Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

Bild:
<< vorherige Seite

Verliebte und galante Arien.
Davor/ wo diese stehn/
Da müsset ihr vergehn.

2.
Ob schon die Perl gesteckt
Jn schwartzen Muschel-Schalen/
So kan sie dennoch prahlen
Wenn selbige entdeckt.
Des Demants helle Pracht
Aus rauhen Schlacken lacht.
3.
Und bin ich gleich nicht schön
Prang ich mit keinen Brüsten/
Die jedermann gelüsten
So wird es doch geschehn/
Daß man der Keuschheit hold
Und nicht der Schönheit-Gold.


Ein verstossener Liebhaber verzweiffelt.
Cantata.
SO ist es denn mit mir geschehn/
Jch soll und muß vergehen.
ARIA.
Jhr Geister aus den dunckeln Grüfften
Kommt nehmet meinen Geist zu euch;
Die/ so mein Leben solte heissen/
Die wird durch keine Thränen weich/
Sie will ihr solt mich nur zerreissen
Und ein erbärmlich Schau-Spiel stifften.
Jhr Geister aus den dunckeln Grüfften
Kommt nehmet meinen Geist zu euch.
Komm Parce und schneide
Den Lebens-Drat ab/
Jch finde nur Freude
Jm finsteren Grab.
An
X 2

Verliebte und galante Arien.
Davor/ wo dieſe ſtehn/
Da muͤſſet ihr vergehn.

2.
Ob ſchon die Perl geſteckt
Jn ſchwartzen Muſchel-Schalen/
So kan ſie dennoch prahlen
Wenn ſelbige entdeckt.
Des Demants helle Pracht
Aus rauhen Schlacken lacht.
3.
Und bin ich gleich nicht ſchoͤn
Prang ich mit keinen Bruͤſten/
Die jedermann geluͤſten
So wird es doch geſchehn/
Daß man der Keuſchheit hold
Und nicht der Schoͤnheit-Gold.


Ein verſtoſſener Liebhaber verzweiffelt.
Cantata.
SO iſt es denn mit mir geſchehn/
Jch ſoll und muß vergehen.
ARIA.
Jhr Geiſter aus den dunckeln Gruͤfften
Kommt nehmet meinen Geiſt zu euch;
Die/ ſo mein Leben ſolte heiſſen/
Die wird durch keine Thraͤnen weich/
Sie will ihr ſolt mich nur zerreiſſen
Und ein erbaͤrmlich Schau-Spiel ſtifften.
Jhr Geiſter aus den dunckeln Gruͤfften
Kommt nehmet meinen Geiſt zu euch.
Komm Parce und ſchneide
Den Lebens-Drat ab/
Jch finde nur Freude
Jm finſteren Grab.
An
X 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <pb facs="#f0341" n="323"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verliebte und <hi rendition="#aq">galante Arien.</hi></hi> </fw><lb/>
            <l>Davor/ wo die&#x017F;e &#x017F;tehn/</l><lb/>
            <l>Da mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et ihr vergehn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <head> <hi rendition="#c">2.</hi> </head><lb/>
            <l>Ob &#x017F;chon die Perl ge&#x017F;teckt</l><lb/>
            <l>Jn &#x017F;chwartzen Mu&#x017F;chel-Schalen/</l><lb/>
            <l>So kan &#x017F;ie dennoch prahlen</l><lb/>
            <l>Wenn &#x017F;elbige entdeckt.</l><lb/>
            <l>Des Demants helle Pracht</l><lb/>
            <l>Aus rauhen Schlacken lacht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <head> <hi rendition="#c">3.</hi> </head><lb/>
            <l>Und bin ich gleich nicht &#x017F;cho&#x0364;n</l><lb/>
            <l>Prang ich mit keinen Bru&#x0364;&#x017F;ten/</l><lb/>
            <l>Die jedermann gelu&#x0364;&#x017F;ten</l><lb/>
            <l>So wird es doch ge&#x017F;chehn/</l><lb/>
            <l>Daß man der Keu&#x017F;chheit hold</l><lb/>
            <l>Und nicht der Scho&#x0364;nheit-Gold.</l>
          </lg>
        </lg>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="2">
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Ein ver&#x017F;to&#x017F;&#x017F;ener Liebhaber verzweiffelt.</hi> </head><lb/>
          <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Cantata.</hi> </hi> </hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>O i&#x017F;t es denn mit mir ge&#x017F;chehn/</l><lb/>
            <l>Jch &#x017F;oll und muß vergehen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">ARIA.</hi> </hi> </hi> </head><lb/>
            <l>Jhr Gei&#x017F;ter aus den dunckeln Gru&#x0364;fften</l><lb/>
            <l>Kommt nehmet meinen Gei&#x017F;t zu euch;</l><lb/>
            <l>Die/ &#x017F;o mein Leben &#x017F;olte hei&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Die wird durch keine Thra&#x0364;nen weich/</l><lb/>
            <l>Sie will ihr &#x017F;olt mich nur zerrei&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Und ein erba&#x0364;rmlich Schau-Spiel &#x017F;tifften.</l><lb/>
            <l>Jhr Gei&#x017F;ter aus den dunckeln Gru&#x0364;fften</l><lb/>
            <l>Kommt nehmet meinen Gei&#x017F;t zu euch.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>Komm <hi rendition="#aq">Parce</hi> und &#x017F;chneide</l><lb/>
            <l>Den Lebens-Drat ab/</l><lb/>
            <l>Jch finde nur Freude</l><lb/>
            <l>Jm fin&#x017F;teren Grab.</l>
          </lg>
        </lg>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig">X 2</fw>
      <fw place="bottom" type="catch">An</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[323/0341] Verliebte und galante Arien. Davor/ wo dieſe ſtehn/ Da muͤſſet ihr vergehn. 2. Ob ſchon die Perl geſteckt Jn ſchwartzen Muſchel-Schalen/ So kan ſie dennoch prahlen Wenn ſelbige entdeckt. Des Demants helle Pracht Aus rauhen Schlacken lacht. 3. Und bin ich gleich nicht ſchoͤn Prang ich mit keinen Bruͤſten/ Die jedermann geluͤſten So wird es doch geſchehn/ Daß man der Keuſchheit hold Und nicht der Schoͤnheit-Gold. Ein verſtoſſener Liebhaber verzweiffelt. Cantata. SO iſt es denn mit mir geſchehn/ Jch ſoll und muß vergehen. ARIA. Jhr Geiſter aus den dunckeln Gruͤfften Kommt nehmet meinen Geiſt zu euch; Die/ ſo mein Leben ſolte heiſſen/ Die wird durch keine Thraͤnen weich/ Sie will ihr ſolt mich nur zerreiſſen Und ein erbaͤrmlich Schau-Spiel ſtifften. Jhr Geiſter aus den dunckeln Gruͤfften Kommt nehmet meinen Geiſt zu euch. Komm Parce und ſchneide Den Lebens-Drat ab/ Jch finde nur Freude Jm finſteren Grab. An X 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/341
Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/341>, abgerufen am 26.04.2024.