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Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

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Verliebte und galante Gedichte.
Die Sterne weichen auch/ nun ist es vollends Nacht/
Doch Chloris heller Schein benimmt ihr alle Macht
Und macht was finster Licht.
Jch spühre keine Nacht in meiner Chloris Armen/
Jch fühle keinen Frost/ sie kan mich wohl erwarmen
Sie drückt mich an die Brust/ und liege ich gleich bloß
Empsind ich keinem Frost weil meiner Chloris Schooß
Feur hegt im Myrthen Krantz.


An einiges Visurgipolisches Frauen-Zimmer.
Es will mein kühner Kiel anjtzo etwas schreiben
Davon der schwache Sinn so viel als nichts versteht/
Ein rüder Bootsmann läst sein Schiff so lange treiben
Jn ungestühmer Fluht bis es zu Trümmern geht/
Und Vor- und Hinter-Theil sich von einander trennet/
Wenn er aus Unverstand an eine Klippen rennet.


Jch bin der rüde Knecht/ die Feder gleicht dem Schiffe/
Die schreibet was mein Sinn ihr auffzuzeichnen heist/
Und ob ein Blinder gleich nach Diamanten grieffe/
So kan er doch nicht sehn; so wenig an man schleust/
Daß diese Verse gut/ weil sie auf eure Pracht
Vortreffliches Geschlecht der Erden sind gemacht.


Jhr Sonnen dieser Zeit/ ihr artigen Jungfrauen/
Eur Knecht/ den eure Pracht zu dieser Schrifft bewegt/
Läst seine Schuldigkeit in diesen Zeilen schauen/
Die er vor euren Thron in höchster Demuht legt/
Und damit dieses zeigt/ daß man in frembden Lüfften
Auch eurer Schönheit muß Altar und Tempel stifften.


Denn was die Fama kan Verwunderliches weisen/
Wie sich die Höfflichkeit bey euch mit Klugheit paart/
Das muß die Wahrheit selbst an euch vollkommen preisen/
Und sagen/ daß ihr seyd galant, klug/ nett und zart;
Nur dieses tadelt sie/ daß ihr zu spröde seyd
Wann ein verliebter Mund euch einen Kuß aubeut.
Die
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Verliebte und galante Gedichte.
Die Sterne weichen auch/ nun iſt es vollends Nacht/
Doch Chloris heller Schein benimmt ihr alle Macht
Und macht was finſter Licht.
Jch ſpuͤhre keine Nacht in meiner Chloris Armen/
Jch fuͤhle keinen Froſt/ ſie kan mich wohl erwarmen
Sie druͤckt mich an die Bruſt/ und liege ich gleich bloß
Empſind ich keinem Froſt weil meiner Chloris Schooß
Feur hegt im Myrthen Krantz.


An einiges Viſurgipoliſches Frauen-Zim̃er.
Es will mein kuͤhner Kiel anjtzo etwas ſchreiben
Davon der ſchwache Sinn ſo viel als nichts verſteht/
Ein ruͤder Bootsmann laͤſt ſein Schiff ſo lange treiben
Jn ungeſtuͤhmer Fluht bis es zu Truͤmmern geht/
Und Vor- und Hinter-Theil ſich von einander trennet/
Wenn er aus Unverſtand an eine Klippen rennet.


Jch bin der ruͤde Knecht/ die Feder gleicht dem Schiffe/
Die ſchreibet was mein Sinn ihr auffzuzeichnen heiſt/
Und ob ein Blinder gleich nach Diamanten grieffe/
So kan er doch nicht ſehn; ſo wenig an man ſchleuſt/
Daß dieſe Verſe gut/ weil ſie auf eure Pracht
Vortreffliches Geſchlecht der Erden ſind gemacht.


Jhr Sonnen dieſer Zeit/ ihr artigen Jungfrauen/
Eur Knecht/ den eure Pracht zu dieſer Schrifft bewegt/
Laͤſt ſeine Schuldigkeit in dieſen Zeilen ſchauen/
Die er vor euren Thron in hoͤchſter Demuht legt/
Und damit dieſes zeigt/ daß man in frembden Luͤfften
Auch eurer Schoͤnheit muß Altar und Tempel ſtifften.


Denn was die Fama kan Verwunderliches weiſen/
Wie ſich die Hoͤfflichkeit bey euch mit Klugheit paart/
Das muß die Wahrheit ſelbſt an euch vollkommen preiſen/
Und ſagen/ daß ihr ſeyd galant, klug/ nett und zart;
Nur dieſes tadelt ſie/ daß ihr zu ſproͤde ſeyd
Wann ein verliebter Mund euch einen Kuß aubeut.
Die
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[37/0055] Verliebte und galante Gedichte. Die Sterne weichen auch/ nun iſt es vollends Nacht/ Doch Chloris heller Schein benimmt ihr alle Macht Und macht was finſter Licht. Jch ſpuͤhre keine Nacht in meiner Chloris Armen/ Jch fuͤhle keinen Froſt/ ſie kan mich wohl erwarmen Sie druͤckt mich an die Bruſt/ und liege ich gleich bloß Empſind ich keinem Froſt weil meiner Chloris Schooß Feur hegt im Myrthen Krantz. An einiges Viſurgipoliſches Frauen-Zim̃er. Es will mein kuͤhner Kiel anjtzo etwas ſchreiben Davon der ſchwache Sinn ſo viel als nichts verſteht/ Ein ruͤder Bootsmann laͤſt ſein Schiff ſo lange treiben Jn ungeſtuͤhmer Fluht bis es zu Truͤmmern geht/ Und Vor-und Hinter-Theil ſich von einander trennet/ Wenn er aus Unverſtand an eine Klippen rennet. Jch bin der ruͤde Knecht/ die Feder gleicht dem Schiffe/ Die ſchreibet was mein Sinn ihr auffzuzeichnen heiſt/ Und ob ein Blinder gleich nach Diamanten grieffe/ So kan er doch nicht ſehn; ſo wenig an man ſchleuſt/ Daß dieſe Verſe gut/ weil ſie auf eure Pracht Vortreffliches Geſchlecht der Erden ſind gemacht. Jhr Sonnen dieſer Zeit/ ihr artigen Jungfrauen/ Eur Knecht/ den eure Pracht zu dieſer Schrifft bewegt/ Laͤſt ſeine Schuldigkeit in dieſen Zeilen ſchauen/ Die er vor euren Thron in hoͤchſter Demuht legt/ Und damit dieſes zeigt/ daß man in frembden Luͤfften Auch eurer Schoͤnheit muß Altar und Tempel ſtifften. Denn was die Fama kan Verwunderliches weiſen/ Wie ſich die Hoͤfflichkeit bey euch mit Klugheit paart/ Das muß die Wahrheit ſelbſt an euch vollkommen preiſen/ Und ſagen/ daß ihr ſeyd galant, klug/ nett und zart; Nur dieſes tadelt ſie/ daß ihr zu ſproͤde ſeyd Wann ein verliebter Mund euch einen Kuß aubeut. Die C 3

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Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/55>, abgerufen am 26.04.2024.