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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Viertes Vierteljahr.

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Der Daseinskampf der Deutschen Bücherei im deutschen Bibliothekswesen

sucht von Laibach aus diese wachsende Opposition zu erdrücken, indem matt sie des
Kommunismus verdächtigt. Aber das verspricht wenig Erfolg. Dauern diese Zu¬
stände noch länger an, so könnte eine freie Volksabstimmung in der nördlichen Unter¬
sleiermark Überraschungen bringen, um so mehr als auch bei den steirischen Slowenen
der Landespatriotismus und die unfreundliche Stimmung gegen die Krainer noch
keineswegs erstorben sind. Jedenfalls gibt die .Kärntner Entscheidung der deutschen
Forderung nach Selbstbestimmungsrecht auch für die einzelnen steirischen Gaue
einen neuen Rückhalt.

Daß Italien das Ergebnis der Abstimmung nur begrüßen kann, liegt aus
der Hand. Die Zone ^ hätte den Südslawen einen guten Aufmarschraum gegen
Italien geboten. Italienische Vertreter haben aber früher oft erklärt, daß für ihr
Land auch die Zugehörigkeit Marburgs und seines Drautals zum Südslawenstaat
bedenklich sei. Italien hat sich in Paris den Widerstand dagegen abkaufen lassen.
Seine Politik kann aber um so eher in das alte Gleise zurückkehren, je mehr sich
seine Ansprüche an der Adria mit jenen der Südslawen kreuzen. Und so dürfte das
Verlangen Österreichs nach "Revision" und "Selbstbestimmungsrecht" für Unter¬
steier, wenn es nach der Veränderung der Lage in Kärnten erhoben wird, kaum ohne
Unterstützung im Kreise der fünf Hauptmächte bleiben. In jedem Fall ist die Ab¬
stimmung in Kärnten seit langem das erste Ereignis, das den Mut und die
Hoffnung der österreichischen Deutschen stärken kann, der erste Erfolg ihrer nationalen
Arbeit, die erste nachträgliche Rechtfertigung des Standpunktes, den sie vertreten
haben, durch unverkennbare Tatsachen, der erste Ansporn zum Hoffen und Handeln
in diesem verzagten Staat. Deshalb, ist ihr Ergebnis überall in Österreich mit so
großem Jubel aufgenommen worden.




Der Daseinskampf der Deutschen Bücherei
im deutschen Bibliothekswesen
Dr. Hans praesent, von

eichen bedeutenden Aufschwung die deutschen Bibliotheken seit
Beginn dieses Jahrhunderts bis zum Kriege genommen hatten,
^ AV^H wie wichtig allmählich ihre Tätigkeit und wie einschneidend ihre
^A/Mhl gedeihliche Entwicklung für die Fortschritte der Wissenschaft
^LM^SW geworden waren, das hat R i es art Fick bereits an dieser
Stelle (1918, Ur. 48) in einer Betrachtung über "Deutsches Bibliothekswesen
im Weltkrieg" darzustellen versucht. Der Krieg drohte diese verheißungsvolle
Entwicklung zunächst jäh zu unterbrechen. Aber je länger er dauerte, je mehr
alles Tun und Denken durch ihn beeinflußt wurde, desto sicherer stellte sich auch
das gesamte Bibliothekswesen auf "Kriegsbetrieb" ein. Zu den friedensmäßigen
Aufgaben der Bereitstellung und Darreichung jeder Art von Literatur kamen
neue kriegsmäßige hinzu, von denen nur die Anlage von Kriegssammlungen in
größexen Bibliotheken und die Versorgung der Truppen im Felde und in


Der Daseinskampf der Deutschen Bücherei im deutschen Bibliothekswesen

sucht von Laibach aus diese wachsende Opposition zu erdrücken, indem matt sie des
Kommunismus verdächtigt. Aber das verspricht wenig Erfolg. Dauern diese Zu¬
stände noch länger an, so könnte eine freie Volksabstimmung in der nördlichen Unter¬
sleiermark Überraschungen bringen, um so mehr als auch bei den steirischen Slowenen
der Landespatriotismus und die unfreundliche Stimmung gegen die Krainer noch
keineswegs erstorben sind. Jedenfalls gibt die .Kärntner Entscheidung der deutschen
Forderung nach Selbstbestimmungsrecht auch für die einzelnen steirischen Gaue
einen neuen Rückhalt.

Daß Italien das Ergebnis der Abstimmung nur begrüßen kann, liegt aus
der Hand. Die Zone ^ hätte den Südslawen einen guten Aufmarschraum gegen
Italien geboten. Italienische Vertreter haben aber früher oft erklärt, daß für ihr
Land auch die Zugehörigkeit Marburgs und seines Drautals zum Südslawenstaat
bedenklich sei. Italien hat sich in Paris den Widerstand dagegen abkaufen lassen.
Seine Politik kann aber um so eher in das alte Gleise zurückkehren, je mehr sich
seine Ansprüche an der Adria mit jenen der Südslawen kreuzen. Und so dürfte das
Verlangen Österreichs nach „Revision" und „Selbstbestimmungsrecht" für Unter¬
steier, wenn es nach der Veränderung der Lage in Kärnten erhoben wird, kaum ohne
Unterstützung im Kreise der fünf Hauptmächte bleiben. In jedem Fall ist die Ab¬
stimmung in Kärnten seit langem das erste Ereignis, das den Mut und die
Hoffnung der österreichischen Deutschen stärken kann, der erste Erfolg ihrer nationalen
Arbeit, die erste nachträgliche Rechtfertigung des Standpunktes, den sie vertreten
haben, durch unverkennbare Tatsachen, der erste Ansporn zum Hoffen und Handeln
in diesem verzagten Staat. Deshalb, ist ihr Ergebnis überall in Österreich mit so
großem Jubel aufgenommen worden.




