Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweites Buch. Gefässe.
§. 16.
Die Geschichte der einfachen Drüsen
(glandulae conglobatae).

Von der Geschichte der Flieswassergefässe läst sich
die Beschreibung der einfachen Drüsen nicht trennen.
Denn es gehen entweder alle durchsichtige Adern, oder
doch wenigstens die meisten, zu diesen Drüsen hin, wo-
von sonderlich das erstere von vielen geglaubet wird (n).
Dieser Art von Fleisch kömmt der Name Glandul (klei-
ne Eichel) vorzüglich zu, weil ihre Figur den wahren
Eicheln vollkommen gleich ist, und sie Celsus aller-
dings (o) besonders verstanden hat, wenn er von den
Drüsen schrieb, die zuweilen am Halse mit empfindlichen
Schmerzen aufzuschwellen pflegen. Es hat sie auch
Marinus (p) von den übrigen Drüsen dadurch unter-
schieden, weil sie von dichter Substanz, und sich in kleine
Gefässe zertheilen liessen, welches Kennzeichen auch Ga-
lenus
beibehalten hat (q) Rufus nannte diejenige,
etwas fette und fleischige Gewächse (r), die an den Leisten,
und weichen Därmen sich befinden; an einem andern Ort
aber (s) führet er die Nakken- und Achsenhölendrüsen an,
ingleichen die am Gekröse des dünnen Gedärmes und den
Leisten säßen. Pollux (t) nannte sie Geschwülste von Fett
und Fleisch, besonders an den Leisten, der Achselhöle,
und dem Gekröse, wo sie khoirades heissen. Vesalius (u)
macht aus denenjenigen das dritte Geschlecht der Drüsen,
die unter den Ohren, oder an der Kehle die Hölen aus-

füllten.
(n) [Spaltenumbruch] nvck S. 49.
(o) L. IV. c. 1.
(p) Beim Galen de semine L.
II.
und de meth. medendi L. XIV.
(q) Beim oribasivs Ausg. von
Dundaß, S. 80. Er sagt, es ge-
schehe keine Gefäszertheilung, die
[Spaltenumbruch] nicht auch in dergleichen Drüsen
statt habe.
(r) De appell. partium L. II. S.
64. Ausg. Clinchs.
(s) Ebendaselbst L. I. S. 38.
(t) Ausg. Hemsterhuys, S.
26.
(u) De fabr. corp. humani S.
722.
Zweites Buch. Gefaͤſſe.
§. 16.
Die Geſchichte der einfachen Druͤſen
(glandulae conglobatae).

Von der Geſchichte der Flieswaſſergefaͤſſe laͤſt ſich
die Beſchreibung der einfachen Druͤſen nicht trennen.
Denn es gehen entweder alle durchſichtige Adern, oder
doch wenigſtens die meiſten, zu dieſen Druͤſen hin, wo-
von ſonderlich das erſtere von vielen geglaubet wird (n).
Dieſer Art von Fleiſch koͤmmt der Name Glandul (klei-
ne Eichel) vorzuͤglich zu, weil ihre Figur den wahren
Eicheln vollkommen gleich iſt, und ſie Celſus aller-
dings (o) beſonders verſtanden hat, wenn er von den
Druͤſen ſchrieb, die zuweilen am Halſe mit empfindlichen
Schmerzen aufzuſchwellen pflegen. Es hat ſie auch
Marinus (p) von den uͤbrigen Druͤſen dadurch unter-
ſchieden, weil ſie von dichter Subſtanz, und ſich in kleine
Gefaͤſſe zertheilen lieſſen, welches Kennzeichen auch Ga-
lenus
beibehalten hat (q) Rufus nannte diejenige,
etwas fette und fleiſchige Gewaͤchſe (r), die an den Leiſten,
und weichen Daͤrmen ſich befinden; an einem andern Ort
aber (s) fuͤhret er die Nakken- und Achſenhoͤlendruͤſen an,
ingleichen die am Gekroͤſe des duͤnnen Gedaͤrmes und den
Leiſten ſaͤßen. Pollux (t) nannte ſie Geſchwuͤlſte von Fett
und Fleiſch, beſonders an den Leiſten, der Achſelhoͤle,
und dem Gekroͤſe, wo ſie χοιραδες heiſſen. Veſalius (u)
macht aus denenjenigen das dritte Geſchlecht der Druͤſen,
die unter den Ohren, oder an der Kehle die Hoͤlen aus-

fuͤllten.
