Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
lveltspieqcl

stimmten dieser Regelung zwar zu, bereiteten jedoch einer unparteiischen Abstim¬
mung so viel Schwierigkeiten, daß der Völkerbundsrat verzichten mußte. Am
3. März 1921. erfolgte dann die Einladung des Belgiers Hymans, in Brüssel
direkte Verhandlungen vou Staat zu Staat einzuleiten. Hymans stellte ein Ver-
miitluugsprojekt auf, das Litauen zwar als Diskussionsbasis annahm, Polen
jedoch nur unter der Bedingung, daß eine Wilnaer Delegation selber gleichberech¬
tigt an den Verhandlungen teilnehme. Die Verhandlungen wurden daraufhin ab¬
gebrochen, wieder aufgenommen, abgebrochen und daun Ende August nach leichten
Veränderungen des Projekts wieder aufgenommen. .Der Vorschlag Hymans geht
von dein Gedanken gegenseitiger Anerkennung der Unabhängigkeit und Souveräni¬
tät beider Staaten und ihres gegenseitigen Einvernehmens ans militärischem und
außenpolitischem Gebiete aus. Aus Wilnci selbst soll ein Kanton innerhalb des
litauischen Staatsverbandes gebildet werden. Die regionale Nekrutieruug soll auf
Grund gemeinsamer Mililärgesetzgebung und militärischer Defensivkonvcntivn er¬
folgen. Im Fälle gemeinsamer Operationen beider Armeen soll ein einheitliches
Kommando gebildet werden, wobei das Gros titanischer Streitkräfte allerdings,
einen litauischen Kommandanten erhalten soll. Nach anfänglicher Weigerung er¬
klärte sich Litauen bereit, das Projekt anzunehmen, behielt sich jedoch vor, betreffs
Einzelheiten die Entscheidung des Völkerbundes anzurufen, was wiederum für
Polen das Signal war, das Projekt abzulehnen, nud sich erst nach weiteren Ver¬
handlungen und einer ausgleichenden und aufschiebenden Resolution zu weiteren
Erwägungen bereit zu erklären. Die Angelegenheit ist also tatsächlich uach wie
vor in der Schwebe.

Die ganze Behandlung des Problems zeigt aber deutlich, wie unrecht
Deutschland, das in verschiedenen Punkten, Danzig, Saargebiet und uun auch
Oberschlesien als direkt Beteiligter auf Verhandlungen mit dem Völkerbund ange-
wiesen ist, täte, letzteren einfach zu ignorieren. Gerade, wo uns Machtmittel ge¬
nommen worden sind, muß versucht werden, den Verlust durch verstärkte diploma¬
tische Tätigkeit wett zu macheu. Es kaun natürlich nicht die Rede davon sein, uns
mit fliegenden Fahnen in diese Deutschland anfänglich so offenkundig feindlich ge¬
sinnte Versammlung, von der wir direkte Vorteile vorläufig nicht zu erhoffen
haben, hineinzustürzen oder, gar, wie unser österreichischer Nachbar, das, übrigens
ohne Nutzen davon zu haben, getan hat, unter Hintansetzung der nationalen Würde,
um die Aufnahme zu betteln. Aber zwischen Betteln und frucht- und nutzloH
im Schmollwinkel Stehen ist eine weite Kluft, die durchaus und ohne daß man
sich etwas vergäbe, nutzbringend durch entsprechende Erwiderung erfolgter
Schritte ausgefüllt werden könnte. Der Völkerbund ist, wie er heute besteht,
eine Art verlängerter Wiener Kongreß, und es ist immer gut, bei Kongressen da¬
bei zu sein, um zu beobachten und ans nächster Nähe mit anzusehen, was sonst zu
erfahren nur durch Kombination und Erzählungen Fernstehender möglich ist.
Bei einigermaßen geschickter Vertretung Deutschlands ist, wie die Vorgänge be¬
weisen, sowohl eine wehrlose Majorisierung Deutschlands ausgeschlossen wie eine
vielfach gefürchtete Abschwächung des Nationalgefühls. Denn der Völkerbund ist
ja gerade dazu da, die Selbständigkeit der einzelnen und selbst kleiner Völker zu
wahren, und wie man zu diesem' Gedanken selbst auch immer steheu, wie nao
auch die Aussichten des Völkerbundes beurteilen mag, ein Aufgeben deutscher Ge¬
sichtspunkte bei Völkerbuudsverhandluugen ist bis jetzt weder verlangt wordeu noch
bei entsprechender Vertretung Deutschlands zu befürchten- Hüten wir uns, dnrch
stumpfsinnige Selbstisolierung den ehemaligen Gegnern neuen Propagandastoff
Menenius geradezu aufdringlich zu liefern.

