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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.

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neue von hohem Werte ist, eine neue Offensive gegen Rußland unternehmen, in¬
dem es ihn die bisher immer noch vorsichtig zurückgehaltene Anerkennung der
Raubstaaten aussprechen ließ. Das beweist, daß man die militärische Kraft
Rußlands in englischen Kreisen nicht mehr fürchtet. Die Anerkennung Lettlands
und Estlands bildet auf diese Weise die Quittung für Rußlands Auftreten in
Afghanistan, wo zur großen Beklemmung Englands die in Kabul mit den Afgha¬
nen gepflogenen Verhandlungen ohne Ergebnis abgebrochen werden mußten.

Was endlich die Washingtoner Konferenz betrifft, so kann die Ablehnung
von Lloyd George, an ihr persönlich teilzunehmen, als ein endgültiges Anzeichen
dafür angesehen werden, daß die geheimen Vorverhandlungen gescheitert und die
Konferenz ergebnislos verlaufen wird. Daß das englisch-amerikanisch-japanische
Bündnis, von dem manche schwärmten, nicht mit Bezug auf den Stillen Ozean,
wo alle drei Gegner waren, höchstens gegen China als ein Ausbeutungskouzern
zustande kommen konnte, war von vornherein klar, die zweifelhafte und wirklich
zurückhaltende Haltung Englands aber, das von Amerika nicht ins Schleppt""
genommen, an Japan sich nicht binden wollte, hat die Japaner, die außenpolitisch
sehr mannigfaltig orientiert sind und überall auf Geguer, am stärksten aber auf
Amerikaner stoßen, aus Angst, in Washington majorisiert zu werden, dazu ver¬
anlaßt, eine Annäherung an das bisher so schroff behandelte China zu suchen.
Mau zog nicht nur die berüchtigten 21 Forderungen von 1915 zurück, sondern
schlug am 7. sogar ein gütliches Arrangement über Tsingtan vor, das folgende
Punkte enthält: Die an Deutschland konzedierten Rechte werden China zurück¬
gegeben. Die .japanische Regierung verzichtet auf die ausschließlich japanischen
Konzcssionsplüne oder ans die internationalen Konzessionen in Tsingtan, falls
China sich verpflichtet, spontan alle konzedierten Bezirke von Kiautschou als Han¬
delshafen zu öffnen und allen Fremden freien Aufenthalt zu gestatten für jede
gesetzlich zulässige Tätigkeit. Auch muß sich China verpflichten, erworbene Rechte
aller Ausländer in diesen Bezirken zu achten. Außerdem muß China sogleich
alle noch zu bestimmenden Städte und Dörfer im Jnnern der Provinz Schan--
tung, dem Wohnsitz und Handel aller Fremden, öffnen. Die Eisenbahn
Kiautschou--Tsinanfn ferner und alle Bergwerke an dieser Strecke werden in ge¬
meinsamen chinesisch-japanischen Betrieb genommen. Japan verzichtet ans alle
Vorzugsrechte betreffs fremder Unterstützung in Personal, Kapital, Material, die
der chinesisch-deutsche Vertrag vom 6. März 1898 vorsieht. 'Die Rechte ans Ver¬
längerung der Bahn Kiautschou--Tsinanfu sowohl wie die Pläne für den Bau der
Bahn Dental--Weissen werdeu dem interuationcilen Finanzkonsortium in China
zu gemeinsamer Aktion zur Verfügung gestellt. Die Stellung der Zollverwaltung
in Tsingtan wird präzisiert. Die japanischen Truppen an der Bahn Kiautschou--
Tsinanfu werden zurückgezogen, sobald China eine geeignete Polizeitruppe zur
Überwachung zur Verfügung stellen kann.

