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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

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Vorspieler. Dieser steht mit einem gedreheten
Tuche vor der Fronte und harangirt sie auf al-
lerley Art, z. Beysp. Meine Herrn, ich bin
weit in der Welt herum gewesen, habe viel Län-
der gesehn, und bin ein starker Naturkündiger
geworden, ich weiss z. Ex. dass alles was Federn
hat fliegt, -- Sie müssen freylich alle Bett- und
Schreibfederbehältnisse davon ausnehmen. --
Aber alle Vögel fliegen! -- Hier hebt er seine
Hände auf, und alle Zuhörer müssen in dem Au-
genblicke dasselbe thun, wer es nicht thut, be-
kommt einen Schlag. -- Alle Enten fliegen, al-
le Hühner fliegen, alle Rebhühner, alle Staaren
fliegen. (So nennt er schnell hinter einander her
allerley Vögelarten, und bey jeder müssen die
Hände von allen zum Zeichen des Fliegens ge-
hoben werden. Aber plözlich nennt er mitten
unter den Vögeln irgend etwas, das nicht fliegen
kann, z. E. alle Berge fliegen, alle Pferde flie-
gen. Die Hände sind da einmal im Gange des
Auffahrens, daher versehen sich immer einige
und lassen Berg und Pferd mitfliegen. Dasezts
denn etwas ab, und diess macht Gelächter.


Vorſpieler. Dieſer ſteht mit einem gedreheten
Tuche vor der Fronte und harangirt ſie auf al-
lerley Art, z. Beyſp. Meine Herrn, ich bin
weit in der Welt herum geweſen, habe viel Län-
der geſehn, und bin ein ſtarker Naturkündiger
geworden, ich weiſs z. Ex. daſs alles was Federn
hat fliegt, — Sie müſſen freylich alle Bett- und
Schreibfederbehältniſſe davon ausnehmen. —
Aber alle Vögel fliegen! — Hier hebt er ſeine
Hände auf, und alle Zuhörer müſſen in dem Au-
genblicke daſſelbe thun, wer es nicht thut, be-
kommt einen Schlag. — Alle Enten fliegen, al-
le Hühner fliegen, alle Rebhühner, alle Staaren
fliegen. (So nennt er ſchnell hinter einander her
allerley Vögelarten, und bey jeder müſſen die
Hände von allen zum Zeichen des Fliegens ge-
hoben werden. Aber plözlich nennt er mitten
unter den Vögeln irgend etwas, das nicht fliegen
kann, z. E. alle Berge fliegen, alle Pferde flie-
gen. Die Hände ſind da einmal im Gange des
Auffahrens, daher verſehen ſich immer einige
und laſſen Berg und Pferd mitfliegen. Daſezts
denn etwas ab, und dieſs macht Gelächter.


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[324/0356] Vorſpieler. Dieſer ſteht mit einem gedreheten Tuche vor der Fronte und harangirt ſie auf al- lerley Art, z. Beyſp. Meine Herrn, ich bin weit in der Welt herum geweſen, habe viel Län- der geſehn, und bin ein ſtarker Naturkündiger geworden, ich weiſs z. Ex. daſs alles was Federn hat fliegt, — Sie müſſen freylich alle Bett- und Schreibfederbehältniſſe davon ausnehmen. — Aber alle Vögel fliegen! — Hier hebt er ſeine Hände auf, und alle Zuhörer müſſen in dem Au- genblicke daſſelbe thun, wer es nicht thut, be- kommt einen Schlag. — Alle Enten fliegen, al- le Hühner fliegen, alle Rebhühner, alle Staaren fliegen. (So nennt er ſchnell hinter einander her allerley Vögelarten, und bey jeder müſſen die Hände von allen zum Zeichen des Fliegens ge- hoben werden. Aber plözlich nennt er mitten unter den Vögeln irgend etwas, das nicht fliegen kann, z. E. alle Berge fliegen, alle Pferde flie- gen. Die Hände ſind da einmal im Gange des Auffahrens, daher verſehen ſich immer einige und laſſen Berg und Pferd mitfliegen. Daſezts denn etwas ab, und dieſs macht Gelächter.

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Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/356>, abgerufen am 26.04.2024.