Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

dem Lineale zur Ruh. -- Aus dem bisherigen
ergiebt sich, dass ein jeder genau aufmerken und
behalten müsse, wie die Buchstaben vertheilt
werden; denn wenn der Buchstabirer zur un-
rechten Person kommt, und wie vorhin das d
zupft, wenn er das u zupfen soll, so erhält er
von der Person d einen Streich, so wie vom
Schreibmeister auch, der ihm wohl noch gar am
Ohre zum u hinleitet. Der Schreibmeister muss
sich die Buchstaben eben so gut merken; denn
auch er erhält einen Schlag, wenn er den Spie-
ler zu einen falschen Buchstaben bringt, selbst
falsch buchstabirt, falsch verbessert oder ein
Wort aufgiebt, wozu nicht alle Buchstaben da
sind.

Beyde Spiele haben Aehnlichkeit mit einan-
der, daher ziehe ich ihre Beurtheilung hier zu-
sammen; der Rechenmeister erfordert weit mehr
schnelle Aufmerksamkeit, und ist für flüchtige
junge Personen trefflich. Die Hauptperson
erhält überdem Gelegenheit ihr Mundwerk auf
allerley Art zu üben, und ihre Phantasie in aller-
ley kleinen Erfindungen anzustrengen. -- Noch
weit vorzüglicher ist aber die Orthogr. Lehrstunde.
Es fordert neben gespannter Aufmerksam-
keit auch Gedächtniss, und ist mit weit mehr
lächerlichen Auftritten verbunden, wenn die
Gesellschaft mit natürlicher Unbefangenheit

U 5

dem Lineale zur Ruh. — Aus dem bisherigen
ergiebt ſich, daſs ein jeder genau aufmerken und
behalten müſſe, wie die Buchſtaben vertheilt
werden; denn wenn der Buchſtabirer zur un-
rechten Perſon kommt, und wie vorhin das d
zupft, wenn er das u zupfen ſoll, ſo erhält er
von der Perſon d einen Streich, ſo wie vom
Schreibmeiſter auch, der ihm wohl noch gar am
Ohre zum u hinleitet. Der Schreibmeiſter muſs
ſich die Buchſtaben eben ſo gut merken; denn
auch er erhält einen Schlag, wenn er den Spie-
ler zu einen falſchen Buchſtaben bringt, ſelbſt
falſch buchſtabirt, falſch verbeſſert oder ein
Wort aufgiebt, wozu nicht alle Buchſtaben da
ſind.

Beyde Spiele haben Aehnlichkeit mit einan-
der, daher ziehe ich ihre Beurtheilung hier zu-
ſammen; der Rechenmeiſter erfordert weit mehr
ſchnelle Aufmerkſamkeit, und iſt für flüchtige
junge Perſonen trefflich. Die Hauptperſon
erhält überdem Gelegenheit ihr Mundwerk auf
allerley Art zu üben, und ihre Phantaſie in aller-
ley kleinen Erfindungen anzuſtrengen. — Noch
weit vorzüglicher iſt aber die Orthogr. Lehrſtunde.
Es fordert neben geſpannter Aufmerkſam-
keit auch Gedächtniſs, und iſt mit weit mehr
lächerlichen Auftritten verbunden, wenn die
Geſellſchaft mit natürlicher Unbefangenheit

