Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a., 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

ihm gegenüber so benommen zu haben, und ich möchte gerne mit ihm reden.

Ich bekam sogleich eine Antwort.

Er bestimmte mir für den andern Abend ein kleines, ganz stilles Restaurant, wo uns niemand kannte.

Den nächsten Tag gieng ich nach dem Diner zu Ada, meiner kleinen, blonden Ada mit dem frechsten Lachen der ganzen Welt. Aber heute heiterte sie mich nicht auf. Wieder dieses ruhige Bewußtsein meiner Feigheit. Ich werde es doch nicht thun und darum zugrunde gehen müssen, ganz elend, ganz gemein. Ich dachte an Ernst. In ihrem Bette, an ihrer Seite lebte ich noch einmal - ich weiß nicht zum wievielsten Hundertmal - diese begrabene, unselige Leidenschaft durch, aber ins Sexuell-Erotische übersetzt. Zum Duft der Tuberose der Hauch der frischen Kastanienblüte. Daraus könnte man ein Toxon destillieren, das einen gerade so gemein sterben läßt, wie wenn man sich im Bordell in den Bauch schießt.

Ich gieng um acht Uhr abends weg und direct nach dem von Fontana bestimmten Zusammenkunftsort.

Als ich hinkam, waren in dem einen Zimmer, dem einzigen, in welchem weißgedeckte Tische standen,

ihm gegenüber so benommen zu haben, und ich möchte gerne mit ihm reden.

Ich bekam sogleich eine Antwort.

Er bestimmte mir für den andern Abend ein kleines, ganz stilles Restaurant, wo uns niemand kannte.

Den nächsten Tag gieng ich nach dem Diner zu Ada, meiner kleinen, blonden Ada mit dem frechsten Lachen der ganzen Welt. Aber heute heiterte sie mich nicht auf. Wieder dieses ruhige Bewußtsein meiner Feigheit. Ich werde es doch nicht thun und darum zugrunde gehen müssen, ganz elend, ganz gemein. Ich dachte an Ernst. In ihrem Bette, an ihrer Seite lebte ich noch einmal – ich weiß nicht zum wievielsten Hundertmal – diese begrabene, unselige Leidenschaft durch, aber ins Sexuell-Erotische übersetzt. Zum Duft der Tuberose der Hauch der frischen Kastanienblüte. Daraus könnte man ein Toxon destillieren, das einen gerade so gemein sterben läßt, wie wenn man sich im Bordell in den Bauch schießt.

Ich gieng um acht Uhr abends weg und direct nach dem von Fontana bestimmten Zusammenkunftsort.

Als ich hinkam, waren in dem einen Zimmer, dem einzigen, in welchem weißgedeckte Tische standen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0112" n="114"/>
ihm gegenüber so benommen zu haben, und ich möchte gerne mit ihm reden.</p>
          <p>Ich bekam sogleich eine Antwort.</p>
          <p>Er bestimmte mir für den andern Abend ein kleines, ganz stilles Restaurant, wo uns niemand kannte.</p>
          <p>Den nächsten Tag gieng ich nach dem Diner zu Ada, meiner kleinen, blonden Ada mit dem frechsten Lachen der ganzen Welt. Aber heute heiterte sie mich nicht auf. Wieder dieses ruhige Bewußtsein meiner Feigheit. Ich werde es doch nicht thun und darum zugrunde gehen müssen, ganz elend, ganz gemein. Ich dachte an Ernst. In ihrem Bette, an ihrer Seite lebte ich noch einmal &#x2013; ich weiß nicht zum wievielsten Hundertmal &#x2013; diese begrabene, unselige Leidenschaft durch, aber ins Sexuell-Erotische übersetzt. Zum Duft der Tuberose der Hauch der frischen Kastanienblüte. Daraus könnte man ein Toxon destillieren, das einen gerade so gemein sterben läßt, wie wenn man sich im Bordell in den Bauch schießt.</p>
          <p>Ich gieng um acht Uhr abends weg und direct nach dem von Fontana bestimmten Zusammenkunftsort.</p>
          <p>Als ich hinkam, waren in dem einen Zimmer, dem einzigen, in welchem weißgedeckte Tische standen,
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0112] ihm gegenüber so benommen zu haben, und ich möchte gerne mit ihm reden. Ich bekam sogleich eine Antwort. Er bestimmte mir für den andern Abend ein kleines, ganz stilles Restaurant, wo uns niemand kannte. Den nächsten Tag gieng ich nach dem Diner zu Ada, meiner kleinen, blonden Ada mit dem frechsten Lachen der ganzen Welt. Aber heute heiterte sie mich nicht auf. Wieder dieses ruhige Bewußtsein meiner Feigheit. Ich werde es doch nicht thun und darum zugrunde gehen müssen, ganz elend, ganz gemein. Ich dachte an Ernst. In ihrem Bette, an ihrer Seite lebte ich noch einmal – ich weiß nicht zum wievielsten Hundertmal – diese begrabene, unselige Leidenschaft durch, aber ins Sexuell-Erotische übersetzt. Zum Duft der Tuberose der Hauch der frischen Kastanienblüte. Daraus könnte man ein Toxon destillieren, das einen gerade so gemein sterben läßt, wie wenn man sich im Bordell in den Bauch schießt. Ich gieng um acht Uhr abends weg und direct nach dem von Fontana bestimmten Zusammenkunftsort. Als ich hinkam, waren in dem einen Zimmer, dem einzigen, in welchem weißgedeckte Tische standen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900/112
Zitationshilfe: Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a., 1900, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900/112>, abgerufen am 26.04.2024.