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Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667.

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Jacob vermuhte wol aus ihrem Un-
willen was die Glock geschlagen/ und
daß sie seinen liebsten Sohn solch herr-
lich Glück mißgonneten; Doch kont
er schwerlich glauben/ daß die Person
Josephs von einigem Menschen in der
Welt/ geschweige von seinen leiblichen
Brüdern mit einem solchen Haß und
Neid angefochten werden könte/ wie sie
schon gegen ihm gefasst hatten; Joseph
aber der keinem Frembden/ geschweige
seinen Brüdern etwas Böses zutrauete/
hielte davor daß sie deswegen so frühe
Feyrabend gemacht/ damit sie am Mor-
gen desto früher sich mit dem Viehe auff
die Waid begeben möchten.

Die zehen Brüder schieden den Mor-
gen von dannen/ ohne daß einiger seinen
Unmuth im geringsten hatte blicken las-
sen/ sie beschirmten jhrer Gewonheit
nach den Vatter/ empfiengen seinen Se-
gen und befohlen dem Joseph seiner
wol zupflegen; Aber so bald sie sich allein
draussen auff dem Feld befanden/ erhub
sich ihre Klag! Ah! sagte Gad/ sollen

wir

Jacob vermuhte wol aus ihrem Un-
willen was die Glock geſchlagen/ und
daß ſie ſeinen liebſten Sohn ſolch herꝛ-
lich Gluͤck mißgonneten; Doch kont
er ſchwerlich glauben/ daß die Perſon
Joſephs von einigem Menſchen in der
Welt/ geſchweige von ſeinen leiblichen
Bruͤdern mit einem ſolchen Haß und
Neid angefochten werden koͤnte/ wie ſie
ſchon gegen ihm gefaſſt hatten; Joſeph
aber der keinem Frembden/ geſchweige
ſeinen Bruͤdern etwas Boͤſes zutrauete/
hielte davor daß ſie deswegen ſo fruͤhe
Feyrabend gemacht/ damit ſie am Mor-
gen deſto fruͤher ſich mit dem Viehe auff
die Waid begeben moͤchten.

Die zehen Bruͤder ſchieden den Mor-
gen von dannen/ ohne daß einiger ſeinen
Unmuth im geringſten hatte blicken laſ-
ſen/ ſie beſchirmten jhrer Gewonheit
nach den Vatter/ empfiengen ſeinen Se-
gen und befohlen dem Joſeph ſeiner
wol zupflegen; Aber ſo bald ſie ſich allein
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[16.[16]/0020] Jacob vermuhte wol aus ihrem Un- willen was die Glock geſchlagen/ und daß ſie ſeinen liebſten Sohn ſolch herꝛ- lich Gluͤck mißgonneten; Doch kont er ſchwerlich glauben/ daß die Perſon Joſephs von einigem Menſchen in der Welt/ geſchweige von ſeinen leiblichen Bruͤdern mit einem ſolchen Haß und Neid angefochten werden koͤnte/ wie ſie ſchon gegen ihm gefaſſt hatten; Joſeph aber der keinem Frembden/ geſchweige ſeinen Bruͤdern etwas Boͤſes zutrauete/ hielte davor daß ſie deswegen ſo fruͤhe Feyrabend gemacht/ damit ſie am Mor- gen deſto fruͤher ſich mit dem Viehe auff die Waid begeben moͤchten. Die zehen Bruͤder ſchieden den Mor- gen von dannen/ ohne daß einiger ſeinen Unmuth im geringſten hatte blicken laſ- ſen/ ſie beſchirmten jhrer Gewonheit nach den Vatter/ empfiengen ſeinen Se- gen und befohlen dem Joſeph ſeiner wol zupflegen; Aber ſo bald ſie ſich allein drauſſen auff dem Feld befanden/ erhub ſich ihre Klag! Ah! ſagte Gad/ ſollen wir

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Zitationshilfe: Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667, S. 16.[16]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/20>, abgerufen am 26.04.2024.