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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

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theoretischer Kausalität oder nach Zusammen¬
fassung all der verschiedenen und sich be¬
kämpfenden Menschensippen unter einem Ur¬
vater gehabt hätten! Der Urmonotheismus
läßt sich gegenüber dem Retorten- Evolutionis¬
mus unserer Neligionsdcutler gewiß behaupten,
aber nicht auf diese gleichfalls vernünf¬
telnde Weise. ES mag der Urmensch ein
starkes, tragendes, einheitliches Gottesgefühl
gehabt haben, wie es jedem schöpferischen
Menschen noch heut eigen ist. In dieser
Wesensverwandtschaft des Schöpfers, nicht in
Kausalitäts- und Stammbaumbedürfnissen
möge die Theologie das Feld ihrer Beweise
für den UrmonoiheiSmuS suchen; dann wird
sie besser überzeugen.

C. Clemen. Das Leben nach dem Tode im
Glauben der Menschheit. Band 544 der
Sammlung "Aus Natur und Geisteswelt".
Verlag von B. G. Teubner. Leipzig,
Berlin. 19S0.

Clemen behandelt nacheinander die Form,
den Ort und den Inhalt des jenseitigen Lebens,
zusammenfassend nach den verschiedenen
geschichtlichen Weltanschauungen. Bietet der
knappe Raum seines Überblicks auch kaum
Gelegenheit zu selbständigen religionsgeschicht-
lichcn Darlegungen, so ist der Überblick doch
um so nützlicher, als außer Steinmanns nicht
den ganzen Umfang des Clemcnschen Themas
denkender Schrift (191S) kein so allgemein
orientierendes Buch über den Gegenstand
existiert.

R. Bacrwald. Okkultismus, Spiritismus und
unlerbewuszts Seelenzustände. Band S60
der Sammlung "Aus Natur und Geistes¬
welt". Verlag von B. G. Teubner. Leipzig,
Berlin. 1920.

Der Gesichtspunkt dieser bis auf den
neuesten Stand fortgeführten Schrift ist
erfreulich und fruchtbar. Baerwald, der allen
spiritistischen und abergläubischen Auswüchsen
den Weg verlegt, erkennt andererseits das
weite Gebiet des früher von der Wissenschaft
verachteten, heute aber stark im Vordergrund
des Interesses stehendes "Jenseits der Seele"
an. Die Schrift eignet sich vorzüglich dazu, in
die psychologische, praktische und auch religöse
Tragweite der unterbewußten Seelenzustände
einzuführen. Unser Zeitalter ist sehr geneigt, die

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irrationalen Momente des Seelenlebens hervor¬
zuholen und die Wissenschaft, die von ihrem
früheren ablehnenden Standpunkt mehr und
mehr abgekommen ist, hat die Verpflichtung, die
allgemeine Zeitrichtung in Bahnen der Be¬
sonnenheit zu erhalten. Der neueste, zur Zeit
Viel umstrittene Kampfpunkt der Tekel.msie
(Schrenck-Notzing), mit welchem das Baer-
Waldsche Büchlein schließt, ist ein gutes
Beispiel für die nüchterne, über den Parteien
stehende Art des Verfassers.

T. K. Oesterreich, Der Okkultismus im mo"
dernen Weltbild. Im Sibyllen-Verlag zu
Dresden. 1921. Geh. M. 9.--, Geb.
M. 13.--.

Professor Oesterreich nimmt unter den
deutschen Fachphilosophen eine der "okkulten"
Erscheinungswelt besonders günstige Haltung
ein und hat sich in seinem Kampf um
stärkere Beachtung der "Parapsychischen" Pro¬
bleme auch nicht gescheut, gelegentlich (z. B.
in der Schrenck-Notzingschen Streitfrage über
Telekinesie) scharfe Kritiken der skeptischeren
Forscher heraufzubeschwören. Auch in der
vorliegenden Schrift bejaht Oesterreich die
Telekinesie im wesentlichen. Die Steinersche
Theosophie lehnt er (im Einklang mit Grenz¬
boten 1921 Heft 10/11 u. 12) ab. Das Buch
ist mit Vorsicht zu benutzen, aber interessant
als Ausdruck einer offenbar noch im An¬
steigen befindlichen Richtung.

