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Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

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Vermischte Gedichte.
Ach! daß wir nun auf dich die Deutung müssen machen!
Herr Vetter/ da der Tod durch deine Rechnung streicht/
Jndem/ da dir das Glück sing freundlich anzulachen/
Dein Weib/ o hartes Wort! dein liebstes Weib erbleicht.
Wir wollen jetzund nichts von ihrem Ruhme sagen/
Weil/ was vollkommen ist/ der Schmincke nicht gebraucht:
Genug/ wer sie gekannt/ der wird mit Thränen klagen/
Daß ihre Lebens-Zeit gleich wie ein Dampff verraucht.
Sie war der Martha gleich ihr Haus wohl zu regieren/
So daß es auch daher am Seegen nie gefählt:
Allein ihr Nahme konnt uns zu Gemühte führen/
Daß/ wie Maria, sie das beste Theil erwählt.
Doch man muß nicht aufs neu dir deine Wunden reiben;
Darum nimm deinen Trost aus unsern Thränen hin/
Und laß uns auf ihr Grab noch diese Worte schreiben:
Hier liegt die kluge/ fromm' und keusche Pflügerin.


Bey dem
Ottisch- und Ulrichschen
Hochzeit-Feste

Gratulirte zu dem aus dem Ulrichs. Cabinet erlangten Schau-stück.
Copiantes.
Ein Bild/ das auf der Stirn des Vaters Nahmen führet/
Und dem der Mutter Geist aus beyden Augen lacht/
Das reiner Tugend-Gold am meisten kostbahr macht/
Und daß des Fleisses-Bild in seinem Wapen zieret *
Desselben Kostbarkeit kein Silber kauffen kan/
Das trifft/ Herr Bräutigam/ er jetzund glücklich an.
Herr Ulrichs Cabinet kan solche Müntze zeigen/
Die wohlgepreget sind von guten Korn und Schroot/
Und die vor keinem Strich/ als nur allein dem Tod/
Den unverfälschten Glantz der holden Wangen neigen/
Derselben keine nur allein von aussen prahlt/
Weil sie nicht triegend Schmuck noch Fürniß angemahlt.
Dis eine Schau-stück war vor ihn noch aufgehoben/
So diese Uberschrifft: Der Eltern Abdruck/ hegt:
Die Tugend selber hat auf den Revers geprägt
Um ihre muntre Stirn den Spruch: Allein von Oben.
Die
Vermiſchte Gedichte.
Ach! daß wir nun auf dich die Deutung muͤſſen machen!
Herr Vetter/ da der Tod durch deine Rechnung ſtreicht/
Jndem/ da dir das Gluͤck ſing freundlich anzulachen/
Dein Weib/ o hartes Wort! dein liebſtes Weib erbleicht.
Wir wollen jetzund nichts von ihrem Ruhme ſagen/
Weil/ was vollkommen iſt/ der Schmincke nicht gebraucht:
Genug/ wer ſie gekannt/ der wird mit Thraͤnen klagen/
Daß ihre Lebens-Zeit gleich wie ein Dampff verraucht.
Sie war der Martha gleich ihr Haus wohl zu regieren/
So daß es auch daher am Seegen nie gefaͤhlt:
Allein ihr Nahme konnt uns zu Gemuͤhte fuͤhren/
Daß/ wie Maria, ſie das beſte Theil erwaͤhlt.
Doch man muß nicht aufs neu dir deine Wunden reiben;
Darum nimm deinen Troſt aus unſern Thraͤnen hin/
Und laß uns auf ihr Grab noch dieſe Worte ſchreiben:
Hier liegt die kluge/ fromm’ und keuſche Pfluͤgerin.


