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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.

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vom Filu

Vom Filu
Carl Bullte, Gberregierimgsrat, Leiter der Filmoberprilfstelle von

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Um die wichtigste, im Umkreis dieser
Betrachtungen freilich nur zu streifende
Frage vorwegzunehmen: Die wirtschaft¬
liche Lage der deutschen Filmindustrie
ist im Jahre 1921 außerordentlich
schwierig gewesen. Dies erhellt aus
zwei Erscheinungen: Die vielen kleinen
und ganz kleinen Gesellschaften, die in
früheren Jahren rasch, unternehmungs-
lustig und erfolgreich ihre Filme her¬
stellten, jene aä Iroe nur für die Her¬
stellung eines Films erfolgten Zu¬
sammenschlüsse, sind im Jahre 1921 in
Deuischland nahezu restlos verschwunden.
Zweitens schränkten in diesem Juli die
großen Gesellschaften ihre Produktion
erheblich ein. -- Immerhin wäre es
unbedacht, wie das auch in Kreisen der
Filmindustrie gern geschieh", von einer
zum Dauerzustand gewordenen Kata¬
strophe oder gar von einem hinter den
Kulissen sich abspielenden Verzweiflungs¬
kampf zwischen Großbanken und Unier-
nehmern zu reden. In keiner Industrie
gibt es heute, glaube ich, so viele Gespenster¬
geschichten und Tartarenboischaften wie
in dieser jungen, sehr ehrgeizigen und
stellenweise reichlich nervös gewordenen
Filmindustrie. Sie, die sich gerne dessen
rühmt, die drittgrößte Industrie Deuisch-
lands zu sein, hat, vornehmlich im letzten
Jahre, durch Fusionen, Umgründungen,
leider auch durch Hineinziehung aus¬
ländischen Kapitals immer wieder ver¬
standen, fest auf den Beinen stehen zu
bleiben und mit Optimismus weiter zu
arbeiten. Daß dieser Optimismus in
der Öffentlichkeit nicht ganz gebilligt
wird, ist durch die Neuheit und Expan¬
sionslust dieser Industrie begründet.
Man beachte nur als kleinstes Symptom
hierfür, daß in dem ungeheuerlichen
Spekulationsfieber unserer Zeit die we¬
nigen Papiere unserer Filmindustrie, die
zum Börsenhandel zugelassen sind, --
und es sind das die Aktien der führenden
Firmen und durchaus sonst populärer
Unternehmungen, -- kaum gehandelt
werden. Ein Teil der Filmindustrie
befindet sich allerdings in einem Ver¬

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zweiflungskampf: die Theaterbesitzer
nämlich. Nachdem durch die neue Ver°
gnügungssteuergesetzgebung viele dieser
Theaterbesitzer bis zu 80 Prozent des
Eintrittspreises belastet worden sind,
haben von den etwa 4000 Theatern,
die wir in Deutschland besitzen, die
kleineren und die kleinsten ihre Türen
schließen müssen. Diese Vernichtung ist
unklug.

Es erschien notwendig, die wirt¬
schaftliche Lage des Films wenigstens
zu streifen; denn die Schwierigkeiten
dieser Lage entschuldige" einigermaßen,
daß die vom Standpunkt der Volks-
wohlfahrtspflege stürmisch verlangte
Wandlung zum besseren, die Wandlung
des Films von einer Volksgefahr zu
einem Bolksbiloungsmittel, ja. zu einem
Kulturfaktor, bisher verzweifelt geringe
Wirkung gehabt hat.

Die Filmindustrie beschäftigt heute
etwa eine Million Menschen; es sind
2V2 Millionen Menschen, die täglich das
Kino besuchen. Diese Zahlen, an deren
Richtigkeit nicht zu zweifeln ist, beweisen,
daß der Filu heutzutage für Deutsch¬
land eine wirtschaftliche und soziale An¬
gelegenheit ersten Ranges ist. Ferner
ist festzustellen: Der letzte Verbraucher
dieser Industrie ist längst nicht mehr
der kleine Mann: der Filu ist nicht
mehr Angelegenheit des niederen Teils
der Bevölkerung geblieben, er ist heute
auch Angelegenheit der gebildeten
Menschen.