Gerold v. Gleich, Generalmajor z. D., Ru¬
dolf Steiner als Prophet. Ein Mahn¬
wort an das deutsche Volk. Verlag von
Aigners Hofbuchhandlung, Ludwigsburg
1921. Preis M. 2.20.

Ein verdienstlicher Warnruf gegen die
gerade in der Heimat des Verfassers (Würt¬
temberg) grassierende Steiner-Epidemie.

Joseph Gchwertschlager, Philosophie der
Natur. 2 Bände. (Philosophische Hand¬
bibliothek.) Verlag Josef Kösel u. Fried-
rich Pustel, Komm.-Geh. Kempten, Regens¬
burg, München. 1921. Geh. M. 44.-,
geb. M. 62.-.

Die Bedeutung des Werkes ist eine
doppelte. Einmal hat eS eine gewisse sorg¬
fältige, liebenswürdig Pädagogische All-
gemeinverständlichkeit, wie sie zucheilen ein

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theoretischer Kausalität oder nach Zusammen¬
fassung all der verschiedenen und sich be¬
kämpfenden Menschensippen unter einem Ur¬
vater gehabt hätten! Der Urmonotheismus
läßt sich gegenüber dem Retorten- Evolutionis¬
mus unserer Neligionsdcutler gewiß behaupten,
aber nicht auf diese gleichfalls vernünf¬
telnde Weise. ES mag der Urmensch ein
starkes, tragendes, einheitliches Gottesgefühl
gehabt haben, wie es jedem schöpferischen
Menschen noch heut eigen ist. In dieser
Wesensverwandtschaft des Schöpfers, nicht in
Kausalitäts- und Stammbaumbedürfnissen
möge die Theologie das Feld ihrer Beweise
für den UrmonoiheiSmuS suchen; dann wird
sie besser überzeugen.

C. Clemen. Das Leben nach dem Tode im
Glauben der Menschheit. Band 544 der
Sammlung „Aus Natur und Geisteswelt".
Verlag von B. G. Teubner. Leipzig,
Berlin. 19S0.

Clemen behandelt nacheinander die Form,
den Ort und den Inhalt des jenseitigen Lebens,
zusammenfassend nach den verschiedenen
geschichtlichen Weltanschauungen. Bietet der
knappe Raum seines Überblicks auch kaum
Gelegenheit zu selbständigen religionsgeschicht-
lichcn Darlegungen, so ist der Überblick doch
um so nützlicher, als außer Steinmanns nicht
den ganzen Umfang des Clemcnschen Themas
denkender Schrift (191S) kein so allgemein
orientierendes Buch über den Gegenstand
existiert.

R. Bacrwald. Okkultismus, Spiritismus und
unlerbewuszts Seelenzustände. Band S60
der Sammlung „Aus Natur und Geistes¬
welt". Verlag von B. G. Teubner. Leipzig,
Berlin. 1920.

Der Gesichtspunkt dieser bis auf den
neuesten Stand fortgeführten Schrift ist
erfreulich und fruchtbar. Baerwald, der allen
spiritistischen und abergläubischen Auswüchsen
den Weg verlegt, erkennt andererseits das
weite Gebiet des früher von der Wissenschaft
verachteten, heute aber stark im Vordergrund
des Interesses stehendes „Jenseits der Seele"
an. Die Schrift eignet sich vorzüglich dazu, in
die psychologische, praktische und auch religöse
Tragweite der unterbewußten Seelenzustände
einzuführen. Unser Zeitalter ist sehr geneigt, die

