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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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Von der Macht der Nazionen
§. 23.
Gleichgewicht der Religion.

Seitdem durch Luthers Reformation die Stände des
teutschen Reichs, in Ansehung der Religion, in zwey
Corpora, nämlich den Evangelischen und Catholischen
Reichstheil sich abgesondert haben, sind der Religion
halber, wohin man den meisten Reichsgeschäften eine
Beziehung zu geben gesucht hat, mancherley Streitigkei-
ten unter ihnen entstanden. Jeder Theil war bemüht,
die Oberhand über den andern zu gewinnen. Durch
den Religions- und westphälischen Frieden ist, so viel
möglich, eine völlige Gleichheit der Rechte unter beiden
Theilen eingeführt worden, die ieder bey aller Gelegen-
heit sorgfältig zu erhalten und dem andern keine Art von
Uebergewicht einzuräumen bedacht ist.

*] J. J. Mosers teutsche Religionsverfassung 1. B. 11. K.
§. 10. u. f. Joh. Christ. Quistorp von den vornehm-
sten Fällen, in welchen sich die durch teutsche Reichsgrund-
gesetze der evangelischen Religion zugesicherte Gleichheit am
meisten zeigt. u. Beiträge zur Erläuterung unentschiedener
Rechtsmaterien 1780. 8. 1. B. Nr. 4.
**] In einer zu Wien 1785 erschienenen Schrift: Poli-
tische Betrachtungen
und Nachrichten etc. werden die
sämtlichen protestantischen Reichsstände sogar wahre Anti-
poden des Reichsoberhaupts und der alten gesetzmäsigen
Reichsverfassung genant, und von dem Corpore Evan-
gelicorum
eine Revolution früher oder später prophezeit,
die dem römisch-teutschen Reiche ein Ende machen werde.
Dohm am a. O. S. 137.
§. 24.
Von der Macht der Nazionen
§. 23.
Gleichgewicht der Religion.

Seitdem durch Luthers Reformation die Staͤnde des
teutſchen Reichs, in Anſehung der Religion, in zwey
Corpora, naͤmlich den Evangeliſchen und Catholiſchen
Reichstheil ſich abgeſondert haben, ſind der Religion
halber, wohin man den meiſten Reichsgeſchaͤften eine
Beziehung zu geben geſucht hat, mancherley Streitigkei-
ten unter ihnen entſtanden. Jeder Theil war bemuͤht,
die Oberhand uͤber den andern zu gewinnen. Durch
den Religions- und weſtphaͤliſchen Frieden iſt, ſo viel
moͤglich, eine voͤllige Gleichheit der Rechte unter beiden
Theilen eingefuͤhrt worden, die ieder bey aller Gelegen-
heit ſorgfaͤltig zu erhalten und dem andern keine Art von
Uebergewicht einzuraͤumen bedacht iſt.

*] J. J. Moſers teutſche Religionsverfaſſung 1. B. 11. K.
§. 10. u. f. Joh. Chriſt. Quiſtorp von den vornehm-
ſten Faͤllen, in welchen ſich die durch teutſche Reichsgrund-
geſetze der evangeliſchen Religion zugeſicherte Gleichheit am
meiſten zeigt. u. Beitraͤge zur Erlaͤuterung unentſchiedener
Rechtsmaterien 1780. 8. 1. B. Nr. 4.
**] In einer zu Wien 1785 erſchienenen Schrift: Poli-
tiſche Betrachtungen
und Nachrichten ꝛc. werden die
ſaͤmtlichen proteſtantiſchen Reichsſtaͤnde ſogar wahre Anti-
poden des Reichsoberhaupts und der alten geſetzmaͤſigen
Reichsverfaſſung genant, und von dem Corpore Evan-
gelicorum
eine Revolution fruͤher oder ſpaͤter prophezeit,
die dem roͤmiſch-teutſchen Reiche ein Ende machen werde.
Dohm am a. O. S. 137.
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[386/0412] Von der Macht der Nazionen §. 23. Gleichgewicht der Religion. Seitdem durch Luthers Reformation die Staͤnde des teutſchen Reichs, in Anſehung der Religion, in zwey Corpora, naͤmlich den Evangeliſchen und Catholiſchen Reichstheil ſich abgeſondert haben, ſind der Religion halber, wohin man den meiſten Reichsgeſchaͤften eine Beziehung zu geben geſucht hat, mancherley Streitigkei- ten unter ihnen entſtanden. Jeder Theil war bemuͤht, die Oberhand uͤber den andern zu gewinnen. Durch den Religions- und weſtphaͤliſchen Frieden iſt, ſo viel moͤglich, eine voͤllige Gleichheit der Rechte unter beiden Theilen eingefuͤhrt worden, die ieder bey aller Gelegen- heit ſorgfaͤltig zu erhalten und dem andern keine Art von Uebergewicht einzuraͤumen bedacht iſt. *] J. J. Moſers teutſche Religionsverfaſſung 1. B. 11. K. §. 10. u. f. Joh. Chriſt. Quiſtorp von den vornehm- ſten Faͤllen, in welchen ſich die durch teutſche Reichsgrund- geſetze der evangeliſchen Religion zugeſicherte Gleichheit am meiſten zeigt. u. Beitraͤge zur Erlaͤuterung unentſchiedener Rechtsmaterien 1780. 8. 1. B. Nr. 4. **] In einer zu Wien 1785 erſchienenen Schrift: Poli- tiſche Betrachtungen und Nachrichten ꝛc. werden die ſaͤmtlichen proteſtantiſchen Reichsſtaͤnde ſogar wahre Anti- poden des Reichsoberhaupts und der alten geſetzmaͤſigen Reichsverfaſſung genant, und von dem Corpore Evan- gelicorum eine Revolution fruͤher oder ſpaͤter prophezeit, die dem roͤmiſch-teutſchen Reiche ein Ende machen werde. Dohm am a. O. S. 137. §. 24.

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/412>, abgerufen am 27.04.2024.