Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Eigenthum und Gebiete der Völker
Haus Oesterreich sich verschiedene Vorrechte, ia selbst
eine Oberherschaft über dieses sogenante teutsche Meer
anmaassen wollen; aber die übrigen Mitstände haben
sich iederzeit darwider gesetzt. Jeder Landesherr be-
hauptet das Eigenthum und die Herschaft über den an
sein Land stossenden Theil des Sees, und zwar nach
den dort hergebrachten Grundsätzen, so weit vom Ufer
in den See hinein, als man leicht Grund faßt, oder
wie es dort heißt, auf den Gründen und Haldinen.
Der Schweb aber, oder die tiefe, weite und freye
See, ist gemeinschaftlich. Da diese Gründe nicht
überall gleich weit hineingehen, so erstreckt sich auch das
Eigenthum des einen Landesherrn zuweilen weiter als
des andern. Nur die Stadt Lindau eignet sich, unter
andern Vorrechten, diesen See bis in die Mitte zu c].

a] Henr. Com. a Bunau diss. de iure imperatoris atque
imperii Rom. Germ. circa maria Lips.
1744. und in
Cocceji Grot. illustr. T. IV. p. 393 -- 420.
b] Mosers Auswärtiges Staatsrecht 2. B. 1. K. §. 3.
S. 42. ingl. dessen Landeshoheit in Ans. Erde und
Wasser Kap. 17. §. 2. Kap. 23. §. 4.
E. H. v. Römer Völkerrecht der Teutschen. Halle 1789.
S. 250.
v. Cancrin 1. Abh. 2. Kap. §. 78. S. 60.
c] C. G. Buder diss. de dominio maris Sueuici vulgo
Lacus Bodamici. Ien.
1742. und die im Anhange be-
findlichen Rationes warum dem höchstlöhl. Erzhaus
Oesterreich von dem hochlöbl. schwäbil. Krais und son-
derheitlich dessen in und an dem Bodensee situirten Für-
sten und Ständen das sogenante und neuerlicher Dingen
prätendirte Dominium maris weder in petitorio noch
possessorio eingestanden werden könne. Ingl. Mosers
Nachbarl. Staatsr. 3. B. 15. K. §. 15. S. 440.
v. Cancrin S. 70.
Drit-

Von dem Eigenthum und Gebiete der Voͤlker
Haus Oeſterreich ſich verſchiedene Vorrechte, ia ſelbſt
eine Oberherſchaft uͤber dieſes ſogenante teutſche Meer
anmaaſſen wollen; aber die uͤbrigen Mitſtaͤnde haben
ſich iederzeit darwider geſetzt. Jeder Landesherr be-
hauptet das Eigenthum und die Herſchaft uͤber den an
ſein Land ſtoſſenden Theil des Sees, und zwar nach
den dort hergebrachten Grundſaͤtzen, ſo weit vom Ufer
in den See hinein, als man leicht Grund faßt, oder
wie es dort heißt, auf den Gruͤnden und Haldinen.
Der Schweb aber, oder die tiefe, weite und freye
See, iſt gemeinſchaftlich. Da dieſe Gruͤnde nicht
uͤberall gleich weit hineingehen, ſo erſtreckt ſich auch das
Eigenthum des einen Landesherrn zuweilen weiter als
des andern. Nur die Stadt Lindau eignet ſich, unter
andern Vorrechten, dieſen See bis in die Mitte zu c].

a] Henr. Com. a Bunau diſſ. de iure imperatoris atque
imperii Rom. Germ. circa maria Lipſ.
1744. und in
Cocceji Grot. illuſtr. T. IV. p. 393 — 420.
b] Moſers Auswaͤrtiges Staatsrecht 2. B. 1. K. §. 3.
S. 42. ingl. deſſen Landeshoheit in Anſ. Erde und
Waſſer Kap. 17. §. 2. Kap. 23. §. 4.