Die chinesische Presse, besonders im Süden, hat sich einstweilen zwar gegen
das Abkommen ausgesprochen und bedingungslose Zurückstellung Tsingtaus ge¬
fordert, doch ist eine die Stellung Japans natürlich bedeutend verstärkende Eini¬
gung in dieser für den Augenblick für beide Länder brennendsten Frage so wenig
ausgeschlossen, daß, "Asahi" zufolge, die Amerikaner, natürlich um sie hintanzu¬
halten, vielleicht aber auch, um die Engländer zu verdrängen, ihre Vermittlung
anboten und, als diese abgelehnt wurde, nichts Besseres zu tuu wußten, als Plötz¬
lich Nußland Wahrung seiner territorialen Rechte in Washington zu versprechen.
Die Japaner aber können sich jetzt auf den Standpunkt stellen, den das Regie¬
rungsblatt "Chuo" bereits am 26. Juli aussprach: es gäbe eigentlich keinerlei
schwierige ostasiatische Fragen, die einer Regelung auf internationaler Basis be¬
dürften und hoffentlich werde China klug genug sein, nicht durch eine ungeschickte
Politik die Einmischung der Mächte in seine inneren Angelegenheiten heraufzu¬
beschwören. Nach alledem hat es den Anschein, als ob, abgesehen von der Be¬
festigung der japanischen Vormachtstellung, alles beim Alten bleibt, zumal der
Präsident Harding aus innerpolitischen Gründen, dem sehr unbestimmt gehaltenen
Programm nach "zu urteilen, auch seine Gegenvölkcrbnndsidee aufgegeben hat.


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neue von hohem Werte ist, eine neue Offensive gegen Rußland unternehmen, in¬
dem es ihn die bisher immer noch vorsichtig zurückgehaltene Anerkennung der
Raubstaaten aussprechen ließ. Das beweist, daß man die militärische Kraft
Rußlands in englischen Kreisen nicht mehr fürchtet. Die Anerkennung Lettlands
und Estlands bildet auf diese Weise die Quittung für Rußlands Auftreten in
Afghanistan, wo zur großen Beklemmung Englands die in Kabul mit den Afgha¬
nen gepflogenen Verhandlungen ohne Ergebnis abgebrochen werden mußten.

Was endlich die Washingtoner Konferenz betrifft, so kann die Ablehnung
von Lloyd George, an ihr persönlich teilzunehmen, als ein endgültiges Anzeichen
dafür angesehen werden, daß die geheimen Vorverhandlungen gescheitert und die
Konferenz ergebnislos verlaufen wird. Daß das englisch-amerikanisch-japanische
Bündnis, von dem manche schwärmten, nicht mit Bezug auf den Stillen Ozean,
wo alle drei Gegner waren, höchstens gegen China als ein Ausbeutungskouzern
zustande kommen konnte, war von vornherein klar, die zweifelhafte und wirklich
zurückhaltende Haltung Englands aber, das von Amerika nicht ins Schleppt«»
genommen, an Japan sich nicht binden wollte, hat die Japaner, die außenpolitisch
sehr mannigfaltig orientiert sind und überall auf Geguer, am stärksten aber auf
Amerikaner stoßen, aus Angst, in Washington majorisiert zu werden, dazu ver¬
anlaßt, eine Annäherung an das bisher so schroff behandelte China zu suchen.
Mau zog nicht nur die berüchtigten 21 Forderungen von 1915 zurück, sondern
schlug am 7. sogar ein gütliches Arrangement über Tsingtan vor, das folgende
Punkte enthält: Die an Deutschland konzedierten Rechte werden China zurück¬
gegeben. Die .japanische Regierung verzichtet auf die ausschließlich japanischen
Konzcssionsplüne oder ans die internationalen Konzessionen in Tsingtan, falls
China sich verpflichtet, spontan alle konzedierten Bezirke von Kiautschou als Han¬
delshafen zu öffnen und allen Fremden freien Aufenthalt zu gestatten für jede
gesetzlich zulässige Tätigkeit. Auch muß sich China verpflichten, erworbene Rechte
aller Ausländer in diesen Bezirken zu achten. Außerdem muß China sogleich
alle noch zu bestimmenden Städte und Dörfer im Jnnern der Provinz Schan--
tung, dem Wohnsitz und Handel aller Fremden, öffnen. Die Eisenbahn
Kiautschou—Tsinanfn ferner und alle Bergwerke an dieser Strecke werden in ge¬
meinsamen chinesisch-japanischen Betrieb genommen. Japan verzichtet ans alle
Vorzugsrechte betreffs fremder Unterstützung in Personal, Kapital, Material, die
der chinesisch-deutsche Vertrag vom 6. März 1898 vorsieht. 'Die Rechte ans Ver¬
längerung der Bahn Kiautschou—Tsinanfu sowohl wie die Pläne für den Bau der
Bahn Dental—Weissen werdeu dem interuationcilen Finanzkonsortium in China
zu gemeinsamer Aktion zur Verfügung gestellt. Die Stellung der Zollverwaltung
in Tsingtan wird präzisiert. Die japanischen Truppen an der Bahn Kiautschou--
Tsinanfu werden zurückgezogen, sobald China eine geeignete Polizeitruppe zur
Überwachung zur Verfügung stellen kann.

