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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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und dem eingeführten Range der Nazionen.
einzuräumen, bey Gesandten von ungleichem Range aber,
solle der russische dem holländischen, und in dessen Abwe-
senheit, dem venezianischen folgen e].

Uebrigens können alle solche Verfügungen, als
Handlungen zwischen einem dritten, den interessirten Thei-
len keinen Nachtheil bringen, oder andere Mächte zur
Nachfolge verbinden, obgleich eine oder die andere streitige
Nazion zuweilen als einen Grund des Vorranges anführt,
daß ihr an diesem oder ienem Hofe der Vorzug einge-
räumt werde.

a] Wiquefort in seinem Ambaßadeur L. I. Sect. 22. p. 208.
ist ebenfals dieser Meinung. Dahingegen behaupten ande-
re, als Moser im Versuch etc. 1. B. 3. K. §. 13. S. 65.
besonders Ickstadt, L. II. c. 6. §. 16. p. 137. das Gegen-
theil, und glauben, es sey iedem Souverain erlaubt, einer
Nazion den Vorrang einzuräumen, ohne daß die andere
sich darüber beschweren könne.
b] Politisches Journal, May 1784. S. 518.
c] Lünigs Theatrum Cerem. T. I. S. 14.
d] Schmauß Corp. Jur. Gent. T. I. S. 433.
e] Mosers Beiträge in Frz. 1. Th. S. 42.
§. 50.
Auskunftsmittel bey Rangstreitigkeiten.

Können die Rangstreitigkeiten unter den Nazionen
nicht in Güte förmlich beigelegt werden, so muß man
entweder alle Ceremonielle und andere Gelegenheiten, wo
der Rang in Frage kommt, gänzlich vermeiden a], oder
sich gewisser Auswege bedienen, wodurch keinem Theile
mehrere Vorzüge eingeräumt werden, als dem andern,
z. B. eine solche Eintheilung des Ranges, daß in einem
Stücke diesem, im andern ienem Theile der Vorrang

gelas-

und dem eingefuͤhrten Range der Nazionen.
einzuraͤumen, bey Geſandten von ungleichem Range aber,
ſolle der ruſſiſche dem hollaͤndiſchen, und in deſſen Abwe-
ſenheit, dem venezianiſchen folgen e].

Uebrigens koͤnnen alle ſolche Verfuͤgungen, als
Handlungen zwiſchen einem dritten, den intereſſirten Thei-
len keinen Nachtheil bringen, oder andere Maͤchte zur
Nachfolge verbinden, obgleich eine oder die andere ſtreitige
Nazion zuweilen als einen Grund des Vorranges anfuͤhrt,
daß ihr an dieſem oder ienem Hofe der Vorzug einge-
raͤumt werde.

a] Wiquefort in ſeinem Ambaßadeur L. I. Sect. 22. p. 208.
iſt ebenfals dieſer Meinung. Dahingegen behaupten ande-
re, als Moſer im Verſuch ꝛc. 1. B. 3. K. §. 13. S. 65.
beſonders Ickſtadt, L. II. c. 6. §. 16. p. 137. das Gegen-
theil, und glauben, es ſey iedem Souverain erlaubt, einer
Nazion den Vorrang einzuraͤumen, ohne daß die andere
ſich daruͤber beſchweren koͤnne.
b] Politiſches Journal, May 1784. S. 518.
c] Luͤnigs Theatrum Cerem. T. I. S. 14.
d] Schmauß Corp. Jur. Gent. T. I. S. 433.
e] Moſers Beitraͤge in Frz. 1. Th. S. 42.
§. 50.
Auskunftsmittel bey Rangſtreitigkeiten.

Koͤnnen die Rangſtreitigkeiten unter den Nazionen
nicht in Guͤte foͤrmlich beigelegt werden, ſo muß man
entweder alle Ceremonielle und andere Gelegenheiten, wo
der Rang in Frage kommt, gaͤnzlich vermeiden a], oder
ſich gewiſſer Auswege bedienen, wodurch keinem Theile
mehrere Vorzuͤge eingeraͤumt werden, als dem andern,
z. B. eine ſolche Eintheilung des Ranges, daß in einem
Stuͤcke dieſem, im andern ienem Theile der Vorrang

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[271/0297] und dem eingefuͤhrten Range der Nazionen. einzuraͤumen, bey Geſandten von ungleichem Range aber, ſolle der ruſſiſche dem hollaͤndiſchen, und in deſſen Abwe- ſenheit, dem venezianiſchen folgen e]. Uebrigens koͤnnen alle ſolche Verfuͤgungen, als Handlungen zwiſchen einem dritten, den intereſſirten Thei- len keinen Nachtheil bringen, oder andere Maͤchte zur Nachfolge verbinden, obgleich eine oder die andere ſtreitige Nazion zuweilen als einen Grund des Vorranges anfuͤhrt, daß ihr an dieſem oder ienem Hofe der Vorzug einge- raͤumt werde. a] Wiquefort in ſeinem Ambaßadeur L. I. Sect. 22. p. 208. iſt ebenfals dieſer Meinung. Dahingegen behaupten ande- re, als Moſer im Verſuch ꝛc. 1. B. 3. K. §. 13. S. 65. beſonders Ickſtadt, L. II. c. 6. §. 16. p. 137. das Gegen- theil, und glauben, es ſey iedem Souverain erlaubt, einer Nazion den Vorrang einzuraͤumen, ohne daß die andere ſich daruͤber beſchweren koͤnne. b] Politiſches Journal, May 1784. S. 518. c] Luͤnigs Theatrum Cerem. T. I. S. 14. d] Schmauß Corp. Jur. Gent. T. I. S. 433. e] Moſers Beitraͤge in Frz. 1. Th. S. 42. §. 50. Auskunftsmittel bey Rangſtreitigkeiten. Koͤnnen die Rangſtreitigkeiten unter den Nazionen nicht in Guͤte foͤrmlich beigelegt werden, ſo muß man entweder alle Ceremonielle und andere Gelegenheiten, wo der Rang in Frage kommt, gaͤnzlich vermeiden a], oder ſich gewiſſer Auswege bedienen, wodurch keinem Theile mehrere Vorzuͤge eingeraͤumt werden, als dem andern, z. B. eine ſolche Eintheilung des Ranges, daß in einem Stuͤcke dieſem, im andern ienem Theile der Vorrang gelaſ-

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/297>, abgerufen am 26.04.2024.