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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr.

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[Beginn Spaltensatz]

den sonstigen Vereinbarungen, wie sie nun¬
mehr in Wirksamkeit sind. Sie stützt sich
durchweg auf amtliches Material und enthält
sich jeder Entstellung, Färbung, Verschleierung
oder Beschönigung. Mit Parteipolitik und
dergleichen hat diese Arbeit nichts zu tun.
Sie gibt einfach die Tatsachen, wie sie sind.
Die Schrift eignet sich nicht nur zum Einzel-
Gebrauch, sondern vor allen Dingen zur Auf¬
klärung der Massen. Der Preis beträgt für
das Einzelexemplar (16 Seiten) 50 Pf., bei
100 bis 1000 Stück 40 Pf., darüber Is Pf.
wo ist unmittelbar zu beziehen von der
Deutschen Zeitung, Berlin SW 11, Hedemann¬
straße 12.

Das alte System. Ein politisches Volks¬
buch von Curt Amend. Karlsruhe,
Kommission der G. Braunschen Hofbuch¬
druckerei. 20 M.

Wenn ein Buch in dieser gewitterschwangeren
Zeit, in der der Bürgerkrieg aller gegen alle
jeden Tag aufflammen kann, sich ein "politisches
Volksbuch" nennt, dann wird man es darauf¬
hin ansehen, ob der Verfasser in möglichster
Objektivität über den Parteien steht und dem

[Spaltenumbruch]

Volke nicht Gelegenheit zu neuem Haß gibt.
Dies Buch aber trägt allein die Tendenz, das
"alte System" in jeder Beziehung herab¬
zusetzen. Der Verfasser ist von dem größten
Haß gegen den "Geist des Kapitalismus,
dem Geiste hochmütigen Eigennutzes", dem
schließlich auch das Beamtentum und die¬
jenigen Schichten des Adels, die sich unter
dem alten Kaiser noch durch Schlichtheit und
soziale Aufopferungsfreudigkeit ausgezeichnet
haben, verfallen seien, erfüllt. Das alte
System nennt er "eine furchtbare Krankheit
am Körper des deutschen Volkes".

Der Verfasser fühlt die Verpflichtung, auch
die Schuldfrage, die er von einem internationalen
und einem innerpolitisch nationalen Gesichts¬
punkt aus beantworten will, näher zu er¬
örtern. Unser ganzes Elend wird dem
Verhalten Wilhelms II. zugeschrieben. Jeder
unserer Feinde wird mit Wonne ein Buch
lesen, das ihren Krieg gegen eine so ver-
brecherischeTyrannei zur heiligen Sache stempelt.
Und der Verfasser erblickt in seiner Arbeit
eine vaterländische Pflicht, hält es sogar für
moralisch verwerflich, sich derselben zu entziehen.
Auch die Nichtlösung der sozialen Frage wird

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den sonstigen Vereinbarungen, wie sie nun¬
mehr in Wirksamkeit sind. Sie stützt sich
durchweg auf amtliches Material und enthält
sich jeder Entstellung, Färbung, Verschleierung
oder Beschönigung. Mit Parteipolitik und
dergleichen hat diese Arbeit nichts zu tun.
Sie gibt einfach die Tatsachen, wie sie sind.
Die Schrift eignet sich nicht nur zum Einzel-
Gebrauch, sondern vor allen Dingen zur Auf¬
klärung der Massen. Der Preis beträgt für
das Einzelexemplar (16 Seiten) 50 Pf., bei
100 bis 1000 Stück 40 Pf., darüber Is Pf.
wo ist unmittelbar zu beziehen von der
Deutschen Zeitung, Berlin SW 11, Hedemann¬
straße 12.

Das alte System. Ein politisches Volks¬
buch von Curt Amend. Karlsruhe,
Kommission der G. Braunschen Hofbuch¬
druckerei. 20 M.

