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Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

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Verliebte und galante Gedichte.
Jch samle von der Brust die schönsten Rosen ein/
Mein Schwaanen-Bette liegt auf dero zarten Ballen
Mich wieget sanffte ein das auf und niederfallen.
Wer dieser Göttin nun will ungehorsahm seyn/
Der wird durch einen Pfeil und Bogen überwunden/
Jch treffe/ ob mir schon die Augen zugebunden.


An eine schöne Dame.

Sonnet.

Vollkommne Silvia! wo find' ich ihres gleichen?
Jhr hoher Tugend-Ruhm erfüllt die gantze Welt/
Jhr Geist/ der wohnet schon im hohen Stern-Gezelt/
Minerva muß davor die güldnen Seegel streichen.
Die Juno muß beschämmt mit ihren Schätzen weichen/
Was Venus schöne macht/ vor ihrer Pracht zerfält/
Die Schönheit hat den Schmuck ihr doppelt zugestelt/
Jhr schöner Geist belebt durch einen Blick die Leichen.
Hier fällt der Laster-Schluß durch die Gerechtigkeit/
Die Keuschheit ist ihr Schmuck/ und Mildigkeit ihr Kleid.
Recht Göttlich das Gesicht in Liljen-Wolcken spielet/
Jm Haaren hat das Gold ein Berg-Werck angelegt/
Diana keinen Glantz und keine Tugend hegt/
Weil sie gesehn/ daß sie den besten Preiß erziehlet.


Er verlanget zu sterben.

Sonnet.

Weich Leben! weich geschwind/ der Tod ist vor der Thür/
Komm doch! komm Charon komm! bring mich ins
Todten-Feld/
Wie leb' ich! bin ich todt! bin ich in jener Welt?
Strahlt Lesbien ihr Schein der Gnade nicht herfür?
Nein! ach nun ists geschehn/ mein letzter Tag ist hier.
Jhr Unbarmhertzig-seyn bringt mich an Plutons Zelt/
Mein Oden höret auf/ mein Urtheil ist gestelt/
Jch soll und muß vergehn. Ach kehre doch zu mir.
Be-
Verliebte und galante Gedichte.
Jch ſamle von der Bruſt die ſchoͤnſten Roſen ein/
Mein Schwaanen-Bette liegt auf dero zarten Ballen
Mich wieget ſanffte ein das auf und niederfallen.
Wer dieſer Goͤttin nun will ungehorſahm ſeyn/
Der wird durch einen Pfeil und Bogen uͤberwunden/
Jch treffe/ ob mir ſchon die Augen zugebunden.


An eine ſchoͤne Dame.

Sonnet.

Vollkommne Silvia! wo find’ ich ihres gleichen?
Jhr hoher Tugend-Ruhm erfuͤllt die gantze Welt/
Jhr Geiſt/ der wohnet ſchon im hohen Stern-Gezelt/
Minerva muß davor die guͤldnen Seegel ſtreichen.
Die Juno muß beſchaͤmmt mit ihren Schaͤtzen weichen/
Was Venus ſchoͤne macht/ vor ihrer Pracht zerfaͤlt/
Die Schoͤnheit hat den Schmuck ihr doppelt zugeſtelt/
Jhr ſchoͤner Geiſt belebt durch einen Blick die Leichen.
Hier faͤllt der Laſter-Schluß durch die Gerechtigkeit/
Die Keuſchheit iſt ihr Schmuck/ und Mildigkeit ihr Kleid.
Recht Goͤttlich das Geſicht in Liljen-Wolcken ſpielet/
Jm Haaren hat das Gold ein Berg-Werck angelegt/
Diana keinen Glantz und keine Tugend hegt/
Weil ſie geſehn/ daß ſie den beſten Preiß erziehlet.


Er verlanget zu ſterben.

Sonnet.

Weich Leben! weich geſchwind/ der Tod iſt vor der Thuͤr/
Komm doch! komm Charon komm! bring mich ins
Todten-Feld/
Wie leb’ ich! bin ich todt! bin ich in jener Welt?
Strahlt Lesbien ihr Schein der Gnade nicht herfuͤr?
Nein! ach nun iſts geſchehn/ mein letzter Tag iſt hier.
Jhr Unbarmhertzig-ſeyn bringt mich an Plutons Zelt/
Mein Oden hoͤret auf/ mein Urtheil iſt geſtelt/
Jch ſoll und muß vergehn. Ach kehre doch zu mir.
Be-
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[95/0113] Verliebte und galante Gedichte. Jch ſamle von der Bruſt die ſchoͤnſten Roſen ein/ Mein Schwaanen-Bette liegt auf dero zarten Ballen Mich wieget ſanffte ein das auf und niederfallen. Wer dieſer Goͤttin nun will ungehorſahm ſeyn/ Der wird durch einen Pfeil und Bogen uͤberwunden/ Jch treffe/ ob mir ſchon die Augen zugebunden. An eine ſchoͤne Dame. Sonnet. Vollkommne Silvia! wo find’ ich ihres gleichen? Jhr hoher Tugend-Ruhm erfuͤllt die gantze Welt/ Jhr Geiſt/ der wohnet ſchon im hohen Stern-Gezelt/ Minerva muß davor die guͤldnen Seegel ſtreichen. Die Juno muß beſchaͤmmt mit ihren Schaͤtzen weichen/ Was Venus ſchoͤne macht/ vor ihrer Pracht zerfaͤlt/ Die Schoͤnheit hat den Schmuck ihr doppelt zugeſtelt/ Jhr ſchoͤner Geiſt belebt durch einen Blick die Leichen. Hier faͤllt der Laſter-Schluß durch die Gerechtigkeit/ Die Keuſchheit iſt ihr Schmuck/ und Mildigkeit ihr Kleid. Recht Goͤttlich das Geſicht in Liljen-Wolcken ſpielet/ Jm Haaren hat das Gold ein Berg-Werck angelegt/ Diana keinen Glantz und keine Tugend hegt/ Weil ſie geſehn/ daß ſie den beſten Preiß erziehlet. Er verlanget zu ſterben. Sonnet. Weich Leben! weich geſchwind/ der Tod iſt vor der Thuͤr/ Komm doch! komm Charon komm! bring mich ins Todten-Feld/ Wie leb’ ich! bin ich todt! bin ich in jener Welt? Strahlt Lesbien ihr Schein der Gnade nicht herfuͤr? Nein! ach nun iſts geſchehn/ mein letzter Tag iſt hier. Jhr Unbarmhertzig-ſeyn bringt mich an Plutons Zelt/ Mein Oden hoͤret auf/ mein Urtheil iſt geſtelt/ Jch ſoll und muß vergehn. Ach kehre doch zu mir. Be-

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Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/113>, abgerufen am 26.04.2024.