Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a., 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

hinauf und zu Hartmann herunter und wieder zu Stirner und Nietzsche hinauf.

Da waren einige ganz göttlich verrückte Kerle darunter.

Ich mußte eine zeitlang von mir in der dritten Person sprechen, immer, wenn ich schrieb oder auch nur an mich dachte. Warum, wußte ich nicht. Ich glaubte eine zeitlang, dies sei der Einfluß der chinesischen Philosophie, von der ich nie ein Sterbenswörtchen gelesen hatte.

Aber es war doch so.

Ich glaubte es ganz steif und fest.

28.

Auf einmal wurde ich wieder vernünftig, so traurig vernünftig. Ich faßte in einigen Minuten meinen Plan, besser gesagt, irgend etwas Unbestimmtes, so etwas Sattes, Grünes zwang mir diesen Plan auf. Zuerst mußte ich mit Fontana ins Reine kommen. Das war ein so netter Kerl. Da mußte ich mich mit Ekel vollsaufen wie ein Schwamm, den man in eine Mistpfütze geworfen hat. Und das brauchte ich, das mußte ich haben.

Ich schrieb an ihn einen Brief, ganz demüthig wie ein Schulbub, es thue mir so sehr leid, mich

hinauf und zu Hartmann herunter und wieder zu Stirner und Nietzsche hinauf.

Da waren einige ganz göttlich verrückte Kerle darunter.

Ich mußte eine zeitlang von mir in der dritten Person sprechen, immer, wenn ich schrieb oder auch nur an mich dachte. Warum, wußte ich nicht. Ich glaubte eine zeitlang, dies sei der Einfluß der chinesischen Philosophie, von der ich nie ein Sterbenswörtchen gelesen hatte.

Aber es war doch so.

Ich glaubte es ganz steif und fest.

28.

Auf einmal wurde ich wieder vernünftig, so traurig vernünftig. Ich faßte in einigen Minuten meinen Plan, besser gesagt, irgend etwas Unbestimmtes, so etwas Sattes, Grünes zwang mir diesen Plan auf. Zuerst mußte ich mit Fontana ins Reine kommen. Das war ein so netter Kerl. Da mußte ich mich mit Ekel vollsaufen wie ein Schwamm, den man in eine Mistpfütze geworfen hat. Und das brauchte ich, das mußte ich haben.

Ich schrieb an ihn einen Brief, ganz demüthig wie ein Schulbub, es thue mir so sehr leid, mich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0111" n="113"/>
hinauf und zu Hartmann herunter und wieder zu Stirner und Nietzsche hinauf.</p>
          <p>Da waren einige ganz göttlich verrückte Kerle darunter.</p>
          <p>Ich mußte eine zeitlang von mir in der dritten Person sprechen, immer, wenn ich schrieb oder auch nur an mich dachte. Warum, wußte ich nicht. Ich glaubte eine zeitlang, dies sei der Einfluß der chinesischen Philosophie, von der ich nie ein Sterbenswörtchen gelesen hatte.</p>
          <p>Aber es war doch so.</p>
          <p>Ich glaubte es ganz steif und fest.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head>28.</head><lb/>
          <p>Auf einmal wurde ich wieder vernünftig, so traurig vernünftig. Ich faßte in einigen Minuten meinen Plan, besser gesagt, irgend etwas Unbestimmtes, so etwas Sattes, Grünes zwang mir diesen Plan auf. Zuerst mußte ich mit Fontana ins Reine kommen. Das war ein so netter Kerl. Da mußte ich mich mit Ekel vollsaufen wie ein Schwamm, den man in eine Mistpfütze geworfen hat. Und das brauchte ich, das mußte ich haben.</p>
          <p>Ich schrieb an ihn einen Brief, ganz demüthig wie ein Schulbub, es thue mir so sehr leid, mich
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0111] hinauf und zu Hartmann herunter und wieder zu Stirner und Nietzsche hinauf. Da waren einige ganz göttlich verrückte Kerle darunter. Ich mußte eine zeitlang von mir in der dritten Person sprechen, immer, wenn ich schrieb oder auch nur an mich dachte. Warum, wußte ich nicht. Ich glaubte eine zeitlang, dies sei der Einfluß der chinesischen Philosophie, von der ich nie ein Sterbenswörtchen gelesen hatte. Aber es war doch so. Ich glaubte es ganz steif und fest. 28. Auf einmal wurde ich wieder vernünftig, so traurig vernünftig. Ich faßte in einigen Minuten meinen Plan, besser gesagt, irgend etwas Unbestimmtes, so etwas Sattes, Grünes zwang mir diesen Plan auf. Zuerst mußte ich mit Fontana ins Reine kommen. Das war ein so netter Kerl. Da mußte ich mich mit Ekel vollsaufen wie ein Schwamm, den man in eine Mistpfütze geworfen hat. Und das brauchte ich, das mußte ich haben. Ich schrieb an ihn einen Brief, ganz demüthig wie ein Schulbub, es thue mir so sehr leid, mich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900/111
Zitationshilfe: Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a., 1900, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900/111>, abgerufen am 26.04.2024.