan

[Beginn Spaltensatz]
Vismarck im eigene» Urteil. Psychologische
Studien von Karl GrooS. Verlag der
I. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger
in Stuttgart und Berlin. Geheftet
M. 12.—, in Halbleinen gebunden M. SV.—.

Ein Fachpsychologe zergliedert den größten
Mann der vaterländischen Geschichte. Im
ersten Augenblick widerstrebt ein künstlerisch
schamhaftes Gefühl dein Beginnen. Bald
aber gewahrt man, daß echte Seelcnttmst und
ein erfreulicher Instinkt für deutsche Mannes¬
größe am Werke sind und Vismarck hier
Vismarck bleibt, nicht verzerrt wird wie bei so
manchen zudringlichen Essaisten der letzten Zeit.

Die Politischen Berichte des Fürsten
Bismarck aus Petcrslinrg und Paris
(1859—1862). Mit 8 Bildtafeln in
Kunstticfdruck herausgegeben vonL.Raschdau,
Gesandter a. D. 2 Bände, pro Band
M. 23.—. Verlag von Reimar Hobbing
in Berlin LV/ 48.

lind nun lesen wir „neuen" Vismarck
selber. Leider entspricht der Wert der Ver¬
öffentlichung nicht dem kostbaren Inhalt. Es
ist nicht recht zu verstehen, weshalb sich Herr
Naschdau dieser vcrlcgcrischen Spekulation
zur Verfügung gestellt hat. Die Ausgabe ist
unvollständig und ohne ausreichenden
Kommentar. Ein berufener Herausgeber, der
wirklich über das gesamte Material verfügt,
dürfte in absehbarer Zeit die wissenschaftlich
allein zureichende Veröffentlichung der Peters¬
burger Berichte bringen. Wer über genügende
Spezialkenntnissc der Jahre 18!>9—18<>2
verfügt, wird freilich auch schon aus diesen:
unerfreulichen Bruchstück Schätze heben.
Bismarck, in der Vollkraft des Lebens, noch
unberühmt, aber sozusagen auf dein Sprung
zum Erfolg. Allerdings kein Bismarck, der
den Zauber seiner Persönlichkeit ungezwungen
ausstrahlt, sondern der Diplomat, der sich
beherrscht, seine Kraft und Kunst der Menschen¬
kenntnis und Menschenbehandlung in wohl-
abgewogene Berichte hineinlegt, die selber ein
K. Stück Politik sind.

or. Hermann Meyer, Das Politische
Schriftwesen im Deutschen Auswärtigen
Dienst. Verlag I. C. B. Mohr (Paul
Siebeck). Tübingen 1920.
[Spaltenumbruch]

Die Schrift bietet eine kurzgefaßte Techno¬
logie des deutschen auswärtigen Dienstes.
Sie behandelt dessen innere und äußere
Organisation, die Grundbegriffe des politischen
und diplomatischen Dienstes, die Formen des
Schriftverkehrs, die Beteiligung des Staats¬
oberhauptes und den Kurierdienst. Indem
uns so die Arbeit eilten Blick hinter die
Kulissen dieser wichtigen Zentralbehörde er¬
möglicht, leistet sie der breiten Öffentlichkeit/
an die sie sich wendet, in der Tat einen
wichtigen Dienst für das Verständnis des
diplomatischen Betriebes.

Pleugc, Die Znkmist Deutschlands und die
Zukunft der Staatswissenschaft. G. D.
Baedeker, 1919.

Der rührige Nationalökonom, der an der
Universität Münster tätig ist, entwickelt in
dieser kleinen Schrift seine beachtlicher Ge¬
danken über eine Reform der Vorbildung des
staatswissenschaftlicher Nachwuchses.

Engen Diederichs, Politik des Geistes.
Eugen Diederichs Verlag, Jena 1920.

Das Verdienst, das sich der rührige
Jenenser Verleger um die Erschließung wert¬
vollster Kulturgüter für die deutsche Öffent¬
lichkeit erworben hat, ist so unbestreitbar, der
ernste kulturelle Wille darin so unverkennbar,
daß es manchen reizen mag, sich ein Bild
davon zu machen, wie sich die Welt dieser
Kulturgehalte im »wpfe des Organisators
widerspiegelt. Diederichs hat im vorliegenden
Werk eine Reihe von Aufsätzen gesammelt,
die seit 1914 in der von ihm herausgegebenen
„Tat" erschienen sind. Diese Auffatzreihc ist
darüber hinaus eine Art Chronik der kultur¬
politischen Zeitprobleme, die damit gleichzeitig
aus zeitgeschichtliches Interesse Anspruch er¬
heben darf.

G. Kimhel n. M. Haß, Das politische
Testament der Hohenzollern. (Qüellen-
sammlung zur deutschen Geschichte.) 2 Bände.
B. G. Teubner Verlag, Leipzig und Berlin,
2. Auflage 1919.