Dies alles nicht bloß in Deutsch¬
land: Das gleiche Bild bietet sich in
allen Kulturstaaten der Erde. England
besitzt bereits ein eigenes Fachministerium
für Filmwesen, auswärtige Universitäten
haben Lehrstühle für Filmwesen ein¬
gerichtet. Italien gründete eine Film-
Hochschule, jeder Kulturstaat besitzt heute
eine Filmzensur, jedes Land benutzt
von Amts wegen den Filu als Propa-
ganbamittel, die Vereinigten Staaten
haben dank des unerschöpflichen Geld-

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vom Filu

Vom Filu
Carl Bullte, Gberregierimgsrat, Leiter der Filmoberprilfstelle von

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Um die wichtigste, im Umkreis dieser
Betrachtungen freilich nur zu streifende
Frage vorwegzunehmen: Die wirtschaft¬
liche Lage der deutschen Filmindustrie
ist im Jahre 1921 außerordentlich
schwierig gewesen. Dies erhellt aus
zwei Erscheinungen: Die vielen kleinen
und ganz kleinen Gesellschaften, die in
früheren Jahren rasch, unternehmungs-
lustig und erfolgreich ihre Filme her¬
stellten, jene aä Iroe nur für die Her¬
stellung eines Films erfolgten Zu¬
sammenschlüsse, sind im Jahre 1921 in
Deuischland nahezu restlos verschwunden.
Zweitens schränkten in diesem Juli die
großen Gesellschaften ihre Produktion
erheblich ein. — Immerhin wäre es
unbedacht, wie das auch in Kreisen der
Filmindustrie gern geschieh«, von einer
zum Dauerzustand gewordenen Kata¬
strophe oder gar von einem hinter den
Kulissen sich abspielenden Verzweiflungs¬
kampf zwischen Großbanken und Unier-
nehmern zu reden. In keiner Industrie
gibt es heute, glaube ich, so viele Gespenster¬
geschichten und Tartarenboischaften wie
in dieser jungen, sehr ehrgeizigen und
stellenweise reichlich nervös gewordenen
Filmindustrie. Sie, die sich gerne dessen
rühmt, die drittgrößte Industrie Deuisch-
lands zu sein, hat, vornehmlich im letzten
Jahre, durch Fusionen, Umgründungen,
leider auch durch Hineinziehung aus¬
ländischen Kapitals immer wieder ver¬
standen, fest auf den Beinen stehen zu
bleiben und mit Optimismus weiter zu
arbeiten. Daß dieser Optimismus in
der Öffentlichkeit nicht ganz gebilligt
wird, ist durch die Neuheit und Expan¬
sionslust dieser Industrie begründet.
Man beachte nur als kleinstes Symptom
hierfür, daß in dem ungeheuerlichen
Spekulationsfieber unserer Zeit die we¬
nigen Papiere unserer Filmindustrie, die
zum Börsenhandel zugelassen sind, —
und es sind das die Aktien der führenden
Firmen und durchaus sonst populärer
Unternehmungen, — kaum gehandelt
werden. Ein Teil der Filmindustrie
befindet sich allerdings in einem Ver¬

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zweiflungskampf: die Theaterbesitzer
nämlich. Nachdem durch die neue Ver°
gnügungssteuergesetzgebung viele dieser
Theaterbesitzer bis zu 80 Prozent des
Eintrittspreises belastet worden sind,
haben von den etwa 4000 Theatern,
die wir in Deutschland besitzen, die
kleineren und die kleinsten ihre Türen
schließen müssen. Diese Vernichtung ist
unklug.

Es erschien notwendig, die wirt¬
schaftliche Lage des Films wenigstens
zu streifen; denn die Schwierigkeiten
dieser Lage entschuldige« einigermaßen,
daß die vom Standpunkt der Volks-
wohlfahrtspflege stürmisch verlangte
Wandlung zum besseren, die Wandlung
des Films von einer Volksgefahr zu
einem Bolksbiloungsmittel, ja. zu einem
Kulturfaktor, bisher verzweifelt geringe
Wirkung gehabt hat.

Die Filmindustrie beschäftigt heute
etwa eine Million Menschen; es sind
2V2 Millionen Menschen, die täglich das
Kino besuchen. Diese Zahlen, an deren
Richtigkeit nicht zu zweifeln ist, beweisen,
daß der Filu heutzutage für Deutsch¬
land eine wirtschaftliche und soziale An¬
gelegenheit ersten Ranges ist. Ferner
ist festzustellen: Der letzte Verbraucher
dieser Industrie ist längst nicht mehr
der kleine Mann: der Filu ist nicht
mehr Angelegenheit des niederen Teils
der Bevölkerung geblieben, er ist heute
auch Angelegenheit der gebildeten
Menschen.