Bey dem
Ottiſch- und Ulrichſchen
Hochzeit-Feſte

Gratulirte zu dem aus dem Ulrichſ. Cabinet erlangtẽ Schau-ſtuͤck.
Copiantes.
Ein Bild/ das auf der Stirn des Vaters Nahmen fuͤhret/
Und dem der Mutter Geiſt aus beyden Augen lacht/
Das reiner Tugend-Gold am meiſten koſtbahr macht/
Und daß des Fleiſſes-Bild in ſeinem Wapen zieret *
Deſſelben Koſtbarkeit kein Silber kauffen kan/
Das trifft/ Herr Braͤutigam/ er jetzund gluͤcklich an.
Herr Ulrichs Cabinet kan ſolche Muͤntze zeigen/
Die wohlgepreget ſind von guten Korn und Schroot/
Und die vor keinem Strich/ als nur allein dem Tod/
Den unverfaͤlſchten Glantz der holden Wangen neigen/
Derſelben keine nur allein von auſſen prahlt/
Weil ſie nicht triegend Schmuck noch Fuͤrniß angemahlt.
Dis eine Schau-ſtuͤck war vor ihn noch aufgehoben/
So dieſe Uberſchrifft: Der Eltern Abdruck/ hegt:
Die Tugend ſelber hat auf den Revers gepraͤgt
Um ihre muntre Stirn den Spruch: Allein von Oben.
Die
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[442/0460] Vermiſchte Gedichte. Ach! daß wir nun auf dich die Deutung muͤſſen machen! Herr Vetter/ da der Tod durch deine Rechnung ſtreicht/ Jndem/ da dir das Gluͤck ſing freundlich anzulachen/ Dein Weib/ o hartes Wort! dein liebſtes Weib erbleicht. Wir wollen jetzund nichts von ihrem Ruhme ſagen/ Weil/ was vollkommen iſt/ der Schmincke nicht gebraucht: Genug/ wer ſie gekannt/ der wird mit Thraͤnen klagen/ Daß ihre Lebens-Zeit gleich wie ein Dampff verraucht. Sie war der Martha gleich ihr Haus wohl zu regieren/ So daß es auch daher am Seegen nie gefaͤhlt: Allein ihr Nahme konnt uns zu Gemuͤhte fuͤhren/ Daß/ wie Maria, ſie das beſte Theil erwaͤhlt. Doch man muß nicht aufs neu dir deine Wunden reiben; Darum nimm deinen Troſt aus unſern Thraͤnen hin/ Und laß uns auf ihr Grab noch dieſe Worte ſchreiben: Hier liegt die kluge/ fromm’ und keuſche Pfluͤgerin. Bey dem Ottiſch- und Ulrichſchen Hochzeit-Feſte Gratulirte zu dem aus dem Ulrichſ. Cabinet erlangtẽ Schau-ſtuͤck. Copiantes. Ein Bild/ das auf der Stirn des Vaters Nahmen fuͤhret/ Und dem der Mutter Geiſt aus beyden Augen lacht/ Das reiner Tugend-Gold am meiſten koſtbahr macht/ Und daß des Fleiſſes-Bild in ſeinem Wapen zieret * Deſſelben Koſtbarkeit kein Silber kauffen kan/ Das trifft/ Herr Braͤutigam/ er jetzund gluͤcklich an. Herr Ulrichs Cabinet kan ſolche Muͤntze zeigen/ Die wohlgepreget ſind von guten Korn und Schroot/ Und die vor keinem Strich/ als nur allein dem Tod/ Den unverfaͤlſchten Glantz der holden Wangen neigen/ Derſelben keine nur allein von auſſen prahlt/ Weil ſie nicht triegend Schmuck noch Fuͤrniß angemahlt. Dis eine Schau-ſtuͤck war vor ihn noch aufgehoben/ So dieſe Uberſchrifft: Der Eltern Abdruck/ hegt: Die Tugend ſelber hat auf den Revers gepraͤgt Um ihre muntre Stirn den Spruch: Allein von Oben. Die

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Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/460>, abgerufen am 26.04.2024.