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Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.

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durchstrichen und sehr viel Schelmenstück und
Diebsgriffe ersonnen/ angestellt/ und ins Werck
gerichtet/ daß man ein gantz rieß Papier haben
müste/ wann man solche alle miteinander be-
schreiben wolte/ Ja ich glaube nicht/ daß man
genug damit hätte; und eben dessentwegen habe
ich mich mein Lebtag über nichts mehrers ver-
wundert/ als daß man uns in den Ländern
gedultet/ Sintemahl wir weder Gott noch den
Menschen nichts nützen noch zudienen begehren/
sondern uns nur mit Lügen/ Betriegen und
Stehlen genähret; beydes zu schaden des Land-
Mans als der grossen Herren selbst/ denen wir
manches stück Wild verzehren; Jch mus aber
hiervon schweigen/ damit ich uns nicht selbst einen
bösen Rauch mache/ und vermeine nunmehr ohne-
das dem Simplicissimo zu ewigen Spott ge-
nugsam geoffenbahrt zuhaben/ von waserley
haaren seine Beyschläfferin im Sauerbrunnen
gewessen/ deren Er sich vor aller Welt so herr-
lich gerühmet/ glaube auch wol daß Er an an-
dern orthen mehr/ wann Er vermeint/ Er habe
eines schönen Frauen-Zimmers genossen/ mit
dergleichen Frantzäsischen Huren: oder wohl gar
mit Gabel-Reüterinnen betrogen: und
also gar des Teüffels Schwager
worden sey.

Zu-

durchſtrichen und ſehr viel Schelmenſtuͤck und
Diebsgriffe erſonnen/ angeſtellt/ und ins Werck
gerichtet/ daß man ein gantz rieß Papier haben
muͤſte/ wann man ſolche alle miteinander be-
ſchreiben wolte/ Ja ich glaube nicht/ daß man
genug damit haͤtte; und eben deſſentwegen habe
ich mich mein Lebtag uͤber nichts mehrers ver-
wundert/ als daß man uns in den Laͤndern
gedultet/ Sintemahl wir weder Gott noch den
Menſchen nichts nuͤtzen noch zudienen begehren/
ſondern uns nur mit Luͤgen/ Betriegen und
Stehlen genaͤhret; beydes zu ſchaden des Land-
Mans als der groſſen Herren ſelbſt/ denen wir
manches ſtuͤck Wild verzehren; Jch mus aber
hieꝛvon ſchweigen/ damit ich uns nicht ſelbſt einẽ
boͤſen Rauch mache/ uñ vermeine nunmehr ohne-
das dem Simpliciſſimo zu ewigen Spott ge-
nugſam geoffenbahrt zuhaben/ von waſerley
haaren ſeine Beyſchlaͤfferin im Sauerbrunnen
geweſſen/ deren Er ſich vor aller Welt ſo herr-
lich geruͤhmet/ glaube auch wol daß Er an an-
dern orthen mehr/ wann Er vermeint/ Er habe
eines ſchoͤnen Frauen-Zimmers genoſſen/ mit
dergleichen Frantzaͤſiſchen Huren: oder wohl gar
mit Gabel-Reuͤterinnen betrogen: und
alſo gar des Teuͤffels Schwager
worden ſey.

Zu-
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[262/0258] durchſtrichen und ſehr viel Schelmenſtuͤck und Diebsgriffe erſonnen/ angeſtellt/ und ins Werck gerichtet/ daß man ein gantz rieß Papier haben muͤſte/ wann man ſolche alle miteinander be- ſchreiben wolte/ Ja ich glaube nicht/ daß man genug damit haͤtte; und eben deſſentwegen habe ich mich mein Lebtag uͤber nichts mehrers ver- wundert/ als daß man uns in den Laͤndern gedultet/ Sintemahl wir weder Gott noch den Menſchen nichts nuͤtzen noch zudienen begehren/ ſondern uns nur mit Luͤgen/ Betriegen und Stehlen genaͤhret; beydes zu ſchaden des Land- Mans als der groſſen Herren ſelbſt/ denen wir manches ſtuͤck Wild verzehren; Jch mus aber hieꝛvon ſchweigen/ damit ich uns nicht ſelbſt einẽ boͤſen Rauch mache/ uñ vermeine nunmehr ohne- das dem Simpliciſſimo zu ewigen Spott ge- nugſam geoffenbahrt zuhaben/ von waſerley haaren ſeine Beyſchlaͤfferin im Sauerbrunnen geweſſen/ deren Er ſich vor aller Welt ſo herr- lich geruͤhmet/ glaube auch wol daß Er an an- dern orthen mehr/ wann Er vermeint/ Er habe eines ſchoͤnen Frauen-Zimmers genoſſen/ mit dergleichen Frantzaͤſiſchen Huren: oder wohl gar mit Gabel-Reuͤterinnen betrogen: und alſo gar des Teuͤffels Schwager worden ſey. Zu-

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Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/258>, abgerufen am 26.04.2024.