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[Gutzkow, Karl:] Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.

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des Hofes in gegenwärtiger Verwickelung vertheidigen könne, man möchte den Gegner entlassen. Dieser ging. Ich blieb.

Welch eine Staatszeitung soll die meinige werden, in dem Artikel Inland kann ich zwar nicht gut über die Schranken der Barbarei hinausgehen, da die hiesige Censur für dieses Fach äußerst streng ist, aber im Ausland ist sie nachgiebiger.

Da will ich den deutschen Brüdern im Zeitungsspott eine Regel geben, die sich ihnen als nützlich bewähren wird.

Es drängt die Bekanntmachung einer Thatsache über inländische Angelegenheiten. Die Scheere des Censors wird sie nicht schonen. Was thut man?

"Wenn Sie, verehrter Herr Regierungsrath, in meiner Zeitung den Abdruck dieses Handels unterdrücken, so schick' ich ihn in ein englisches oder französisches Blatt. Man liest ihn auf unserem Museum. Wie könnte dann noch der Abdruck unter der Rubrik London oder Paris ohne Aergerniß gehindert werden!"

Eine tolle Zeit, wo man, um ehrlich zu sein, ein Spitzbube werden muß! Scheinbar scherzt man freundlich mit einem Kinde, und hat es doch nur auf die artige Magd abgesehen, die es trägt. Dieselben Handlungen, die bei dem Einen als

des Hofes in gegenwärtiger Verwickelung vertheidigen könne, man möchte den Gegner entlassen. Dieser ging. Ich blieb.

Welch eine Staatszeitung soll die meinige werden, in dem Artikel Inland kann ich zwar nicht gut über die Schranken der Barbarei hinausgehen, da die hiesige Censur für dieses Fach äußerst streng ist, aber im Ausland ist sie nachgiebiger.

Da will ich den deutschen Brüdern im Zeitungsspott eine Regel geben, die sich ihnen als nützlich bewähren wird.

Es drängt die Bekanntmachung einer Thatsache über inländische Angelegenheiten. Die Scheere des Censors wird sie nicht schonen. Was thut man?

»Wenn Sie, verehrter Herr Regierungsrath, in meiner Zeitung den Abdruck dieses Handels unterdrücken, so schick’ ich ihn in ein englisches oder französisches Blatt. Man liest ihn auf unserem Museum. Wie könnte dann noch der Abdruck unter der Rubrik London oder Paris ohne Aergerniß gehindert werden!«

Eine tolle Zeit, wo man, um ehrlich zu sein, ein Spitzbube werden muß! Scheinbar scherzt man freundlich mit einem Kinde, und hat es doch nur auf die artige Magd abgesehen, die es trägt. Dieselben Handlungen, die bei dem Einen als

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[28/0041] des Hofes in gegenwärtiger Verwickelung vertheidigen könne, man möchte den Gegner entlassen. Dieser ging. Ich blieb. Welch eine Staatszeitung soll die meinige werden, in dem Artikel Inland kann ich zwar nicht gut über die Schranken der Barbarei hinausgehen, da die hiesige Censur für dieses Fach äußerst streng ist, aber im Ausland ist sie nachgiebiger. Da will ich den deutschen Brüdern im Zeitungsspott eine Regel geben, die sich ihnen als nützlich bewähren wird. Es drängt die Bekanntmachung einer Thatsache über inländische Angelegenheiten. Die Scheere des Censors wird sie nicht schonen. Was thut man? »Wenn Sie, verehrter Herr Regierungsrath, in meiner Zeitung den Abdruck dieses Handels unterdrücken, so schick’ ich ihn in ein englisches oder französisches Blatt. Man liest ihn auf unserem Museum. Wie könnte dann noch der Abdruck unter der Rubrik London oder Paris ohne Aergerniß gehindert werden!« Eine tolle Zeit, wo man, um ehrlich zu sein, ein Spitzbube werden muß! Scheinbar scherzt man freundlich mit einem Kinde, und hat es doch nur auf die artige Magd abgesehen, die es trägt. Dieselben Handlungen, die bei dem Einen als

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Zitationshilfe: [Gutzkow, Karl:] Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_narren_1832/41>, abgerufen am 26.04.2024.