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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.

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Vücherschau
Geschlebte III

[Beginn Spaltensatz]
Karl Friedrich Nowak, Der Sturz der
Mittelmächte. Georg D. W. Callwey,
München. 1921. Verlag für Kulturpolitik.
Geh. M. 48.--, geb. M. 60.--.

Der Verfasser, der die Gabe drama¬
tischer Darstellung besitzt, ist ursprünglich von
Österreich und den mündlichen und schrift"
lichen Quellen des Donaustaates ausge¬
gangen. Er hat jetzt seine Forschungen auch
auf Deutschland ausgedehnt. Seine Schilde¬
rung gibt ein lebhaftes Gemälde der Ver-
flechtung von Schicksal und Unfähigkeit, in
welcher die letzten Monate des Krieges fast
automatisch der Auflösung unseres staatlichen
und völkischen Daseins entgegenrollten. Man
folgt dem Verfasser mit Spannung, doch
nicht ohne Zweifel daran, ob seine münd¬
lichen Quellen zuverlässig seien, ob seine
geistreiche Schweife aus dem Zirkel unserer
politischen Unfähigkeit herausführe. Eine
Thukydidesnatur ist Nowak nicht.

General v. Wrisberg, Der Weg zur Revo¬
lution 1914/13. Halbleinenband M. 30.--.
Leipzig. 1921. K. F. Koester.

Das Buch ist knapp und Packend ge¬
schrieben und höchst lesenswert. Aber sein
Hauptwert liegt Wohl in dem Beibringen
eines schier unerschöpflichen, dem Preußischen
Kriegsministerium entnommenen Materials
an Zeitungsartikeln und Flugblättern und
in dem hieraus hergeleiteten, unwiderleg¬
baren Nachweis, daß seit 1916 von der
linken Presse der Kriegswille des deutschen
Volkes und Volksheeres systematisch unter¬
graben und der volle Sieg Deutschlands
von der Sozialdemokratie nicht gewünscht
wurde. Aussprüche französischer und amerika¬
nischer Politiker ergänzen das Bild dahin,
dasz lediglich die Hoffnung auf ein Zusammen¬
brechen der deutschen Heimatfront Frankreich
von der frühzeitigen Liquidation des Krieges
abgehalten hat, daß das deutsche Heer bis
zuletzt unbesiegt geblieben ist, und daß
Wilsons 14 Punkie von vornherein nur
Gimpelfang für deutsche Utopisten waren.
So wird die "Dolchstoßlegende" als Wahr¬
heit und Tatsache bewiesen, ebenso, daß die

[Spaltenumbruch]

wahren Kriegsverlängerer im linken Lager
saßen. Das hier gebotene zahlreiche Ma¬
terial ist für jeden nationalen Politiker
unentbehrlich und sollte in keiner noch so
kleinen Politischen Privatbibliothek fehlen.
Das Kriegsmimstcrium hatte die Gefahr
früh erkannt und den Reichskanzler immer
wieder gewarnt, leider vergeblich. Es fehlte
nicht an Einsicht, an bürokratischen und
organisatorischen Maßnahmen, wohl aber an
Verständnis für Propaganda, Volksauf-
klärung, für die Seele des Volkes, das nach
einem Manne schrie, an wirklichem Han¬
deln. -- So kann man das spannende Buch,
das wie ein erschütterndes Drama wirkt,
nur mit tiefer Bewegung bis zum Ende
lesen und muß bekennen: Die Revolution
war nur der folgerichtige Abschluß einer
unheilvollen inneren Entwicklung, fast vom
Beginn des Krieges ab, die deutsche Heimat-
front in fast allen ihren Teilen, aber nicht
das deutsche Feldheer, ist an Deutschlands
jetzigem Unglück schuld.

8. Alilss London. ^mal edle Kaiser "delicates.
I^co Slaven. Vsls Dniversity ?rsss
1920.

Der Verfasser ist amerikanischer Zeitungs¬
mann, der den Krieg bis 1917 in Deutsch¬
land erlebt und im November 1913 als erster
feindlicher Tagcsschriststcller wieder nach
Deutschland hereingekommen ist. Sein Buch
erzählt die ganze Geschichte des Zusammen-
bruchs von der Unterwühlung der deutschen
Widerstandskraft durch Hungerblockade und
sozialistische Kriegssabotage an bis zur
Weimarer Nationalversammlung und den
Spartakusunruhen. Für ein amerikanisches
Publikum geschrieben, bietet es dem deutschen
Leser an Tatsachen kaum Neues, ist auch nicht
frei von Irrtümern, die der deutsche Leser
leicht berichtigen kann. Dafür aber bietet es
uns ein Interesse, das vielleicht größer ist,
als der Tatsachcnwert des Buches. Bouton
hält uns einen Spiegel vor, von dem man
sagen darf, daß er frei von absichtlichen Ver¬
zerrungen ist. Es wird für die parteiisch ver¬
dunkelte Auffassung des Zusammenbruchs in

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Vücherschau
Geschlebte III

[Beginn Spaltensatz]
Karl Friedrich Nowak, Der Sturz der
Mittelmächte. Georg D. W. Callwey,
München. 1921. Verlag für Kulturpolitik.
Geh. M. 48.—, geb. M. 60.—.