Wenn ein Buch in dieser gewitterschwangeren
Zeit, in der der Bürgerkrieg aller gegen alle
jeden Tag aufflammen kann, sich ein „politisches
Volksbuch" nennt, dann wird man es darauf¬
hin ansehen, ob der Verfasser in möglichster
Objektivität über den Parteien steht und dem

[Spaltenumbruch]

Volke nicht Gelegenheit zu neuem Haß gibt.
Dies Buch aber trägt allein die Tendenz, das
„alte System" in jeder Beziehung herab¬
zusetzen. Der Verfasser ist von dem größten
Haß gegen den „Geist des Kapitalismus,
dem Geiste hochmütigen Eigennutzes", dem
schließlich auch das Beamtentum und die¬
jenigen Schichten des Adels, die sich unter
dem alten Kaiser noch durch Schlichtheit und
soziale Aufopferungsfreudigkeit ausgezeichnet
haben, verfallen seien, erfüllt. Das alte
System nennt er „eine furchtbare Krankheit
am Körper des deutschen Volkes".

Der Verfasser fühlt die Verpflichtung, auch
die Schuldfrage, die er von einem internationalen
und einem innerpolitisch nationalen Gesichts¬
punkt aus beantworten will, näher zu er¬
örtern. Unser ganzes Elend wird dem
Verhalten Wilhelms II. zugeschrieben. Jeder
unserer Feinde wird mit Wonne ein Buch
lesen, das ihren Krieg gegen eine so ver-
brecherischeTyrannei zur heiligen Sache stempelt.
Und der Verfasser erblickt in seiner Arbeit
eine vaterländische Pflicht, hält es sogar für
moralisch verwerflich, sich derselben zu entziehen.
Auch die Nichtlösung der sozialen Frage wird

[Ende Spaltensatz]
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[0377] Bücherschau den sonstigen Vereinbarungen, wie sie nun¬ mehr in Wirksamkeit sind. Sie stützt sich durchweg auf amtliches Material und enthält sich jeder Entstellung, Färbung, Verschleierung oder Beschönigung. Mit Parteipolitik und dergleichen hat diese Arbeit nichts zu tun. Sie gibt einfach die Tatsachen, wie sie sind. Die Schrift eignet sich nicht nur zum Einzel- Gebrauch, sondern vor allen Dingen zur Auf¬ klärung der Massen. Der Preis beträgt für das Einzelexemplar (16 Seiten) 50 Pf., bei 100 bis 1000 Stück 40 Pf., darüber Is Pf. wo ist unmittelbar zu beziehen von der Deutschen Zeitung, Berlin SW 11, Hedemann¬ straße 12. Das alte System. Ein politisches Volks¬ buch von Curt Amend. Karlsruhe, Kommission der G. Braunschen Hofbuch¬ druckerei. 20 M. Wenn ein Buch in dieser gewitterschwangeren Zeit, in der der Bürgerkrieg aller gegen alle jeden Tag aufflammen kann, sich ein „politisches Volksbuch" nennt, dann wird man es darauf¬ hin ansehen, ob der Verfasser in möglichster Objektivität über den Parteien steht und dem Volke nicht Gelegenheit zu neuem Haß gibt. Dies Buch aber trägt allein die Tendenz, das „alte System" in jeder Beziehung herab¬ zusetzen. Der Verfasser ist von dem größten Haß gegen den „Geist des Kapitalismus, dem Geiste hochmütigen Eigennutzes", dem schließlich auch das Beamtentum und die¬ jenigen Schichten des Adels, die sich unter dem alten Kaiser noch durch Schlichtheit und soziale Aufopferungsfreudigkeit ausgezeichnet haben, verfallen seien, erfüllt. Das alte System nennt er „eine furchtbare Krankheit am Körper des deutschen Volkes". Der Verfasser fühlt die Verpflichtung, auch die Schuldfrage, die er von einem internationalen und einem innerpolitisch nationalen Gesichts¬ punkt aus beantworten will, näher zu er¬ örtern. Unser ganzes Elend wird dem Verhalten Wilhelms II. zugeschrieben. Jeder unserer Feinde wird mit Wonne ein Buch lesen, das ihren Krieg gegen eine so ver- brecherischeTyrannei zur heiligen Sache stempelt. Und der Verfasser erblickt in seiner Arbeit eine vaterländische Pflicht, hält es sogar für moralisch verwerflich, sich derselben zu entziehen. Auch die Nichtlösung der sozialen Frage wird

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337640/377>, abgerufen am 05.05.2024.