Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gruber, Johann Sebastian: Examen Fortificatorium oder Gründlicher Unterricht von der Theoria und Praxi Der heutigen Kriegs-Bau-Kunst. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite
Das VIII. Cap.
(2.) Frage.
Wie soll denn ein rechter bedeckter
Weg gemachet und angeleget
werden?

Es ist gewiß/ daß bey Verfertigung der bedeck-
ten Weges von denen Ingenieurs bißhero grosse
Fauten fürgangen seyn/ indem sie nicht allein sol-
chen viel zu schmahl und nicht breit genug gema-
chet/ auch dessen Brust/ und Places d' armes nicht
wohl angeleget und verwahret/ welches ich all-
hier weitläufftig auszuführen nicht vor nöthig
achte/ und gerne einen iedweden bey seiner Mey-
nung deßwegen lassen will. Was mich anlanget/
mache ich um eine Haupt-Festung/ wo Platz und
Terrain genug ist/ den bedeckten Weg in allen 60.
S. breit/ so kan man sich auf den selben in allen mit
auf/ ab/ contremarchiren und chargiren recht be-
thun/ und muß der Feind viel Zeit und Mühe ha-
ben/ ehe er unter solchen seine Sappe verfertiget:
Auf dem selben aber schneite ich zur nechst der
Contrescarpe 6. S. tieff und 10. S. breit/ einen
Gang ein/ so bekomme ich also in der Kürtze und
Enge ohne grosse Unkosten gleichsam zwey be-
deckte Wege/ nemlich einen äusserlichen/ welcher
das Glacis defendiret/ und einen innerlichen/ wel-
cher eigentlich den rechten bedeckten Weg und
dessen Brust bestreichet. Beyde Brustwehren
nun dieses bedeckten Weges/ müssen ihre gebüh-
rende Böschung/ Vorsetzung mit Waasen/ Ver-

palli-
Das VIII. Cap.
(2.) Frage.
Wie ſoll denn ein rechter bedeckter
Weg gemachet und angeleget
werden?

Es iſt gewiß/ daß bey Verfertigung der bedeck-
ten Weges von denen Ingenieurs bißhero groſſe
Fauten fuͤrgangen ſeyn/ indem ſie nicht allein ſol-
chen viel zu ſchmahl und nicht breit genug gema-
chet/ auch deſſen Bruſt/ und Places d’ armes nicht
wohl angeleget und verwahret/ welches ich all-
hier weitlaͤufftig auszufuͤhren nicht vor noͤthig
achte/ und gerne einen iedweden bey ſeiner Mey-
nung deßwegen laſſen will. Was mich anlanget/
mache ich um eine Haupt-Feſtung/ wo Platz und
Terrain genug iſt/ den bedeckten Weg in allen 60.
S. breit/ ſo kan man ſich auf den ſelben in allen mit
auf/ ab/ contremarchiren und chargiren recht be-
thun/ und muß der Feind viel Zeit und Muͤhe ha-
ben/ ehe er unter ſolchen ſeine Sappe verfertiget:
Auf dem ſelben aber ſchneite ich zur nechſt der
Contreſcarpe 6. S. tieff und 10. S. breit/ einen
Gang ein/ ſo bekomme ich alſo in der Kuͤrtze und
Enge ohne groſſe Unkoſten gleichſam zwey be-
deckte Wege/ nemlich einen aͤuſſerlichen/ welcher
das Glacis defendiret/ und einen innerlichen/ wel-
cher eigentlich den rechten bedeckten Weg und
deſſen Bruſt beſtreichet. Beyde Bruſtwehren
nun dieſes bedeckten Weges/ muͤſſen ihre gebuͤh-
rende Boͤſchung/ Vorſetzung mit Waaſen/ Ver-

