Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

thun pflegen/ wann sie den/ so sie damit
geworffen/ nicht beschädigen mögen/
führten jene vier den Joseph zu der Gru-
ben/ und liessen ihn mit Seilern ohne
seine Beschädigung hinunter; Ruben
aber war bey sich selbst bedacht/ ihme
ohne seiner Brüder wissen noch selbige
Nacht wider heraus zu helffen und sei-
nem Vatter heimzubringen.

Er danckte GOtt heimlich in seinem
Hertzen/ daß er ihm solchen Einfall ver-
liehen und Gnad gegeben/ daß ihm seine
Brüder gefolgt hätten; Derselbe Tag
duncke ihn länger zu seyn als sonst zween/
weil ihn so hertzlich verlangt/ sein Vor-
haben ins Werck zusetzen; Er gieng
eintzig hinweg/ mit Vorwand ein bessere
Waid zusuchen/ aber sein Verlangen
war eintzig die finstere Nacht: Jn wel-
cher er die Vorhabende Errettung seines
Brudern ins Werck setzen möchte;

Nach seinem Abschied kamen unver-
sehens etliche verirrte Jsmaeliter so
Kauffmanschafft halber aus Arabia in
Egypten zogen/ zu der Herd/ keiner an-

dern

thun pflegen/ wann ſie den/ ſo ſie damit
geworffen/ nicht beſchaͤdigen moͤgen/
fuͤhrten jene vier den Joſeph zu der Gru-
ben/ und lieſſen ihn mit Seilern ohne
ſeine Beſchaͤdigung hinunter; Ruben
aber war bey ſich ſelbſt bedacht/ ihme
ohne ſeiner Bruͤder wiſſen noch ſelbige
Nacht wider heraus zu helffen und ſei-
nem Vatter heimzubringen.

Er danckte GOtt heimlich in ſeinem
Hertzen/ daß er ihm ſolchen Einfall ver-
liehen und Gnad gegeben/ daß ihm ſeine
Bruͤder gefolgt haͤtten; Derſelbe Tag
duncke ihn laͤnger zu ſeyn als ſonſt zween/
weil ihn ſo hertzlich verlangt/ ſein Vor-
haben ins Werck zuſetzen; Er gieng
eintzig hinweg/ mit Vorwand ein beſſere
Waid zuſuchen/ aber ſein Verlangen
war eintzig die finſtere Nacht: Jn wel-
cher er die Vorhabende Erꝛettung ſeines
Brudern ins Werck ſetzen moͤchte;

Nach ſeinem Abſchied kamen unver-
ſehens etliche verirꝛte Jſmaeliter ſo
Kauffmanſchafft halber aus Arabia in
Egypten zogen/ zu der Herd/ keiner an-

dern
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0041" n="37.[37]"/>
thun pflegen/ wann &#x017F;ie den/ &#x017F;o &#x017F;ie damit<lb/>
geworffen/ nicht be&#x017F;cha&#x0364;digen mo&#x0364;gen/<lb/>
fu&#x0364;hrten jene vier den Jo&#x017F;eph zu der Gru-<lb/>
ben/ und lie&#x017F;&#x017F;en ihn mit Seilern ohne<lb/>
&#x017F;eine Be&#x017F;cha&#x0364;digung hinunter; Ruben<lb/>
aber war bey &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t bedacht/ ihme<lb/>
ohne &#x017F;einer Bru&#x0364;der wi&#x017F;&#x017F;en noch &#x017F;elbige<lb/>
Nacht wider heraus zu helffen und &#x017F;ei-<lb/>
nem Vatter heimzubringen.</p><lb/>
        <p>Er danckte GOtt heimlich in &#x017F;einem<lb/>
Hertzen/ daß er ihm &#x017F;olchen Einfall ver-<lb/>
liehen und Gnad gegeben/ daß ihm &#x017F;eine<lb/>
Bru&#x0364;der gefolgt ha&#x0364;tten; Der&#x017F;elbe Tag<lb/>
duncke ihn la&#x0364;nger zu &#x017F;eyn als &#x017F;on&#x017F;t zween/<lb/>
weil ihn &#x017F;o hertzlich verlangt/ &#x017F;ein Vor-<lb/>
haben ins Werck zu&#x017F;etzen; Er gieng<lb/>
eintzig hinweg/ mit Vorwand ein be&#x017F;&#x017F;ere<lb/>
Waid zu&#x017F;uchen/ aber &#x017F;ein Verlangen<lb/>
war eintzig die fin&#x017F;tere Nacht: Jn wel-<lb/>
cher er die Vorhabende Er&#xA75B;ettung &#x017F;eines<lb/>
Brudern ins Werck &#x017F;etzen mo&#x0364;chte;</p><lb/>
        <p>Nach &#x017F;einem Ab&#x017F;chied kamen unver-<lb/>
&#x017F;ehens etliche verir&#xA75B;te J&#x017F;maeliter &#x017F;o<lb/>
Kauffman&#x017F;chafft halber aus Arabia in<lb/>
Egypten zogen/ zu der Herd/ keiner an-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dern</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37.[37]/0041] thun pflegen/ wann ſie den/ ſo ſie damit geworffen/ nicht beſchaͤdigen moͤgen/ fuͤhrten jene vier den Joſeph zu der Gru- ben/ und lieſſen ihn mit Seilern ohne ſeine Beſchaͤdigung hinunter; Ruben aber war bey ſich ſelbſt bedacht/ ihme ohne ſeiner Bruͤder wiſſen noch ſelbige Nacht wider heraus zu helffen und ſei- nem Vatter heimzubringen. Er danckte GOtt heimlich in ſeinem Hertzen/ daß er ihm ſolchen Einfall ver- liehen und Gnad gegeben/ daß ihm ſeine Bruͤder gefolgt haͤtten; Derſelbe Tag duncke ihn laͤnger zu ſeyn als ſonſt zween/ weil ihn ſo hertzlich verlangt/ ſein Vor- haben ins Werck zuſetzen; Er gieng eintzig hinweg/ mit Vorwand ein beſſere Waid zuſuchen/ aber ſein Verlangen war eintzig die finſtere Nacht: Jn wel- cher er die Vorhabende Erꝛettung ſeines Brudern ins Werck ſetzen moͤchte; Nach ſeinem Abſchied kamen unver- ſehens etliche verirꝛte Jſmaeliter ſo Kauffmanſchafft halber aus Arabia in Egypten zogen/ zu der Herd/ keiner an- dern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/41
Zitationshilfe: Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667, S. 37.[37]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/41>, abgerufen am 26.04.2024.