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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr.

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Der Ausbau des polnischen Eisenbahnnetzes

sichtbaren Fremdherrschaft zu erdulden haben. Das allein würde uns heilen. Der
Feind muß Plage gegen Plage spüren: Das Geschäft muß aufhören, sich für ihn
zu lohnen. Es gibt keinen andern Weg aus dem grauen Elend heraus.

Mit unendlicher Trauer und Scham erleben wir die Unfähigkeit unseres
Volkes, die Waffen, die uns geblieben sind, gläubig und stark in Bereitschaft
zu nehmen.




Der Ausbau des polnischen Eisenbahnnetzes
Gustav Hoder-Altenstein Von

in Vergangenen Sommer wurde, infolge der militärischen Ereignisse
an der polnischen Ostfront nur wenig beachtet, die Eisenbahnlinie
Kutno--Stralkowo fertiggestellt und dem Verkehr übergeben. Durch
.sie wird über Wreschen eine unmittelbare Verbindung von Posen
nach Warschau geschaffen. Darüber hinaus ist sie insofern noch
von großer Bedeutung, als sie einen Teil eines umfangreichen Eisenbahnbau¬
programms bildet, durch das ein festes Gerippe in das polnische Eisenbahnsystem
kommen, ein enger Anschluß KvngrcßpolenS mit den ehemals Preußischen und
österreichischen Gebieten hergestellt und damit der Bestand Polens militärisch,
wirtschaftlich und politisch auf eine feste Grundlage gestellt werden soll. Es wurde
bereits im Herbst 1919 aufgestellt und dann nach Besetzung der früheren Preußischen
Provinzen ergänzt. Der russisch-polnische Krieg unterbrach seine Ausführung, an
die aber jetzt nach einer Rede des polnischen Eisenbahnministers mit allen.Kräften
herangegangen werden soll.

Es handelt sich um sechs große Eisenbahnprojektc. Sie liegen naturgemäß
zum größten Teil in Kvngreßpolen und nur zu einem kleinen Teil in Galizien, in
Posen und Westpreußen.

1. Herstellung eines leistungsfähigen Eisenbahnnetzes von Galizien über
Kongreßpolcn nach Danzig durch den Bau folgender Bahnen:
a) Beizen--Tomaszow--Samostjc--Ludim--Raton--Stierniewice
und Lowitsch--Plock--Scrpez--Gollup. Sie findet bei Beizen
den Anschluß an das galizische, bei Gollup den an das west¬
preußische Eisenbahnnetz. Die Verbindung der beiden Baustrecken
wird durch die bereits bestehende Strecke Lowitsch--Skiernicwice
hergestellt.
d) Przemysl -- Dynow -- Rzeszow - - Tarnvbrzeg......- Scmdomir --
Ostrowez--Raton--Warschau. Sie schneidet bei Rzeszow die
große galizische Längsvcrbindung Czernowitz--Lemberg--Krakau,
findet bei Ostrowez den Anschluß an die Lodzer Strecke und führt
in südlicher Richtung durch die ebenfalls geplanten Zweigstrecken
Denbica-^Jaslo--Smigrod und Dynow--Rymanow--KroSno
bis tief in die Vcskiden hinein. ,, .

Der Ausbau des polnischen Eisenbahnnetzes

sichtbaren Fremdherrschaft zu erdulden haben. Das allein würde uns heilen. Der
Feind muß Plage gegen Plage spüren: Das Geschäft muß aufhören, sich für ihn
zu lohnen. Es gibt keinen andern Weg aus dem grauen Elend heraus.

Mit unendlicher Trauer und Scham erleben wir die Unfähigkeit unseres
Volkes, die Waffen, die uns geblieben sind, gläubig und stark in Bereitschaft
zu nehmen.




Der Ausbau des polnischen Eisenbahnnetzes
Gustav Hoder-Altenstein Von

in Vergangenen Sommer wurde, infolge der militärischen Ereignisse
an der polnischen Ostfront nur wenig beachtet, die Eisenbahnlinie
Kutno—Stralkowo fertiggestellt und dem Verkehr übergeben. Durch
.sie wird über Wreschen eine unmittelbare Verbindung von Posen
nach Warschau geschaffen. Darüber hinaus ist sie insofern noch
von großer Bedeutung, als sie einen Teil eines umfangreichen Eisenbahnbau¬
programms bildet, durch das ein festes Gerippe in das polnische Eisenbahnsystem
kommen, ein enger Anschluß KvngrcßpolenS mit den ehemals Preußischen und
österreichischen Gebieten hergestellt und damit der Bestand Polens militärisch,
wirtschaftlich und politisch auf eine feste Grundlage gestellt werden soll. Es wurde
bereits im Herbst 1919 aufgestellt und dann nach Besetzung der früheren Preußischen
Provinzen ergänzt. Der russisch-polnische Krieg unterbrach seine Ausführung, an
die aber jetzt nach einer Rede des polnischen Eisenbahnministers mit allen.Kräften
herangegangen werden soll.

