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Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787.

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und den europäischen insbesondere.
bezeigen. Weitläuftiger wird von dieser Materie in den
teutschen Staatsbüchern gehandelt.

Die Reichslehen in Italien hat man mit mehrerem
Scheine von der weitern Unterwürfigkeit vom teutschen
Reiche freizusprechen gesucht, weil sie in einer unmerkli-
chern Verbindung mit demselben stehen: aber man hält
im Reichshofrathe aus triftigern Gründen dafür, daß
die italiänischen Lehnleute in Ansehung des Gehorsams
den Vasallen des teutschen Reichs völlig gleich zu achten,
und die Unabhängigkeitsanmassungen einiger derselben
billig zu ahnden sind f].

Uebrigens besitzen auch verschiedene Reichsstände ein-
zelne Lehnstücke von auswärtigen Mächten und verleihen
dergleichen wieder an dieselben: noch häufiger aber sind
die Lehen, welche die Stände des teutschen Reichs von
einander empfangen. Jedoch gehören diese sämtlich
eigentlich nicht hieher, wo die Rede nur von ganzen lehn-
haren Staaten ist.

a] Heinr. Gottfr. Scheidemantel diß. de nexu feudali inter
gentes. Ien.
1767. 4.
Mosers Versuch, 1. B. 1. K. §. 6. S. 7.
b] I. P. de Ludewig Jura feudorum, L. I. C. XI. quaest. II.
p.
572.
c] Diese Lehnschaft ist in dem Welauer Vertrage 1657 aufge-
hoben worden. Preussen soll dafür dem Könige und der
Krone Pohlen mit beständigem und unverbrüchlichem
Bündnis zugethan bleiben, Art. 10.
d] Traug. Thomasii Problema Jur. Publ. an status Imperii
R. G. ob nexum feudalem sint subditi atque Vasalli
Imperatoris? Lips.
1733. 4.
e] Itter de feudis imperii C. XIX. §. VI. seqq. Indes
scheint mir diese mit der Lehnspflicht verbundene Huldig-
ungsformel, woraus die meisten Schriftsteller den Haupt-
J 5

und den europaͤiſchen insbeſondere.
bezeigen. Weitlaͤuftiger wird von dieſer Materie in den
teutſchen Staatsbuͤchern gehandelt.

Die Reichslehen in Italien hat man mit mehrerem
Scheine von der weitern Unterwuͤrfigkeit vom teutſchen
Reiche freizuſprechen geſucht, weil ſie in einer unmerkli-
chern Verbindung mit demſelben ſtehen: aber man haͤlt
im Reichshofrathe aus triftigern Gruͤnden dafuͤr, daß
die italiaͤniſchen Lehnleute in Anſehung des Gehorſams
den Vaſallen des teutſchen Reichs voͤllig gleich zu achten,
und die Unabhaͤngigkeitsanmaſſungen einiger derſelben
billig zu ahnden ſind f].

Uebrigens beſitzen auch verſchiedene Reichsſtaͤnde ein-
zelne Lehnſtuͤcke von auswaͤrtigen Maͤchten und verleihen
dergleichen wieder an dieſelben: noch haͤufiger aber ſind
die Lehen, welche die Staͤnde des teutſchen Reichs von
einander empfangen. Jedoch gehoͤren dieſe ſaͤmtlich
eigentlich nicht hieher, wo die Rede nur von ganzen lehn-
haren Staaten iſt.

a] Heinr. Gottfr. Scheidemantel diß. de nexu feudali inter
gentes. Ien.
1767. 4.
Moſers Verſuch, 1. B. 1. K. §. 6. S. 7.
b] I. P. de Ludewig Jura feudorum, L. I. C. XI. quaeſt. II.
p.
572.
c] Dieſe Lehnſchaft iſt in dem Welauer Vertrage 1657 aufge-
hoben worden. Preuſſen ſoll dafuͤr dem Koͤnige und der
Krone Pohlen mit beſtaͤndigem und unverbruͤchlichem
Buͤndnis zugethan bleiben, Art. 10.
d] Traug. Thomaſii Problema Jur. Publ. an ſtatus Imperii
R. G. ob nexum feudalem ſint ſubditi atque Vaſalli
Imperatoris? Lipſ.
1733. 4.
e] Itter de feudis imperii C. XIX. §. VI. ſeqq. Indes
ſcheint mir dieſe mit der Lehnspflicht verbundene Huldig-
ungsformel, woraus die meiſten Schriftſteller den Haupt-
J 5
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[137/0163] und den europaͤiſchen insbeſondere. bezeigen. Weitlaͤuftiger wird von dieſer Materie in den teutſchen Staatsbuͤchern gehandelt. Die Reichslehen in Italien hat man mit mehrerem Scheine von der weitern Unterwuͤrfigkeit vom teutſchen Reiche freizuſprechen geſucht, weil ſie in einer unmerkli- chern Verbindung mit demſelben ſtehen: aber man haͤlt im Reichshofrathe aus triftigern Gruͤnden dafuͤr, daß die italiaͤniſchen Lehnleute in Anſehung des Gehorſams den Vaſallen des teutſchen Reichs voͤllig gleich zu achten, und die Unabhaͤngigkeitsanmaſſungen einiger derſelben billig zu ahnden ſind f]. Uebrigens beſitzen auch verſchiedene Reichsſtaͤnde ein- zelne Lehnſtuͤcke von auswaͤrtigen Maͤchten und verleihen dergleichen wieder an dieſelben: noch haͤufiger aber ſind die Lehen, welche die Staͤnde des teutſchen Reichs von einander empfangen. Jedoch gehoͤren dieſe ſaͤmtlich eigentlich nicht hieher, wo die Rede nur von ganzen lehn- haren Staaten iſt. a] Heinr. Gottfr. Scheidemantel diß. de nexu feudali inter gentes. Ien. 1767. 4. Moſers Verſuch, 1. B. 1. K. §. 6. S. 7. b] I. P. de Ludewig Jura feudorum, L. I. C. XI. quaeſt. II. p. 572. c] Dieſe Lehnſchaft iſt in dem Welauer Vertrage 1657 aufge- hoben worden. Preuſſen ſoll dafuͤr dem Koͤnige und der Krone Pohlen mit beſtaͤndigem und unverbruͤchlichem Buͤndnis zugethan bleiben, Art. 10. d] Traug. Thomaſii Problema Jur. Publ. an ſtatus Imperii R. G. ob nexum feudalem ſint ſubditi atque Vaſalli Imperatoris? Lipſ. 1733. 4. e] Itter de feudis imperii C. XIX. §. VI. ſeqq. Indes ſcheint mir dieſe mit der Lehnspflicht verbundene Huldig- ungsformel, woraus die meiſten Schriftſteller den Haupt- grund J 5

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Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen, mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 1. Altenburg, 1787, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht01_1787/163>, abgerufen am 26.04.2024.