Anmerkung:

Infolge einer nichr ausasführteu Korrektur ist auf S.W,
Heft 40 (S. 1 des Weltspiegels) ein sinnstörender Druckfehler stehen geblieben.
Das Wiesbadener Abkommen ist nicht das einzig richtige, sondern das einzig
M. wichtige...




lveltspieqcl

stimmten dieser Regelung zwar zu, bereiteten jedoch einer unparteiischen Abstim¬
mung so viel Schwierigkeiten, daß der Völkerbundsrat verzichten mußte. Am
3. März 1921. erfolgte dann die Einladung des Belgiers Hymans, in Brüssel
direkte Verhandlungen vou Staat zu Staat einzuleiten. Hymans stellte ein Ver-
miitluugsprojekt auf, das Litauen zwar als Diskussionsbasis annahm, Polen
jedoch nur unter der Bedingung, daß eine Wilnaer Delegation selber gleichberech¬
tigt an den Verhandlungen teilnehme. Die Verhandlungen wurden daraufhin ab¬
gebrochen, wieder aufgenommen, abgebrochen und daun Ende August nach leichten
Veränderungen des Projekts wieder aufgenommen. .Der Vorschlag Hymans geht
von dein Gedanken gegenseitiger Anerkennung der Unabhängigkeit und Souveräni¬
tät beider Staaten und ihres gegenseitigen Einvernehmens ans militärischem und
außenpolitischem Gebiete aus. Aus Wilnci selbst soll ein Kanton innerhalb des
litauischen Staatsverbandes gebildet werden. Die regionale Nekrutieruug soll auf
Grund gemeinsamer Mililärgesetzgebung und militärischer Defensivkonvcntivn er¬
folgen. Im Fälle gemeinsamer Operationen beider Armeen soll ein einheitliches
Kommando gebildet werden, wobei das Gros titanischer Streitkräfte allerdings,
einen litauischen Kommandanten erhalten soll. Nach anfänglicher Weigerung er¬
klärte sich Litauen bereit, das Projekt anzunehmen, behielt sich jedoch vor, betreffs
Einzelheiten die Entscheidung des Völkerbundes anzurufen, was wiederum für
Polen das Signal war, das Projekt abzulehnen, nud sich erst nach weiteren Ver¬
handlungen und einer ausgleichenden und aufschiebenden Resolution zu weiteren
Erwägungen bereit zu erklären. Die Angelegenheit ist also tatsächlich uach wie
vor in der Schwebe.