Dies alles nicht bloß in Deutsch¬
land: Das gleiche Bild bietet sich in
allen Kulturstaaten der Erde. England
besitzt bereits ein eigenes Fachministerium
für Filmwesen, auswärtige Universitäten
haben Lehrstühle für Filmwesen ein¬
gerichtet. Italien gründete eine Film-
Hochschule, jeder Kulturstaat besitzt heute
eine Filmzensur, jedes Land benutzt
von Amts wegen den Filu als Propa-
ganbamittel, die Vereinigten Staaten
haben dank des unerschöpflichen Geld-

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[0397] vom Filu Vom Filu Carl Bullte, Gberregierimgsrat, Leiter der Filmoberprilfstelle von Um die wichtigste, im Umkreis dieser Betrachtungen freilich nur zu streifende Frage vorwegzunehmen: Die wirtschaft¬ liche Lage der deutschen Filmindustrie ist im Jahre 1921 außerordentlich schwierig gewesen. Dies erhellt aus zwei Erscheinungen: Die vielen kleinen und ganz kleinen Gesellschaften, die in früheren Jahren rasch, unternehmungs- lustig und erfolgreich ihre Filme her¬ stellten, jene aä Iroe nur für die Her¬ stellung eines Films erfolgten Zu¬ sammenschlüsse, sind im Jahre 1921 in Deuischland nahezu restlos verschwunden. Zweitens schränkten in diesem Juli die großen Gesellschaften ihre Produktion erheblich ein. — Immerhin wäre es unbedacht, wie das auch in Kreisen der Filmindustrie gern geschieh«, von einer zum Dauerzustand gewordenen Kata¬ strophe oder gar von einem hinter den Kulissen sich abspielenden Verzweiflungs¬ kampf zwischen Großbanken und Unier- nehmern zu reden. In keiner Industrie gibt es heute, glaube ich, so viele Gespenster¬ geschichten und Tartarenboischaften wie in dieser jungen, sehr ehrgeizigen und stellenweise reichlich nervös gewordenen Filmindustrie. Sie, die sich gerne dessen rühmt, die drittgrößte Industrie Deuisch- lands zu sein, hat, vornehmlich im letzten Jahre, durch Fusionen, Umgründungen, leider auch durch Hineinziehung aus¬ ländischen Kapitals immer wieder ver¬ standen, fest auf den Beinen stehen zu bleiben und mit Optimismus weiter zu arbeiten. Daß dieser Optimismus in der Öffentlichkeit nicht ganz gebilligt wird, ist durch die Neuheit und Expan¬ sionslust dieser Industrie begründet. Man beachte nur als kleinstes Symptom hierfür, daß in dem ungeheuerlichen Spekulationsfieber unserer Zeit die we¬ nigen Papiere unserer Filmindustrie, die zum Börsenhandel zugelassen sind, — und es sind das die Aktien der führenden Firmen und durchaus sonst populärer Unternehmungen, — kaum gehandelt werden. Ein Teil der Filmindustrie befindet sich allerdings in einem Ver¬ zweiflungskampf: die Theaterbesitzer nämlich. Nachdem durch die neue Ver° gnügungssteuergesetzgebung viele dieser Theaterbesitzer bis zu 80 Prozent des Eintrittspreises belastet worden sind, haben von den etwa 4000 Theatern, die wir in Deutschland besitzen, die kleineren und die kleinsten ihre Türen schließen müssen. Diese Vernichtung ist unklug. Es erschien notwendig, die wirt¬ schaftliche Lage des Films wenigstens zu streifen; denn die Schwierigkeiten dieser Lage entschuldige« einigermaßen, daß die vom Standpunkt der Volks- wohlfahrtspflege stürmisch verlangte Wandlung zum besseren, die Wandlung des Films von einer Volksgefahr zu einem Bolksbiloungsmittel, ja. zu einem Kulturfaktor, bisher verzweifelt geringe Wirkung gehabt hat. Die Filmindustrie beschäftigt heute etwa eine Million Menschen; es sind 2V2 Millionen Menschen, die täglich das Kino besuchen. Diese Zahlen, an deren Richtigkeit nicht zu zweifeln ist, beweisen, daß der Filu heutzutage für Deutsch¬ land eine wirtschaftliche und soziale An¬ gelegenheit ersten Ranges ist. Ferner ist festzustellen: Der letzte Verbraucher dieser Industrie ist längst nicht mehr der kleine Mann: der Filu ist nicht mehr Angelegenheit des niederen Teils der Bevölkerung geblieben, er ist heute auch Angelegenheit der gebildeten Menschen. Dies alles nicht bloß in Deutsch¬ land: Das gleiche Bild bietet sich in allen Kulturstaaten der Erde. England besitzt bereits ein eigenes Fachministerium für Filmwesen, auswärtige Universitäten haben Lehrstühle für Filmwesen ein¬ gerichtet. Italien gründete eine Film- Hochschule, jeder Kulturstaat besitzt heute eine Filmzensur, jedes Land benutzt von Amts wegen den Filu als Propa- ganbamittel, die Vereinigten Staaten haben dank des unerschöpflichen Geld-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339548/397>, abgerufen am 28.04.2024.