Die chinesische Presse, besonders im Süden, hat sich einstweilen zwar gegen
das Abkommen ausgesprochen und bedingungslose Zurückstellung Tsingtaus ge¬
fordert, doch ist eine die Stellung Japans natürlich bedeutend verstärkende Eini¬
gung in dieser für den Augenblick für beide Länder brennendsten Frage so wenig
ausgeschlossen, daß, „Asahi" zufolge, die Amerikaner, natürlich um sie hintanzu¬
halten, vielleicht aber auch, um die Engländer zu verdrängen, ihre Vermittlung
anboten und, als diese abgelehnt wurde, nichts Besseres zu tuu wußten, als Plötz¬
lich Nußland Wahrung seiner territorialen Rechte in Washington zu versprechen.
Die Japaner aber können sich jetzt auf den Standpunkt stellen, den das Regie¬
rungsblatt „Chuo" bereits am 26. Juli aussprach: es gäbe eigentlich keinerlei
schwierige ostasiatische Fragen, die einer Regelung auf internationaler Basis be¬
dürften und hoffentlich werde China klug genug sein, nicht durch eine ungeschickte
Politik die Einmischung der Mächte in seine inneren Angelegenheiten heraufzu¬
beschwören. Nach alledem hat es den Anschein, als ob, abgesehen von der Be¬
festigung der japanischen Vormachtstellung, alles beim Alten bleibt, zumal der
Präsident Harding aus innerpolitischen Gründen, dem sehr unbestimmt gehaltenen
Programm nach "zu urteilen, auch seine Gegenvölkcrbnndsidee aufgegeben hat.