Es handelt sich um sechs große Eisenbahnprojektc. Sie liegen naturgemäß
zum größten Teil in Kvngreßpolen und nur zu einem kleinen Teil in Galizien, in
Posen und Westpreußen.

1. Herstellung eines leistungsfähigen Eisenbahnnetzes von Galizien über
Kongreßpolcn nach Danzig durch den Bau folgender Bahnen:
a) Beizen—Tomaszow—Samostjc—Ludim—Raton—Stierniewice
und Lowitsch—Plock—Scrpez—Gollup. Sie findet bei Beizen
den Anschluß an das galizische, bei Gollup den an das west¬
preußische Eisenbahnnetz. Die Verbindung der beiden Baustrecken
wird durch die bereits bestehende Strecke Lowitsch—Skiernicwice
hergestellt.
d) Przemysl — Dynow — Rzeszow - - Tarnvbrzeg......- Scmdomir —
Ostrowez—Raton—Warschau. Sie schneidet bei Rzeszow die
große galizische Längsvcrbindung Czernowitz—Lemberg—Krakau,
findet bei Ostrowez den Anschluß an die Lodzer Strecke und führt
in südlicher Richtung durch die ebenfalls geplanten Zweigstrecken
Denbica-^Jaslo—Smigrod und Dynow—Rymanow—KroSno
bis tief in die Vcskiden hinein. ,, .

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[0188] Der Ausbau des polnischen Eisenbahnnetzes sichtbaren Fremdherrschaft zu erdulden haben. Das allein würde uns heilen. Der Feind muß Plage gegen Plage spüren: Das Geschäft muß aufhören, sich für ihn zu lohnen. Es gibt keinen andern Weg aus dem grauen Elend heraus. Mit unendlicher Trauer und Scham erleben wir die Unfähigkeit unseres Volkes, die Waffen, die uns geblieben sind, gläubig und stark in Bereitschaft zu nehmen. Der Ausbau des polnischen Eisenbahnnetzes Gustav Hoder-Altenstein Von in Vergangenen Sommer wurde, infolge der militärischen Ereignisse an der polnischen Ostfront nur wenig beachtet, die Eisenbahnlinie Kutno—Stralkowo fertiggestellt und dem Verkehr übergeben. Durch .sie wird über Wreschen eine unmittelbare Verbindung von Posen nach Warschau geschaffen. Darüber hinaus ist sie insofern noch von großer Bedeutung, als sie einen Teil eines umfangreichen Eisenbahnbau¬ programms bildet, durch das ein festes Gerippe in das polnische Eisenbahnsystem kommen, ein enger Anschluß KvngrcßpolenS mit den ehemals Preußischen und österreichischen Gebieten hergestellt und damit der Bestand Polens militärisch, wirtschaftlich und politisch auf eine feste Grundlage gestellt werden soll. Es wurde bereits im Herbst 1919 aufgestellt und dann nach Besetzung der früheren Preußischen Provinzen ergänzt. Der russisch-polnische Krieg unterbrach seine Ausführung, an die aber jetzt nach einer Rede des polnischen Eisenbahnministers mit allen.Kräften herangegangen werden soll. Es handelt sich um sechs große Eisenbahnprojektc. Sie liegen naturgemäß zum größten Teil in Kvngreßpolen und nur zu einem kleinen Teil in Galizien, in Posen und Westpreußen. 1. Herstellung eines leistungsfähigen Eisenbahnnetzes von Galizien über Kongreßpolcn nach Danzig durch den Bau folgender Bahnen: a) Beizen—Tomaszow—Samostjc—Ludim—Raton—Stierniewice und Lowitsch—Plock—Scrpez—Gollup. Sie findet bei Beizen den Anschluß an das galizische, bei Gollup den an das west¬ preußische Eisenbahnnetz. Die Verbindung der beiden Baustrecken wird durch die bereits bestehende Strecke Lowitsch—Skiernicwice hergestellt. d) Przemysl — Dynow — Rzeszow - - Tarnvbrzeg......- Scmdomir — Ostrowez—Raton—Warschau. Sie schneidet bei Rzeszow die große galizische Längsvcrbindung Czernowitz—Lemberg—Krakau, findet bei Ostrowez den Anschluß an die Lodzer Strecke und führt in südlicher Richtung durch die ebenfalls geplanten Zweigstrecken Denbica-^Jaslo—Smigrod und Dynow—Rymanow—KroSno bis tief in die Vcskiden hinein. ,, .

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338432/188>, abgerufen am 04.05.2024.