(n) [Spaltenumbruch] nvck S. 49.
(o) L. IV. c. 1.
(p) Beim Galen de ſemine L.
II.
und de meth. medendi L. XIV.
(q) Beim oribasivs Ausg. von
Dundaß, S. 80. Er ſagt, es ge-
ſchehe keine Gefaͤszertheilung, die
[Spaltenumbruch] nicht auch in dergleichen Druͤſen
ſtatt habe.
(r) De appell. partium L. II. S.
64. Ausg. Clinchs.
(s) Ebendaſelbſt L. I. S. 38.
(t) Ausg. Hemſterhuys, S.
26.
(u) De fabr. corp. humani S.
722.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0396" n="340"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zweites Buch. Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 16.<lb/>
Die Ge&#x017F;chichte der einfachen Dru&#x0364;&#x017F;en<lb/>
(<hi rendition="#aq">glandulae conglobatae</hi>).</head><lb/>
            <p>Von der Ge&#x017F;chichte der Flieswa&#x017F;&#x017F;ergefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich<lb/>
die Be&#x017F;chreibung der einfachen Dru&#x0364;&#x017F;en nicht trennen.<lb/>
Denn es gehen entweder alle durch&#x017F;ichtige Adern, oder<lb/>
doch wenig&#x017F;tens die mei&#x017F;ten, zu die&#x017F;en Dru&#x0364;&#x017F;en hin, wo-<lb/>
von &#x017F;onderlich das er&#x017F;tere von vielen geglaubet wird <note place="foot" n="(n)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">nvck</hi></hi> S. 49.</note>.<lb/>
Die&#x017F;er Art von Flei&#x017F;ch ko&#x0364;mmt der Name <hi rendition="#fr">Glandul</hi> (klei-<lb/>
ne Eichel) vorzu&#x0364;glich zu, weil ihre Figur den wahren<lb/>
Eicheln vollkommen gleich i&#x017F;t, und &#x017F;ie <hi rendition="#fr">Cel&#x017F;us</hi> aller-<lb/>
dings <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq">L. IV. c.</hi> 1.</note> be&#x017F;onders ver&#x017F;tanden hat, wenn er von den<lb/>
Dru&#x0364;&#x017F;en &#x017F;chrieb, die zuweilen am Hal&#x017F;e mit empfindlichen<lb/>
Schmerzen aufzu&#x017F;chwellen pflegen. Es hat &#x017F;ie auch<lb/><hi rendition="#fr">Marinus</hi> <note place="foot" n="(p)">Beim <hi rendition="#fr">Galen</hi> <hi rendition="#aq">de &#x017F;emine L.<lb/>
II.</hi> und <hi rendition="#aq">de meth. medendi L. XIV.</hi></note> von den u&#x0364;brigen Dru&#x0364;&#x017F;en dadurch unter-<lb/>
&#x017F;chieden, weil &#x017F;ie von dichter Sub&#x017F;tanz, und &#x017F;ich in kleine<lb/>
Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e zertheilen lie&#x017F;&#x017F;en, welches Kennzeichen auch <hi rendition="#fr">Ga-<lb/>
lenus</hi> beibehalten hat <note place="foot" n="(q)">Beim <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">oribasivs</hi></hi> Ausg. von<lb/><hi rendition="#fr">Dundaß,</hi> S. 80. Er &#x017F;agt, es ge-<lb/>
&#x017F;chehe keine Gefa&#x0364;szertheilung, die<lb/><cb/>
nicht auch in dergleichen Dru&#x0364;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;tatt habe.</note> <hi rendition="#fr">Rufus</hi> nannte diejenige,<lb/>
etwas fette und flei&#x017F;chige Gewa&#x0364;ch&#x017F;e <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">De appell. partium L. II.</hi> S.<lb/>
64. Ausg. <hi rendition="#fr">Clinchs.</hi></note>, die an den Lei&#x017F;ten,<lb/>
und weichen Da&#x0364;rmen &#x017F;ich befinden; an einem andern Ort<lb/>