E. H. v. Roͤmer Voͤlkerrecht der Teutſchen. Halle 1789.
S. 250.
v. Cancrin 1. Abh. 2. Kap. §. 78. S. 60.
c] C. G. Buder diſſ. de dominio maris Sueuici vulgo
Lacus Bodamici. Ien.
1742. und die im Anhange be-
findlichen Rationes warum dem hoͤchſtloͤhl. Erzhaus
Oeſterreich von dem hochloͤbl. ſchwaͤbil. Krais und ſon-
derheitlich deſſen in und an dem Bodenſee ſituirten Fuͤr-
ſten und Staͤnden das ſogenante und neuerlicher Dingen
praͤtendirte Dominium maris weder in petitorio noch
poſſeſſorio eingeſtanden werden koͤnne. Ingl. Moſers
Nachbarl. Staatsr. 3. B. 15. K. §. 15. S. 440.
v. Cancrin S. 70.
Drit-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0070" n="56"/><fw place="top" type="header">Von dem Eigenthum und Gebiete der Vo&#x0364;lker</fw><lb/>
Haus Oe&#x017F;terreich &#x017F;ich ver&#x017F;chiedene Vorrechte, ia &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
eine Oberher&#x017F;chaft u&#x0364;ber die&#x017F;es &#x017F;ogenante <hi rendition="#fr">teut&#x017F;che Meer</hi><lb/>
anmaa&#x017F;&#x017F;en wollen; aber die u&#x0364;brigen Mit&#x017F;ta&#x0364;nde haben<lb/>
&#x017F;ich iederzeit darwider ge&#x017F;etzt. Jeder Landesherr be-<lb/>
hauptet das Eigenthum und die Her&#x017F;chaft u&#x0364;ber den an<lb/>
&#x017F;ein Land &#x017F;to&#x017F;&#x017F;enden Theil des Sees, und zwar nach<lb/>
den dort hergebrachten Grund&#x017F;a&#x0364;tzen, &#x017F;o weit vom Ufer<lb/>
in den See hinein, als man leicht Grund faßt, oder<lb/>
wie es dort heißt, auf den <hi rendition="#fr">Gru&#x0364;nden</hi> und <hi rendition="#fr">Haldinen.</hi><lb/>
Der <hi rendition="#fr">Schweb</hi> aber, oder die tiefe, weite und freye<lb/>
See, i&#x017F;t gemein&#x017F;chaftlich. Da die&#x017F;e Gru&#x0364;nde nicht<lb/>
u&#x0364;berall gleich weit hineingehen, &#x017F;o er&#x017F;treckt &#x017F;ich auch das<lb/>
Eigenthum des einen Landesherrn zuweilen weiter als<lb/>
des andern. Nur die Stadt Lindau eignet &#x017F;ich, unter<lb/>
andern Vorrechten, die&#x017F;en See bis in die Mitte zu <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">c</hi></hi>].</p><lb/>
              <note place="end" n="a]"><hi rendition="#aq">Henr. Com. a <hi rendition="#i">Bunau</hi> di&#x017F;&#x017F;. de iure imperatoris atque<lb/>
imperii Rom. Germ. circa maria Lip&#x017F;.</hi> 1744. und in<lb/><hi rendition="#aq">Cocceji Grot. illu&#x017F;tr. T. IV. p. 393 &#x2014; 420.</hi></note><lb/>
              <note place="end" n="b]"><hi rendition="#fr">Mo&#x017F;ers</hi> Auswa&#x0364;rtiges Staatsrecht 2. B. 1. K. §. 3.<lb/>
S. 42. ingl. de&#x017F;&#x017F;en Landeshoheit in An&#x017F;. Erde und<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er Kap. 17. §. 2. Kap. 23. §. 4.<lb/><hi rendition="#et">E. H. v. Ro&#x0364;mer Vo&#x0364;lkerrecht der Teut&#x017F;chen. Halle 1789.<lb/>
S. 250.<lb/>
v. <hi rendition="#fr">Cancrin</hi> 1. Abh. 2. Kap. §. 78. S. 60.</hi></note><lb/>
              <note place="end" n="c]"><hi rendition="#aq">C. G. <hi rendition="#i">Buder</hi> di&#x017F;&#x017F;. de dominio maris Sueuici vulgo<lb/>