Die ganze Behandlung des Problems zeigt aber deutlich, wie unrecht
Deutschland, das in verschiedenen Punkten, Danzig, Saargebiet und uun auch
Oberschlesien als direkt Beteiligter auf Verhandlungen mit dem Völkerbund ange-
wiesen ist, täte, letzteren einfach zu ignorieren. Gerade, wo uns Machtmittel ge¬
nommen worden sind, muß versucht werden, den Verlust durch verstärkte diploma¬
tische Tätigkeit wett zu macheu. Es kaun natürlich nicht die Rede davon sein, uns
mit fliegenden Fahnen in diese Deutschland anfänglich so offenkundig feindlich ge¬
sinnte Versammlung, von der wir direkte Vorteile vorläufig nicht zu erhoffen
haben, hineinzustürzen oder, gar, wie unser österreichischer Nachbar, das, übrigens
ohne Nutzen davon zu haben, getan hat, unter Hintansetzung der nationalen Würde,
um die Aufnahme zu betteln. Aber zwischen Betteln und frucht- und nutzloH
im Schmollwinkel Stehen ist eine weite Kluft, die durchaus und ohne daß man
sich etwas vergäbe, nutzbringend durch entsprechende Erwiderung erfolgter
Schritte ausgefüllt werden könnte. Der Völkerbund ist, wie er heute besteht,
eine Art verlängerter Wiener Kongreß, und es ist immer gut, bei Kongressen da¬
bei zu sein, um zu beobachten und ans nächster Nähe mit anzusehen, was sonst zu
erfahren nur durch Kombination und Erzählungen Fernstehender möglich ist.
Bei einigermaßen geschickter Vertretung Deutschlands ist, wie die Vorgänge be¬
weisen, sowohl eine wehrlose Majorisierung Deutschlands ausgeschlossen wie eine
vielfach gefürchtete Abschwächung des Nationalgefühls. Denn der Völkerbund ist
ja gerade dazu da, die Selbständigkeit der einzelnen und selbst kleiner Völker zu
wahren, und wie man zu diesem' Gedanken selbst auch immer steheu, wie nao
auch die Aussichten des Völkerbundes beurteilen mag, ein Aufgeben deutscher Ge¬
sichtspunkte bei Völkerbuudsverhandluugen ist bis jetzt weder verlangt wordeu noch
bei entsprechender Vertretung Deutschlands zu befürchten- Hüten wir uns, dnrch
stumpfsinnige Selbstisolierung den ehemaligen Gegnern neuen Propagandastoff
Menenius geradezu aufdringlich zu liefern.

Anmerkung:

Infolge einer nichr ausasführteu Korrektur ist auf S.W,
Heft 40 (S. 1 des Weltspiegels) ein sinnstörender Druckfehler stehen geblieben.
Das Wiesbadener Abkommen ist nicht das einzig richtige, sondern das einzig
M. wichtige...