aber <note place="foot" n="(s)">Ebenda&#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq">L. I.</hi> S. 38.</note> fu&#x0364;hret er die Nakken- und Ach&#x017F;enho&#x0364;lendru&#x0364;&#x017F;en an,<lb/>
ingleichen die am Gekro&#x0364;&#x017F;e des du&#x0364;nnen Geda&#x0364;rmes und den<lb/>
Lei&#x017F;ten &#x017F;a&#x0364;ßen. <hi rendition="#fr">Pollux</hi> <note place="foot" n="(t)">Ausg. <hi rendition="#fr">Hem&#x017F;terhuys,</hi> S.<lb/>
26.</note> nannte &#x017F;ie Ge&#x017F;chwu&#x0364;l&#x017F;te von Fett<lb/>
und Flei&#x017F;ch, be&#x017F;onders an den Lei&#x017F;ten, der Ach&#x017F;elho&#x0364;le,<lb/>
und dem Gekro&#x0364;&#x017F;e, wo &#x017F;ie &#x03C7;&#x03BF;&#x03B9;&#x03C1;&#x03B1;&#x03B4;&#x03B5;&#x03C2; hei&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#fr">Ve&#x017F;alius</hi> <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq">De fabr. corp. humani</hi> S.<lb/>
722.</note><lb/>
macht aus denenjenigen das dritte Ge&#x017F;chlecht der Dru&#x0364;&#x017F;en,<lb/>
die unter den Ohren, oder an der Kehle die Ho&#x0364;len aus-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fu&#x0364;llten.</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[340/0396] Zweites Buch. Gefaͤſſe. §. 16. Die Geſchichte der einfachen Druͤſen (glandulae conglobatae). Von der Geſchichte der Flieswaſſergefaͤſſe laͤſt ſich die Beſchreibung der einfachen Druͤſen nicht trennen. Denn es gehen entweder alle durchſichtige Adern, oder doch wenigſtens die meiſten, zu dieſen Druͤſen hin, wo- von ſonderlich das erſtere von vielen geglaubet wird (n). Dieſer Art von Fleiſch koͤmmt der Name Glandul (klei- ne Eichel) vorzuͤglich zu, weil ihre Figur den wahren Eicheln vollkommen gleich iſt, und ſie Celſus aller- dings (o) beſonders verſtanden hat, wenn er von den Druͤſen ſchrieb, die zuweilen am Halſe mit empfindlichen Schmerzen aufzuſchwellen pflegen. Es hat ſie auch Marinus (p) von den uͤbrigen Druͤſen dadurch unter- ſchieden, weil ſie von dichter Subſtanz, und ſich in kleine Gefaͤſſe zertheilen lieſſen, welches Kennzeichen auch Ga- lenus beibehalten hat (q) Rufus nannte diejenige, etwas fette und fleiſchige Gewaͤchſe (r), die an den Leiſten, und weichen Daͤrmen ſich befinden; an einem andern Ort aber (s) fuͤhret er die Nakken- und Achſenhoͤlendruͤſen an, ingleichen die am Gekroͤſe des duͤnnen Gedaͤrmes und den Leiſten ſaͤßen. Pollux (t) nannte ſie Geſchwuͤlſte von Fett und Fleiſch, beſonders an den Leiſten, der Achſelhoͤle, und dem Gekroͤſe, wo ſie χοιραδες heiſſen. Veſalius (u) macht aus denenjenigen das dritte Geſchlecht der Druͤſen, die unter den Ohren, oder an der Kehle die Hoͤlen aus- fuͤllten. (n) nvck S. 49. (o) L. IV. c. 1. (p) Beim Galen de ſemine L. II. und de meth. medendi L. XIV. (q) Beim oribasivs Ausg. von Dundaß, S. 80. Er ſagt, es ge- ſchehe keine Gefaͤszertheilung, die nicht auch in dergleichen Druͤſen ſtatt habe. (r) De appell. partium L. II. S. 64. Ausg. Clinchs. (s) Ebendaſelbſt L. I. S. 38. (t) Ausg. Hemſterhuys, S. 26. (u) De fabr. corp. humani S. 722.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/396
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/396>, abgerufen am 28.04.2024.