Lacus Bodamici. Ien.</hi> 1742. und die im Anhange be-<lb/>
findlichen <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Rationes</hi></hi> warum dem ho&#x0364;ch&#x017F;tlo&#x0364;hl. Erzhaus<lb/>
Oe&#x017F;terreich von dem hochlo&#x0364;bl. &#x017F;chwa&#x0364;bil. Krais und &#x017F;on-<lb/>
derheitlich de&#x017F;&#x017F;en in und an dem Boden&#x017F;ee &#x017F;ituirten Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten und Sta&#x0364;nden das &#x017F;ogenante und neuerlicher Dingen<lb/>
pra&#x0364;tendirte <hi rendition="#aq">Dominium maris</hi> weder <hi rendition="#aq">in petitorio</hi> noch<lb/><hi rendition="#aq">po&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;orio</hi> einge&#x017F;tanden werden ko&#x0364;nne. Ingl. <hi rendition="#fr">Mo&#x017F;ers</hi><lb/>
Nachbarl. Staatsr. 3. B. 15. K. §. 15. S. 440.<lb/>
v. <hi rendition="#fr">Cancrin</hi> S. 70.</note>
            </div>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Drit-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[56/0070] Von dem Eigenthum und Gebiete der Voͤlker Haus Oeſterreich ſich verſchiedene Vorrechte, ia ſelbſt eine Oberherſchaft uͤber dieſes ſogenante teutſche Meer anmaaſſen wollen; aber die uͤbrigen Mitſtaͤnde haben ſich iederzeit darwider geſetzt. Jeder Landesherr be- hauptet das Eigenthum und die Herſchaft uͤber den an ſein Land ſtoſſenden Theil des Sees, und zwar nach den dort hergebrachten Grundſaͤtzen, ſo weit vom Ufer in den See hinein, als man leicht Grund faßt, oder wie es dort heißt, auf den Gruͤnden und Haldinen. Der Schweb aber, oder die tiefe, weite und freye See, iſt gemeinſchaftlich. Da dieſe Gruͤnde nicht uͤberall gleich weit hineingehen, ſo erſtreckt ſich auch das Eigenthum des einen Landesherrn zuweilen weiter als des andern. Nur die Stadt Lindau eignet ſich, unter andern Vorrechten, dieſen See bis in die Mitte zu c]. a] Henr. Com. a Bunau diſſ. de iure imperatoris atque imperii Rom. Germ. circa maria Lipſ. 1744. und in Cocceji Grot. illuſtr. T. IV. p. 393 — 420. b] Moſers Auswaͤrtiges Staatsrecht 2. B. 1. K. §. 3. S. 42. ingl. deſſen Landeshoheit in Anſ. Erde und Waſſer Kap. 17. §. 2. Kap. 23. §. 4. E. H. v. Roͤmer Voͤlkerrecht der Teutſchen. Halle 1789. S. 250. v. Cancrin 1. Abh. 2. Kap. §. 78. S. 60. c] C. G. Buder diſſ. de dominio maris Sueuici vulgo Lacus Bodamici. Ien. 1742. und die im Anhange be- findlichen Rationes warum dem hoͤchſtloͤhl. Erzhaus Oeſterreich von dem hochloͤbl. ſchwaͤbil. Krais und ſon- derheitlich deſſen in und an dem Bodenſee ſituirten Fuͤr- ſten und Staͤnden das ſogenante und neuerlicher Dingen praͤtendirte Dominium maris weder in petitorio noch poſſeſſorio eingeſtanden werden koͤnne. Ingl. Moſers Nachbarl. Staatsr. 3. B. 15. K. §. 15. S. 440. v. Cancrin S. 70. Drit-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/70
Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/70>, abgerufen am 26.04.2024.