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0102" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/339651"/>
          <fw type="header" place="top"> lveltspieqcl</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_401" prev="#ID_400"> stimmten dieser Regelung zwar zu, bereiteten jedoch einer unparteiischen Abstim¬<lb/>
mung so viel Schwierigkeiten, daß der Völkerbundsrat verzichten mußte. Am<lb/>
3. März 1921. erfolgte dann die Einladung des Belgiers Hymans, in Brüssel<lb/>
direkte Verhandlungen vou Staat zu Staat einzuleiten. Hymans stellte ein Ver-<lb/>
miitluugsprojekt auf, das Litauen zwar als Diskussionsbasis annahm, Polen<lb/>
jedoch nur unter der Bedingung, daß eine Wilnaer Delegation selber gleichberech¬<lb/>
tigt an den Verhandlungen teilnehme. Die Verhandlungen wurden daraufhin ab¬<lb/>
gebrochen, wieder aufgenommen, abgebrochen und daun Ende August nach leichten<lb/>
Veränderungen des Projekts wieder aufgenommen. .Der Vorschlag Hymans geht<lb/>
von dein Gedanken gegenseitiger Anerkennung der Unabhängigkeit und Souveräni¬<lb/>
tät beider Staaten und ihres gegenseitigen Einvernehmens ans militärischem und<lb/>
außenpolitischem Gebiete aus. Aus Wilnci selbst soll ein Kanton innerhalb des<lb/>
litauischen Staatsverbandes gebildet werden. Die regionale Nekrutieruug soll auf<lb/>
Grund gemeinsamer Mililärgesetzgebung und militärischer Defensivkonvcntivn er¬<lb/>
folgen. Im Fälle gemeinsamer Operationen beider Armeen soll ein einheitliches<lb/>
Kommando gebildet werden, wobei das Gros titanischer Streitkräfte allerdings,<lb/>
einen litauischen Kommandanten erhalten soll. Nach anfänglicher Weigerung er¬<lb/>
klärte sich Litauen bereit, das Projekt anzunehmen, behielt sich jedoch vor, betreffs<lb/>
Einzelheiten die Entscheidung des Völkerbundes anzurufen, was wiederum für<lb/>
Polen das Signal war, das Projekt abzulehnen, nud sich erst nach weiteren Ver¬<lb/>
handlungen und einer ausgleichenden und aufschiebenden Resolution zu weiteren<lb/>
Erwägungen bereit zu erklären. Die Angelegenheit ist also tatsächlich uach wie<lb/>
vor in der Schwebe.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_402"> Die ganze Behandlung des Problems zeigt aber deutlich, wie unrecht<lb/>
Deutschland, das in verschiedenen Punkten, Danzig, Saargebiet und uun auch<lb/>
Oberschlesien als direkt Beteiligter auf Verhandlungen mit dem Völkerbund ange-<lb/>
wiesen ist, täte, letzteren einfach zu ignorieren. Gerade, wo uns Machtmittel ge¬<lb/>
nommen worden sind, muß versucht werden, den Verlust durch verstärkte diploma¬<lb/>
tische Tätigkeit wett zu macheu. Es kaun natürlich nicht die Rede davon sein, uns<lb/>
mit fliegenden Fahnen in diese Deutschland anfänglich so offenkundig feindlich ge¬<lb/>
sinnte Versammlung, von der wir direkte Vorteile vorläufig nicht zu erhoffen<lb/>
haben, hineinzustürzen oder, gar, wie unser österreichischer Nachbar, das, übrigens<lb/>
ohne Nutzen davon zu haben, getan hat, unter Hintansetzung der nationalen Würde,<lb/>
um die Aufnahme zu betteln. Aber zwischen Betteln und frucht- und nutzloH<lb/>
im Schmollwinkel Stehen ist eine weite Kluft, die durchaus und ohne daß man<lb/>
sich etwas vergäbe, nutzbringend durch entsprechende Erwiderung erfolgter<lb/>
Schritte ausgefüllt werden könnte. Der Völkerbund ist, wie er heute besteht,<lb/>
eine Art verlängerter Wiener Kongreß, und es ist immer gut, bei Kongressen da¬<lb/>
bei zu sein, um zu beobachten und ans nächster Nähe mit anzusehen, was sonst zu<lb/>
erfahren nur durch Kombination und Erzählungen Fernstehender möglich ist.<lb/>
Bei einigermaßen geschickter Vertretung Deutschlands ist, wie die Vorgänge be¬<lb/>
weisen, sowohl eine wehrlose Majorisierung Deutschlands ausgeschlossen wie eine<lb/>
vielfach gefürchtete Abschwächung des Nationalgefühls. Denn der Völkerbund ist<lb/>
ja gerade dazu da, die Selbständigkeit der einzelnen und selbst kleiner Völker zu<lb/>
wahren, und wie man zu diesem' Gedanken selbst auch immer steheu, wie nao<lb/>
auch die Aussichten des Völkerbundes beurteilen mag, ein Aufgeben deutscher Ge¬<lb/>
sichtspunkte bei Völkerbuudsverhandluugen ist bis jetzt weder verlangt wordeu noch<lb/>
bei entsprechender Vertretung Deutschlands zu befürchten- Hüten wir uns, dnrch<lb/>
stumpfsinnige Selbstisolierung den ehemaligen Gegnern neuen Propagandastoff<lb/><note type="byline"> Menenius</note> geradezu aufdringlich zu liefern. </p><lb/>
          <div n="2">
            <head> Anmerkung:</head>
            <p xml:id="ID_403"> Infolge einer nichr ausasführteu Korrektur ist auf S.W,<lb/>