palli-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0394" n="358"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Cap.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>(2.) <hi rendition="#b">Frage.<lb/>
Wie &#x017F;oll denn ein rechter bedeckter<lb/>
Weg gemachet und angeleget<lb/>
werden?</hi></head><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t gewiß/ daß bey Verfertigung der bedeck-<lb/>
ten Weges von denen <hi rendition="#aq">Ingenieurs</hi> bißhero gro&#x017F;&#x017F;e<lb/><hi rendition="#aq">Fauten</hi> fu&#x0364;rgangen &#x017F;eyn/ indem &#x017F;ie nicht allein &#x017F;ol-<lb/>
chen viel zu &#x017F;chmahl und nicht breit genug gema-<lb/>
chet/ auch de&#x017F;&#x017F;en Bru&#x017F;t/ und <hi rendition="#aq">Places d&#x2019; armes</hi> nicht<lb/>
wohl angeleget und verwahret/ welches ich all-<lb/>
hier weitla&#x0364;ufftig auszufu&#x0364;hren nicht vor no&#x0364;thig<lb/>
achte/ und gerne einen iedweden bey &#x017F;einer Mey-<lb/>
nung deßwegen la&#x017F;&#x017F;en will. Was mich anlanget/<lb/>
mache ich um eine Haupt-Fe&#x017F;tung/ wo Platz und<lb/><hi rendition="#aq">Terrain</hi> genug i&#x017F;t/ den bedeckten Weg in allen 60.<lb/>
S. breit/ &#x017F;o kan man &#x017F;ich auf den &#x017F;elben in allen mit<lb/>
auf/ ab/ <hi rendition="#aq">contremarchir</hi>en und <hi rendition="#aq">chargir</hi>en recht be-<lb/>
thun/ und muß der Feind viel Zeit und Mu&#x0364;he ha-<lb/>
ben/ ehe er unter &#x017F;olchen &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Sappe</hi> verfertiget:<lb/>
Auf dem &#x017F;elben aber &#x017F;chneite ich zur nech&#x017F;t der<lb/><hi rendition="#aq">Contre&#x017F;carpe</hi> 6. S. tieff und 10. S. breit/ einen<lb/>
Gang ein/ &#x017F;o bekomme ich al&#x017F;o in der Ku&#x0364;rtze und<lb/>
Enge ohne gro&#x017F;&#x017F;e Unko&#x017F;ten gleich&#x017F;am zwey be-<lb/>
deckte Wege/ nemlich einen a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen/ welcher<lb/>
das <hi rendition="#aq">Glacis defendir</hi>et/ und einen innerlichen/ wel-<lb/>
cher eigentlich den rechten bedeckten Weg und<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Bru&#x017F;t be&#x017F;treichet. Beyde Bru&#x017F;twehren<lb/>
nun die&#x017F;es bedeckten Weges/ mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ihre gebu&#x0364;h-<lb/>
rende Bo&#x0364;&#x017F;chung/ Vor&#x017F;etzung mit Waa&#x017F;en/ Ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">palli-</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[358/0394] Das VIII. Cap. (2.) Frage. Wie ſoll denn ein rechter bedeckter Weg gemachet und angeleget werden? Es iſt gewiß/ daß bey Verfertigung der bedeck- ten Weges von denen Ingenieurs bißhero groſſe Fauten fuͤrgangen ſeyn/ indem ſie nicht allein ſol- chen viel zu ſchmahl und nicht breit genug gema- chet/ auch deſſen Bruſt/ und Places d’ armes nicht wohl angeleget und verwahret/ welches ich all- hier weitlaͤufftig auszufuͤhren nicht vor noͤthig achte/ und gerne einen iedweden bey ſeiner Mey- nung deßwegen laſſen will. Was mich anlanget/ mache ich um eine Haupt-Feſtung/ wo Platz und Terrain genug iſt/ den bedeckten Weg in allen 60. S. breit/ ſo kan man ſich auf den ſelben in allen mit auf/ ab/ contremarchiren und chargiren recht be- thun/ und muß der Feind viel Zeit und Muͤhe ha- ben/ ehe er unter ſolchen ſeine Sappe verfertiget: Auf dem ſelben aber ſchneite ich zur nechſt der Contreſcarpe 6. S. tieff und 10. S. breit/ einen Gang ein/ ſo bekomme ich alſo in der Kuͤrtze und Enge ohne groſſe Unkoſten gleichſam zwey be- deckte Wege/ nemlich einen aͤuſſerlichen/ welcher das Glacis defendiret/ und einen innerlichen/ wel- cher eigentlich den rechten bedeckten Weg und deſſen Bruſt beſtreichet. Beyde Bruſtwehren nun dieſes bedeckten Weges/ muͤſſen ihre gebuͤh- rende Boͤſchung/ Vorſetzung mit Waaſen/ Ver- palli-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gruber_examen_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gruber_examen_1703/394
Zitationshilfe: Gruber, Johann Sebastian: Examen Fortificatorium oder Gründlicher Unterricht von der Theoria und Praxi Der heutigen Kriegs-Bau-Kunst. Leipzig, 1703, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gruber_examen_1703/394>, abgerufen am 26.04.2024.