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Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

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I.
Verliebte
und
Galante Gedichte.
Amors Schätze.
Nächst; da der Phosphorus schon durch die Wolcken
brach/
Und diese dunckle Welt mit seinem Licht bestrahlte;
Da Titans güldner Schein von ferne allgemach/
Auf der bethanten Au wie Diamanten prahlte.
Da suchte Seladon zu seinem Zeit-Vertreib/
Jm Garten seine Lust; in den belaubten Aesten/
Schlug hier ein Vogel an/ dort lockte ihn das Weib;
Der süsse Morgen-Wind/ die sanffte Lufft von Westen.
Bließ ihm von Roßmarin ambrirten Odem an/
Der Floren bunte Schooß von schönen Blumen gläntzte/
Mit mehr denn Königs-Pracht geziemend angethan/
Der Tulpen hohes Haupt ein schöner Krantz bekräntzte/
Die Hyacinthe stund in ihrer vollen Pracht/
Die Nelcken liessen sich hoch-auffgebrüstet sehen/
Die Lilje prahlete/ wie sie so schön gemacht/
Die Rose zeigte an/ daß es mit recht geschehen/
Da sie zur Königinn der Blumen sey ernennt/
Narcissus ließ alldort die weissen Locken hangen/
Und
A


I.
Verliebte
und
Galante Gedichte.
Amors Schaͤtze.
Naͤchſt; da der Phoſphorus ſchon durch die Wolcken
brach/
Und dieſe dunckle Welt mit ſeinem Licht beſtrahlte;
Da Titans guͤldner Schein von ferne allgemach/
Auf der bethanten Au wie Diamanten prahlte.
Da ſuchte Seladon zu ſeinem Zeit-Vertreib/
Jm Garten ſeine Luſt; in den belaubten Aeſten/
Schlug hier ein Vogel an/ dort lockte ihn das Weib;
Der ſuͤſſe Morgen-Wind/ die ſanffte Lufft von Weſten.
Bließ ihm von Roßmarin ambrirten Odem an/
Der Floren bunte Schooß von ſchoͤnen Blumen glaͤntzte/
Mit mehr denn Koͤnigs-Pracht geziemend angethan/
Der Tulpen hohes Haupt ein ſchoͤner Krantz bekraͤntzte/
Die Hyacinthe ſtund in ihrer vollen Pracht/
Die Nelcken lieſſen ſich hoch-auffgebruͤſtet ſehen/
Die Lilje prahlete/ wie ſie ſo ſchoͤn gemacht/
Die Roſe zeigte an/ daß es mit recht geſchehen/
Da ſie zur Koͤniginn der Blumen ſey ernennt/
Narciſſus ließ alldort die weiſſen Locken hangen/
Und
A
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[[1]/0019] I. Verliebte und Galante Gedichte. Amors Schaͤtze. Naͤchſt; da der Phoſphorus ſchon durch die Wolcken brach/ Und dieſe dunckle Welt mit ſeinem Licht beſtrahlte; Da Titans guͤldner Schein von ferne allgemach/ Auf der bethanten Au wie Diamanten prahlte. Da ſuchte Seladon zu ſeinem Zeit-Vertreib/ Jm Garten ſeine Luſt; in den belaubten Aeſten/ Schlug hier ein Vogel an/ dort lockte ihn das Weib; Der ſuͤſſe Morgen-Wind/ die ſanffte Lufft von Weſten. Bließ ihm von Roßmarin ambrirten Odem an/ Der Floren bunte Schooß von ſchoͤnen Blumen glaͤntzte/ Mit mehr denn Koͤnigs-Pracht geziemend angethan/ Der Tulpen hohes Haupt ein ſchoͤner Krantz bekraͤntzte/ Die Hyacinthe ſtund in ihrer vollen Pracht/ Die Nelcken lieſſen ſich hoch-auffgebruͤſtet ſehen/ Die Lilje prahlete/ wie ſie ſo ſchoͤn gemacht/ Die Roſe zeigte an/ daß es mit recht geſchehen/ Da ſie zur Koͤniginn der Blumen ſey ernennt/ Narciſſus ließ alldort die weiſſen Locken hangen/ Und A

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Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/19>, abgerufen am 26.04.2024.