Heft 40 (S. 1 des Weltspiegels) ein sinnstörender Druckfehler stehen geblieben.<lb/>
Das Wiesbadener Abkommen ist nicht das einzig richtige, sondern das einzig<lb/><note type="byline"> M.</note> wichtige... </p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0102] lveltspieqcl stimmten dieser Regelung zwar zu, bereiteten jedoch einer unparteiischen Abstim¬ mung so viel Schwierigkeiten, daß der Völkerbundsrat verzichten mußte. Am 3. März 1921. erfolgte dann die Einladung des Belgiers Hymans, in Brüssel direkte Verhandlungen vou Staat zu Staat einzuleiten. Hymans stellte ein Ver- miitluugsprojekt auf, das Litauen zwar als Diskussionsbasis annahm, Polen jedoch nur unter der Bedingung, daß eine Wilnaer Delegation selber gleichberech¬ tigt an den Verhandlungen teilnehme. Die Verhandlungen wurden daraufhin ab¬ gebrochen, wieder aufgenommen, abgebrochen und daun Ende August nach leichten Veränderungen des Projekts wieder aufgenommen. .Der Vorschlag Hymans geht von dein Gedanken gegenseitiger Anerkennung der Unabhängigkeit und Souveräni¬ tät beider Staaten und ihres gegenseitigen Einvernehmens ans militärischem und außenpolitischem Gebiete aus. Aus Wilnci selbst soll ein Kanton innerhalb des litauischen Staatsverbandes gebildet werden. Die regionale Nekrutieruug soll auf Grund gemeinsamer Mililärgesetzgebung und militärischer Defensivkonvcntivn er¬ folgen. Im Fälle gemeinsamer Operationen beider Armeen soll ein einheitliches Kommando gebildet werden, wobei das Gros titanischer Streitkräfte allerdings, einen litauischen Kommandanten erhalten soll. Nach anfänglicher Weigerung er¬ klärte sich Litauen bereit, das Projekt anzunehmen, behielt sich jedoch vor, betreffs Einzelheiten die Entscheidung des Völkerbundes anzurufen, was wiederum für Polen das Signal war, das Projekt abzulehnen, nud sich erst nach weiteren Ver¬ handlungen und einer ausgleichenden und aufschiebenden Resolution zu weiteren Erwägungen bereit zu erklären. Die Angelegenheit ist also tatsächlich uach wie vor in der Schwebe. Die ganze Behandlung des Problems zeigt aber deutlich, wie unrecht Deutschland, das in verschiedenen Punkten, Danzig, Saargebiet und uun auch Oberschlesien als direkt Beteiligter auf Verhandlungen mit dem Völkerbund ange- wiesen ist, täte, letzteren einfach zu ignorieren. Gerade, wo uns Machtmittel ge¬ nommen worden sind, muß versucht werden, den Verlust durch verstärkte diploma¬ tische Tätigkeit wett zu macheu. Es kaun natürlich nicht die Rede davon sein, uns mit fliegenden Fahnen in diese Deutschland anfänglich so offenkundig feindlich ge¬ sinnte Versammlung, von der wir direkte Vorteile vorläufig nicht zu erhoffen haben, hineinzustürzen oder, gar, wie unser österreichischer Nachbar, das, übrigens ohne Nutzen davon zu haben, getan hat, unter Hintansetzung der nationalen Würde, um die Aufnahme zu betteln. Aber zwischen Betteln und frucht- und nutzloH im Schmollwinkel Stehen ist eine weite Kluft, die durchaus und ohne daß man sich etwas vergäbe, nutzbringend durch entsprechende Erwiderung erfolgter Schritte ausgefüllt werden könnte. Der Völkerbund ist, wie er heute besteht, eine Art verlängerter Wiener Kongreß, und es ist immer gut, bei Kongressen da¬ bei zu sein, um zu beobachten und ans nächster Nähe mit anzusehen, was sonst zu erfahren nur durch Kombination und Erzählungen Fernstehender möglich ist. Bei einigermaßen geschickter Vertretung Deutschlands ist, wie die Vorgänge be¬ weisen, sowohl eine wehrlose Majorisierung Deutschlands ausgeschlossen wie eine vielfach gefürchtete Abschwächung des Nationalgefühls. Denn der Völkerbund ist ja gerade dazu da, die Selbständigkeit der einzelnen und selbst kleiner Völker zu wahren, und wie man zu diesem' Gedanken selbst auch immer steheu, wie nao auch die Aussichten des Völkerbundes beurteilen mag, ein Aufgeben deutscher Ge¬ sichtspunkte bei Völkerbuudsverhandluugen ist bis jetzt weder verlangt wordeu noch bei entsprechender Vertretung Deutschlands zu befürchten- Hüten wir uns, dnrch stumpfsinnige Selbstisolierung den ehemaligen Gegnern neuen Propagandastoff Menenius geradezu aufdringlich zu liefern. Anmerkung: Infolge einer nichr ausasführteu Korrektur ist auf S.W, Heft 40 (S. 1 des Weltspiegels) ein sinnstörender Druckfehler stehen geblieben. Das Wiesbadener Abkommen ist nicht das einzig richtige, sondern das einzig M. wichtige...

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339548
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339548/102
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339548/102>, abgerufen am 29.04.2024.