Der Verfasser, der die Gabe drama¬
tischer Darstellung besitzt, ist ursprünglich von
Österreich und den mündlichen und schrift«
lichen Quellen des Donaustaates ausge¬
gangen. Er hat jetzt seine Forschungen auch
auf Deutschland ausgedehnt. Seine Schilde¬
rung gibt ein lebhaftes Gemälde der Ver-
flechtung von Schicksal und Unfähigkeit, in
welcher die letzten Monate des Krieges fast
automatisch der Auflösung unseres staatlichen
und völkischen Daseins entgegenrollten. Man
folgt dem Verfasser mit Spannung, doch
nicht ohne Zweifel daran, ob seine münd¬
lichen Quellen zuverlässig seien, ob seine
geistreiche Schweife aus dem Zirkel unserer
politischen Unfähigkeit herausführe. Eine
Thukydidesnatur ist Nowak nicht.

General v. Wrisberg, Der Weg zur Revo¬
lution 1914/13. Halbleinenband M. 30.—.
Leipzig. 1921. K. F. Koester.

Das Buch ist knapp und Packend ge¬
schrieben und höchst lesenswert. Aber sein
Hauptwert liegt Wohl in dem Beibringen
eines schier unerschöpflichen, dem Preußischen
Kriegsministerium entnommenen Materials
an Zeitungsartikeln und Flugblättern und
in dem hieraus hergeleiteten, unwiderleg¬
baren Nachweis, daß seit 1916 von der
linken Presse der Kriegswille des deutschen
Volkes und Volksheeres systematisch unter¬
graben und der volle Sieg Deutschlands
von der Sozialdemokratie nicht gewünscht
wurde. Aussprüche französischer und amerika¬
nischer Politiker ergänzen das Bild dahin,
dasz lediglich die Hoffnung auf ein Zusammen¬
brechen der deutschen Heimatfront Frankreich
von der frühzeitigen Liquidation des Krieges
abgehalten hat, daß das deutsche Heer bis
zuletzt unbesiegt geblieben ist, und daß
Wilsons 14 Punkie von vornherein nur
Gimpelfang für deutsche Utopisten waren.
So wird die „Dolchstoßlegende" als Wahr¬
heit und Tatsache bewiesen, ebenso, daß die

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wahren Kriegsverlängerer im linken Lager
saßen. Das hier gebotene zahlreiche Ma¬
terial ist für jeden nationalen Politiker
unentbehrlich und sollte in keiner noch so
kleinen Politischen Privatbibliothek fehlen.
Das Kriegsmimstcrium hatte die Gefahr
früh erkannt und den Reichskanzler immer
wieder gewarnt, leider vergeblich. Es fehlte
nicht an Einsicht, an bürokratischen und
organisatorischen Maßnahmen, wohl aber an
Verständnis für Propaganda, Volksauf-
klärung, für die Seele des Volkes, das nach
einem Manne schrie, an wirklichem Han¬
deln. — So kann man das spannende Buch,
das wie ein erschütterndes Drama wirkt,
nur mit tiefer Bewegung bis zum Ende
lesen und muß bekennen: Die Revolution
war nur der folgerichtige Abschluß einer
unheilvollen inneren Entwicklung, fast vom
Beginn des Krieges ab, die deutsche Heimat-
front in fast allen ihren Teilen, aber nicht
das deutsche Feldheer, ist an Deutschlands
jetzigem Unglück schuld.

8. Alilss London. ^mal edle Kaiser »delicates.
I^co Slaven. Vsls Dniversity ?rsss
1920.

Der Verfasser ist amerikanischer Zeitungs¬
mann, der den Krieg bis 1917 in Deutsch¬
land erlebt und im November 1913 als erster
feindlicher Tagcsschriststcller wieder nach
Deutschland hereingekommen ist. Sein Buch
erzählt die ganze Geschichte des Zusammen-
bruchs von der Unterwühlung der deutschen
Widerstandskraft durch Hungerblockade und
sozialistische Kriegssabotage an bis zur
Weimarer Nationalversammlung und den
Spartakusunruhen. Für ein amerikanisches
Publikum geschrieben, bietet es dem deutschen
Leser an Tatsachen kaum Neues, ist auch nicht
frei von Irrtümern, die der deutsche Leser
leicht berichtigen kann. Dafür aber bietet es
uns ein Interesse, das vielleicht größer ist,
als der Tatsachcnwert des Buches. Bouton
hält uns einen Spiegel vor, von dem man
sagen darf, daß er frei von absichtlichen Ver¬
zerrungen ist. Es wird für die parteiisch ver¬
dunkelte Auffassung des Zusammenbruchs in