Der Daseinskampf der Deutschen Bücherei
im deutschen Bibliothekswesen
Dr. Hans praesent, von

eichen bedeutenden Aufschwung die deutschen Bibliotheken seit
Beginn dieses Jahrhunderts bis zum Kriege genommen hatten,
^ AV^H wie wichtig allmählich ihre Tätigkeit und wie einschneidend ihre
^A/Mhl gedeihliche Entwicklung für die Fortschritte der Wissenschaft
^LM^SW geworden waren, das hat R i es art Fick bereits an dieser
Stelle (1918, Ur. 48) in einer Betrachtung über „Deutsches Bibliothekswesen
im Weltkrieg" darzustellen versucht. Der Krieg drohte diese verheißungsvolle
Entwicklung zunächst jäh zu unterbrechen. Aber je länger er dauerte, je mehr
alles Tun und Denken durch ihn beeinflußt wurde, desto sicherer stellte sich auch
das gesamte Bibliothekswesen auf „Kriegsbetrieb" ein. Zu den friedensmäßigen
Aufgaben der Bereitstellung und Darreichung jeder Art von Literatur kamen
neue kriegsmäßige hinzu, von denen nur die Anlage von Kriegssammlungen in
größexen Bibliotheken und die Versorgung der Truppen im Felde und in


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[0125] Der Daseinskampf der Deutschen Bücherei im deutschen Bibliothekswesen sucht von Laibach aus diese wachsende Opposition zu erdrücken, indem matt sie des Kommunismus verdächtigt. Aber das verspricht wenig Erfolg. Dauern diese Zu¬ stände noch länger an, so könnte eine freie Volksabstimmung in der nördlichen Unter¬ sleiermark Überraschungen bringen, um so mehr als auch bei den steirischen Slowenen der Landespatriotismus und die unfreundliche Stimmung gegen die Krainer noch keineswegs erstorben sind. Jedenfalls gibt die .Kärntner Entscheidung der deutschen Forderung nach Selbstbestimmungsrecht auch für die einzelnen steirischen Gaue einen neuen Rückhalt. Daß Italien das Ergebnis der Abstimmung nur begrüßen kann, liegt aus der Hand. Die Zone ^ hätte den Südslawen einen guten Aufmarschraum gegen Italien geboten. Italienische Vertreter haben aber früher oft erklärt, daß für ihr Land auch die Zugehörigkeit Marburgs und seines Drautals zum Südslawenstaat bedenklich sei. Italien hat sich in Paris den Widerstand dagegen abkaufen lassen. Seine Politik kann aber um so eher in das alte Gleise zurückkehren, je mehr sich seine Ansprüche an der Adria mit jenen der Südslawen kreuzen. Und so dürfte das Verlangen Österreichs nach „Revision" und „Selbstbestimmungsrecht" für Unter¬ steier, wenn es nach der Veränderung der Lage in Kärnten erhoben wird, kaum ohne Unterstützung im Kreise der fünf Hauptmächte bleiben. In jedem Fall ist die Ab¬ stimmung in Kärnten seit langem das erste Ereignis, das den Mut und die Hoffnung der österreichischen Deutschen stärken kann, der erste Erfolg ihrer nationalen Arbeit, die erste nachträgliche Rechtfertigung des Standpunktes, den sie vertreten haben, durch unverkennbare Tatsachen, der erste Ansporn zum Hoffen und Handeln in diesem verzagten Staat. Deshalb, ist ihr Ergebnis überall in Österreich mit so großem Jubel aufgenommen worden. Der Daseinskampf der Deutschen Bücherei im deutschen Bibliothekswesen Dr. Hans praesent, von eichen bedeutenden Aufschwung die deutschen Bibliotheken seit Beginn dieses Jahrhunderts bis zum Kriege genommen hatten, ^ AV^H wie wichtig allmählich ihre Tätigkeit und wie einschneidend ihre ^A/Mhl gedeihliche Entwicklung für die Fortschritte der Wissenschaft ^LM^SW geworden waren, das hat R i es art Fick bereits an dieser Stelle (1918, Ur. 48) in einer Betrachtung über „Deutsches Bibliothekswesen im Weltkrieg" darzustellen versucht. Der Krieg drohte diese verheißungsvolle Entwicklung zunächst jäh zu unterbrechen. Aber je länger er dauerte, je mehr alles Tun und Denken durch ihn beeinflußt wurde, desto sicherer stellte sich auch das gesamte Bibliothekswesen auf „Kriegsbetrieb" ein. Zu den friedensmäßigen Aufgaben der Bereitstellung und Darreichung jeder Art von Literatur kamen neue kriegsmäßige hinzu, von denen nur die Anlage von Kriegssammlungen in größexen Bibliotheken und die Versorgung der Truppen im Felde und in

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_338022/125>, abgerufen am 01.05.2024.