Diese Sammlung des politischen Testa¬
ments der Hohenzollern wirkt in unserer Zeit,
wo der monarchische Gedanke von ressentiment-
geladencn Literaten und haßerfüllten Demagogen

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[0167] Lüch^rschan Vismarck im eigene» Urteil. Psychologische Studien von Karl GrooS. Verlag der I. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart und Berlin. Geheftet M. 12.—, in Halbleinen gebunden M. SV.—. Ein Fachpsychologe zergliedert den größten Mann der vaterländischen Geschichte. Im ersten Augenblick widerstrebt ein künstlerisch schamhaftes Gefühl dein Beginnen. Bald aber gewahrt man, daß echte Seelcnttmst und ein erfreulicher Instinkt für deutsche Mannes¬ größe am Werke sind und Vismarck hier Vismarck bleibt, nicht verzerrt wird wie bei so manchen zudringlichen Essaisten der letzten Zeit. Die Politischen Berichte des Fürsten Bismarck aus Petcrslinrg und Paris (1859—1862). Mit 8 Bildtafeln in Kunstticfdruck herausgegeben vonL.Raschdau, Gesandter a. D. 2 Bände, pro Band M. 23.—. Verlag von Reimar Hobbing in Berlin LV/ 48. lind nun lesen wir „neuen" Vismarck selber. Leider entspricht der Wert der Ver¬ öffentlichung nicht dem kostbaren Inhalt. Es ist nicht recht zu verstehen, weshalb sich Herr Naschdau dieser vcrlcgcrischen Spekulation zur Verfügung gestellt hat. Die Ausgabe ist unvollständig und ohne ausreichenden Kommentar. Ein berufener Herausgeber, der wirklich über das gesamte Material verfügt, dürfte in absehbarer Zeit die wissenschaftlich allein zureichende Veröffentlichung der Peters¬ burger Berichte bringen. Wer über genügende Spezialkenntnissc der Jahre 18!>9—18<>2 verfügt, wird freilich auch schon aus diesen: unerfreulichen Bruchstück Schätze heben. Bismarck, in der Vollkraft des Lebens, noch unberühmt, aber sozusagen auf dein Sprung zum Erfolg. Allerdings kein Bismarck, der den Zauber seiner Persönlichkeit ungezwungen ausstrahlt, sondern der Diplomat, der sich beherrscht, seine Kraft und Kunst der Menschen¬ kenntnis und Menschenbehandlung in wohl- abgewogene Berichte hineinlegt, die selber ein K. Stück Politik sind. or. Hermann Meyer, Das Politische Schriftwesen im Deutschen Auswärtigen Dienst. Verlag I. C. B. Mohr (Paul Siebeck). Tübingen 1920. Die Schrift bietet eine kurzgefaßte Techno¬ logie des deutschen auswärtigen Dienstes. Sie behandelt dessen innere und äußere Organisation, die Grundbegriffe des politischen und diplomatischen Dienstes, die Formen des Schriftverkehrs, die Beteiligung des Staats¬ oberhauptes und den Kurierdienst. Indem uns so die Arbeit eilten Blick hinter die Kulissen dieser wichtigen Zentralbehörde er¬ möglicht, leistet sie der breiten Öffentlichkeit/ an die sie sich wendet, in der Tat einen wichtigen Dienst für das Verständnis des diplomatischen Betriebes. Pleugc, Die Znkmist Deutschlands und die Zukunft der Staatswissenschaft. G. D. Baedeker, 1919. Der rührige Nationalökonom, der an der Universität Münster tätig ist, entwickelt in dieser kleinen Schrift seine beachtlicher Ge¬ danken über eine Reform der Vorbildung des staatswissenschaftlicher Nachwuchses. Engen Diederichs, Politik des Geistes. Eugen Diederichs Verlag, Jena 1920. Das Verdienst, das sich der rührige Jenenser Verleger um die Erschließung wert¬ vollster Kulturgüter für die deutsche Öffent¬ lichkeit erworben hat, ist so unbestreitbar, der ernste kulturelle Wille darin so unverkennbar, daß es manchen reizen mag, sich ein Bild davon zu machen, wie sich die Welt dieser Kulturgehalte im »wpfe des Organisators widerspiegelt. Diederichs hat im vorliegenden Werk eine Reihe von Aufsätzen gesammelt, die seit 1914 in der von ihm herausgegebenen „Tat" erschienen sind. Diese Auffatzreihc ist darüber hinaus eine Art Chronik der kultur¬ politischen Zeitprobleme, die damit gleichzeitig aus zeitgeschichtliches Interesse Anspruch er¬ heben darf. G. Kimhel n. M. Haß, Das politische Testament der Hohenzollern. (Qüellen- sammlung zur deutschen Geschichte.) 2 Bände. B. G. Teubner Verlag, Leipzig und Berlin, 2. Auflage 1919. Diese Sammlung des politischen Testa¬ ments der Hohenzollern wirkt in unserer Zeit, wo der monarchische Gedanke von ressentiment- geladencn Literaten und haßerfüllten Demagogen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337640/167>, abgerufen am 25.05.2024.