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[0037] Bücherschau Vücherschau Geschlebte III Karl Friedrich Nowak, Der Sturz der Mittelmächte. Georg D. W. Callwey, München. 1921. Verlag für Kulturpolitik. Geh. M. 48.—, geb. M. 60.—. Der Verfasser, der die Gabe drama¬ tischer Darstellung besitzt, ist ursprünglich von Österreich und den mündlichen und schrift« lichen Quellen des Donaustaates ausge¬ gangen. Er hat jetzt seine Forschungen auch auf Deutschland ausgedehnt. Seine Schilde¬ rung gibt ein lebhaftes Gemälde der Ver- flechtung von Schicksal und Unfähigkeit, in welcher die letzten Monate des Krieges fast automatisch der Auflösung unseres staatlichen und völkischen Daseins entgegenrollten. Man folgt dem Verfasser mit Spannung, doch nicht ohne Zweifel daran, ob seine münd¬ lichen Quellen zuverlässig seien, ob seine geistreiche Schweife aus dem Zirkel unserer politischen Unfähigkeit herausführe. Eine Thukydidesnatur ist Nowak nicht. General v. Wrisberg, Der Weg zur Revo¬ lution 1914/13. Halbleinenband M. 30.—. Leipzig. 1921. K. F. Koester. Das Buch ist knapp und Packend ge¬ schrieben und höchst lesenswert. Aber sein Hauptwert liegt Wohl in dem Beibringen eines schier unerschöpflichen, dem Preußischen Kriegsministerium entnommenen Materials an Zeitungsartikeln und Flugblättern und in dem hieraus hergeleiteten, unwiderleg¬ baren Nachweis, daß seit 1916 von der linken Presse der Kriegswille des deutschen Volkes und Volksheeres systematisch unter¬ graben und der volle Sieg Deutschlands von der Sozialdemokratie nicht gewünscht wurde. Aussprüche französischer und amerika¬ nischer Politiker ergänzen das Bild dahin, dasz lediglich die Hoffnung auf ein Zusammen¬ brechen der deutschen Heimatfront Frankreich von der frühzeitigen Liquidation des Krieges abgehalten hat, daß das deutsche Heer bis zuletzt unbesiegt geblieben ist, und daß Wilsons 14 Punkie von vornherein nur Gimpelfang für deutsche Utopisten waren. So wird die „Dolchstoßlegende" als Wahr¬ heit und Tatsache bewiesen, ebenso, daß die wahren Kriegsverlängerer im linken Lager saßen. Das hier gebotene zahlreiche Ma¬ terial ist für jeden nationalen Politiker unentbehrlich und sollte in keiner noch so kleinen Politischen Privatbibliothek fehlen. Das Kriegsmimstcrium hatte die Gefahr früh erkannt und den Reichskanzler immer wieder gewarnt, leider vergeblich. Es fehlte nicht an Einsicht, an bürokratischen und organisatorischen Maßnahmen, wohl aber an Verständnis für Propaganda, Volksauf- klärung, für die Seele des Volkes, das nach einem Manne schrie, an wirklichem Han¬ deln. — So kann man das spannende Buch, das wie ein erschütterndes Drama wirkt, nur mit tiefer Bewegung bis zum Ende lesen und muß bekennen: Die Revolution war nur der folgerichtige Abschluß einer unheilvollen inneren Entwicklung, fast vom Beginn des Krieges ab, die deutsche Heimat- front in fast allen ihren Teilen, aber nicht das deutsche Feldheer, ist an Deutschlands jetzigem Unglück schuld. 8. Alilss London. ^mal edle Kaiser »delicates. I^co Slaven. Vsls Dniversity ?rsss 1920. Der Verfasser ist amerikanischer Zeitungs¬ mann, der den Krieg bis 1917 in Deutsch¬ land erlebt und im November 1913 als erster feindlicher Tagcsschriststcller wieder nach Deutschland hereingekommen ist. Sein Buch erzählt die ganze Geschichte des Zusammen- bruchs von der Unterwühlung der deutschen Widerstandskraft durch Hungerblockade und sozialistische Kriegssabotage an bis zur Weimarer Nationalversammlung und den Spartakusunruhen. Für ein amerikanisches Publikum geschrieben, bietet es dem deutschen Leser an Tatsachen kaum Neues, ist auch nicht frei von Irrtümern, die der deutsche Leser leicht berichtigen kann. Dafür aber bietet es uns ein Interesse, das vielleicht größer ist, als der Tatsachcnwert des Buches. Bouton hält uns einen Spiegel vor, von dem man sagen darf, daß er frei von absichtlichen Ver¬ zerrungen ist. Es wird für die parteiisch ver¬ dunkelte Auffassung des Zusammenbruchs in

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339548/37>, abgerufen am 29.04.2024.