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irrationalen Momente des Seelenlebens hervor¬
zuholen und die Wissenschaft, die von ihrem
früheren ablehnenden Standpunkt mehr und
mehr abgekommen ist, hat die Verpflichtung, die
allgemeine Zeitrichtung in Bahnen der Be¬
sonnenheit zu erhalten. Der neueste, zur Zeit
Viel umstrittene Kampfpunkt der Tekel.msie
(Schrenck-Notzing), mit welchem das Baer-
Waldsche Büchlein schließt, ist ein gutes
Beispiel für die nüchterne, über den Parteien
stehende Art des Verfassers.

T. K. Oesterreich, Der Okkultismus im mo»
dernen Weltbild. Im Sibyllen-Verlag zu
Dresden. 1921. Geh. M. 9.—, Geb.
M. 13.—.

Professor Oesterreich nimmt unter den
deutschen Fachphilosophen eine der „okkulten"
Erscheinungswelt besonders günstige Haltung
ein und hat sich in seinem Kampf um
stärkere Beachtung der „Parapsychischen" Pro¬
bleme auch nicht gescheut, gelegentlich (z. B.
in der Schrenck-Notzingschen Streitfrage über
Telekinesie) scharfe Kritiken der skeptischeren
Forscher heraufzubeschwören. Auch in der
vorliegenden Schrift bejaht Oesterreich die
Telekinesie im wesentlichen. Die Steinersche
Theosophie lehnt er (im Einklang mit Grenz¬
boten 1921 Heft 10/11 u. 12) ab. Das Buch
ist mit Vorsicht zu benutzen, aber interessant
als Ausdruck einer offenbar noch im An¬
steigen befindlichen Richtung.

Gerold v. Gleich, Generalmajor z. D., Ru¬
dolf Steiner als Prophet. Ein Mahn¬
wort an das deutsche Volk. Verlag von
Aigners Hofbuchhandlung, Ludwigsburg
1921. Preis M. 2.20.

Ein verdienstlicher Warnruf gegen die
gerade in der Heimat des Verfassers (Würt¬
temberg) grassierende Steiner-Epidemie.

Joseph Gchwertschlager, Philosophie der
Natur. 2 Bände. (Philosophische Hand¬
bibliothek.) Verlag Josef Kösel u. Fried-
rich Pustel, Komm.-Geh. Kempten, Regens¬
burg, München. 1921. Geh. M. 44.-,
geb. M. 62.-.

Die Bedeutung des Werkes ist eine
doppelte. Einmal hat eS eine gewisse sorg¬
fältige, liebenswürdig Pädagogische All-
gemeinverständlichkeit, wie sie zucheilen ein