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[0036] tveltspiegel neue von hohem Werte ist, eine neue Offensive gegen Rußland unternehmen, in¬ dem es ihn die bisher immer noch vorsichtig zurückgehaltene Anerkennung der Raubstaaten aussprechen ließ. Das beweist, daß man die militärische Kraft Rußlands in englischen Kreisen nicht mehr fürchtet. Die Anerkennung Lettlands und Estlands bildet auf diese Weise die Quittung für Rußlands Auftreten in Afghanistan, wo zur großen Beklemmung Englands die in Kabul mit den Afgha¬ nen gepflogenen Verhandlungen ohne Ergebnis abgebrochen werden mußten. Was endlich die Washingtoner Konferenz betrifft, so kann die Ablehnung von Lloyd George, an ihr persönlich teilzunehmen, als ein endgültiges Anzeichen dafür angesehen werden, daß die geheimen Vorverhandlungen gescheitert und die Konferenz ergebnislos verlaufen wird. Daß das englisch-amerikanisch-japanische Bündnis, von dem manche schwärmten, nicht mit Bezug auf den Stillen Ozean, wo alle drei Gegner waren, höchstens gegen China als ein Ausbeutungskouzern zustande kommen konnte, war von vornherein klar, die zweifelhafte und wirklich zurückhaltende Haltung Englands aber, das von Amerika nicht ins Schleppt«» genommen, an Japan sich nicht binden wollte, hat die Japaner, die außenpolitisch sehr mannigfaltig orientiert sind und überall auf Geguer, am stärksten aber auf Amerikaner stoßen, aus Angst, in Washington majorisiert zu werden, dazu ver¬ anlaßt, eine Annäherung an das bisher so schroff behandelte China zu suchen. Mau zog nicht nur die berüchtigten 21 Forderungen von 1915 zurück, sondern schlug am 7. sogar ein gütliches Arrangement über Tsingtan vor, das folgende Punkte enthält: Die an Deutschland konzedierten Rechte werden China zurück¬ gegeben. Die .japanische Regierung verzichtet auf die ausschließlich japanischen Konzcssionsplüne oder ans die internationalen Konzessionen in Tsingtan, falls China sich verpflichtet, spontan alle konzedierten Bezirke von Kiautschou als Han¬ delshafen zu öffnen und allen Fremden freien Aufenthalt zu gestatten für jede gesetzlich zulässige Tätigkeit. Auch muß sich China verpflichten, erworbene Rechte aller Ausländer in diesen Bezirken zu achten. Außerdem muß China sogleich alle noch zu bestimmenden Städte und Dörfer im Jnnern der Provinz Schan-- tung, dem Wohnsitz und Handel aller Fremden, öffnen. Die Eisenbahn Kiautschou—Tsinanfn ferner und alle Bergwerke an dieser Strecke werden in ge¬ meinsamen chinesisch-japanischen Betrieb genommen. Japan verzichtet ans alle Vorzugsrechte betreffs fremder Unterstützung in Personal, Kapital, Material, die der chinesisch-deutsche Vertrag vom 6. März 1898 vorsieht. 'Die Rechte ans Ver¬ längerung der Bahn Kiautschou—Tsinanfu sowohl wie die Pläne für den Bau der Bahn Dental—Weissen werdeu dem interuationcilen Finanzkonsortium in China zu gemeinsamer Aktion zur Verfügung gestellt. Die Stellung der Zollverwaltung in Tsingtan wird präzisiert. Die japanischen Truppen an der Bahn Kiautschou-- Tsinanfu werden zurückgezogen, sobald China eine geeignete Polizeitruppe zur Überwachung zur Verfügung stellen kann. Die chinesische Presse, besonders im Süden, hat sich einstweilen zwar gegen das Abkommen ausgesprochen und bedingungslose Zurückstellung Tsingtaus ge¬ fordert, doch ist eine die Stellung Japans natürlich bedeutend verstärkende Eini¬ gung in dieser für den Augenblick für beide Länder brennendsten Frage so wenig ausgeschlossen, daß, „Asahi" zufolge, die Amerikaner, natürlich um sie hintanzu¬ halten, vielleicht aber auch, um die Engländer zu verdrängen, ihre Vermittlung anboten und, als diese abgelehnt wurde, nichts Besseres zu tuu wußten, als Plötz¬ lich Nußland Wahrung seiner territorialen Rechte in Washington zu versprechen. Die Japaner aber können sich jetzt auf den Standpunkt stellen, den das Regie¬ rungsblatt „Chuo" bereits am 26. Juli aussprach: es gäbe eigentlich keinerlei schwierige ostasiatische Fragen, die einer Regelung auf internationaler Basis be¬ dürften und hoffentlich werde China klug genug sein, nicht durch eine ungeschickte Politik die Einmischung der Mächte in seine inneren Angelegenheiten heraufzu¬ beschwören. Nach alledem hat es den Anschein, als ob, abgesehen von der Be¬ festigung der japanischen Vormachtstellung, alles beim Alten bleibt, zumal der Präsident Harding aus innerpolitischen Gründen, dem sehr unbestimmt gehaltenen Programm nach "zu urteilen, auch seine Gegenvölkcrbnndsidee aufgegeben hat. Menenius

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339548/36>, abgerufen am 14.05.2024.