U 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0345" n="313"/>
dem Lineale zur Ruh. &#x2014; Aus dem bisherigen<lb/>
ergiebt &#x017F;ich, da&#x017F;s ein jeder genau aufmerken und<lb/>
behalten mü&#x017F;&#x017F;e, wie die Buch&#x017F;taben vertheilt<lb/>
werden; denn wenn der Buch&#x017F;tabirer zur un-<lb/>
rechten Per&#x017F;on kommt, und wie vorhin das <hi rendition="#i">d</hi><lb/>
zupft, wenn er das <hi rendition="#i">u</hi> zupfen &#x017F;oll, &#x017F;o erhält er<lb/>
von der Per&#x017F;on <hi rendition="#i">d</hi> einen Streich, &#x017F;o wie vom<lb/>
Schreibmei&#x017F;ter auch, der ihm wohl noch gar am<lb/>
Ohre zum <hi rendition="#i">u</hi> hinleitet. Der Schreibmei&#x017F;ter mu&#x017F;s<lb/>
&#x017F;ich die Buch&#x017F;taben eben &#x017F;o gut merken; denn<lb/>
auch er erhält einen Schlag, wenn er den Spie-<lb/>
ler zu einen fal&#x017F;chen Buch&#x017F;taben bringt, &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
fal&#x017F;ch buch&#x017F;tabirt, fal&#x017F;ch verbe&#x017F;&#x017F;ert oder ein<lb/>
Wort aufgiebt, wozu nicht alle Buch&#x017F;taben da<lb/>
&#x017F;ind.</p><lb/>
              <p>Beyde Spiele haben Aehnlichkeit mit einan-<lb/>
der, daher ziehe ich ihre Beurtheilung hier zu-<lb/>
&#x017F;ammen; der <hi rendition="#i">Rechenmei&#x017F;ter</hi> erfordert weit mehr<lb/>
&#x017F;chnelle Aufmerk&#x017F;amkeit, und i&#x017F;t für flüchtige<lb/>
junge Per&#x017F;onen trefflich. Die Hauptper&#x017F;on<lb/>
erhält überdem Gelegenheit ihr Mundwerk auf<lb/>
allerley Art zu üben, und ihre Phanta&#x017F;ie in aller-<lb/>
ley kleinen Erfindungen anzu&#x017F;trengen. &#x2014; Noch<lb/>
weit vorzüglicher i&#x017F;t aber die <hi rendition="#i">Orthogr. Lehr&#x017F;tunde</hi>.<lb/>
Es fordert neben ge&#x017F;pannter Aufmerk&#x017F;am-<lb/>
keit auch Gedächtni&#x017F;s, und i&#x017F;t mit weit mehr<lb/>
lächerlichen Auftritten verbunden, wenn die<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft mit natürlicher Unbefangenheit<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 5</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[313/0345] dem Lineale zur Ruh. — Aus dem bisherigen ergiebt ſich, daſs ein jeder genau aufmerken und behalten müſſe, wie die Buchſtaben vertheilt werden; denn wenn der Buchſtabirer zur un- rechten Perſon kommt, und wie vorhin das d zupft, wenn er das u zupfen ſoll, ſo erhält er von der Perſon d einen Streich, ſo wie vom Schreibmeiſter auch, der ihm wohl noch gar am Ohre zum u hinleitet. Der Schreibmeiſter muſs ſich die Buchſtaben eben ſo gut merken; denn auch er erhält einen Schlag, wenn er den Spie- ler zu einen falſchen Buchſtaben bringt, ſelbſt falſch buchſtabirt, falſch verbeſſert oder ein Wort aufgiebt, wozu nicht alle Buchſtaben da ſind. Beyde Spiele haben Aehnlichkeit mit einan- der, daher ziehe ich ihre Beurtheilung hier zu- ſammen; der Rechenmeiſter erfordert weit mehr ſchnelle Aufmerkſamkeit, und iſt für flüchtige junge Perſonen trefflich. Die Hauptperſon erhält überdem Gelegenheit ihr Mundwerk auf allerley Art zu üben, und ihre Phantaſie in aller- ley kleinen Erfindungen anzuſtrengen. — Noch weit vorzüglicher iſt aber die Orthogr. Lehrſtunde. Es fordert neben geſpannter Aufmerkſam- keit auch Gedächtniſs, und iſt mit weit mehr lächerlichen Auftritten verbunden, wenn die Geſellſchaft mit natürlicher Unbefangenheit U 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/345
Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/345>, abgerufen am 26.04.2024.