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[0201] Bücherschau theoretischer Kausalität oder nach Zusammen¬ fassung all der verschiedenen und sich be¬ kämpfenden Menschensippen unter einem Ur¬ vater gehabt hätten! Der Urmonotheismus läßt sich gegenüber dem Retorten- Evolutionis¬ mus unserer Neligionsdcutler gewiß behaupten, aber nicht auf diese gleichfalls vernünf¬ telnde Weise. ES mag der Urmensch ein starkes, tragendes, einheitliches Gottesgefühl gehabt haben, wie es jedem schöpferischen Menschen noch heut eigen ist. In dieser Wesensverwandtschaft des Schöpfers, nicht in Kausalitäts- und Stammbaumbedürfnissen möge die Theologie das Feld ihrer Beweise für den UrmonoiheiSmuS suchen; dann wird sie besser überzeugen. C. Clemen. Das Leben nach dem Tode im Glauben der Menschheit. Band 544 der Sammlung „Aus Natur und Geisteswelt". Verlag von B. G. Teubner. Leipzig, Berlin. 19S0. Clemen behandelt nacheinander die Form, den Ort und den Inhalt des jenseitigen Lebens, zusammenfassend nach den verschiedenen geschichtlichen Weltanschauungen. Bietet der knappe Raum seines Überblicks auch kaum Gelegenheit zu selbständigen religionsgeschicht- lichcn Darlegungen, so ist der Überblick doch um so nützlicher, als außer Steinmanns nicht den ganzen Umfang des Clemcnschen Themas denkender Schrift (191S) kein so allgemein orientierendes Buch über den Gegenstand existiert. R. Bacrwald. Okkultismus, Spiritismus und unlerbewuszts Seelenzustände. Band S60 der Sammlung „Aus Natur und Geistes¬ welt". Verlag von B. G. Teubner. Leipzig, Berlin. 1920. Der Gesichtspunkt dieser bis auf den neuesten Stand fortgeführten Schrift ist erfreulich und fruchtbar. Baerwald, der allen spiritistischen und abergläubischen Auswüchsen den Weg verlegt, erkennt andererseits das weite Gebiet des früher von der Wissenschaft verachteten, heute aber stark im Vordergrund des Interesses stehendes „Jenseits der Seele" an. Die Schrift eignet sich vorzüglich dazu, in die psychologische, praktische und auch religöse Tragweite der unterbewußten Seelenzustände einzuführen. Unser Zeitalter ist sehr geneigt, die irrationalen Momente des Seelenlebens hervor¬ zuholen und die Wissenschaft, die von ihrem früheren ablehnenden Standpunkt mehr und mehr abgekommen ist, hat die Verpflichtung, die allgemeine Zeitrichtung in Bahnen der Be¬ sonnenheit zu erhalten. Der neueste, zur Zeit Viel umstrittene Kampfpunkt der Tekel.msie (Schrenck-Notzing), mit welchem das Baer- Waldsche Büchlein schließt, ist ein gutes Beispiel für die nüchterne, über den Parteien stehende Art des Verfassers. T. K. Oesterreich, Der Okkultismus im mo» dernen Weltbild. Im Sibyllen-Verlag zu Dresden. 1921. Geh. M. 9.—, Geb. M. 13.—. Professor Oesterreich nimmt unter den deutschen Fachphilosophen eine der „okkulten" Erscheinungswelt besonders günstige Haltung ein und hat sich in seinem Kampf um stärkere Beachtung der „Parapsychischen" Pro¬ bleme auch nicht gescheut, gelegentlich (z. B. in der Schrenck-Notzingschen Streitfrage über Telekinesie) scharfe Kritiken der skeptischeren Forscher heraufzubeschwören. Auch in der vorliegenden Schrift bejaht Oesterreich die Telekinesie im wesentlichen. Die Steinersche Theosophie lehnt er (im Einklang mit Grenz¬ boten 1921 Heft 10/11 u. 12) ab. Das Buch ist mit Vorsicht zu benutzen, aber interessant als Ausdruck einer offenbar noch im An¬ steigen befindlichen Richtung. Gerold v. Gleich, Generalmajor z. D., Ru¬ dolf Steiner als Prophet. Ein Mahn¬ wort an das deutsche Volk. Verlag von Aigners Hofbuchhandlung, Ludwigsburg 1921. Preis M. 2.20. Ein verdienstlicher Warnruf gegen die gerade in der Heimat des Verfassers (Würt¬ temberg) grassierende Steiner-Epidemie. Joseph Gchwertschlager, Philosophie der Natur. 2 Bände. (Philosophische Hand¬ bibliothek.) Verlag Josef Kösel u. Fried- rich Pustel, Komm.-Geh. Kempten, Regens¬ burg, München. 1921. Geh. M. 44.-, geb. M. 62.-. Die Bedeutung des Werkes ist eine doppelte. Einmal hat eS eine gewisse sorg¬ fältige, liebenswürdig Pädagogische All- gemeinverständlichkeit, wie sie zucheilen ein

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/201>, abgerufen am 04.05.2024.